Stefan Frank / 08.06.2023 / 16:00 / Foto: Achgut.com / 7 / Seite ausdrucken

Wenn Antizionisten klingen wie der Ku-Klux-Klan

Redner auf einer Veranstaltung zum „Nakba-Tag“ in Washington erklären nicht nur, dass allein „tote Zionisten“ „gute Zionisten“ seien, sondern auch, dass Schwarze nicht in die USA gehörten.

„Ihr, Palästinenser in der Diaspora, habt hier (in Amerika) nichts zu suchen.“ Rassistisch war das, was ein Redner da am 14. Mai vor dem Washington Monument in der Nähe des Kapitols in Washington von sich gab. Das könnte auch vom Ku-Klux-Klan stammen. „Palästinenser, geht nach Hause!“ Und dennoch erhielt er von den Zuhörern, die Palästinaflaggen schwenkten und behaupteten, die „palästinensische Sache“ zu vertreten, Applaus. „Wir haben hier nichts zu suchen“, schienen sie alle zu denken. Oder zumindest die Palästinenser unter ihnen, denn auch Juden von der radikal antiisraelischen Sekte Naturei Karta waren unter den Demonstranten.

Diese Aussage war nicht die einzige verstörende an jenem Tag. Anti-Israel-Demonstrationen, in der Regel veranstaltet von linksgerichteten und/oder muslimischen Organisationen, sind auch in den USA nicht selten. Doch was da auf einer Demonstration zum „Nakba-Tag“, die am 14. Mai in der amerikanischen Hauptstadt Washington stattfand, an Aufrufen zu Gewalt zu hören war, war nicht alltäglich.

Der Aufruf hatte noch wie viele andere „Nakba“-Pamphlete geklungen, die mit einer Täter-Opfer-Umkehr arbeiten, um Israel zu delegitimieren und vom arabischen Überfall auf Israel und die gleichzeitige Vertreibung von 850.000 Juden aus arabischen Ländern abzulenken. Von „katastrophalen Ereignissen, die zwischen 1947 und 1949 in Palästina stattfanden“, war die Rede. „Das Ausmaß und die Brutalität der entsetzlichen Ereignisse der Nakba“ hätten sich „in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt“, das „Trauma“ werde „von Generation zu Generation weitergegeben“. Doch „trotz der unüberwindbaren Hindernisse und des schmerzhaften Leidens“ sei es bemerkenswert, dass das „palästinensische Volk überlebt, Widerstand leistet und auf eine bessere Zukunft hinarbeitet“:

„Aus diesem Grund gedenken wir nicht nur der Tragödie, die das palästinensische Volk und die gesamte Region während der Nakba heimgesucht hat, sondern wir feiern auch die palästinensische Widerstandskraft und Ausdauer. In dem Maße, in dem die Besatzung und die Kolonisierung Palästinas durch Siedler zunehmen, müssen wir uns auch für das palästinensische Volk einsetzen und aktiv werden. Wir können diesen Moment nicht verstreichen lassen, ohne einen Standpunkt einzunehmen, der unserer Sache und unserem Volk angemessen ist.“

Welcher ist das?

„Der einzige gute Zionist ist ein toter Zionist!“, sagte Rafiki Morris von der All-African People’s Revolutionary Party in einem Redebeitrag. Die Partei, die 1972 in Guinea gegründet wurde und Ableger in den USA hat, hat sich der „totalen Befreiung und Vereinigung Afrikas“ unter dem Banner des „wissenschaftlichen Sozialismus“ verschrieben. Seine Rede stellte Morris auf Twitter. Dort findet man allerdings nur noch „Teil 3“. Die ersten beiden wurden vielleicht von Twitter gelöscht, darunter auch die Stelle, in der es um „tote Zionisten“ geht. Doch das Middle East Media Research Institute (MEMRI) hat die Redebeiträge dokumentiert.

„Der Siedlerkolonialismus muss zerstört werden“, dekretierte Morris. Er wünscht sich eine Welt, in der jeder Mensch dort lebt, wo seine Ahnen mutmaßlich – denn wer weiß so etwas schon genau? – vor tausend Jahren gelebt haben:

„Und ich möchte, dass ihr das alle genau versteht: Dieses Land [die USA; Anm. Mena-Watch] ist ein illegaler rassistischer Staat. Er muss zerstört werden! Es gehört nicht den Leuten im Weißen Haus. Ich habe hier nichts zu suchen. Sie haben mich hierhergebracht, damit sie das Land, das sie den amerikanischen Ureinwohnern gestohlen haben, an sich reißen können. Ihr, die Palästinenser in der Diaspora, habt hier nichts zu suchen, ihr habt ein Zuhause, aber sie haben euch aus eurem Zuhause vertrieben, um einen Stützpunkt, einen Abhörposten, ein Zentrum für die imperialistische Durchdringung des Nahen Ostens und Afrikas einzurichten.“

Dass „der einzige gute Zionist“ „ein toter Zionist“ sei, ist ein Punkt, der Morris am Herzen liegt, wie er klarmachte:

„Und ich verstehe, was das bedeutet. Denn der Congressional Black Caucus [Vereinigung afroamerikanischer Kongressabgeordneter; Anm. Mena-Watch] ist komplett zionistisch. Der US-Kongress – Zionisten. Das Weiße Haus – Zionisten. Der Senat – Zionisten. Tatsächlich ist eine der Bedingungen, um Teil der US-Regierung zu sein, dass man Zionist sein muss, das ist die Vorbedingung, um in dieses Haus zu kommen. Also sagen wir, lasst uns auch dieses Haus niederbrennen.“

Terrorrechtfertigung

Lance Lokas von der Palestinian Youth Movement lobte die getöteten Terroristen, die beim Versuch starben, Juden zu töten („Märtyrer“):

„Ruhm für unsere Märtyrer. Möge ihr ultimatives Opfer in Erinnerung bleiben und ein Kompass sein, der unsere Arbeit zur Befreiung leitet. Die zionistische koloniale Gewalt, die Razzien, die Zerstörungen und die Massaker haben als kollektive Bestrafung gegen die wachsende Flut des Widerstands zugenommen. Aber ihre Unterdrückung schürt nur unseren Widerstand. Je mehr die Zionisten versuchen, das Feuer des Widerstands zu löschen, desto heller wird es brennen, denn mit jedem Märtyrer, den Palästina gewinnt, erhebt sich ein anderer, um seinen Platz einzunehmen.“

Endloses Blutvergießen aus Hass und Fanatismus ist eine prima Sache, soll das heißen. Die Ermordung von Juden wurde an jenem Tag unter der Formel „Widerstand in all seinen Formen“ subsumiert:

„Widerstand in all seinen Formen ist nur eine Antwort auf eine koloniale Situation. Die Palästinenser haben das Recht, sich der Gewalt zu widersetzen, ihre Lebensgrundlagen zu verteidigen und ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Die Verurteilung des palästinensischen Widerstands bedeutet, das palästinensische Volk aufzufordern, sich passiv der täglichen Gewalt des Kolonialismus zu unterwerfen. Es ist eine Aufforderung, sich hinzulegen und den Tod zu akzeptieren.“

Es war also eine Veranstaltung, die Mord und Totschlag propagierte und die im Aufruf zum Völkermord an israelischen Juden und vermuteten „Zionisten“ in den USA, dem US-Kongress und der amerikanischen Regierung gipfelte.

Fließende Grenzen

Ein kleines Treffen von gesellschaftlich isolierten Wahnsinnigen, die man nicht weiter beachten müsste? Leider nicht. Aufgerufen zu der Veranstaltung hatte Osama Abuirshaid. Osama Abuirshaid ist Vorstandsmitglied und nationaler Direktor von American Muslims for Palestine (AMP). Laut der Bürgerrechtsorganisation Anti-Defamation League (ADL) ist die AMP die „führende Organisation“, wenn es darum geht, Studenten und muslimischen Gemeindeorganisationen im ganzen Land „antizionistische Schulungen“ anzubieten: Die 2005 gegründete AMP vertrete „extrem israelfeindliche Ansichten und bietet unter dem Deckmantel, Amerikaner über 'die gerechte Sache Palästinas und das Selbstbestimmungsrecht' aufzuklären, dem Antisemitismus immer wieder eine Plattform“.

Gemeinsam mit Organisationen wie Students for Justice in Palestine (SJP) organisiert AMP Anti-Israel-Veranstaltungen an Universitäten. Osama Abuirshaid leugnet jegliche historische oder religiöse Verbindung der Juden zu Palästina. Die biblischen Figuren Abraham, David und Salomon seien „Muslime“ gewesen (hier), behauptet er. Israel malt er als Feind der Menschheit: Die „ganze Welt“ verstehe, dass der jüdische Staat „die wahre Bedrohung für Stabilität, Sicherheit und die Weltfriedensordnung“ sei (hier).

In der Vergangenheit bezeichnete er die Hamas als „Befreiungsarmee“ und trat 2020 auf einer Konferenz gemeinsam mit Ilhan Omar und Rashida Tlaib auf, zwei Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses. Rashida Tlaib nahm 2021 auch an einer Internetveranstaltung von AMP teil. Das zeigt, dass es keine klare Grenze gibt zwischen llhan Omar und Rashida Tlaib auf der einen Seite und jenen, die sich „tote Zionisten“ wünschen und das Kapitol niederbrennen wollen, auf der anderen. Die Übergänge zu Terrorverherrlichung und genozidalem Antisemitismus sind fließend. 

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

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Leserpost

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Sam Lowry / 08.06.2023

Wenn der Mainstream klingt wie der Teufel persönlich: “In Frankreich sorgt ein Familienvater mit einem Messerangriff auf Kleinkinder für Entsetzen” (n-tv). Jaja, diese Familienväter Gerd, Hans und Manfred. “Wer das Asylrecht antasten will, spielt das dreckige Spiel der AfD mit” (WELT)... jaja, die pöhse AfD… kronk!

Sebastian Laubinger / 08.06.2023

Die Israelis werden sich NICHT ins Meer treiben lassen. Wer immer eine zweite Shoa versucht, wird einen sehr hohen Preis dafür bezahlen. Hirnlose Idioten, die mit solchen Hassparolen zum Massenmord aufrufen, gehören weggesperrt, gerne auch länger, danach sofortige Abschiebung in ihre Herkunftsländer. Allerdings wird das hier nicht passieren, denn Links/Grüne sind, das sollte aufgrund ihrer Handlungen langsam jedem klar geworden sein, selber Antisemiten. Die weichgespülte CDU ist, seit sie sie Honeckers Rache aus der Uckermark gefolgt ist, kein Haar besser. Wer sich das Abstimmungsverhalten Deutschlands gegenüber Israel in der UN-Vollversammlung mal angeschaut hat, denkt ernsthaft, er hätte es mit Geistesgestörten zu tun. Gerade Deutschland sollte ALLES tun, um Israel zur Seite zu stehen, aber NIX DA. Leider sehe ich keine Anzeichen für eine geistige Störung bei den Verantwortlichen—das ist Absicht, eine verbrecherische Absicht, für die man diesen Personen Amt, Würden, sämtliche Bezüge (unter Rückzahlung derselben) und das Recht entziehen sollte, irgendeine verantwortliche Position auszuüben.

Ralf Pöhling / 08.06.2023

Die USA sind unterwandert. Vom radikalen Islam. Nicht ganz so dramatisch wie wir hier in Deutschland bzw. der EU, aber doch gut sichtbar. Dass antizionistische Geheule, bei dem überall Zionisten vermutet werden, selbst da wo gar keine sind und seien können, ist Standardprogramm des radikalen Islam. Überall auf der Welt. Die freien Demokratien müssen also ganz genau aufpassen, wen sie ins Land lassen. Sonst nutzen diese Leute die Redefreiheit und die Demokratie der freien Länder gezielt aus, um die Freiheit dort abzuschaffen und damit die Unterstützung der freien Welt für Israel so zu stoppen. Darum geht es. Darum passiert das alles. Zitat:“Gemeinsam mit Organisationen wie Students for Justice in Palestine (SJP) organisiert AMP Anti-Israel-Veranstaltungen an Universitäten. Osama Abuirshaid leugnet jegliche historische oder religiöse Verbindung der Juden zu Palästina. Die biblischen Figuren Abraham, David und Salomon seien „Muslime“ gewesen (hier), behauptet er. Israel malt er als Feind der Menschheit: Die „ganze Welt“ verstehe, dass der jüdische Staat „die wahre Bedrohung für Stabilität, Sicherheit und die Weltfriedensordnung“ sei.” Das ist das Standardmuster dieser Leute. Die erzählen diesen Unfug überall dort, wo man sie reden lässt. Dabei ist das so offensichtlicher Unsinn, dass man sich schon fragt, warum die davon keiner abhält. Bei uns fällt das unter Volksverhetzung. Ohne Judentum gäbe es keinen Islam. Der Islam ist davon abgezweigt. Das ist Fakt und historisch belegt. Redefreiheit und Demokratie erlauben nicht, beides selbst zu missbrauchen, um den Menschen propagandistisch den Kopf zu versauen. Weder in den USA, noch in Deutschland. Wir haben Mittel und Wege das zu unterbinden. Wir müssen es nur endlich tun.

holger milde / 08.06.2023

War ähnliches nicht auch kürzlichst auf Häusern & Bäumen plakatiert, im buntesten Hauptslum Deuschtlands,  wo der beste Buntpräsident mit schöner Aussicht Gesetze unterschreibt, die direkt gewählten MdB Abgeordneten & Bürgern ihr Mandat verhindert? “Nimm das Recht auf (Wahl-, Gleichheit-,  Sozial-,  Unversehrtheit-, Meinungsfreiheit-, etc.) weg, was anderes ist ein (Parteien-, Ideologen-) Staat, als eine große Räuberbande” Benedikt XVI, nmW auch iA . des Genossen(!) FW Steinmeier.

Gerhard Schmidt / 08.06.2023

# Thomas Szabo: Dann bringen sie sich gegenseitig um, denen wird schon nicht langweilig…

Lutz Herrmann / 08.06.2023

Tja, man darf nicht glauben, unsere Grünen und Spezialdemokraten in der plattdeutschen Provinz würden anders ticken als der letztgenannte Herr…

Thomas Szabó / 08.06.2023

Und was geschieht, wenn die “Palästinenser” Israel “befreit” und die Juden vertrieben haben? Ein “shithole country” mehr?

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