Jennifer Nathalie Pyka / 22.04.2014 / 18:56 / 24 / Seite ausdrucken

Weiblich, vegan, tolerant, links, pflegeleicht und blöd sucht…

Berliner aufgepasst! Sollten Sie zufällig eine WG in Friedrichshain/Kreuzberg bewohnen und gerade ein Zimmer frei haben, so müssen Sie unbedingt diese Bewerberin im Auge behalten: Mona, 31 Jahre jung, „fröhliche offen linke und offen feministische Studentin der Geschichte“. Denn Mona ist nicht nur „grundsätzlich pflegeleicht“, sondern auch die personifizierte Toleranz. Aktuell hält sie Ausschau nach einem WG-Zimmer und erklärt in einem Inserat auf „wg-gesucht.de“, was die „weltoffene und antikapitalistische WG“ ihrer Träume alles mitbringen muss, um Mona als Mitbewohnerin an Land zu ziehen:

„Ihr solltet alternativen Lebensmodellen gegenüber aufgeschlossen sein und Toleranz zu euren obersten Werten zählen. Ebenso wäre es super, wenn sich bereits eine Waschmaschine zur Mitbenutzung in der WG befindet.“

Okay. Eine Waschmaschine, das sollte selbst in Berlin zu schaffen sein. Etwas kniffliger gestaltet sich dagegen die nächste Herausforderung. Denn die tolerante Mona „hält nichts von Aggressionen und Machtspielen“. Darum kommen von vornherein nur „100prozentige Frauen-WGs“ in Frage.

Sollten Sie also 100 Prozent weiblich, tolerant und im Besitz einer Waschmaschine (am besten fair produziert) sein, so heißt das allerdings noch lange nicht, dass Sie mit dem Zuschlag rechnen können. Denn Mona pflegt ausschließlich in Haushalten zu residieren, in denen „mensch sich aktiv gegen Terror, Krieg, Rassenwahn, Faschismus, Chauvinismus und US-Kulturimperialismus einsetzt“.

Und weiter: „Ich selbst lebe vegan und finde es für ein längerfristiges Zusammenleben sinnvoll, wenn tierische Produkte in meiner Wohnung kein “zu Hause” finden“.

Puh, gar nicht so einfach. Aber gut, fröhliche und gleichzeitig offen linke Mitbewohnerinnen wie Mona sind eben rar. Da muss man sich selbst als Berliner ins Zeug legen, um punkten zu können. Gute Chancen hingegen haben Sie, wenn Ihnen nicht viel an einem Dach über dem Kopf liegt. Denn Mona sucht zwar ein Zimmer zwischen 20 und 30qm – lieber wäre ihr aber eigentlich die ganze Wohnung. Nur für den Fall, dass Mona mal nicht so fröhlich ist und „niemanden sehen möchte“, was durchaus vorkommen kann:

„Ich bin grundsätzlich pflegeleicht, muss aber auch mal sagen dürfen, wo bei mir die Grenzen sind und wann ich niemanden sehen möchte. Das gehört für mich zu einem ehrlichen Zusammenleben dazu. Ich hatte in der Vergangenheit leider des Öfteren Erfahrung mit Menschen machen müssen, die geblieben sind, wenn ich sie darum bat, die Wohnung (temporär) zu verlassen.“

Zugegeben, die fröhliche Studentin hat so ihre Ansprüche. Mit regelmäßigen Audienzen in der WG-Küche sollten Sie besser nicht rechnen, die müssen Sie sich schon erarbeiten. Allerdings dürfen Sie nicht vergessen, was Mona Ihnen im Gegenzug bietet. Nein nein, keinen monatlichen Betrag, den man auch nur ansatzweise als Miete bezeichnen könnte. Denn Geld, so Mona, ist „ein Hebel des Stärkeren“. Ihrem zukünftigen Kollektiv gesteht sie daher eine eher symbolische Allmende in Höhe von nicht weniger als fünf Euro zu. Davon können Sie dann vielleicht ein Hundertstel Ihrer Strom- und WLAN-Kosten begleichen – etwas, das laut Mona aber eigentlich zum „Grundbedarf des Menschen gehört und damit unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden MUSS“.

Dafür hat Mona aber nicht nur wahnsinnig viel Frohsinn und Toleranz im Gepäck, sondern bietet auch „Arbeiten im Haushalt“, „Reparaturen“ und – absolut unschlagbar – „Gespräche (auch therapeutisch)“ an.

Ein zweifellos unwiderstehliches Angebot also. Für ein Zimmer, einen veganen Haushalt ohne Kulturimperialismus, eine Waschmaschine und ein eingeschränktes Wohnrecht bekommen sie hier nicht nur eine fröhliche Mitbewohnerin, sondern auch noch satte 5 Euro oben drauf.

Wer da nicht zuschlägt, ist selber schuld.

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Leserpost

netiquette:

Karsten Troyke / 22.04.2014

Ob die Anzeige echt ist? Könnte doch von jemandem wie Stefan Raab sein, oder? Liebe Jenny Pyka, haben Sie auch herausgefunden, was da bedeutet: “keine Zweck-WG”? Falls die Anzeige wirklich echt ist, sucht diese Mona vielleicht auch noch die große Liebe mit dieser Aktion. Irre. Ein herrliches Fundstück, ich würde gern mal ein Interview mit dieser munteren StudentIn lesen. Besonders ihre Erfahrungen mit intoleranten MenschInnen, die einfach nicht ihre Wohnung temporär verlassen wollen, geben sicher lustige Geschichten ab. Das mein’ ich ernst. Vielleicht klappt das sogar einmal?

Mona Lisa / 22.04.2014

Das ist doch ein Fake!

Mike Dörfler / 22.04.2014

Wer sich verarschen lässt, ist selber schuld.

Harald Berger / 22.04.2014

...und wenn die Waschmascine kaputt geht, dann schreien sie wieder nach den Männern. ;) Ich kann Waschmaschinen reparieren und ich liebe es, nach der Reparatur, von dem Weibsvolk den Heldenstatus aufgedrückt zu bekommen. Hat mir schon viele schöne Abende beschert.

Jörg Liebmann / 22.04.2014

Recherche hätte uns den aufgeregten Beitrag erspart. Den Fake (Anzeige) gibt es u.a. auch in Münster und Jena.

Frank Holbers / 22.04.2014

“... Produkte in meiner Wohnung k… “ Dieser vorgreifende alleinige Besitzanspruch sagt ja schon alles. Ich wette, es wird sich sogar die eine oder andere Bessermenschen-WG finden, die vor lauter linkssozialromatischer Begeisterung sich tatsächlich solche Zecke in den Pelz - also in die Wohnung holen werden (die Wohnungsmiete zahlen sowieso die Papas).

Jan Korbelik / 22.04.2014

Die Waschmaschine muss jedoch vegan sein, d.h. niemals z.B. Wollsocken fressen… Und nicht von Firma Miele (Bendix und Miele haben mit ihrem Waschautomat vermutlich mehr für die Frauenbefreiung gemacht, als alle Genderinnen zusammen) sondern von der Firma Mielke. Damit wir Antiimps sehen, www (wer was wäscht).

Rolf Menrath / 22.04.2014

Die kenne ich, die hat unsere WG ca 1974 heimgesucht. Die liegt den ganzen Tag im Bett, hört die Beatles (Rubber Soul, aber immer nur Seite 1) und meckert an allem und jedem herum. Nach ihrem ersten dilletantischen Selbstmordversuch haben wir sie rausgeschmissen und uns geschworen, nie wieder eine Frau einziehen zu lassen. Hat aber auch nichts genützt, anscheinend sind Wohngemeinschaften tendenziell zum Scheitern verurteilt.

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