Lieber Herr Morgenstern, für einen vorgeblichen Musikwissenschaftler ist dieser Text eine mittlere Katastrophe. Die Ablehnung durch die Quartalszeitschrift des Deutschen Musikrates ist sicher den vielen verquasten Anmaßungen, Oberflächlichkeiten und derben Ungenauigkeiten geschuldet, zeichnet ihr “Text” sich doch auch durch ein beeindruckendes Maß an Realitätsverweigerung aus. Vielleicht hören Sie ja beizeiten das Lied “Unter dem Pflaster liegt der Strand” mal an, statt nur vom Titel her zu schließen. Ihr Kurt-Egon Splissendorfer
Von dem sinnbefreiten Gebrüll des Videos habe ich nun einen sehr guten Eindruck bekommen können woher unsere Claudia Roth ihr Niveau in Punkto Talkshow-Kommunikation und Gedankengut bezogen hat (war sie doch mal Managerin der dort gezeigten Band). Sie schreit nämlich in den Sendungen auch allerlei Unsinn um sich, welcher nicht mal im Vollsuff zu ertragen ist. Danke dafür.
Lieber Herr Morgenstern, ich kann mich noch genau erinnern, als ich zum ersten mal die Gruppe BOTS hörte, deren Texte zwar weniger gewaltverherrlichend war, dafür umso erzieherischer. Wir Jugendliche im Westen Deutschlands hatten einen Vorteil: Wir waren geprägt von Rhythm and blues , Rock and Roll, Blues und Rock. Das machte denn doch recht immun gegen die muffige Weisen linker Jugenderziehungsklänge. Wir erfreuten uns einfach lustvoll am Erwachsenenwerden ohne unpolitisch zu sein. Musik war für die meisten meiner Generation (behaupte ich ganz frech) ein Ding von Befreiung und Spaß. Auch wenn der Rock und speziell der Punk ein Einfallstor für seltsame Aggressionstrips sein konnte, was aber doch eher eine abseitige Sache war.
Das Absichten-Gesäusel marxistisch aufgemachter Kampflieder passt mehrfach nicht in die als marxistisch bezeichnete Realität. Auch haben die meisten der Verfasser unter deren Umständen nicht gelebt. Der chin. Präsident Xi hat sich auf dem vor 14 Tagen stattgefun-denen Parteitag, inmitten seiner korrupten Milliardäre, zum Kaiser und Alleinherrscher gemacht. Die Nachfolger der ehedem von Frau Claudia Roth / Grüne gemagten Band “Ton. Steine. Erden” sollten sich an die Klampfen setzen und ein Kampflied gegen den neuen Feu-dalismus alter Kommunisten schreiben. Das Risko solcher Bands besteht in dauerhafter Lagerhaft nebst Organentnahme zum Zweck der Devisengewinnung. Man frage dazu die chin. Dissidenten.
Dass manchmal leider nur Gewalt bestehende Verhältnisse ändert, ist nun einmal so. Man denke an die Bauernkriege in Deutschland, an die französische Revolution und viele andere Aufstände und Rebellionen. Und natürlich gibt es dazu entsprechendes Liedgut. Nur die nackte Gewalt oder die Angst davor hat die oft grausamen Herrschenden zur Aufgabe gezwungen. Ich würde es mir auch anders wünschen. Aber die blutgetränkte menschliche Geschichte zeigt zweierlei: Gewalt ist dem Menschen innewohnend, mal mehr, mal weniger und ein probates Mittel der Evolution. Leider. Übrigens: Hannes Wader setzt sich in seinen Liedern engagiert für mehr Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt ein. Ich liebe ihn.
Sehr geehrter Herr Morgenstern, auch ich (Jahrgang 66) bin in der Punk-Szene sozialisiert. Allerdings ging es bei uns in Köln nicht so scheiß-spießig zu, wie scheinbar in Freiburg. Was mir aber schon damals auf den “Sack” ging waren diese Agit-Prop-Bands, die, wie “Slime” und Konsorten, versuchten diese kreative, hedonistische, experimentierfreudige und keinesfalls homogene Szene zu okkupieren. Nur bei den “Deppen” (damals und heute im sog. schwarzen Block) ist das auch gelungen, denn jedem, der damals z. B. an der HH Hafenstraße schnupperte, war sofort klar, dass sich hier eine totalitäre Polit-Sekte herausgebildet hatte, die bereits in den 70ern entstanden war. Ein links- schleimiger Versuch der Vereinnahmung und das Gegenteil von dem, wofür “Punk” für mich stand. Zu Ihrer Erbauung Textbeispiele der erwähnten Band: “Wo Faschisten und Multis das Land regieren Wo Leben und Umwelt keinen interessieren Wo alle Menschen ihr Ich verlieren Da kann eigentlich nur noch eins passieren 4x Deutschland muß sterben, damit wir leben können! Schwarz ist der Himmel, Rot ist die Erde Gold sind die Hände der Bonzenschweine Doch der Bundesadler stürzt bald ab Denn Deutschland, wir tragen dich zu Grab Wo Panzer und Raketen den Frieden “sichern” AKWs und Computer das Leben “verbessern” Bewaffnete Roboter überall Doch Deutschland, wir bringen dich zu Fall 4x Deutschland muß sterben, damit wir leben können!” Oder: Demokratie - die klappt wohl nie! Wir haben keine Möglichkeit zur Veränderung Der Politikerkreis ist zu Nur ein kleiner Teil hat das Sagen Ich nenne das eine Diktatur Politisch links, politisch rechts Das hat doch alles den selben Klang Regierung bleibt Regierung Und Regierung, das heißt Zwang Die Staatsideen von “Recht + Freiheit” Sind zwar Rentnern frei genug Doch das demokratische System Ist ein einziger Betrug Ist ein einziger Betrug Demokratie! Demokratie - die klappt wohl nie! Auch “schön”: “Der Faschismus hier in diesem Land Nimmt allmählich überhand Wir müssen was dagegen tun Sonst lassen die uns nicht in Ruh’ Wenn ich die Bullen seh’ mit Knüppeln und Wummen Jedesmal sind wir die Dummen Die nehmen uns fest, stecken uns in den Knast Doch das steigert nur unseren Haß Ein Drittel Heizöl, zwei Drittel Benzin Wie ‘68 in Westberlin Diese Mischung ist wirkungsvoll Diese Mischung knallt ganz toll Wir wollen keine Bullenschweine Dies ist ein Aufruf zur Revolte Dies ist ein Aufruf zur Gewalt Bomben bauen, Waffen klauen Den Bullen auf die Fresse hauen Haut die Bullen platt wie Stullen Stampft die Polizei zu Brei Haut den Pigs die Fresse ein Nur ein totes ist ein gutes Schwein Ein Drittel Heizöl, zwei Drittel Benzin Wie ‘68 in Westberlin Diese Mischung ist wirkungsvoll Diese Mischung knallt ganz toll Wir wollen keine Bullenschweine” Dagegen sind die von Ihnen gelisteten Textbeispiele geradezu putzig… Beste Grüße, Bernhard van Akker
Danke für den Beitrag! Interessanterweise gilt exakt das Gleiche für weite Teile der nicht linken, also nach herrschender Meinung dann rechten Musikszene. Nur da ist es immer böse. Vom moralischen Hochsitz aus hat man eben ein verzerrtes Weltbild… Anmerkung: Punk ist keine originär linke Musik (die Wurzeln liegen u.a. im Ska und in der Szene der englischen Dockarbeiter), das muss ich zur Ehrenrettung mal sagen.
Punker halten die Dealer draußen. Da musste ich spontan lachen.
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