Wolfgang Meins / 14.09.2021 / 14:00 / Foto: Pixabay / 31 / Seite ausdrucken

Weltretter-Größenwahn: „Planetary Health“ für alle!

Das kolossale Scheitern der Bemühungen des Westens um „Good Governance“ oder „Nation Building“ in Afghanistan sollte eine Lehre sein. Aber man macht munter so weiter, wie das „Planetary Health“-Konzept zeigt. Etwa in Bangladesh.

Das kolossale Scheitern der Bemühungen des Westens um Good Governance oder auch Nation Building in Afghanistan beruht auf einer grandiosen Selbstüberschätzung der eigenen Möglichkeiten in Verbindung mit einer mindestens ebenso grandiosen Unterschätzung der weitgehend ungebrochenen Macht von traditionellen gesellschaftlichen und kulturellen Faktoren. Kommt dann noch die Unfähigkeit und/oder Unwilligkeit hinzu, einen unverstellten Blick auf die Wirklichkeit zu werfen, ist das Desaster vorprogrammiert. 

Vielen wird in diesem Zusammenhang unbekannt sein, dass auch die Medizin vor wenigen Jahren – mit besonderer Unterstützung der führenden Fachzeitschrift Lancet und ihres stark linkslastigen Herausgebers Richard Horton – ein ebenso globalistisches wie größenwahnsinniges Konzept entwickelt hat. Es hört auf den schönen Namen Planetary Health und leidet stark unter der ideologisch getriebenen Agenda seiner Schöpfer. Grob vereinfachend handelt es sich bei Planetary Health um wesentliche, nun auf linksgrün gezogene Gebiete der Tropenmedizin. 

Frau Prof. Sabine Gabrysch, die deutsche Propagandistin dieses Konzepts, definiert es so:

„Im Blick sind sowohl die gesellschaftlichen Bedingungen für Gesundheit und die globalen Zusammenhänge, und explizit auch die natürlichen Systeme des Planeten“ – (darunter besonders der Klimawandel / Anm. d. Verf.) – „wovon unser Wohlergehen und unsere Existenz letztlich abhängen. Das große Ziel ist: gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten.“ 

In Berlin gibt es seit zwei Jahren eine Arbeitsgruppe, die Klimaforschung am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit Gesundheitsforschung an der Charité verbinden und sich dabei vom Planetary-Health-Konzept leiten lassen will. Angeführt wird dieses Vorhaben von der eben erwähnten Sabine Gabrysch, die anlässlich ihrer Amtseinführung vor zwei Jahren von mir bereits hier gewürdigt wurde. Der eine oder andere Leser mag sich erinnern: Sie hatte den Ruf auf eine Professur für Klimawandel und Gesundheit erhalten, nahezu ohne jede einschlägige Forschungserfahrung oder Veröffentlichung – was irgendwie natürlich auch eine Leistung ist. Begünstigt wird so etwas auch durch das Planetary-Health-Konzept, denn Forschung kann dadurch erheblich an Spezifität verlieren, hängt doch alles mit jedem irgendwie zusammen. 

Beraterin der Bundesregierung

Im Gefolge ihrer Berufung fiel ihr die potenziell äußerst einflussreiche Mitgliedschaft im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) quasi in den Schoß. Anlässlich der im Vorfeld der Weltklimakonferenz von Glasgow orchestrierten Forderung der Herausgeber von mehr als 220 Gesundheitsjournalen nach konkreten Schritten gegen die Erderwärmung nutzte Frau Gabrysch diese Mitgliedschaft auch, um auf der WBGU-Homepage einen markigen Tweet abzusetzen: „Sofortmaßnahmen: Gesellschaft umgestalten, Klimawandel eingrenzen, Biodiversität wiederherstellen & Gesundheit schützen!“ Ist dieser Twitter-Sofort-Forderungskatalog etwas anderes als größenwahnsinnig, ein wissenschaftlich getarnter größenwahnsinniger Polit-Aktivismus?

Gabrysch ist ein geradezu typisches Beispiel für Wissenschaftler, die gleichzeitig als Klimaaktivisten unterwegs sind. Da kann eine dem Thema eigentlich angemessene Differenziertheit schnell lästig werden und wird deshalb besser gar nicht erst in Anspruch genommen, wie bei diesem DLF-Interview: Dieselbe Person, die ins Mikrofon stammelt („Genau, die Hitze ist natürlich hier in Deutschland mit eines der größten Auswirkungen auf die Gesundheit, und das haben wir alle auch ja gespürt, und bei Hitze, das ist eine extreme Belastung für den Körper“), forscht schwerpunktmäßig nämlich in einer im Nordosten von Bangladesch gelegenen subtropischen Region. 

Und dort ist es richtig warm: Die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt ca. 21°C, im wärmsten Monat (September) sind es fast 25°C. Berlin bietet dagegen bloß schlappe 14°C und im wärmsten Monat (Juli) 19°C. Da kommt ein altgedienter Psychiater nicht umhin, den Begriff „doppelte Buchführung“ zu assoziieren – eine Bezeichnung für ein Phänomen bei chronischer Schizophrenie, bei dem der Kranke die Unvereinbarkeit zwischen seiner schizophrenen und der realen Welt widerspruchslos hinnimmt. Passend dazu zeigt Gabrysch für Bangladesch auch keinerlei Ambitionen, „flächendeckende Hitzeaktionspläne“ auszuarbeiten, die sie für Deutschland dagegen als „dringend notwendig“ erachtet. 

Den Bangladeschis zeigen, wie sie sich ernähren sollten?

Was beforscht sie mit einem größeren Team in diesem hochkorrupten, dicht besiedelten muslimischen Land mit 165 Millionen Einwohnern? Es geht, seit immerhin 2015, im Wesentlichen um einen tropenmedizinischen Klassiker: die Unterernährung von Kleinkindern und deren Neigung zu Durchfall-Erkrankungen günstig beeinflussen zu wollen. Dabei soll die Wirksamkeit der Maßnahmen – ein Trainingsprogramm für 2.700 jüngere Frauen zu Themen wie zusätzlichem Gemüse- und Obstanbau im Küchengarten, Geflügelhaltung und Hygiene – mittels Kontrollgruppenvergleich möglichst eindeutig nachgewiesen werden. 

Was wird bleiben von diesem und ähnlichen medizinisch-landwirtschaftlichen Planetary-Health-Projekten, wenn irgendwann die Finanzierung ausläuft und die deutschen oder westlichen Mitarbeiter und die „Ortskräfte“ abziehen? Nicht viel, wenn überhaupt etwas. Denn es wird seine traditionellen gesellschaftlichen oder kulturellen Gründe haben, weshalb die im Nordosten von Bangladesch lebenden Reis-Bauern nicht von sich aus auf die vermeintlich doch naheliegende Idee gekommen sind, hinter ihrer Hütte noch etwas Obst und Gemüse für den Eigenbedarf anzubauen und ein paar Hühner zu halten. 

Und spiegelt sich in diesem prognostizierten langfristigen Scheitern nicht am ehesten wider, dass der Gang der Geschichte zumindest nicht vorrangig vom Zufall bestimmt wird, sondern es tiefere Gründe gibt, die über Jahrhunderte dazu geführt haben, dass in Deutschland das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf etwa elfmal so hoch wie in Bangladesch ausfällt? Oder, anders formuliert, dass wir den Bangladeschis zeigen, wie sie sich ernähren sollten, aber nicht Entwicklungshelfer aus Bangladesch angesichts der drohenden „Klimakatastrophe“ versuchen, die Landwirte im Oberrheintal von den Vorteilen des Reisanbaus zu überzeugen. 

Ein fortwährendes Bußritual

Aber, egal was von diesem und ähnlichen Projekten bleibt, den Namen Gabrysch sollte man sich aus einem anderen Grunde merken: Denn mittlerweile wird sie im Berliner linksgrünen Polit- und Wissenschaftsbiotop bestens vernetzt sein, so dass sie künftig ihren Beitrag zu Planetary Health als dort anerkannte Expertin für Ernährung und Klimawandel stärker auf der bundesdeutschen Bühne zur Darstellung bringen wird. Wie auf Twitter (s.o.) ja bereits angedroht, gilt es, die Gesellschaft umzugestalten. Also, um in Gabryschs Beritt zu bleiben, die Ernährung des deutschen Volkskörpers zügig auf einen fleischarmen und möglichst „klimaneutralen“ Pfad zu bringen, um so den Klimawandel einzugrenzen.

Für Planet-Health-Aktivisten also eine typische Win-win-Situation: Die Deutschen werden endlich zu einer gesünderen Ernährung gezwungen. Vor allem aber emittieren sie damit weniger CO2 und tragen so wenigstens einen kleinen Teil ihrer Schuld am sogenannten menschengemachten Klimawandel gegenüber Ländern wie Bangladesch ab. Allerdings emittieren sie pro Kopf immer noch etwa zwölfmal mehr (2019) CO2, ganz zu schweigen von den Emissionen in der Vergangenheit. Damit wird dann auch eine wesentliche Grundlage des Planetary-Health-Konzepts freigelegt: Die Schuld des Westens oder der Industriestaaten am Elend dieser Welt und damit auch die moralische Verpflichtung, auf unbestimmte Zeit fortwährend Buße zu tun.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Helmut Weber / 14.09.2021

guten Tag na ja - die Schuld des <<<Westens>>> an vielen schlechten Zuständen in den anderen Teilen der Welt, ist ja wohl nicht von der Hand zu weisen….. Sklavenhandel -  Kolonialisierung (ein feines Wort für Überfall, Raub, Mord, Unterdrückung) über viele Jahrhunderte hinweg und in der Neuzeit: imperialistische “Einmischung”” - nennen wir Das mal so…........ Erik Damman hat in <<< fremtiden i vaere handen>>> —- Die Zukunft in unseren Händen—- / The Future in our Hands—-  (sehr lesenswert / leider nur noch mit Mühe zu finden - und nur in norwegisch oder englisch) schon vor Jahrzehnten dazu sehr ausführlich seine (und ich gebe Das gerne zu: auch meine) Sicht der Zusammenhänge dargestellt ——unser Reichtum ist auf dem Sklavenhandel und der Koloniasierung aufgebaut!!!!!!!!!!!!!! zu einer richtigen Buße gehörte ja dann auch vorab eine tief empfundene Reue…........ Das bleibt natürlich Jedem selbst überlassen…. aber T A T E N sollten schon folgen - und zwar ohne die leider soweit verbreitete Überheblichkeit des <<<Westens>>> mit der Scham wegen der schlechten Taten der europäischen Völker (in unterschiedlichem Maße) in der Vergangenheit kann ich leben, aber wir sollten ganz ernsthaft an einer Zukunft arbeiten, Die unseren Kindern und Kindeskindern nicht auch wieder Scham verursachen wird

Sebastian Weber / 14.09.2021

Könnte es sein, dass der Ressourcenverbrauch auf unserem Planeten (auch) mit der Überbevölkerung zu tun hat? Wenn ja, warum gibt es dann nicht mehr Anstrengungen, das Bevölkerungswachstum zu stoppen?

Dirk Weidner / 14.09.2021

“Das große Ziel ist: gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten.“  Ach, wenn doch nur der große Humanist Dr. Joseph Goebbels das noch hätte erleben dürfen! Ihm war die Sorge um die Gesundheit der Menschen ja leider nur auf nationaler Ebene anvertraut, so war das Referat “Volksgesundheit” Teil der Abteilung “Propaganda” innerhalb des “Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda”. Welch Glück für die Welt, dass Frau Prof. Dr. Gabrysch die Grenzen der Nation aushebelt, und umfassend global denkt.

Dirk Jungnickel / 14.09.2021

Jede Pseudo - Religon (Klimasekte) braucht ihre Gurus wie auch Hubbard bei der Scientologie. Und Frau Gabrysch fühlt sich vielleicht dazu berufen.

S.Buch / 14.09.2021

Buße sollen die Deutschen natürlich in Form von gigantischen Ablasszahlungen tun. Diese werden dann von Leuten wie Grabysch nach eigenem Gutdünken „klimagerecht“ umverteilt, wobei pro Nase gesehen der größte Teil bei den Umverteilern selbst hängen bleibt. Ökosozialismus!

Fritz kolb / 14.09.2021

Das mit dem Büßen passt ja für uns geradezu perfekt, als dem Volk der ewigen Sühne und unauslöschlichen Schuld. Gut daß wir solche Figuren mit unseren Steuergeldern alimentieren, das ist zumindest schon ein kleiner Ablass. Die Klimakirche der Grünen Khmer tut ihr Werk in viel größerem Ausmaß. Nächstes Jahr mit einem Spritpreis von mehr als 2 Euro der Liter und mit Heizkosten, die durch die Decke gehen. Und den welthöchsten Strompreisen. Aber in 2 Wochen wird auch dieser Schwindel, diese Verarsche, ach sorry, dieser Sühne- Ablass vom Wahlmichel wieder goutiert werden, wollen wir wetten?

N. Walter / 14.09.2021

Schon blöd, dass sich nicht Morgenthau, sondern Marshall mit seinem Plan durchgesetzt hat, Deutschland wiederaufzubauen. Man müsste dann nicht soviel umbauen.

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