Ich denke Weber bezieht sich hier auf die sogenannten Geisteswissenschaften (im Sinne Wilhelm Diltheys) die im englischen Sprachraum mit der weit bescheideneren Bezeichnung “Humanities” vorliebnehmen müssen. “Naturwissenschaften” (englisch sciences) produzieren keine Heilslehren sondern lösen Probleme, auch wenn Habermas und seine linksgrünen Adepten (alles “Geisteswissenschaftler”) das Gegenteil behaupten. Die Geisteswissenschaften drehen sich im Kreise und produzieren die Probleme die zu lösen sie vorgeben (z.B. Eurokrise, Energiewende, Flüchtlingskrise, Genderismus, Sprachverhunzung). Das Problem im deutschen Sprachraum ist dass sich hier Ideologen als Wissenschaftler aufspielen können. Bestes beunruhigendste Beispiel: Der wissenschaftliche Sozialismus begründet durch Marx und Engels, mit den bekannten fatalen Folgen.
Ein Glück für den Prof. Weber, daß er den Vortrag zu Zeiten des wilhelminischen Obrigkeitsstaates halten durfte. Heute, in dem freiesten Deutschland, das es je gab, wäre die Buchhandlung im Vorfeld von der Merkelschen Antifa zerlegt worden, seine Bücher hätte Amazon mit dem Hinweis auf rechtes Gedankengut von der Bestelliste gestrichen und Heribert Prantl persönlich hätte sämtliche Münchner Wirte zu einem Biergarten-Begehungsverbot für den unbelehrbaren Gelehrten aufgefordert.
So geht es wohl nicht darum, DIE Lehre zu finden, die Antworten auf alle unbeantworteten Fragen gibt. Da bestimmte Fragen nicht zu beantworten sind, bleibt ein Mysterium bestehen. Auch etwa mit einer zynischen und „über den Fragen“ stehenden Haltung lässt sich dieses Mysterium nicht wegdiskutieren oder ignorieren. Es gehört wohl zum Wesen des Menschen, dass er nach Antworten sucht und das ist auch wünschenswert. Der Mensch strebt und sucht und sogar das Leben, welches wir führen, bedeutet schon eine der möglichen Antworten. Ob uns das bewusst ist oder nicht. Weder ein Max Weber noch sonst jemand unter der Sonne geborenen, kann eine Antwort geben, die über den Rahmen hinausgeht, der uns gesteckt ist. Wir tappen im Dunkeln und werden es auch weiterhin tun. Das ist aber alles andere als ein Grund zur Verzweiflung. Wenn es denn so eingerichtet ist, dass wir in unserem Denken immer nur bis zu einem bestimmten Punkt kommen können, aber nie darüber hinaus, dann wird das schon seinen Grund haben. Kein Grund für Pessimismus.
Das menschliche Dasein ist und bleibt ein prekäres, da gibt es keine Heilslehren. Dafür das “Trotz alledem und alledem” - das betrifft Wissenschaft und Technologie, bis zur nächsten Erkenntnis. Auf politischer Ebene käme tatsächlich das “Aushandeln” zum Tragen.
Leider ist nicht nur Max Weber „unbeliebt“. Ich stelle fest, dass auch Karl Popper zu den „Unbeliebten“ gehört.
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