Henryk M. Broder / 21.12.2019 / 06:25 / Foto: Jonathunder / 102 / Seite ausdrucken

Welche Gründe gibt es, Deutschland Adieu zu sagen?

Im Juni 1982 veröffentlichte die britische Rockband The Clash ein Stück mit dem Titel „Should I Stay or Shoud I Go”. Der Song wurde zum größten Hit der Band, in der Rolling-Stone-Liste der „500 Greatest Songs of All Time“ rangiert er auf Platz 228.

Nun, 37 Jahre später, steht der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, vor der gleichen Frage, Gehen oder Bleiben? Als Gast einer Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion soll er gesagt haben, würde die AfD eines Tages „in Regierungsverantwortung“ kommen, wäre jüdisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich. „Wenn es Koalitionen mit der AfD gäbe, müsste auch ich sagen: Jetzt ist es Zeit, Deutschland zu verlassen.“

Falls Josef Schuster es tatsächlich so gesagt hat, wie er zitiert wird, müsste er allmählich anfangen, die Koffer zu packen. Auf kommunaler Ebene arbeiten die etablierten Parteien bereits mit der AfD zusammen, bald dürfte es auch „informelle Koalitionen“ in einzelnen Bundesländern geben, wenn eine Regierung ohne Mehrheit auf eine „Duldung“ durch die AfD angewiesen wäre. Im Bund ist damit auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. Eher würde die CDU mit der Linkspartei oder den Grünen koalieren, die SPD sowieso.

Man kann es niemand verbieten, Deutschland zu verlassen. Ich würde sogar jedem Deutschen, egal welcher Konfession, raten, eine Weile im Ausland zu leben. So etwas erweitert den eigenen Horizont ganz erheblich. Und hinterher sieht man das Land, aus dem man kommt, mit anderen Augen.

Wenn Josef Schuster nun sagt, sollte die AfD in Regierungsverantwortung kommen, wäre jüdisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich, dann meint er wohl die Forderung der AfD nach einem Verbot des Schächtens, also des Schlachtens ohne vorherige Betäubung. So ein Verbot würde aber nicht nur die Juden, sondern auch die Muslime treffen, in weit größerem Ausmaß. Und allein deswegen wird es nicht kommen. 

Was Josef Schuster nicht meint, sind die Erfahrungen, die Juden im Alltag machen. Wenn sie eine „Kippa“ tragen, dann verstecken sie diese unter einer Mütze, sie schicken ihre Kinder auf jüdische Schulen, damit sie nicht gemobbt werden; sie beten in Synagogen, die wie Festungen ausgebaut sind. Wären das nicht die besseren Gründe, Deutschland Adieu zu sagen?

Zuerst erschienen in der Zürcher Weltwoche.

Zum gleichen Thema siehe auch hier.

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S. Marek / 21.12.2019

Jetzt mal eine andere Sichtweise: Die deutsche Juden sind und waren immer loyale Bürger Deutschlands und Unterstützer der regierenden Parteien. Aus Alibi-Beweggründen halten Sie auch Israel Fahne zur Holocaust Tagen im Wind, aber bleiben Kritisch im Bezug auf israelische Politik und PM Netanyahu insbesondere, entsprechend der “political correctness” und Medienlinie. Somit haben diese im laufe der Jahrzehnte mit ihren Steuergeldern, wie jeder deutsche Staatsbürger, an Milliarden Euros (und DM’s) Unterstützung an arabische (palästinenser) Terrorbanden gezahlt um Israel zu Vernichten. Um eine Gleichbehandlung der Deutschen in Deutschland, die immer nur gegen die nicht proportionale Antwort Israels auf Terrorattacken (Israel währt sich!), ohne ein echt erlebbares Gefühl dafür zu haben wie es ist im Restaurant mit Familie zu Essen und auf die Eingangtür zu starren oder auf Autobahn mit Brücken immer zu achten ob “Jugendliche” oben mit Steinen warten um gegebenenfalls Slalom zu fahren. Haben diese von ZdJ in Deutschland auch die Massenmigration der Mohammedaner unterstützend mitgetragen. Die Sicherheitsverhältnisse im Deutschland sind langsam schlechter geworden als im Israel, aber das Schächten wird wegen der Islamideologie die diese mit sich bringen nicht verboten. Blöd nur, daß im Islam zwischen Schächten der Tiere und der Ungläubigen gar kein Unterschied gemacht wird. Auswandern, vor allem nach Israel ist für J. Schuster und seines Gleichen keine Option, da Deutschland die Mullahs im Iran unterstützt, ökonomisch und politisch, und diese im Fahl von erfolgreichen Abschluß ihres Atomprogramms die Vernichtung Israels, die offizielle angekündigte Agenda, vornehmen. Dann lieber hier bleiben, sich verstecken und hoffen, daß die Chance nicht erwischt zu werden die des großen Lottogewinns noch übersteigt. Was die machen oder nicht, Juden wird die Schuld für alles gegeben.

Jiří Pastýř / 21.12.2019

Danke Herr Broder, dass Sie Herrn Schusters Aussage in den richtigen Zusammenhang (AfD-Forderung nach Verbot des Schächtens) bringen, diesen Aspekt haben die Qualitätsmedien geflissentlich weggelassen, um ihren Konsumenten zu suggerieren, die AfD würde von deutschen Juden als antisemitisch oder gar faschistisch wahrgenommen… Da gibt es gerade in Deutschland genug andere, und das sind nicht allein solche, die noch nicht so lange hier sind. Und kein Tag ohne massive Manipulationsversuche der Qualitätsmedien (wie hier offenkundig aufgedeckt), kein Tag ohne massive Fehlentscheidungen in der Politik, mir scheint, dass allein das schon Auswanderungsgründe genug sind…

Henri Brunner / 21.12.2019

Seien wir ehrlich: der sogenannte “Zentralrat der Juden” hat sich doch längst von den Interessen der Juden verabschieden und betreibt Appeasement-Politik zu denjeneingen, welche er - dieser Zentralrat - als Sieger in 10 Jahren sieht. Es ist ein bischen wie mit den Gewerkschaften: wer heute als Gewerkschafter noch denkt, diese würden SEINE Interessen als Arbeiter verfolgen, ist dämlicher als die Polizei erlaubt - wobei die Polizei das gerne erlaubt, ist sie doch längst auch auf diesen willfährigen Zug aufgesprungen. Nicht vergessen, wo doch Nazi-Vergleiche so beliebt sind: auch damals war die Polizei willfähriges Instrument der Herrschenden, damals und auch heute.

CZECH ALEX / 21.12.2019

Was aber macht Josef im Falle dass der Islam durch das rotgrüne Hintertürchen Regierungsverantwortung in Germanistan übernimmt? Viel Zeit zum Koffer packen bleibt da nicht mehr.

Thomas Bonin / 21.12.2019

Der Zentralrat ist wohl keinen Deut besser oder schlechter als die (allermeisten) weltlichen (wie auch kirchlichen) Spitzenfunktionäre hierzulande: Sie schwören Stein & Bein (oder glauben sogar daran), im Interesse ihrer Wähler resp. Schäfchen zu handeln, obwohl die Realität sie der Unfähigkeit und/oder dreisten Lüge überführt. Verstärkt wird dieser Irrsinn noch durch eine, offenbar unkaputtbare, deutsche Zutat: es werden wieder und wieder die gleichen Versager (oder ... !) direkt oder indirekt gewählt; solange, bis die Teile wegfliegen (`45) oder implodieren (`89). Wenn eine Frau Knobloch (obwohl sie mittlerweile nur noch, wenngleich hohe, Ehrenämter bekleidet) nicht mehr schnallt, dass sie sich von einem Minister um den kleinen Finger wickeln lässt, dessen Wurmfortsatz in der UNO an einen eifrigen Mitarbeiter Ribbentrops erinnert - und niemand im Zentralrat den Arsch hat, mit der Faust auf den Tisch zu hauen, dass Wände wackeln - dann fragt man sich, ob man hier im richtigen Film ist. Dr. Schuster wiederum, der mit Intelligenz, Bildung (und einem tollen Hauptberuf) gesegnet ist, singt das Lied der Bundeskanzlerin, die viele Juden in Wahrheit verfluchen. Letztere sind insofern irgendwie schwer erziehbare Kohorten, als dass sie nicht in jüdischen Gemeinden registriert sind oder sich bewusst vom Gemeindeleben zurückgezogen haben. Die tauchen also nirgendwo sichtbar auf, “sind” aber “nun mal hier” (in Anspielung auf einen berühmt-berüchtigten Halbsatz der Gottgleichen), weit mehr, als es dem regierungstreuen Zentralrat lieb sein dürfte. Wie man hört, verfolgen die Abtrünnigen (resp. Ungehörten) mit wachsender Sympathie das muntere Treiben einer jüdischen Gruppierung innerhalb jener Partei, die sich als einzige dezidiert für die Überlebensinteressen eines Landes einsetzen, das - im Falle der Fälle - Herrn Schuster & Family lebenslanges Bleiberecht garantieren wird.  

S. Marek / 21.12.2019

Josef Schuster ist ein Smock, was nichts außergewöhnlicher ist unter Juden. Er soll inkl. seiner gleichen nicht gehen. Vor allem nicht nach Israel, damit die Partei die die israelische Nationalfarben dem Staat geklaut hat und diese nur für sich beansprucht. Es muß somit bereits in Israel eine Menge solcher Juden geben die so einfältig sind für so eine Partei zu Stimmen deren einziger Parteiprogrammpunkt die Abwahl von dem erfolgreichsten (Ökonomie, internationale Beziehungen,  innere Sicherheit, usw.) Israelischen Ministerpräsidenten B. Netanyahu ist. Leute wie Schuster und seinesgleichen gehören zur der Sorte Leute die “Weis und Blau” wählen um am Morgen danach mit “palästinenser Fahnen ” und deren Minister im Parlament, der Knesset, aufzuwachen. Wir leben in solch idiotischen Zeiten wo nicht das Hirn und die Logik gefragt sind, sondern alles wird nach Gefühl entschieden wird.

Frank Mertes / 21.12.2019

Nun, ich wünsche Herrn Schuster von ganzem Herzen, dass es nicht soweit kommt, dass die AfD an die Macht gelangt. Möge Frau Merkel dafür sorgen, dass sich die Zuwanderung von Muslimen beschleunigt und diese in Deutschland bald die Mehrheit bilden. Wenn erst die Scharia in bei uns gilt und die AfD verboten ist, dann ist Herr Schuster fein raus und kann guten Gewissens in Deutschland bleiben.

Hans Meier / 21.12.2019

Dann sollen die Schusters gehen, andere Juden bleiben, suchen sich eine migrantenarme Nachbarschaft - und leben hier wie zuvor. Blödsinnige Propaganda. Ich als Nicht-Jude habe mir auch schon Gedanken darüber gemacht, Deutschland zu verlassen. Weil es mich mittlerweile nur noch ankotzt. Wenn man schon Minderheit sein muß, dann läßt sich das besser in einem fremden Land ertragen als in der Heimat. Auch der Hang der Deutschen zum Totalitarismus, der sich jetzt wieder Bahn bricht, ist einfach unerträglich. Aber es ist natürlich ein Schnitt und eine enorme Herausforderung. Ich weiß nicht, ob ich das könnte.

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