Thomas Rietzschel / 20.11.2016 / 13:40 / 5 / Seite ausdrucken

Wenn ein Präsident kommt, der weiß, woraufs ankommt…

Auch die Mächtigen dieser Welt verlangt es nach Liebe und Beistand. Feiern sie einen Gipfel oder kommen sie besuchsweise zusammen, dann liegen sie einander gern in den Armen: Küsschen links, Küsschen rechts. Einer ist des anderen Buddy. Die Frauen und die Männer der Macht verstehen sich instinktiv. Überwiegend sind sie ein Herz und eine Seele. Man teilt die gleichen Freuden, öfter die selben Sorgen. Dass es nicht unbedingt die Sorgen der  Länder und Menschen sind, mit denen die Eliten experimentieren, spielt keine Rolle.

Im Gegenteil, gerade weil das Volk, „der große Lümmel“ (Heinrich Heine), sich zunehmend  störrisch gebärdet, in Deutschland, in Frankreich, in Amerika oder sonst irgendwo, gerade deshalb sind die Herrschenden untereinander so sehr auf Freundschaft und Liebe angewiesen. Kleinere Unstimmigkeiten werden familiär am Rand beigelegt. Sitzt aber eine(r) von ihnen einmal in der Patsche, kommen die Anderen schnell zu Hilfe. Wenn er sonst schon nichts mehr ausrichten kann, so konnte Freund Barack in der abgelaufenen Woche doch immerhin als Wahlkampfhelfer Stimmung für Angela machen, die deutschen Wähler eintakten, „Merkel wertzuschätzen“. Denn: „Sie steht für große Glaubwürdigkeit, und sie ist bereit, für ihre Werte zu kämpfen.“

Die „wunderbare Freundin“ hatte sich das Lob durchaus verdient. War doch erst während des amerikanischen Wahlkampf unter anderem über die GIZ, die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, angeführt von der Merkel-Vertrauten Tanja Gönner, ein dicker Batzen deutscher Steuergelder an die Clinton-Foundation, die Stiftung von Obamas Parteifreundin Hillary, überwiesen worden. Laut der sorgfältig geführten Spendenliste wenigstens eine, vielleicht sogar fünf Millionen. Ein ordentlicher Preis für die warmen Worte des scheidenden Präsidenten in Berlin.

Das Verfahren hat Methode

Wieder einmal laufen die Geschäfte des politischen Imperialismus wie geschmiert. Erst Cash, ohne viel Tamtam, beinahe unter der Hand zugeschoben, dann eine saftige Wahlempfehlung aus berufenen Munde, zeitlich so platziert, dass wir sie verinnerlichten konnten, bevor uns die Gelobte eröffnete, die Bürde des Amtes noch einmal auf sich zu nehmen. Sollte es doch noch anders kommen, sollte uns „die mächtigste Frau der Welt“ später erklären, der Macht hinfort zu entsagen, werden wir ob der falschen Prophezeiung in Sack und Asche gehen. Versprochen!

Allerdings ist die Gefahr, dass es so weit kommt, eher gering. Schließlich hat das Verfahren Methode. Es bewährt sich seit langem. So haben es die Mächtigen zu allen Zeiten gehalten. Auch die internationale Adelsgesellschaft besprach gern unter sich, welche Throne mit wem zu besetzen sind, wenn sich das nicht zwangsläufig aus der Erbfolge ergab. Und ihre Erbfeinde, die Kommunisten, haben es später nicht anders gehalten. In Moskau wurde in kleiner Runde gekürt, wer in Berlin, in Budapest, in Prag oder in Warschau das Volk kommandieren sollte.

Ebenso zeigt die Geschichte aber auch: Als die Untertanen davon genug hatten, haben sie die einen wie die anderen zum Teufel gejagt, 1789 in Paris und zwei Jahrhunderte darauf, 1989, im gesamten Ostblock. Den Bürgern mag das Hoffnung machen, den Verwesern der Macht sollte es zu denken geben. Die Tage ihres Imperialismus sind abermals gezählt.

Wie der Wahlsieg eines Außenseiters, des verteufelten Outlaws, in Amerika zeigt, haben sie die Welt nicht mehr im Griff. Weil sie den Verhältnissen länger nicht gewachsen sind, sie sich nur noch aushalten lassen, ohne zu leisten, wofür sie bezahlt werden, müssen sie die eigenen Reihen enger und enger schließen. Die Zugbrücken sind hochgezogen. Hinter verrammelten Toren hockt man zusammen, um einander Mut zu zusprechen. Am Ende wird es lächerlich. Vom Bundespresseball am kommenden Freitag haben die journalistischen Hofschranzen der monarchischen Demokratie diesmal die Mitglieder der AfD ausgeschlossen. Niemand soll den Tanz der Lemuren stören. 

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Leserpost

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U. L. Kramer / 21.11.2016

Die Frage ist doch, ob die Wähler es bis zur Bundestagswahl 2017 nicht bereits vergessen haben, was Obama über Merkel gesagt hat. Denn bis dahin hat sicher Trump auch noch verbreitet, was er von Merkel hält. Das hat er ja bereits im Wahlkampf kundgetan und was er da sagte war wenig schmeichelhaft. Danke für den gut geschriebenen Artikel.

Werner Liebisch / 20.11.2016

Laut Umfragen ist sie ja einsam an der Spitze in der Wählergunst, das war Hillary ja auch. Deswegen habe ich noch ein bischen Hoffnung.

Klaus Klinner / 20.11.2016

Wer verantwortet, dass offenbar deutsche Steuergelder in den US-Wahlkampf geflossen sind?

Wieland Schmied / 20.11.2016

Zitat: “Ebenso zeigt die Geschichte aber auch: Als die Untertanen davon genug hatten, haben sie die einen wie die anderen zum Teufel gejagt, 1789 in Paris und zwei Jahrhunderte darauf, 1989, im gesamten Ostblock. Den Bürgern mag das Hoffnung machen, den Verwesern der Macht sollte es zu denken geben. Die Tage ihres Imperialismus sind abermals gezählt.” Sehr geehrter Herr Rietzschel, nach dem Gesetz der Serie also 2289 ? Ach du jeh, das werde ich wohl nicht mehr erleben. Sei’s drum, immerhin gibt’s ja Hoffnung für die Ur-, Ur-ff. Urenkel. Ist ja auch was schönes. Vielen Dank für den Artikel, wie immer Klasse.

Karla Kuhn / 20.11.2016

Ich habe mir heute auf ZDF Info mal kurz einen Beitrag über die letzten Wochen der DDR angeschaut, es war gruselig. Ganz peinlich war der Auftritt Honeckers zum 40. Jahrestag der DDR. Honecker und seine Konsorten waren nur noch Witzfiguren. Und wenn Frau Merkel ihre Politik weiterhin über den Köpfen der Bevölkerung betreibt, dazu noch jeder, der nicht der P. C. Meinung ist , aufs übelste beschimpft wird, wird sie Honeckers Schicksal in Bälde teilen. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung, die Bevormundung, die Lügen, das ganze Programm der Partei haben die Menschen damals zur Revolution gebracht. Die heutigen Politiker haben nichts gelernt daraus, die Stimmung im Land ist wieder sehr aufgeheizt aber durch falsche Umfrageergebnisse wollen sich die “Eliten” selbst beweihräuchern. Heute wurde verbreitet, daß eine Umfrage der “EMMA”  gebracht hat, daß 55% der Bevölkerung Merkel wieder als Kanzlerin haben möchte. Erstens, wer liest denn überhaupt EMMA und zweitens, wo wurde denn die Umfrage gemacht. Im Kanzleramt ? Was den Presseball betrifft, die AfD muß sich doch geadelt fühlen durch den Ausschluß. Zeigt er doch, daß die Politkaste panische Angst vor “Amerikanischen Verhältnissen” hat. Und das ist gut so.

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