Reinhard Mohr
Unermüdlich, Woche für Woche, rückt Jakob Augstein, der legitime Nachfolger von Cicero, Margot Käßmann und Roger Willemsen, die Weltläufte zurecht. Ob Eurokrise, Occupy-Bewegung oder Berliner Autonomenrituale – überall lodert der Weltenbrand am Horizont, und meist ist Angela Merkel daran schuld. Nun, angesichts der islamistischen Wutwelle mit bislang dreißig Toten, formuliert er das gute alte cui bono: Wem nützt es? Ja, nee, is klar, würde Atze Schröder sagen.
Aber man könnte ja auch mal fragen: Wem schadet es? Den Ermordeten zum Beispiel. Ihren Familien. Den arabischen Ländern, in denen ein islamistisch-faschistischer Mob die kleinen Ansätze einer demokratischen Kultur zerstört. Den arabischen Frauen, die die Morgenluft der Freiheit geatmet haben. Der Sicherheit hunderttausender Menschen. Den zarten Pflänzchen einer wirtschaftlichen Entwicklung.
Doch Jakob Augstein weiß es besser: Die reaktionären Kräfte im Westen, vor allem in den USA und in Israel, profitieren vom mörderischen Aufruhr in Libyen, Tunesien, Ägypten, in Sudan, Pakistan und Afghanistan. Denn „die Brandstifter sitzen anderswo“. Wie das? Und wo genau? „Die zornigen jungen Männer, die amerikanische – und neuerdings auch deutsche Flaggen – verbrennen, sind ebenso Opfer wie die Toten von Bengasi und Sanaa.“
Man hätte es sich denken können: Die Täter sind die Opfer. Und die Opfer, die Ermordeten, die eigentlichen Täter. Warum? Weil sie Teil der perfiden Strategie des Westens und seines reaktionärsten Vorpostens sind, den Islam zu verunglimpfen: „Israels Premier kamen die Bilder der wütenden Muslime mehr als gelegen“, weiß Jakob Augstein. Nur den einen Schritt geht er noch nicht: Israelische Geheimdienste für die „Wutwelle“ verantwortlich zu machen. Oder wenigstens den MAD.
Warten wir auf die nächste Kolumne.