Auf die Oster-Anschläge von Sri Lanka hat die britische Premierministerin Theresa May mit einer deutlichen Ansage reagiert: Ihre Regierung will die Verfolgung von Christen in vielen Ländern bekämpfen. “Wir müssen für das Recht eines jeden aufstehen, den eigenen Glauben zu praktizieren, egal welcher Religion man angehört”, sagte sie.
“Kirchen wurden angegriffen, Christen ermordet, Familien wurden gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen”, sagte sie über die Situation von Christen nicht nur in Sri Lanka. Darum habe die britische Regierung eine globale Untersuchung zur Christenverfolgung eingeleitet. Auch der britische Thronfolger Prinz Charles appellierte an die Weltöffentlichkeit, das Drama massenhaft verfolgter Christen nicht länger zu verschweigen. Es gebe derzeit 245 Millionen Christen, die unter Repressionen zu leiden hätten, “viele werden attackiert”. Der amerikanische Vizepräsident Mike Pence bezeichnet die Terrorattacken von Sri Lanka als “Angriff gegen den christlichen Glauben und die Religionsfreiheit”. Außenminister Mike Pompeo kündigt an, die US-amerikanische Außenpolitik werde dieses Thema zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit machen.
Auch in Deutschland warnt der Ex-Fraktionschef der Union im Bundestag, Volker Kauder: “Die Ereignisse in Sri Lanka sind bestürzend. Sie sind aber leider kein Einzelfall. Ich sehe mit großer Besorgnis die wachsende Christenverfolgung.” Das Pew-Forschungszentrum in Washington führt Christen seit Jahren als die am meisten verfolgte Religionsgruppe weltweit. Die Hilfsorganisation Open Doors, ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk, spricht sogar von “der größten Christenverfolgung aller Zeiten”. Die Terrorattacken in Sri Lanka seien Teil einer langen Serie von Angriffen.
Es sind vor allem islamistische Bewegungen und eine voranschreitende Radikalisierung des Islam, die christliche Minderheiten in vielen Ländern offener Gewalt und zahlreichen Tötungen aussetzen. Besonders aus den Randgebieten des islamischen Raums mehren sich grauenhafte Berichte von systematischen Christenverfolgungen. Open Doors meldete im Januar, dass allein in Nigeria im vergangenen Jahr 3731 Christen um ihres Glaubens willen ermordet worden seien – mehr als in allen anderen Ländern zusammen. Der Erzbischof des nigerianischen Bistums Kaduna appelliert daher an die Weltöffentlichkeit, das Massaker nicht zu übersehen und warnt vor einer Gewaltspirale.
Nach Niederlagen im Nahen Osten mit neuen Aufträgen unterwegs
Auch in Sudan, Eritrea, Äthiopien, Kenia, im Kongo und in der Zentralafrikanischen Republik kommt es wöchentlich zu gewaltsamen Übergriffen auf Christen und ihre Kirchen. Militäranalysten berichten, dass Kämpfer der Terrormiliz “Islamischer Staat” und anderer islamistischer Gruppierungen nach Niederlagen im Nahen Osten nun mit neuen Aufträgen unterwegs seien. Es gehe ihnen neuerdings um eine islamistische Offensive in gemischt-religiösen Randgebieten der Kulturzonen, um den Einflussbereich des Islams auszuweiten.
Die westliche Politik hat jenseits kirchlicher Kreise bislang kaum von den dramatischen Ereignissen Notiz genommen. Die Attentate von Sri Lanka ändern das offenbar. Der britische “Guardian” kommentiert in einem Leitartikel: “Wir durchleben einen der gravierendsten Phasen von Christenverfolgung der Geschichte und die meisten Menschen (im Westen) wollen es nicht wahrhaben.” Der “Telegraph” schreibt: “Die meisten Menschen denken bei Christenverfolgungen an das Römische Reich und an Märtyrer, die Löwen zum Fraß vorgeworfen wurden. Andere erinnern sich vielleicht an das Sowjetregime und die Unterdrückung von Gläubigen in der Stalinzeit. Doch dieses Jahrhundert ist rasch dabei, diesen beiden Epochen nahezukommen.”
“Die gegenwärtige Situation der verfolgten Christen und anderer Minderheiten ist katastrophal und alarmierend”, warnt der Vorstandsvorsitzende von Open Doors Markus Rode. “Wenn Millionen Betroffene keine Chance haben, selbst auf ihre Situation aufmerksam zu machen, dann müssen Politiker und wir als Christen deutlich mehr tun als bisher.”
Tatsächlich ist nun auch in Berlin Bewegung in dieser Frage zu beobachten. “Der Terror in Sri Lanka reiht sich ein in verschiedene Anschläge gegen Christen weltweit”, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU). “Christen sind weltweit das Ziel von radikalen Muslimen.” Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Theurer sagte: “Mehr als 100 Millionen Christen leben in Ländern, in denen ihr Menschenrecht auf Religionsfreiheit nicht geachtet wird.” Der Grünen-Europapolitiker Sven Giegold sagte der “Welt”, die Religionsfreiheit von Christen sei in vielen Teilen der Welt bedroht. “Europa muss sich nachdrücklich auf der Welt für das Recht auf Religionsfreiheit einsetzen.” Auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak forderte mehr Schutz für Christen. Wichtig sei nun, sich nicht spalten zu lassen und den Dialog der Religionen aufrechtzuerhalten. “Dazu gehört aber auch, die Unterdrückung von Christen deutlich anzusprechen und klar für die Einhaltung der Religionsfreiheit einzutreten.”
Dieser Beitrag erschien zuerst auf The European