Wenn schon Weltuntergang, dann mit Olaf Scholz

Olaf Scholz findet, dass er alles richtig macht. Probleme machen nur Andere, aber das wird sich lösen lassen. Wenn es sein muss, mit Wumms und Doppel-Wumms. Der Kanzler lebt offenkundig in seiner eigenen Welt und fühlt sich wohl darin.

Nun haben wirklich alle Sommerferien. Auch Olaf Scholz. Bevor er sich an einen unbekannten Ort begab, demonstrierte er auf seiner letzten Pressekonferenz in Berlin noch einmal seine spezielle Methode, zugleich Leitmotiv und Regierungsrezept für alle Lebenslagen: Er findet, dass er alles richtig macht. Probleme machen nur Andere, aber das wird sich lösen lassen. Wenn es sein muss, mit Wumms und Doppel-Wumms.

Unter den staunenden Beobachtern stellt sich derweil das Gefühl ein: Wenn schon Weltuntergang, dann mit Olaf Scholz. Da passiert nichts wirklich Schlimmes, das hat er im Griff, das besprechen wir miteinander, wenn es soweit ist. Und Zeit für ein schlumpfiges Grinsen, das weder Lachen noch Weinen signalisiert, sondern irgendetwas dazwischen, ist immer. Der Kanzler lebt offenkundig in seiner eigenen Welt und fühlt sich wohl darin.

Es hat eine besondere Tragik, dass in diesen eigentlich gar nicht komischen Zeiten bewährte Meister der ironischen Weltbetrachtung wie Harald Schmidt nicht mehr auf Sendung sind und auch sonst satirische Kritik eher unbekannt ist – es sei denn, sie bewegt sich im regierungsfreundlichen rotgrünen Mainstream wie die „heute Show“ des ZDF. Das neue Spießertum aus Wokeness und politischer Korrektheit verhindert eine angemessen sarkastische Sicht auf die politischen Verhältnisse.

Notizen aus einem irren Land

Auch die opportunistische Anpassung globaler Konzerne an die „queere“ LGBTIQ+-Kultur, mit der jetzt Turnschuhe, Schoko-Riegel und T-Shirts verkauft werden, ist eine völlig humorlose Angelegenheit. Und niemand lacht, wenn selbst der gute alte Deutsche Fußballbund DFB, einst ein Hort der Tradition, gegen angeblich „transfeindliche“ Transparente in den Stadien mit fünfstelligen Bußgeldforderungen vorgeht. Auch die Umwidmung christlicher Kita-Weihnachtsfeiern zu bunten multikulturellen Lichterfesten ist längst deutscher Alltag geworden.

So werden die neuesten Forderungen von „Queer-Beauftragten“ zur proaktiven Sensibilisierung der non-binär Kraulenden im deutschen Schwimmsport ebenso wenig kabarettistisch gewürdigt wie der erbitterte Streit bei McDonald's, bei dem eine Transfrau fordert, die Damen-Umkleide benutzen zu dürfen, was eine cis-weibliche Migrantentochter vehement ablehnt. Ähnliches gilt für genderinduzierte Sauna-Verbote, Diskriminierungsvorwürfe des Berliner Senats gegen den Gebrauch der gastronomischen Formulierung „exotische Speisen“ und den kreativen Vorschlag der Bundesbauministerin – deren völlig unbekannter Name tut nichts zur Sache –, aus der Wohnungsnot eine Umzugstugend zu machen und massenhaft die überfüllten Großstädte zu verlassen, um in den vielen leerstehenden Behausungen in der Provinz der Lust des Landlebens auf den Grund zu gehen.

Durch die flächendeckende Cannabis-Freigabe nach Prof. Dr. Lauterbach lassen sich die freien Abende im Dorf ohne Kino, Theater, Oper, Konzert und italienisches Edelrestaurant auch auf dem einsturzgefährdeten Balkon am Ortsrand ganz entspannt genießen, die eine oder andere Flasche Nordhäuser Doppelkorn inklusive. Selbst die Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr kann Momente von Zufriedenheit und Glück verschaffen.

Das Scheitern der grünen Ideologie

Viele andere Probleme der Ampelrepublik ein gutes Jahr vor der regulären Bundestagswahl sind dagegen gar nicht lustig: zahlreiche Messerattacken durch „Schutzsuchende“, massive schulische Probleme nicht nur im Ramadan, hilflose Antisemitismusbeauftragte, die den „interkulturellen Dialog“ mit fanatischen Hamas-Freunden doch nicht bis zum Ende durchhalten, homophobe und antisemitische Angriffe in Kreuzberg, bei denen die Täter merkwürdigerweise niemals identifiziert und deshalb routinemäßig als „rechts“ eingeordnet werden, die Zupflasterung deutscher Mittelgebirge mit riesigen, 250 Meter hohen Monster-Windrädern, während in China neue Kohlekraftwerke in Betrieb genommen werden, das phänomenal illusionäre „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“, die feministische Außenpolitik von Annalena Baerbock gegenüber Iran, Afghanistan und Syrien sowie Olaf Scholz, dessen letzte Wortmeldung wieder einmal so spannend ausfiel wie das Geräusch, das eine Portion Königsberger Klopse macht, wenn man sie auf einem Teller mit dem Löffel von links nach rechts schiebt.

Nun streiken auch noch die deutschen Konsumenten und vermasseln die grüne Energiewende: E-Autos werden ebenso verschmäht wie Wärmepumpen und moderne Gasheizungen, die auch mit Biogas betrieben werden können. Währenddessen steht die mit 137 Millionen Euro subventionierte Batteriefirma Varta am Rande der Pleite. Die klima-dirigistische Planwirtschaft stößt an ihre Grenzen, weil sie die Funktionsprinzipien der Marktwirtschaft missachtet.

Echter Betrug, staatlich gefördert

Die Ampelregierung kann es einfach nicht lassen, klüger sein zu wollen als die Bürger, die sie einst gewählt haben. So werden ständig bürokratische Fehlanreize gesetzt und Absurditäten geschaffen, wie jene CO₂-Zertifikate, mit denen deutsche Unternehmen ihr Emissionsbudget reduzieren können. Das Problem: Die angeblich klimafreundlichen Projekte in China, mit deren Hilfe das geschehen soll, gibt es nur auf dem Papier. Echter Betrug also, staatlich gefördert.

Das Gleiche gilt für den Missbrauch von Bürgergeld als „garantiertes Grundeinkommen“, erschwindelte Corona-Test-Milliarden und Subventions- wie Abrechnungsvergehen aller Art, etwa im Pflegebereich: Je mehr Transferleistungen der Staat auf den Weg bringt, desto mehr wird „unterwegs“ abgezwackt und illegal in die eigene Tasche gewirtschaftet. Dass dieser Mechanismus immer noch nicht durchschaut wird, ist geradezu unglaublich.

Doch es scheint so, dass der Bundeshaushalt für 2025, um den immer noch erbittert gerungen wird, zum Menetekel wird, zum Zeichen, dass die Grenzen des paternalistischen, dirigistischen und volkspädagogischen Sozialstaats, von dem längst auch Millionen zugewanderte Nicht-Deutsche profitieren, erreicht sind. Das Verhältnis zwischen denen, die arbeiten, und denen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht arbeiten, muss wieder ins Lot gebracht werden. Und es ist gerade kein Populismus, wieder mehr Geld für Arbeit und Investitionen auszugeben und weniger für Sozialtransfers aller Art. Das ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch ein Programm für Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.

Sagen wir es mal so: Der vorletzte sozialdemokratische Bundeskanzler Helmut Schmidt hat das noch gewusst. Aber er hatte auch kein schlumpfiges Grinsen, sondern ein Haifischlächeln.

Zuerst erschienen in der Wochenzeitung Preussische Allgemeine

 

Reinhard Mohr, geb. 1955, schrieb als Journalist u.a. für den Pflasterstrand, die taz, die FAZ, Die Welt und den stern. Von 1996 bis 2004 war er Kulturredakteur beim Spiegel.

Foto: twitter.com/OlafScholz/status/

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Jörg Müller / 06.08.2024

....ein von Massenmedien gehirnfritiertes Volk lässt sich mißbrauchen, ausrauben, belügen, betrügen und sieht seine einzigen Feinde in einem Klimawandel, Nazihorden und Herrn Putin.

Ralf.Michael / 06.08.2024

Es ist mir weiterhin schleierhaft, wie in Deutschland ein solcher Traumtänzer wie Scholz Kanzler werden konnte ??

R. Reiger / 06.08.2024

Was steckt dahinter? Warum sagen sie nicht gleich: Wir zahlen jedem der uns wählt 500€ monatlich auf Staatsschulden?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Reinhard Mohr, Gastautor / 29.05.2025 / 12:00 / 49

Das bunte Gesicht des Neo-Sozialismus

Warum wird das Gespenst des Sozialismus immer wieder aus der historischen Rumpelkammer geholt? Ganz einfach: Weil der Sozialismus, wundersam befreit von allen millionenfachen Verbrechen, die…/ mehr

Reinhard Mohr, Gastautor / 28.10.2024 / 16:00 / 38

Eine Partei im Abwind

Wahlklatschen, Rücktritte der Parteispitze und Austritte der Jugend: Die lange erfolgsverwöhnten Grünen erleben selten düstere Herbsttage. Es scheint, dass das gegenwärtige Tief nicht so schnell…/ mehr

Reinhard Mohr, Gastautor / 16.09.2024 / 10:00 / 83

Mal wieder nach dem Rechten schauen

Bei den 18- bis 24-Jährigen ist die AfD die Partei, der junge Leute am meisten vertrauen. Dass kann der SPIEGEL nicht fassen und bemüht sich um…/ mehr

Reinhard Mohr, Gastautor / 24.06.2024 / 14:00 / 45

Wann war die Kluft zwischen Regierung und Volk noch größer?

„Die Partei, die Partei, die hat immer recht“ – so lautete die Hymne der „Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“ (SED). Die DDR ist gottlob Geschichte, aber der…/ mehr

Reinhard Mohr, Gastautor / 23.06.2024 / 12:00 / 49

Kommt jetzt die Wende nach der Wende?

Dass die deutsche Politik seit vielen Jahren nicht imstande ist, die Asyl-, Flüchtlings- und Einwanderungspolitik auf realistische und im Wortsinn nachhaltige Füße zu stellen, hat…/ mehr

Reinhard Mohr, Gastautor / 04.03.2024 / 10:00 / 111

Die Ampeldämmerung

Es passt nicht mehr viel zusammen im Bündnis von SPD, Grünen und FDP. Dennoch gehen die Bündnispartner – meist jeder für sich – ihren Weg…/ mehr

Reinhard Mohr, Gastautor / 24.01.2024 / 06:00 / 49

Völker der Welt, bleibt zu Hause!

International bekannte Kulturschaffende, die sich bis jetzt damit begnügt haben, Israel zu boykottieren, rufen jetzt zu einem Boykott der Bundesrepublik auf. Das ist ausbaufähig. Deutschland…/ mehr

Reinhard Mohr, Gastautor / 23.12.2023 / 06:15 / 220

Nicht mehr mein Land

Egal ob Frankfurt, Köln, München oder Berlin – ein türkisch-arabisch-islamisches Milieu mit ausgeprägter Macho-Kultur hat in Deutschland Fuß gefasst. Ganze Straßenzüge haben eigentlich nichts mehr…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com