Gunter Frank / 31.12.2019 / 06:25 / Foto: Zarateman / 57 / Seite ausdrucken

Wenn die Wahrheit schlechter Stil ist

In der Zeit, die so treffend zwischen den Jahren genannt wird, lässt sich gut spekulieren, was das kommende Jahr wohl so bringen wird. Mein Tipp: 2020 wird das Jahr der politischen Stilfragen. Man wird sich darauf einigen, dass nicht katastrophale Fehler und Opportunismus unserer Gesellschaft schaden, sondern die Art und Weise, wann und wie man daran Kritik übt. Denn wenn der Druck der puren Realität das Märchen von der Willkommenskultur ad absurdum führt, dann bilden Stilfragen die letzte Bastion gegen das ehrliche Eingeständnis eigener, grandioser Fehleinschätzungen. Stilkritik ist die letzte Patrone, mit der der Kater nach der jahrelangen Moralinsause vertrieben werden soll – auf Kosten des letzten Rests an Glaubwürdigkeit.

Erkennbar wird diese neue Taktik in der kürzlich ausgestrahlten Markus Lanz Sendung mit Hans-Georg Maaßen. Diese Sendung veranlasste unterschiedlichste Medien zu einer nachfolgenden Berichterstattung. Neugierig geworden, habe ich mir das Ganze in der Mediathek angeschaut. Eigentlich wundert man sich, dass man noch staunen kann. Vielleicht liegt es daran, dass ich Fernsehen seit drei Jahren fast komplett meide. Oder ist es tatsächlich neu, dass der Kritik an der Einwanderungspolitik gar nicht mehr widersprochen wird, dafür aber das Desaster, nach dem Motto: Nu isses halt passiert, mit lässiger Nonchalance einfach hingenommen wird? In dieser Sendung schafft es der Moderator tatsächlich, in der ihm eigenen Art, sich nicht etwa über die Tagesschau zu echauffieren, die aufgrund einer einzigen, nicht reflektierten Quelle aus dem linksextremistischen Milieu über Hetzjagden in Chemnitz berichtete.

Verantwortlicher Journalismus sieht anders aus, indem man beispielsweise versucht, die tatsächliche Quelle ausfindig zu machen, wie hier. Ganz zu schweigen jedoch vom Empörungspotential des folgenden inzwischen offiziell bestätigten Sachverhaltes. Man muss es sich noch einmal vergegenwärtigen: Eine Bundesregierung verunglimpft eine ganze Stadt aufgrund von Vorkommnissen, die zu diesem Zeitpunkt niemals stattgefunden haben. Sie nutzte für ihre haltlosen Behauptungen nicht die für sie zur Verfügung stehenden Quellen, wie örtliche Polizeistellen oder den Verfassungsschutz, sondern lediglich den besagten, hochfragwürdigen Antifa-Videoausschnitt aus der Tagesschau.

Verhöhnung von Ursache und Wirkung

In Folge dieser wohlfeilen Regierungserklärung wurde weltweit über Chemnitz als Nazibrutstätte berichtet, in der Hetzjagden auf Migranten stattfinden. Vielfältige negative Folgen wie beispielsweise für die Wirtschaftsansiedlung sind anzunehmen, ganz zu schweigen der Folgen auf die bereits von rechts und links aufgeheizte Atmosphäre nach dem stattgefunden Todesdelikt. Eine Entschuldigung seitens der Regierung an die Adresse von Chemnitz wäre das Mindeste, was eine kritische Presse hätte fordern müssen, und meiner Meinung auch den Rücktritt des Regierungssprechers.

Nicht so bei Markus Lanz, er findet etwas ganz Anderes zum Aufregen: Die Art und Weise, mit der der damalige Chef des Verfassungsschutzes, in seiner Verzweiflung ob der Verantwortungslosigkeit seiner Regierung, die Öffentlichkeit suchte, um die Dinge richtigzustellen (der Amtseid eines Beamten bezieht sich übrigens auf das Grundgesetz und nicht auf den Dienstherrn). Kritik sei zwar erlaubt, aber bitteschön nicht frühzeitig die Dinge klar beim Namen nennen, denn dies spalte die Gesellschaft. Ähnliches Vorgehen beim Thema Mittelmeerdrama. Lisa Marie Kaus beschrieb auf Achgut.com diese Verhöhnung von Ursache und Wirkung bereits als Ausdruck von Macht und Herrschaft. Die strategisch geplante Dramaturgie dieser Sendung lässt nun Rückschlüsse zu auf das, was uns im kommenden Jahr erwarten wird.

Die Last der kognitiven Dissonanz

Es ist ja bedauernswert wie nachvollziehbar, wenn der Zwang, am Märchen der unschuldigen Willkommenskultur immer noch festhalten zu müssen, bei Betroffenen zu einer kognitiven Dissonanz führt und damit zu einer unangenehmen Gefühlslage. Um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien, werden viele dankbar auf den Zug der Stilkritik aufspringen, wie man hier, hier, hier und hier oder hier bereits sehen kann. Und leider auch hier.

Auf diese Weise muss man in Zukunft die katastrophalen Folgen einer falschen Einwanderungs-, Klima-, Energie- oder Sicherheitspolitik gar nicht mehr in Abrede stellen. Sie sind halt da. Auch muss man Statistiken oder Zitate nicht mehr so verdrehen, bis deren Gegenteil herauskommt. Nein, es reicht völlig dem Kritiker seine Art und Weise der Kritik vorzuwerfen, um die moralische Oberhand zu behalten. Denn Kritik am Stil geht immer.

Falls Sie sich also im nächsten Jahr darüber freuen sollten, wenn Ihre Kollegen, Ihre Bekannten oder Ihre Familienmitglieder ganz offen über Nachrichten diskutieren, deren bloße Erwähnung Ihnen noch vor kurzem den Ruf eines Rechtspopulisten und Nazis eingebracht hat, dann freuen Sie sich nicht zu früh. Sollten Sie sich den Hinweis nicht verkneifen können, dass Sie davor schon viel früher gewarnt haben, wird man sich nicht bei Ihnen entschuldigen oder gar Ihre kluge Weitsicht anerkennen. Denn nicht Fehler der Politik und ihre Claqueure seien Schuld an dem wachsenden Schlamassel, der die Bevölkerung in der Tat spaltet, sondern Ihre vorlaute und überzogene Rechthaberei, mit der Sie nur die rechten Ränder gestärkt hätten. Glauben Sie nicht? Abwarten!

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Test 45: 57910

Volker Kleinophorst / 31.12.2019

...dann bist du im besten Deutschland aller Zeiten. (Ergänze ich mal die Titelzeile). Habe auch einen ziemliche eindrucksvolle "Rechthabe"-Hintergrund (mit Hirn auch nicht soooo schwer). Ordnet den Freundeskreis. Einen Fehler einzugestehen, selbst jetzt im privaten Rahmen nur mit der Einschätzung, ist anscheinend nicht Teil linker Identität. Ich witzel immer mit einem Freund: "Und hat sich schon ein entschuldigt?" Also fürs Blockieren, mobben, oder auch für die Uneinsichtigkeit in vielen Diskussionen. Null, komma null, immer noch, bei uns beiden. Migration läuft super, Wirtschaft brummt, Euro ein Erfolgprojekt, Molslems sind Menschen wie du und ich, Bunt ist doch super ich habe keine Vorurteile. Gut Trump, Putin, und Johnson sind schon unrecht gewählte "Vollpfosten", aber wir haben ja Merkel, die macht das schon. Es ist wie Streiten mit Frauen: Man kann nicht gewinnen. Bei Streit mit Frauen ist manchmal ein unentschieden drin. Beim Streit mit Linken nicht mal das. Ich finde je mehr die Realität sie Lügen straft, um so mehr drehen sie durch. War ja bei der DDR-Führung auch so, je mehr sie in die Pleite rutschten, umso größer die Klappe. Wie blöd muss man sein, darauf reinzufallen.

Thomas Brox / 31.12.2019

Totalversagen eines unfähigen, aber sehr teuren und ineffizienten Regimes. Ein Regime im Übergang von einer Soft-Diktatur zu einer sozialistischen Diktatur. Und der bürokratische deutsche Größenwahnsinn hat auch schon die EU-Institutionen fest im Griff. Es ist ein Irrglaube, dass man mit Paragraphen, Behörden, Beamten, Verboten und Zwangswirtschaft die physikalischen Gesetze oder die menschliche Natur brechen könnte. Das Geniale der Marktwirtschaft besteht ja gerade darin, dass der menschliche Egoismus (eine evolutionär notwendige Eigenschaft) genutzt wird, um einen Vortrieb für die gesamte Gesellschaft zu erzeugen. Aber ab 2020 wird alles besser. Nach dem neuen Rundfunkvertrag und diversen weiteren Verbesserungen, wie zum Beispiel dem "Paket gegen Rechts", werden den deutschen Michel nur noch gute Nachrichten erreichen. Allerdings wird die erlebte Realität ein klein wenig davon abweichen.

Karl-Heinz Vonderstein / 31.12.2019

Sah vor kurzem im öffentlich-rechtlichen Fernsehen einen Bericht, in dem es um unsere Wahrnehmung ginge, betreffend von Straftaten in Deutschland und von deren Berichterstattung in den Medien.Man stellte fest, dass man vorallem über Verbrechen, verursacht von Ausländern und Migranten, in den Medien berichten würde.Dadurch bekämen die Menschen in Deutschland ein Zerrbild von der Wirklichkeit und es entstünde der Eindruck als wenn Ausländer in Deutschland krimineller seien als Einheimische.Eine aktuellere Kriminalsstatistik dazu zeigte man in dem Bericht nicht.Als Grund, warum man über Straftaten von Ausländern in den Medien mehr berichten würde, sah der Bericht die Kölner Silvesternacht 2015/16, weil die Öffentlichkeit in Deutschland seitdem von den Medien erwarten würde, dass auch darüber berichtet wird und dass man sowas nicht mehr vertuscht.So viel ich weiß, sind im gesamten Jahr 2018 über 34 Prozent aller Straftaten in Deutschland von Ausländern begangen worden, bei einem Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung von über 11 Prozent.Ich glaub, in einer Kriminalitätsstatistik kommen auch die Delikte hinein, die von Ausländern begangen werden, die nicht in Deutschland gemeldet sind.Aber so oder so sind Ausländer bei uns überproportional an Straftaten als Täter beteiligt.Es handelte sich natürlich nur um gemeldete bzw.angezeigte Delikte.

Klaus Weyer / 31.12.2019

Auf der einen Seite freue ich mich auf das nächste Jahr, da die Angst vor der Politik in Gewissheit umgeschlagen ist.Seit Jahren wird die Politik der offenen Grenzen forciert. Durch den Freihandel können die Löhne in bestimmten Branchen nicht mehr steigen, da wie z.B. in unserem Gewerbe (Transport) einfach der Fahrer aus dem Ostblock geholt wird. Über 30 Jahre habe ich mehr als 40 Familien ein Auskommen gegeben. Jetzt verkaufe ich den Betrieb. (verschenken) Mein finanzielle Sicherheit ist gegeben, aber was ist mit meinen Leuten????Ich versuche in Zukunft in unserer Gemeinde (50000 Ew.) als Bürgermeister die Wahl zu gewinnen, um wenigstens in dem Ort wieder Vernunft einkehren zu lassen. Allen einen guten Rutsch und ich hoffe das Ihr nicht hinten runter fallt.

Richard Loewe / 31.12.2019

2019 war schlimm in Deutschland. 2020 wird exponentiell schlimmer werden. Und Leute, die das Unheil kommen sehen und trotzdem in Deutschland bleiben, werden weitaus groessere Probleme haben als dass man sie als stillose Besserwisser bezeichnet. Denen, denen man Unrecht zugefuegt hat, verzeiht man nie, hat mal ein roemischer Philosoph gesagt.

Horst Scharn / 31.12.2019

Dass Stilfragen als Vorwurf nur eine Ersatzhandlung ausfüllten, kam schon früher und wird immer mal wieder benutzt werden; deshalb denke ich eher nicht, dass das künftig zur Hauptkampfzone werden wird. Es dürfte eher eins aufgefallen sein: die empörten Reaktionen sehr vieler Menschen auf das Umweltsau-Video hat doch eigentlich gezeigt, dass die Menschen das Umwelt-Thema satt haben. Und es (endlich!) artikulieren. Die Gereiztheit zeigt jetzt denen, die auf dieses Thema aus ganz anderen Gründen setzten, dass sie in aller nächster Zeit ein neues Thema aus dem Hut zaubern müssen. Eines, das den selben Zweck wie das Umwelt-Thema erfüllen soll. Das heißt, dass uns 2020 "was Neues" ins Haus stehen wird. Und dieses Neue wird wieder eine Doppelfunktion zu erfüllen haben: Ablenkung und Geldquelle. Zu seiner Etablierung wird wieder die ganze Nudging-Show mit Experten, Studien, Meinungsumfragen, Rezo-mäßigem Internet-Fake et cetera, ad nauseam laufen. Aber bis dahin üben wir uns in Entspannung. Allen einen guten Rutsch in ein friedliches neues Jahr!

Gesine Keel / 31.12.2019

Ihr Artikel hat mich erschaudern lassen, Herr Frank.Das Interview Lanz/Maaßen hatte ich mir auf Youtube angesehen. Ich konnte mir nicht erklären, was da gerade abläuft. Wenn ich Ihre Erklärungen richtig verstanden habe: also kognitive Dissonanz - die Unfähigkeit, sich von seinen ehemaligen Entscheidungen zu distanzieren und gleichzeitig die neuen Tatsachen/Ereignisse zu akzeptieren.Dieses Unwohlsein muss mit Stilfragen überspielt werden. Sind wir Menschen so gestrickt?Das finde ich ziemlich traurig.

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