Wenn das Messer-Grauen einen selbst erreicht

Der Süden von Spandau war auch für mich immer der bessere Teil, mit viel Wasser und Natur und einem bürgerlichen Erscheinungsbild. In dieses Idyll brach nun die Messerattacke an einer Grundschule, die ich sehr gut kenne.

Nachrichten von Messerattacken lesen und darüber den Kopf schütteln ist das eine, aber etwas anderes ist es, wenn es die eigene kleine, bekannte und überschaubare Welt erreicht. So ähnlich fühlten sich auch vor nicht allzu langer Zeit die Achgut-Autoren Thilo Schneider und Ahmed Refii Dener, als das Grauen des Messermordes auf Kleinkinder „ihr“ Aschaffenburg erreichte (hier und hier).

Der lebensgefährliche Messerangriff eines 13-jährigen Schülers auf einen Mitschüler (Achgut hatte berichtet) passierte nicht an „irgendeiner“ Schule (aus meiner Perspektive), sondern an der Grundschule unseres Sohnes, der Grundschule am Weinmeisterhorn. Mein achtjähriger Junge sah sogar das blutüberströmte Kind aus der Turnhalle rennen. Wir muten ihm nicht mal Filme zu, wo so etwas zu sehen ist. Wie es aussieht, hat er es den Umständen entsprechend gut verarbeitet, natürlich stellt er viele Fragen und wollte auch heute morgen zur Schule begleitet werden.

Seine Schule liegt im ruhigen Berliner Stadtrand im Westen, der ans ländliche Brandenburg angrenzt. Drumherum ist es idyllisch: Felder und ein Wäldchen an der einen Seite, eine gepflegte Laubenkolonie und gutbürgerliche Einfamilienhäuser mit großen Gärten an der anderen Seite. Der Schulweg ist sehr sicher und ruhig, nie berichtete mein Sohn von einem Gefühl der Unsicherheit oder dass er bedroht wurde. Die Atmosphäre des Schulweges und der Schule selbst erlebte ich immer als sehr entspannt, fast eine heile Welt.

Die Klassenlehrerin könnte man sich nicht besser wünschen. Die Elternschaft ist sehr engagiert und um das Wohl ihrer Kinder besorgt, bei Elterncafés tauscht man sich über die bekannten kleinen Probleme aus. Es gibt auch einen rührigen Förderverein, der den Spielplatz ausbaut, Gärten anlegt und Schulfeste veranstaltet. Der Ausländeranteil ist für Berliner Verhältnisse noch relativ gering und die allermeisten sind anscheinend gut integriert. Familienclans sind eher selten. Mein Sohn geht nachmittags in den Hort, auch dort geben sich die Erzieher viel Mühe mit den Kindern und mögen ihre Arbeit.

Mein Sohn berichtete mir allerdings immer wieder, wie er oder andere Kinder von bestimmten Schülern ohne Anlass als „Hurensohn“, „Hund“ oder ähnliches beschimpft, hin und wieder auch attackiert wurden. Leider ist der „Ey, Digga“-Jargon und ständiges Tiktok-Schauen vor und nach der Schule und teilweise auch auf dem Schulhof sehr verbreitet, trotz Handyverbot. Natürlich färbt das auch auf Kinder ab, die von Haus aus anders geprägt sind. Es gibt auch immer wieder Vorfälle, wo Kinder sich ziemlich brutal schlagen und treten. 

Hoffentlich war es ein Einzelfall

Sicher, auch in meiner Schulzeit in einer Grundschule, (mit einem hohen Ausländeranteil, das gab es auch in den 1980ern schon) prügelten sich bestimmte Kinder um Fragen der „Ehre“, ein Marokkaner aus meiner Klasse war oft dabei. Aber Messerstechereien und lebensbedrohende Verletzungen, die bundesweit Schlagzeilen machten, gab es nicht. Und nun ist es ganz nah passiert, ganz Deutschland weiß es mittlerweile und es wird nun nicht mehr überzeugend klingen, wenn ich beim nächsten Familientreffen erzähle, was für ein Glück wir mit der Schule unseres Sohnes, gerade in Spandau mit seinen vielen „Brennpunkten“, haben. Hoffentlich war es ein Einzelfall, aber leider deuten die langsamen, atmosphärischen Veränderungen in eine andere Richtung. 

Es wird nun viel debattiert, gefordert und therapiert werden, Senatoren und Experten werden die Schule besuchen und viel reden und mahnen und an die Kinder und Eltern, die es sowieso verinnerlicht haben, Appelle zu mehr Miteinander, mehr Achtsamkeit und Toleranz richten. Ich weiß, kritisieren ist immer leicht und ich möchte in diesen Zeiten kein Lehrer sein und ziehe meinen Hut vor denen, die es sind.

Trotzdem würde ich mir wünschen, dass einfach strenger gegen asoziales Benehmen vorgegangen wird. Kindern müssen bestimmte Grenzen gesetzt werden, nicht nur aus erzieherischen Gründen, sondern auch zu ihrem Schutz. Das ist nicht en vogue, das ist unbequem, das macht Arbeit und man bekommt dafür kaum Zuspruch, im Gegenteil. 

Die andauernde Verantwortungslosigkeit an führenden Stellen im Lande schlägt irgendwann immer weiter durch. Ob dies aus Fahrlässigkeit und Naivität oder aufgrund ideologischer Besessenheit und Realitätsverweigerung veranlasst wird, ist im Ergebnis unerheblich für die Opfer und ihre Angehörigen. 

Schuld sind am Ende nie die politisch „Verantwortlichen“, aber auch in deren Augen nicht die Täter, sondern – und das ist das Absurde – die Teile der Mehrheitsgesellschaft, die nicht bereit sind, solche Entwicklungen kritiklos hinzunehmen. Denn Kritik ist heute ganz schnell „Delegitimierung des Staates“. Und sei sie noch so abwägend, vernünftig oder warnend.

Macht diese Verantwortungslosigkeit der Verantwortlichen am Ende nicht alles wie zwangsläufig schlimmer? Der Teufelskreis des hilflosen Zuschauens und Schönredens kann nur aktiv durchbrochen werden, wenn genug Mitmenschen beharrlich das Erzählen, was ist und darauf bestehen, dass es ethisch verwerflich ist, mit Moral Unmoralisches zu decken.

 

Sebastian BiehlJahrgang 1974, arbeitet als Nachrichtenredakteur für die Achse des Guten.

Foto: Montage achgut.com

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

L. Bauer / 23.05.2025

@Karsten Dörre Ja der ist so reinrassig weiß, dass seine Eltern ihm den Namen Alan Said Ibrahim gaben! Die Superrelativierer sind immer schnell, aber nie richtig, aber immer Teil des Problems! Herzlichen Glückwunsch!

dr. gerhard giesemann / 23.05.2025

SPD-Kommunalexperte Martin Neuffer (1924 - 2004) über die Ausländerpolitik der Bundesrepublik:  Eine radikale Neuorientierung der Bonner Ausländerpolitik fordert der langjährige hannoversche Oberstadtdirektor, Städtetagpräside und NDR-Intendant Martin Neuffer, damals 57. In seinem soeben erschienenen Buch »Die Erde wächst nicht mit. Neue Politik in einer überbevölkerten Welt«. Verlag C. H. Beck, München; 195 Seiten; 17,80 Mark, plädiert der linke Sozialdemokrat dafür, die Einwanderung von Türken in die Bundesrepublik »scharf« zu drosseln und auch das Asylrecht »drastisch« auf Europäer zu beschränken. Auszüge: 18.04.1982, 13.00 Uhr • aus DER SPIEGEL 16/1982(!!). Habe beim Verlach angeregt, das Buch doch wieder neu aufzulegen - gutes Geschäft womöglich, oder?

Kurt Kasper / 23.05.2025

Natürlich sind die politischen Verantwortlichen die Hauptschuldigen. Zwar hat jeder Einzelne einen gewissen Einfluss, insbesondere Eltern, doch die politischen Akteure verfügen über den gewaltigen Hebel der Medien. Das haben sie bewusst herbeigeführt, indem sie die ÖR-Medien in der Praxis zu Regierungspropagandasendern mit einzelnen Feigenblättern verunstaltet haben. Und indirekt oder über Beteiligungen (nur zB RDN =SPD) die Haltungspresse kontrollieren. Damit schaffen sie die Mitläufer und Gläubigen Anhänger in Behörden und Schulen. Dagegen kommt der Einzelne nur in Ausnahmefällen an. Wie praktisch, das ein Politiker nie für seine Fehler oder Taten zur rechenschaft gezogen wird.

Dirk Jungnickel / 23.05.2025

Erwähnung müssen unbedingt noch die Reichsbürger finden. Diese eklatanten Gefährder müssen mit allen Mitteln erkannt, verfolgt und hinter Schloss und Riegel gebracht werden. Der VS sollte ihretwegen unbedingt eine Extra -  Abteilung installieren !!! Nicht etwas die Demokratieheuchler sind hierzulande d i e   Gefahr sondern die scheinbar unscheinbaren Gruppierungen, die in Hinterzimmern und miefigen Kellern den Umsturz planen. Bitte ausräuchern !

Wilfried Düring / 23.05.2025

@Karsten Dörre ‘Der 13-jährige Täter ist ein reinrassiger Weißer’.  - Weiß oder beige: DIE WELT hat den Namen des schutzbedürftigen minderjährigen (Trieb-) Täters teilveröffentlicht: Alan-Said I. . Alan-Said ist sicher ein typisch deutscher Name. Alles klar? Du mich auch.

Steffen Huebner / 23.05.2025

@Christiane Neidthardt - diese weltfremde und ideologisierte Justiz, die wir in Deutschland haben, ist die nächste große Baustelle.

Klara Altmann / 23.05.2025

Heute die nächste Messerattacke im Hamburger Bahnhof. 17 Verletzte, 4 davon schwer. Und die Täterin (eine Frau und 17 Verletzte?) ist angeblich “Deutsche” und wir wissen alle, was das heute bedeutet, sie hat einen deutschen Pass. Aber es sagt nichts aus über ihren Hintergrund und ich lebte sehr lange schon in Deutschland und solche Attacken, wie wir sie heute täglich erleben, sie waren niemals Teil der deutschen Kultur! Und alle wissen das und ich habe diese Lügen dermaßen satt. Und wir kennen die eigentlich Verantwortlichen, es sind die Vertreter der Altparteien, die die Grenzen sperrangelweit offen lassen für jeden, ungeachtet der Herkunft und Vorgeschichte. Wir werden als Opfer markiert von dieser wie den letzten Regierungen, wir dürfen offiziell abgestochen werden. Wer diese Altparteien noch wählt, ist hundertprozentig mitverantwortlich für jedes Opfer. AfD wählen ist Notwehr. Es geht nicht mehr anders, die Altparteienvertreter geben uns als Ziel für Messer frei im eigenen Land!

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Sebastian Biehl, Gastautor / 21.06.2025 / 06:15 / 41

Deutschland wächst, Sachsen-Anhalt schrumpft

Während Deutschlands Einwohnerzahl wächst, schrumpft sie in dem mitteldeutschen Bundesland, trotz der massenhaften Asyl-Zuwanderung. Die beschleunigt eher den Wegzug der Leistungsträger, die dem Teufelskreis aus niedrigen…/ mehr

Sebastian Biehl, Gastautor / 14.06.2025 / 10:00 / 19

Israel gegen Iran: Wo stehen die deutschen Parteien?

Sind sie für Israel, für den Iran oder halten sie „Äquidistanz“ zwischen einem terroristischen Regime und einer Demokratie? Eine Einordnung der Textbausteine. Die CDU hat sich…/ mehr

Sebastian Biehl, Gastautor / 06.06.2025 / 08:00 / 30

Der stille Fritz in Washington

Bundeskanzler Friedrich Merz machte beim Antrittsbesuch bei US-Präsident Donald Trump keine Fehler, da er kaum etwas sagte. Während sich möglicherweise eine neue Männerfreundschaft anbahnt, zerbrach…/ mehr

Sebastian Biehl, Gastautor / 19.05.2025 / 06:15 / 40

Dürfen Flüchtlinge weiß sein?

Sind südafrikanische Buren, von denen eine kleine Gruppe in den USA einen Schutzstatus bekommen hat, nur Flüchtlinge in Anführungszeichen, wie die sonst so mitfühlenden Medien behaupten? Mittlerweile…/ mehr

Sebastian Biehl, Gastautor / 09.05.2025 / 13:00 / 12

Grenzschließungs-Theater

Von Merkels „Alle reinlassen“ ist bei Dobrindt nun ein „Wir müssen nicht alle reinlassen“ geworden. Nach Gesetzeslage könnten aber alle abgewiesen werden, da sie aus…/ mehr

Sebastian Biehl, Gastautor / 16.04.2025 / 16:00 / 54

Der feuchte Traum der Allesüberwacher

Digitaler, schneller, unbürokratischer, die designierte Regierung Merz will ein verpflichtendes Bürgerkonto einführen, alles zu unserm Besten natürlich. Aber es wäre ein Wunder, wenn ein solches Instrument nicht…/ mehr

Sebastian Biehl, Gastautor / 09.04.2025 / 14:00 / 11

„Nachhaltiges“ Investieren: Die Luft ist raus

Abgesehen von gelegentlichen Fällen von „greenwashing“, für Ihren Vermögensaufbau ist „nachhaltiges Investieren“ keine gute Idee. Dann das Geld lieber gleich einer Weltrettungsorganisation überantworten. Es ist kein neuer…/ mehr

Sebastian Biehl, Gastautor / 08.04.2025 / 17:30 / 44

Angeklagte Linksextremistin erhält Kunstpreis

In München steht Hanna Schiller wegen versuchten Mordes vor Gericht, in ihrer Kunsthochschule gilt sie als Heldin und bekommt Preise. Die Studentin Hanna Schiller steht…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com