Vor längerer Zeit schrieb ich zum gleichen Thema für die Achse meinen Text “Sag mir, wo die Freunde sind.” Das fragte ich mich damals tatsächlich, hatte ich doch geglaubt, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis würde es ausschließlich intelligente Menschen geben, die frei von einer Neigung zu schlichtem Weltbild waren, einem Weltbild, in dem es nur Floskeln und oberflächliches Denken gibt. Auch waren die meisten der mir näher stehenden Mitmenschen weitgehend befreit von Gottesfurcht und sollten milde über die Angst anderer lächeln, dereinst im Woelkikuckucksheim auf einen glühenden Speer gesetzt zu werden, wenn sie nicht das letzte Hemd und die letzte Backe hingehalten hatten, also dem leuchtenden Vorbild der Kirchen folgten . - Ich habe mich damals gründlich geirrt, was den Geist der Meisten anging und blickte bei Gesprächen und Diskussionen erschrocken in einen Abgrund von Bessermenschlichkeit. Die pflegt, so habe ich damals gelernt, der säkulare Humanist noch biedermeierlicher als der Gläubische. - Nach einer gewissen Phase des Verstehenwollens - damals entstand der oben angesprochene Text - sah ich ein, dass ich froh darüber sein kann, diese Leute hinter mir gelassen zu haben. Man kann ein totes Pferd nun einmal nicht mit Heu füttern, und bessermenschliche Gutmenschen nicht mit Argumenten. Sollte der Eine und Andere von selber drauf kommen: fein. Wenn nicht: schade, aber für ihn. Ich habe keinen Ehrgeiz, Andere vor der kommenden Hölle auf Erden zu warnen. Das Predigen liegt mir nicht, auch wenn mir manche der Leute früher einmal wichtig gewesen sein mögen. Jeder kann seine Augen aufhalten und seinen Kopf, das sollte reichen, um ins Grübeln zu geraten über das, was auf uns zukommt. - Übrigens: Um die Jahreswende schwächelte ich kurz, da blätterte ich durch mein elektronisches Adressbuch und staunte über manchen Namen, und dann schrieb 22 Personen daraus einen Neujahrgruß. Niemand hat geantwortet.
Die kommenden Wahlen werden ein Stimmungsbild abgeben. Vielleicht ist das unsere letzte Gelegenheit. Gilt natürlich nur sofern sie nicht manipuliert werden. Aber auch das ist wohl im Deutschland des Jahres 2019 nicht mehr ausgeschlossen. Die schweigende und zum Schweigen gebrachte Mehrheit möge bitte entsprechend wählen. Zahlreich!
@Zornmüller: die Aussage, daß “Revolutionen ..von jungen Menschen…gemacht” werden, nicht von 50-60jährigen, war früher richtig. Heute wollen die “jungen”, daß alles so bleibt wie immer und sich niemand bewegt; eine Revolution findet statt im Weißen Haus durch einen 72-jährigen, der liebgewordene gutgeschmierte Strukturen und Mechanismen über den Haufen wirft und deshalb angefeindet wird.
@Zornmueller: Betreffs der Analyse zur Wahrscheinlichkeit einer Revolution haben Sie völlig recht und genau diese Schlussfolgerung war es, die mich zu meiner eigenen Konsequenz brachte: dieses Land zu verlassen. Aber eine Frage sei erlaubt: wann waren Sie das letzte Mal in Rumänien ? Sie sollten mal die Städte in Siebenbürgen (Hermannstadt, Kronstadt, Schäßburg) besuchen und dann nochmals über Ihre Bemerkung nachdenken :-)
Wie fühlt man sich, wenn alle, Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen, deine nicht systemkonforme Meinung kennen, dich Anders- oder Selbstdenker aber trotzdem nicht ausschließen, weiterhin einladen, freundlich zu dir sind, dich sogar lieben? Man gibt dir zu verstehen, dass du gern diese Meinung haben darfst, sie aber bitte sehr für dich behalten mögest. Ergo wird bei Treffen nicht mehr diskutiert, man vermeidet “schwierige” Themen, ein fruchtbarer Gedankenaustausch findet nicht statt. Das hat zur Folge, dass man sein Gegenüber nicht mehr einschätzen kann, man weiß nichts über seine Information, seine Motivation, seine Gewissheiten und Überzeugungen oder seine Zweifel. Schleichend kommt uns so auf privater Ebene noch ein weiteres Kulturgut abhanden - die Streitkultur.
“Wie viel psychischen Druck auf jene, die den Laden hier am Laufen halten, verträgt eine Gesellschaft, bis der Unfriede sich endgültig Bahn bricht? Der Deutsche leidet lange und still. “ Hüte dich vor Sturm und Wind und Ossis, die in Rage sind ... Das ist schon länger meine Befürchtung. Perverserweise auch meine Hoffnung. https://www.youtube.com/watch?v=fHNU-_gfv1o
Der Deutsche leidet nicht, der Deutsche fühlt sich gut! Der Deutsche ist programmiert. Und wenn die zurechtgenudgte Menge bei den Wahlen nicht ausreicht, dann wird tüchtig betrogen. Die Öffis, und das wissen wir alle, berichten nur die Spitze des Eisberges, Nachrichten, die sich nicht mehr unter den Teppich kehren lassen. Die linke Übernahme erfolgt auf vielen Ebenen. Alte SED-Kader bringen Erfahrungen und ihre hinterfotzigen Strategien ein. Körperliches ( siehe Magnitz) und geistiges Leid erfahren nur Andersdenker in diesem Land , und die sind leider in der Minderheit. Leiden ist vielleicht auch die falsche Vokabel, denn bei so viel offensichtlicher Verblödung empfinde ich nur noch Mitleid und Verachtung für die Mitläufer. Hasse mittlerweile auch Sätze die mit ’ eigentlich’ beginnen. Eigentlich ist man nicht gegen Windräder, aber… nicht für die AFD, aber…... nicht gegen Migranten, aber… Was soll diese Relativierung, wenn die politischen Irren ständig ihre wahnwitzigen Anforderungen in die Welt hinaus formulieren. Wenn die Andersdenker nicht bereit sind , auch Ausgrenzung und Auseinandersetzung zu ertragen, wird sich der Wahnsinn in Windeseile ausbreiten. So is dette!
Frau Schunke hat heute auf der Achse einen bewegenden Artikel geschrieben. Haben Sie den Artikel gelesen (und auch verstanden) Herr Decke? Das selbsternannte Suppensalz aus Dahlem hält nicht immer was es verspricht, es bewirkt sehr oft einen faden Beigeschmack.
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