Annette Heinisch / 26.08.2023 / 12:00 / Foto: Gage Skidmore / 77 / Seite ausdrucken

Welches Kriegsziel hat der Westen?

Von Annette Heinisch und Gunter Weißgerber.

Welches Ziel verfolgt der Westen im Ukraine-Krieg? Will er überhaupt, dass Kiew den Krieg gewinnt? Daran gibt es inzwischen insbesondere in den USA ernste Zweifel. Und es gibt Hinweise darauf, dass die US-Regierung den russischen Einmarsch beinahe hingenommen hätte.

„Der ehemalige US-General Ben Hodges hat Deutschland und den USA mangelnde Entschlossenheit bei der Unterstützung der Ukraine vorgeworfen. „Will der Westen den Sieg der Ukraine? Mein Glaube schwindet“, sagte der ehemalige Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa zum Tagesspiegel.“

Auch Paul Ronzheimer, Kriegsreporter in der Ukraine und stellvertretender Chefredakteur der Bild, wundert sich über Kanzler Scholz:

„Entweder will er, dass die Ukrainer erheblich Gebiete zurückgewinnen können, dann darf er Lieferungen wie Taurus-Raketen nicht länger blockieren. Oder aber der Kanzler muss klar sagen, dass er NICHT an die Rückeroberung ukrainischer Gebiete glaubt – und erklären, welches Ziel seine Politik überhaupt verfolgt. Alles dazwischen, ein bisschen Waffenhilfe, aber bloß nicht zu viel, damit Putin „nicht zusätzlich“ provoziert wird, ist unglaubwürdig und verlogen. Kanzler, sprechen Sie endlich Klartext, was Sie erreichen wollen!“

Die Skepsis ist berechtigt und wird schon länger von militärisch versierten Beobachtern geteilt. Nicht nur die „roten Linien“ verwundern, z. B. dass die Ukraine nicht russisches Territorium angreifen soll. Dies wäre nicht nur rechtlich völlig in Ordnung, sondern auch militärisch geboten. Anders können Nachschubwege und Kommandozentralen nicht sinnvoll angegriffen werden. Die Divergenz zwischen markigen Sprüchen und den tatsächlichen Lieferungen von Wirkmitteln spricht auch eine andere Sprache:  Zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Der Ukraine werden bis dato weder ausreichend noch alle zielführenden militärischen Wirkmittel geliefert, welche für die Befreiung ihres Landes nötig wären. Und was kommt, kommt schlicht zu spät.

„Biden hat kalte Füße bekommen“

Diese Lethargie sei ein „Charaktermerkmal, kein Betriebsunfall“, schreibt Dr. Jack Watling vom britischen Militärforschungsinstitut Rusi. Auch Gary Kasparov, Schachweltmeister und Oppositioneller, kritisiert in seinem Artikel „A History of Betrayel“ heftig die amerikanische Zurückhaltung und beleuchtet deren Gründe:

„Die Ukraine leidet immer noch unter schrecklicher Gewalt, auch wenn ihre Streitkräfte einen Gegenangriff starten, um ihr besetztes Gebiet zurückzugewinnen. Jeden Tag regnen Raketen und Drohnen vom Himmel, während sie sich der russischen Art des totalen Krieges stellen – Terror und Zerstörung, die sich häufig gegen Zivilisten richten. Aber die Waffen, die die Ukraine braucht, um ihr Volk zu verteidigen und die Eindringlinge zu vertreiben, werden von ihren Verbündeten zurückgehalten – wiederum verblüffenderweise angeführt von den Vereinigten Staaten.

Ohne jede Erklärung hat die Biden-Regierung bei der einen Sache, die am wichtigsten ist, kalte Füße bekommen: der Beendigung des Krieges…. Ich befürchte, dass die Biden-Administration davon träumt, mit dem Kriegsverbrecher Putin unmoralische „Land für Frieden“-Deals auszuhandeln, anstatt der Ukraine alle Waffen zu geben, die sie braucht, um den Krieg schnell zu gewinnen und Leben zu retten. Ich gebe zu, dass meine Vermutung auf Indizienbeweisen beruht, aber sie basiert auf der langen Erfolgsgeschichte der Biden-Beamten und ihren unappetitlichen Beziehungen zu Putin und anderen Diktaturen.“

Er räumt allerdings ein, dass er keinen Beweis für seine These habe, nicht über eine „smoking gun“ verfüge.

Der Westen verspielt Vertrauen. Die ukrainische Bevölkerung steht stärker denn je hinter dem Verteidigungs- und Überlebenskampf.  „… die Menschen in der Ukraine (zeigen) einen erstaunlichen Durchhaltewillen und Tapferkeit im Kampf gegen den Aggressor. Daran wird sich laut einer neuen Umfrage wohl auch in Zukunft nichts ändern. Demnach sprach sich eine überwältigende Mehrheit gegen Zugeständnisse an Russland aus, wie zwei renommierte ukrainische Umfrageinstitute herausfanden. 

Mehr als 90 Prozent der rund 2.000 Befragten sind zudem dagegen, einige der von den russischen Truppen völkerrechtswidrig besetzten und zum Teil annektierten Gebiete an den Feind abzutreten. Eine Reduzierung der Truppenstärke der Armee zu Friedenszeiten lehnten 80 Prozent ab. … Unverändert ist die große Unterstützung der Ukrainer zu einem Nato-Beitritt ihres Landes. 74 Prozent der Ukraine schließen daher einen Verzicht auf den Beitritt zum Militärbündnis Nato aus. Ein Nato-Beitritt könnte der Ukraine einen wesentlich besseren Schutz gewähren, als das bislang der Fall ist, etwa durch bilaterale Beistandsabkommen. Allerdings wäre eine Aufnahme in die Nato erst nach einem Friedensabkommen möglich, da das Verteidigungsbündnis keine Staaten aufnimmt, die sich im Krieg befinden.“ (Umfrage unter Ukrainern – Stimmung wandelt sich).

„Mr. Biden hat sich in fast allen Fragen geirrt“

Das Internet vergisst nichts. Auch für das Gespann Biden/Blinken gilt das. Wir haben für diesen Artikel etwas tiefer gekramt und wurden bei John McCain fündig. Der US-Senator warnte vor fast einem Jahrzehnt davor, dass der von Biden ernannte US-Außenminister Tony Blinken eine internationale Bedrohung sei – eine Gefahr für die Vereinigten Staaten, das US-Militär und die ganze Welt. (..... ).

McCain: „Ich erhebe mich, um meinen Widerstand gegen die anstehende Abstimmung über Mr. Anthony ‚Tony‘ Blinken zu diskutieren, der nicht nur unqualifiziert ist, sondern meiner Meinung nach eine der schlimmsten Auswahl eines sehr schlechten Loss ist, das dieser Präsident gewählt hat... Diese Person war tatsächlich gefährlich für Amerika und für die jungen Männer und Frauen, die kämpfen und unserem Land dienen. Herr Blinken ist seit seinen Tagen im Senat ein außenpolitischer Berater von Vizepräsident Biden, aber wie Robert Gates bemerkt hat, hat sich Mr. Biden in den letzten vier Jahrzehnten in fast allen großen außenpolitischen und nationalen Sicherheitsfragen geirrt...

Herr Blinken war Funktionär und Agent einer US-Außenpolitik, die die Welt heute viel weniger sicher gemacht hat. (... )“. 

Würde McCain noch leben, könnte er heute feststellen, dass das Versagen der Obama-Regierung 2013/2014 hinsichtlich Putins Bruch des Budapester Memorandums Teil des Demokraten-Gens war und leider immer noch zu sein scheint. Obama hatte es damals in der Hand, Putin in die Schranken zu weisen.  Aus unserer Sicht bleibt anzumerken, Trump wurde 2016 und später eine Putin-Nähe unterstellt, die in der Realität möglicherweise eher auf der Demokraten-Seite anzunehmen war.

Der pensionierte US-General Hodges bemerkte kürzlich, dass die Biden-Administration „zu viele Leute hat, die äh Russland während der Obama-Regierung missverstanden haben, äh und sie glauben irgendwie, dass Russland als verantwortungsbewusster Schauspieler behandelt werden kann, und wir sei getan uh, strategisch zu denken und entschlossen zu handeln, um der Ukraine zu helfen, zu gewinnen“. 

Der Ex-Politikberater von Wladimir Putin

Dr. Andrei Illarionov, ehemaliger Politikberater von Wladimir Putin und nun Senior Fellow in einem konservativen Thinktank, dem Center for Security Policy in Washington, hat in einer Studie die militärische Hilfe der USA unter die Lupe genommen. 

„Um die US-Sicherheitshilfe für die Ukraine in den letzten 16 Monaten der russischen Aggression gegen die Ukraine zu bewerten, sind fünf (gerundete) Hauptzahlen zu beachten: 

49 – 40 – 17 – 6 – 0. 

Stand 1. Juli 2023:

– Der Kongress hat zugeteilt etwa 49 Milliarden US-Dollar an Sicherheitshilfe für die Ukraine; 

– Die Biden-Regierung genehmigte 40 Milliarden US-Dollar an Sicherheitshilfe für die Ukraine; 

- Die tatsächliche Bereitstellung von US-Sicherheitshilfe für das Territorium der Ukraine belief sich auf 17 Milliarden US-Dollar. 

- Das Pentagon beauftragte Hersteller mit der Produktion von Verteidigungsgütern für die Ukraine in den kommenden Monaten und Jahren für 6 Milliarden US-Dollar.

 – Die Biden-Regierung hat 0 US-Dollar aus dem Ukraine Democracy Defense Lend-Lease Act verwendet, der vom US-Kongress angenommen und von Präsident Biden am 9. Mai 2022 in Kraft gesetzt wurde. 

Entgegen ihrer öffentlichen Erklärungen ist die Biden-Regierung bei der Demonstration ihres Engagements weit hinter dem Kongress zurückgeblieben Sie hat sich dazu verpflichtet, der Ukraine bei der Verteidigung gegen die russische Aggression zu helfen, und hat es völlig versäumt, der Ukraine im Rahmen von Lend-Lease praktisch unbegrenzte Hilfe in Milliardenhöhe zukommen zu lassen.”

Von den 49 Milliarden Dollar, die das amerikanische Volk durch den Kongress der Ukraine zur Verteidigung zugesagt hat, sind also tatsächlich nur 17 Milliarden geflossen. Selbst die Beauftragung von weiteren Waffen und Munition umfasst lediglich Lieferungen in Höhe von 6 Milliarden Dollar, mithin nur einen Bruchteil der möglichen Mittel. 

Auch diese Zahlen belegen die These, dass es eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Worten und den Taten der Biden-Regierung gibt.

Abstimmung mit Putin?

Kürzlich sind neue Informationen veröffentlicht worden. Das wöchentlich erscheinende US-Nachrichtenmagazin Newsweek hat mehr als drei Monate lang die Verwicklung des Geheimdienstes CIA in den russischen Krieg in der Ukraine untersucht und dabei mit mehr als einem Dutzend hochrangiger Offizieller gesprochen. Nach deren Informationen habe der Geheimdienst zwar bis heute noch keine zuverlässigen Erkenntnisse darüber, was im Kreml und im Bereich von Präsident Zelensky vorgehe; die CIA sei aber über ihren Direktor, William Burns, an einer Vereinbarung beteiligt gewesen, die Putin deutlich machte, dass er ohne einen Konflikt mit den USA befürchten zu müssen, einen Angriff starten könne. Newsweek berichtet:

Die CIA spielte bereits vor Beginn des Krieges eine zentrale Rolle. Zu Beginn seiner Amtszeit ernannte Biden den Regisseur William Burns zu seinem globalen Problemlöser – einem Geheimagenten, der außerhalb der normalen Kanäle mit ausländischen Führungskräften kommunizieren konnte, jemandem, der einen wichtigen geopolitischen Raum zwischen Offenheit und Verborgenheit besetzen konnte, und einem Beamten, der die Arbeit organisieren konnte in der Arena, die zwischen dem rein Militärischen und dem rein Zivilen besteht.

Als ehemaliger Botschafter in Russland hatte Burns besonderen Einfluss auf die Ukraine. Die CIA hatte den Aufmarsch Russlands überwacht und im November 2021, drei Monate vor der Invasion, entsandte Biden Burns nach Moskau, um den Kreml vor den Folgen eines Angriffs zu warnen. Obwohl der russische Präsident Bidens Abgesandten brüskierte, indem er in seinem Rückzugsort in Sotschi am Schwarzen Meer, 800 Meilen entfernt, blieb, stimmte er zu, mit Burns über ein sicheres Kreml-Telefon zu sprechen.

„In gewisser Weise war das Treffen jedoch ein großer Erfolg“, sagt der zweite hochrangige Geheimdienstmitarbeiter, der darüber informiert wurde. Obwohl Russland einmarschierte, konnten die beiden Länder bewährte Verkehrsregeln akzeptieren. Die Vereinigten Staaten würden weder direkt kämpfen noch einen Regimewechsel anstreben, versprach die Biden-Regierung. Russland würde seinen Angriff auf die Ukraine beschränken und im Einklang mit unausgesprochenen, aber wohlverstandenen Richtlinien für Geheimoperationen handeln.

„Es gibt geheime Verkehrsregeln“, sagt der hochrangige Beamte des Verteidigungsgeheimdienstes, „auch wenn sie nicht auf dem Papier kodifiziert sind, insbesondere wenn man nicht in einen Vernichtungskrieg verwickelt ist.“ Dazu gehört, sich innerhalb der alltäglichen Grenzen der Spionage zu halten, bestimmte Grenzen nicht zu überschreiten und die Führung oder Diplomaten des anderen nicht anzugreifen. „Im Allgemeinen haben die Russen diese globalen roten Linien respektiert, auch wenn diese unsichtbar sind“, sagt der Beamte.”

Der bereits zitierte Sicherheitsanalyst Illarionov äußerte in einem Interview, er sei stets davon ausgegangen, dass Putin eine Art grünes Licht von den USA bekommen habe. Die Tatsache, dass Präsident Biden alle Militärberater sowie die US-Marine aus dem Schwarzen Meer abzog, seien für ihn ein klares Signal gewesen. Hinzu sei gekommen, dass nicht nur das Botschaftspersonal aus Kiew abgezogen, sondern die gesamte Ausstattung zerstört wurde. Dies sei nicht einmal beim Rückzug aus Kabul geschehen, ein solches Verhalten habe es noch nie gegeben. Aufgrund dieser Umstände sei es für ihn klar gewesen, dass eine Art Abmachung bestanden haben müsse; diese auf den Umständen beruhende Vermutung sei nun durch den Bericht von Newsweek, einer eher der demokratischen Partei zuneigenden Publikation, bestätigt worden. Illarionov ist der Ansicht, dass man diese Vereinbarung zwischen Burns und Putin früher oder später auf eine Stufe stellen wird mit dem Molotov/Ribbentropp – Nichtangriffspakt, welcher den Zweiten Weltkrieg vorbereitete. 

Nicht alles getan um den Krieg zu verhindern?

Würde sich der Bericht von Newsweek bewahrheiten, dann würde es sich um die „smoking gun“ handeln, die Kasparow bisher vermisste. 

Sowohl die USA als auch Russland unterschätzten allerdings den unbedingten Willen der Ukrainer, für ihre Freiheit zu kämpfen. Auch der bekannte Satz von Zelensky, „I don´t need a ride. I need ammunition.“ zeigt im Umkehrschluss, dass die Biden-Regierung nur eine Flucht angeboten hat, die Ukraine aber nicht in die Lage versetzt hatte, zu kämpfen. Erst nachdem deutlich wurde, dass die Ukrainer für ihre Freiheit kämpfen wollten, fühlten sich die US-Bürger an ihre eigene Geschichte erinnert und plädierten für eine größere Unterstützung.

Die Vereinbarung würde jedenfalls bedeuten, dass die USA nicht alles getan haben, um den Krieg zu verhindern, sondern dass die Biden-Regierung im Gegenteil durch ihr Verhalten den Krieg ermöglicht hat. Angesichts der Sicherheitszusagen aus dem Budapester Memorandum wäre dies ein erheblicher Ansehens- und Vertrauensverlust.

Anders als die USA und Deutschland (und erst recht Österreich) haben die Staaten, die sich aus eigener geschichtlicher Erfahrung mit den Opfern der Invasion identifizieren, sofort und effektiv geholfen. Dazu gehören neben Großbritannien, Polen und den Baltenstaaten auch die skandinavischen Staaten. Parallelen zwischen dem Angriffskrieg Deutschlands 1939 und dem Vorgehen Putins werden nicht nur von Illarionov gezogen, sondern auch in vielen europäischen Ländern. Die „Zeitenwende“-Rede von Kanzler Scholz wurde gut aufgenommen, allerdings ist das deutliche Zurückbleiben hinter den geweckten Erwartungen ebenso zur Kenntnis genommen worden. Es ist von außen betrachtet sehr bezeichnend, dass sich gerade Österreich völlig zurückhält und in Deutschland Diskussionen in Endlosschleife geführt werden, die andernorts wegen Sachfremdheit schlicht als abwegig angesehen werden. Auch die Bezeichnung als „Putins Krieg“, mit dem „die Russen“ nichts zu tun hätten, ist in anderen Ländern nicht verbreitet und offenbart aus Sicht von dortigen Beobachtern eher die Identifizierung mit den Tätern, nicht aber mit den Opfern.

Hätte Deutschland wirklich gelernt, würde es sich als zentrale Macht in Europa anders verhalten müssen. 

Foto: Gage Skidmore CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Walter Ebert / 26.08.2023

Die Autorin unterliegt augenscheinlich dem Irrtum, dass die Kriegsziele der Ukraine mit denen der westlichen Staaten deckungsgleich sein müssten oder es zumindest sein sollten. Aber wie schon Lord Palmerston anmerkte - Britannien hat keine ständigen Freunde oder Feinde, nur ständige Interessen. Und das trifft im Prinzip auf alle Staaten und für alle Zeiten zu, auch wenn man es heute nicht mehr so deutlich sagen würde. Vor zwanzig Jahren hat es Egon Bahr immerzu noch getan, als er anlässlich einer deutschen Beteiligung am Irakkrieg im Freitag anmerkte, dass man für Werte keinen Krieg führen kann, nur für Interessen.

Lutz Liebezeit / 26.08.2023

Der Krieg begründet die Milliarden-Hilfe für die verarmte Rüstungsindustrie. Insofern kann man nicht sagen, daß der Krieg einen ungünstigen Verlauf nimmt. Auf die 100 Military-Milliarden wollen die Olivgrünwähler noch mal 11 Milliarden draufbuttern und dafür die Steuern erhöhnen. In Friedenszeiten wäre man mit solchen Vorhaben wohl durchgefallen. Fischi/Schröder fielen damals in ein tiefes Loch. Insofern hat man aus der Schröderzeit gelernt. Schaffe erst das Problem und hole dir nachher das Geld.

Manuel Leitgeb / 26.08.2023

“Es ist von außen betrachtet sehr bezeichnend, dass sich gerade Österreich völlig zurückhält” Es scheint vielen Deutschen immer noch zu entgehen, daß Österreich immer noch ein neutrales Land ist. Auch wenn unsere eigenen (österr.) Politiker das am liebsten wegwischen würden und hart daran arbeiten (“militärisch neutral zu sein, heißt nicht politisch neutral zu sein” - BS), ist das Land immer noch neutral. Die Mehrheit der Bevölkerung steht dazu und mag die Aktionen ihrer Politiker da überhaupt nicht, insbesondere mit den Sanktionen (die, inzwischen nachgewiesen, kaum Nutzen gebracht haben). Und bevor es heißt “ja, aber die Schweiz hat dieses Mal doch auch ihre Neutralität ...”: Mhm, und die Schweizer Bundesregierung (und die befürwortenden Medien) hat mit ziemlich steigenden Unmut in der Bevölkerung zu kämpfen. Weswegen die USA, EU und Co. der Schweiz bereits vor einiger Zeit vorgeworfen haben, die Sanktionen nur halbherzig durchzusetzen. Übrigens finde ich es jetzt belustigend, wie schnell und massiv die Politiker auf einmal einen auf Kriegsunterstützung machen, während man noch vor 10 Jahren mit der Meinung man müsse für den Fall des Falles gerüstet sein bestenfalls ausgelacht, aber meistens übelst beschimpft wurde. “Weil dank der EU wird es in Europa nie wieder einen Krieg geben”; “Wir sind umgeben von Freunden”; “Geld fürs eigene Militär ausgeben ist eine Schande, soll stattdessen in Soziales gehen”. Also wenn wieder in Deutschland jemand fragt/ sich wundert warum Österreich sich zurückhält: Weil wir neutral sind und uns diese Sche**e seit 1918 nicht mehr interessiert. Und weil wir seit 1938 wissen, daß man sich in der Post-1918 Welt auf niemanden verlassen kann. Vielleicht verstehen manche Deutsche es besser mit dem geflügelten Wort “Macht euren Dreck aleene!”.

T. Schneegaß / 26.08.2023

Also die rotgrünen “Regierenden” und auch die Artikelschreiber wie hier tun mir schon sehr leid. Jetzt, wo endlich endlich richtig Krieg ist, sind sie entweder zu alt, an der Heimatfront unentbehrlich oder beides. Was hätten sie dafür gegeben, wenn ein Krieg in “ihrer” Zeit stattgefunden hätte. So blieb vielen von denen nichts weiter übrig, als den Dienst an der Waffe zu verweigern. Es macht doch nun wirklich keinen Spaß, Krieg bloß zu spielen. Da hilft die perfekteste Playstation nicht, sie kann das Flair von zerfetzten und den Geruch von verbrannten menschlichen Körpern nicht annähernd bieten.

Hans-Joachim Gille / 26.08.2023

Werte Frau Heinisch, Sie verkennen die Faktenlage, wie zu Anfang das die Bundes-Junta aus Ahnungslosigkeit auch tat. Der Ukraine-Krieg ist der erste rein symmetrische, dadurch personal-intensive Krieg seit dem Korea-Krieg. Heutiges Militär ist nur noch für asymmetrisch ausgetragene Konflikte ausgebildet. Ökonomisch hat die Ukraine diesen Krieg bereits verloren. Umso länger dieser Krieg dauert, umso bedingungsloser wird die Ukraine in irgendeiner Zukunft kapitulieren müssen. Danach wird die Ukraine entmilitarisiert sein, es wird keine nennenswerte Ukrainische Armee mehr geben. Danach ist weltweit nur die Russische Armee auf einen symmetrischen Krieg einexerziert, was den Russen ein ungeheures Erpressungs-Potential in die Hand gibt, was bis zur Auflösung der NATO in Europa führen kann, dem die NATO nichts entgegenzusetzen hat. Selbst bei einem Angriff der Russischen Armee gegen Zentral-Europa werden die Amis keine Atomwaffen einsetzen, da das den Konflikt auf die USA ausweiten würde. Selbst die personifizierte Dummheit, das rhetorische Außenmassaker Bärbock hat verstanden, wie Sanktionen gegen Rußland funktionieren, die Russische Wirtschaft wächst, die Deutsche Wirtschaft ging in die Rezession. Spätestens bei der billigen Vernichtung der Patriot-Einheit bei Kiew durch die Russen wurde auch dem senilen Bundeskaschberl Scholz klar, daß wir gegenüber der Russischen Militärmacht wehrlos sind. Und im Gegensatz zu ein paar Ukrainern, will bei uns gar keiner eine Waffe in die Hand nehmen. Wer will schon für Gender-Faschos, Fakedemie-Despoten, Klima-Nazis, LGBTQIA+ - Marxisten & westliche Werte auf dem Schlachtfeld ins verbrannte Gras beißen? Das in diesem Fall funktionierenden Vaterland & die Familie wurden ja abgeschafft.

Jürgen Fischer / 26.08.2023

@Dirk Jungnickel, »“Kanzler, sprechen Sie endlich Klartext, was Sie erreichen wollen!“ , von Paul Ronzheimer ist für mich ein entscheidendes Statement.« – Bedenken Sie bitte, dass der Scholz am Nachmittag schon nicht mehr weiß, was er in der Früh gewollt hat.

Torsten Wilde / 26.08.2023

Die Kriegsziele stehen doch in der Studie „Russland überdehnen und aus der Balance bringen“ („Overextending and Unbalancing Russia“) aus dem Jahr 2019. Autor ist die RAND-Corporation. Zusammenfassend lassen sich (laut RAND) für den Wirtschaftskrieg gegen Russland stichpunktartig folgende Maßnahmen nennen: Ölexporte Russlands behindern, Bau von Pipelines behindern, Steigerung der Energieproduktion der USA für den Export nach Europa, Ausbau der europäischen Importinfrastruktur für die Versorgung mit US-Flüssigerdgas (LNG), Verhängung strengerer Handels- und Wirtschaftssanktionen, Brain-Drain fördern. Nun, das haben die auch gut hingekriegt.

Torsten Wilde / 26.08.2023

“Aufgrund von Koalitionszwängen hat die deutsche Führung die Lage im Land nicht vollständig unter Kontrolle. Dank unserer präzisen Aktionen war es möglich, die Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 2 trotz des Widerstands der Lobbyisten aus der Stahl- und Chemieindustrie zu verhindern. Die dramatische Verschlechterung des Lebensstandards könnte die deutsche Führung jedoch dazu bewegen, ihre Politik zu überdenken und zur Idee der europäischen Souveränität und strategischen Autonomie zurückzukehren. Der einzig gangbare Weg, Deutschlands Ablehnung russischer Energielieferungen zu garantieren, ist die Einbindung beider Seiten in den militärischen Konflikt in der Ukraine. Unser weiteres Vorgehen in diesem Land wird unweigerlich zu einer militärischen Antwort Russlands führen. Die Russen werden den massiven Druck der ukrainischen Armee auf die nicht anerkannten Donbass-Republiken natürlich nicht unbeantwortet lassen können. Das würde es ermöglichen, Russland zum Aggressor zu erklären und das gesamte Paket der zuvor vorbereiteten Sanktionen gegen das Land anzuwenden.” (Rand Corporation 25.1.22)

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