Guten Tag Herr Sarrazin. Ich würde es Ihnen zutrauen. Sie wissen was zu tun wäre, besitzen die nötige Cohabitation aus Intelligenz und Chuzpe, das erforderliche Stehvermögen - aber vor allem: Sie SIND ein Sozialdemokrat; man spürt Ihre Leidenschaft UND Trauer um diese so alte, nun vor sich hinsterbende Partei. Leider lässt man Sie nicht. Das ist Fahrlässig. Sie schreiben zum Schluss “Ich wüsste also, was zu tun wäre. Nur an Jugend, Schönheit und Charisma müsste ich noch arbeiten.” Vergleichen Sie bitte das nun geschmiedete SPD-Triumvirat mit dem grünen Traumpärchen. Rein optisch. Kommentar überflüssig. Denn von einem “flotten Dreier 2+1” kann da wohl nicht die Rede sein. “Charisma” bei Manuela? “Jugend” bei Malu? “Schönheit” bei Thorsten? Da könnten Sie durchaus mitziehen. Oder meinten Sie tatsächlich das Dreamteam Baerbeck/Habock? Oder so ähnlich. Egal! Ich wünschte mir wirklich, die Sozis würden Sie rufen. Punkt
Also Ihr Charisma ist nicht mehr zu verbessern. Sie wirken vernunftbetont, faktenstark, ein bißchen unerbittlich und sehr stringent. Das sind die Grundpfeiler für Seriösität und Kompetenz. Für einen verantwortungsvollen Politiker unerläßlich. Infantile Dummschwätzer, eine ‘dis’-rhetorische und ‘falsch Zeugnis’ propagierende Uckermerkel und jede Menge absolute Nullen, haben sich ohne Schönheit und Charisma und trotz nur gelegentlicher relativer geistiger Jugendlichkeit in die erste Reihe geschoben, aus einem einzigen Grund: Ein sich ständig ausbauender Propagandaapparat, der sich größtenteils durch Steuergelder finanziert, lenkt und manipuliert die deutsche Menschenmasse mittels Verflechtungen zwischen Staatsfunk, Medienwelt, NGO’s, Kirchen, selbst Betriebe geben mittlerweile Wahlempfehlungen ab, zur angepaßten Positionierung im ideologischen Käfig der BRD. Ihr einziges Problem Herr Sarrazin, Sie liegen mit Ihren realitätsbezogenen Politikansätzen außerhalb des alternativlosen ideologischen Rahmens. Da würde Ihnen auch das gute Aussehen von Olaf Scholz nichts nützen!
Das Parteiprogramm ist noch ein bissl mager, Aber eine solche zeitgeistfreie, dafür hemdsärmlige Partei klingt für mich wie ne AFD minus Vogelschiss, Wehrmachts-Romantik, Kümmeltürken, Anti-Abtreibungs-Kreuzzug ...und anderem verstaubtem, großteutschen Stammtisch-Mief. Jup, eine solche SPD (S für Sarrazin) würde ich wählen!
Unterschätzen Sie Ihr Charisma nicht, Herr Sarrazin! Es kommt von innen und rührt von Wissen her. Es wäre der Gegenentwurf zu Kurz und würde die SPD deutlich nach vorne bringen. Die kosmopolitischen Eliten blieben im sauren Regen stehen, grün vor Wut im abebbenden Klimawahn. Aber die SPD-Mädchen und der Doppelnamler werden Sie lieber aus der Partei kegeln als etwas zu unternehmen. Das wirkliche Nachdenken, die Grundsanierung beginnt erst unter 10%. Bis dorthin erleben wir den roten Hühnerhaufen in der bitteren, peinlichen Endlosschleife, angeführt von Stegner, Lauterbach, Schulz und Scholz, Kühnert und Malu, Küstenbarbie und Chebli.
Gerade die “typische Klientel” der SPD ist den Funktionären dieser Partei doch eher peinlich. Da liegt das Kernproblem. Lieber setzt man auf “schicke” urbane grüne Themen, auf Forderungen, die viel Geld kosten und zu lasten der kleinen Leute gehen. Der Effekt ist dann bei jeder Wahl zu sehen: Die Leute, für die die “schicken” Themen gedacht sind, wählen die Grünen und die kleinen Leute, die angestammte SPD-Wählerschaft von einst, wendet sich halt ab. In Österreich kann man das doch schon seit vielen Jahren sehen, wie die einstigen SPÖ-Wähler zur FPÖ übergelaufen sind, seit dem die FPÖ die klassischen Themen der Sozialdemokratie mitbedient . Die AfD wird diese Strategie wahrscheinlich kopieren. Und die SPD wird dann halt immer bedeutungsloser.
Nur nicht nach Komplimenten fischen, Herr Sarrazin! Neben den frühvergreisten und botoxglatten Pappnasen, an die uns die veröffentlichte Meinung zu gewöhnen trachtet, sind Ihre ehrlich erworbenen leichten Knittereffekte wohltuend authentisch, falls es hilft. Sollten Sie über die Gedankenspiele hinaus den Hut in den Ring werfen - na Donnerwetter. Das könnte für mich ein Grund sein, nach Jahrzehnten noch mal der Partei meiner Vorväter ein Kreuzlein auf den Wahlzettel zu malen. Ich lass mal den Konjunktiv weg: machen Sie, dann mach ich auch. Und ich fühle mich damit keineswegs als Exot.
Seltsamer Gedanke, aber das wäre in der Tat die Rettung der SPD. Das Hauptmanko sehe ich nämlich nicht im fehlenden Charisma der parteioberen, sondern in deren Kompetenz. Dazu gehört eine fundierte Ausbildung, wissen, Neugier, Offenheit, Witz. Stattdessen sehen wir Gestalten, denen all das fehlt, Ideologen und spinner. Die Frage ist nicht, was an unserem Wirtschaftssystem falsch ist, sondern wie die Politik im System den Interessen der Bürger gerecht werden kann. Dazu braucht es ökonomische Kompetenz. Auch ökologische uebrigens. Da haben die Grünen es geschafft, den Eindruck zu vermitteln, sie hätten diese Kompetenz, was schlechthin fuer jeden, der sich auch nur ein wenig auf den Gebiet kundig gemacht hat, nicht stimmt. Ökonomie und Ökologie sind kein Gegensatz. So wenig wie Gerechtigkeit und kapitalismus. Das den Leuten zu vermitteln, bedarf allerdings mehr als rhetorik. Wissen schadet dabei nicht, sondern ist unabdingbar. Wonach sucht aber die SPD? Nach einem charasmatiker, der ihre sozialistische Ideologie besser verkaufen kann. Das ist ein Irrweg.
Chapeau. Der Mann verfügt nicht nur über analytischen Scharfsinn, sondern auch über Humor. Selbstironie ist ja etwas, was den hiesigen Politikern völlig abgeht.
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