Die Halbdemokratie lässt sich eben gut mit konstruierten Krisenszenarien ins gewünschte politische Fahrwasser manövrieren.
Es geht sicher sehr vielen Menschen so wie Ihnen, sie sind müde und zermürbt von der medial und politisch jeden Tag auf das Neue geschürten Dauerkrise, gleichgültig ob Klima oder Corona - über die nicht übersehbare Energie - und Migrationskrise wird lieber gar nicht gesprochen - sie fühlen sich ausgeliefert und sehnen sich nach ihrem alten Leben zurück, was sich allerdings mit diesem machtgierigen Politpersonal in absehbarer Zeit wohl nicht erfüllen wird. Der kritische und selbst denkende, gar noch freie Bürger ist den Politikern eher ein Dorn im Auge und seinem Streben im Wege. Versuchen wir also, uns trotzdem treu zu bleiben und alle Mittel der Prüfung der Krisen auszuschöpfen und so zu leben, als ob es keine gäbe. Wir werden allerdings, so steht zu befürchten, feststellen, dass man uns nicht lassen wird.
Also… “...wenn die Kriege dann doch für beendet erklärt werden, wie etwa beim Rückzug aus Afghanistan, als wir nach zwei Jahrzehnten das Land aufgaben und den Taliban überließen” IHR habt in Afghanistan keinen Krieg geführt. Daß IHR Afghanistan verlasst, war dringend nötig. IHR hättet da gar nicht erst hingehen sollen. ___"Ein Menschentypus, dem das nicht schon in den Genen steckte, beim Angriff des Tigers nicht lang zu diskutieren, dessen DNA-Linie wurde bald von einer Krise für immer beendet.” Ach ja? Glaube ich nicht. Aber, Herr Wegner, etwas anderes als ein Loblieb auf die Feigheit hätte ich von Ihnen auch nicht erwartet. ___"Die Kunst des Lebens besteht heute auch darin, sich nicht mit dem Krisenmodus gemein zu machen, auch nicht mit einem begründeten.” Eine sehr schlaue Conclusio, die ich von einem von EUCH gemeinhin nicht erwarten würde. Aber, Herr Wegner, genau deswegen lese ich Ihre Texte ja auch so gerne, weil dort immer Dinge aufblitzen, die einem von EUCH regelmäßig gar nicht erst das Oberstübchen belasten. Was aber nichts daran ändert, daß ich nicht daran glaube, daß IHR es “packen” werdet. Für Ihr abschließend erwähntes, gratismutiges Vorhaben wünsche ich Ihnen viel Glück & Erfolg. Für das kurze und bündige Zerknüllen und Wegwerfen von Hobbes’ These geht noch ein Extradank @ P. Holschke - dadurch konnte ich mir eine Kommentierung bzgl. dieses Punktes sparen :)
„Dass es gut war, wie es war, das weiß man hinterher. Dass es schlecht ist, wie es ist, das weiß man gleich. Wer rollt den Stein den Berg hinauf. Und gibt nicht auf. Der Mensch nur, ja, wer sonst wohl als der Mensch. Doch dass es gut war, wie es war, das weiß er hinterher. Dass es schlecht ist, wie es ist, das weiß er gleich… Hildegard Knef – 17 mm.
@Peter Holschke Vollkommen richtig argumentiert. Auch Hobbes Annahme, das der Krieg „aller gegen alle“ ein Urzustand des Menschen sei, ist ebenfalls barer Unfug. Diese Argumentation hatte von jeher lediglich den Zweck Herrschaft zu legitimieren, die sich aber logisch nie legitimieren lässt. Jedenfalls dann ich, wenn man dem Menschen generelle Freiheits- und Autonomiefähigkeit attestiert (was Machtmenschen schon per se nicht tun, sonst wären sie ja keine Machtmenschen). Da Herrschaft aber immer die freiwillige Akzeptanz eigener Minderwertigkeit beim Beherrschten erfordert (schon alleine wegen zahlenmäßigen Verhältnisse) muss der Beherrschte davon überzeugt werden, das er zu einem autonomen Leben überhaupt nicht fähig ist. Merke: Der Sklave darf sein persönliches Schicksal als Sklave zwar beklagen, aber nicht das System der Sklaverei in Frage stellen. Herrschaftsstreben an sich ist bei allen sozialen Tieren biologisch “eingebaut”, da Status, der immer eine oben/unten Beziehung darstellt, evolutionär einen Vorteil bringt. Solche Systeme werden durch den evolutionären Prozess dahingehend im Gleichgewicht gehalten, das nur ein Teil der Population tatsächlich freiheits- und autonomiefähig ist, der größere Teil dagegen im Ameisenstatus verbleibt. Die psychologische Forschung hat hier gezeigt, das Gesellschaften zu etwa 75% aus Ameisen bestehen. Verwiesen sei hier insbesondere auf die Arbeiten von Simon Asch.
T’ja, @Herr Peter Holschke, wenn Sie den Hobb’schen “Leviathan” nicht kapieren, verstehen Sie wohl den Wegner’schen Text auch nicht. Schade, der ist nämlich auch gut.
Die These von Hobbes basiert auf einem Zirkel und ist systematisch falsch. Letzendlich rechtfertigt er die Feudalherrschaft, vermutlich im Dienst eines Feudalherren. Die Proglamation eines Naturrechtes setzt den Begriff “Recht” voraus, welchen er aber erst in Folge (aus seiner Annahme) heraus konstruiert. In der Natur existiert kein Recht, wo heraus sich auch kein “Gesellschaftsrecht” ableiten kann.
Wir haben die Krisen-Krise. Überdosis von Katastrophen-Szenarien zwischen Johannes-Evangelium und War of the Worlds?
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