Felix Perrefort / 26.07.2019 / 16:00 / Foto: Oxfordian Kissuth / 14 / Seite ausdrucken

Waschmittel in die Waschmaschine, Natron in den Mixer

Eventuell haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis Menschen, die Sie wegen Ihres Konsumverhaltens nun mit Hilfe des einschlägig beleumundeten Siegener Professors Niko Paech agitieren. Er und seine Jünger wollen den Menschen nicht nur den Ski-Urlaub und die guten alten Rinderrouladen madig, sondern bestimmt auch noch sogenannte Waschkastanien und Waschnüsse schmackhaft machen – als Alternative zu bösen Erzeugnissen der Waschmittel-Industrie.

Wer sich auf den Streit am Gartenzaun einlassen will, den sich der nette Professor auf dem Fahrrad von den Klimadeutschen nun wünscht, dem empfiehlt sich die unterhaltsame Lektüre des Welt-Artikels "Bambusbecher geben Schadstoffe in den Kaffee ab", in dem einem Öko-Hausrezept ein wenig auf den Zahn gefühlt wird. Man weiß ja nie, was sie einem noch alles andrehen wollen:

"Waschnüsse und Waschkastanien besitzen viele sogenannte Saponine – Substanzen, die unter Zugabe von Wasser schäumen. Sie lassen sich im Handel kaufen, aber auch übliche Rosskastanien von den Parkbäumen lassen sich dafür sammeln und nutzen. Waschnüsse stammen vom Seifenbaum ab und werden vornehmlich aus Asien importiert. 

Umweltschützer schätzen sie, da sie anders als industriell gefertigte Waschmittel keine Ressourcen verbrauchen und ihre Substanzen biologisch abbaubar sind. Aber zum Beispiel der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) betont auch: Für wirklich weiße Wäsche seien Kastanien nicht geeignet, hier ist die Rede von einem leichten Gelbschimmer. Und auch ansonsten wird für helle Wäsche geraten, beim Einsatz von Kastanien die Schalen zu entfernen und etwas Backpulver oder Natron mit in die Trommel zu geben."

Nun gibt es glücklicherweise auch noch Menschen ohne Bedürfnis nach Klimavolksgemeinschaft („Klimakonsens“), dafür aber nach sauberer Kleidung. Menschen also, die so schnell nicht in den Baumkronen germanischer Wälder hausen werden, wo Anhänger des besagten Professoren womöglich ihre Wohnstatt genommen haben – jedenfalls insofern sie darauf verzichten können, ihm beim geselligen Plausch mit dem Israelhasser von KenFM zu lauschen.

Und diese vernünftigen Menschen werden auch weiterhin wissen: Backpulver und Natron gehören nicht in die Waschtrommel, sondern in den Mixer. Zum Beispiel kann man auf diese Weise den Teig für leckere Pancakes zubereiten. Und um ein kulinarisches Zeichen zu setzen, lässt man sich das Ahornsirup dazu am besten gleich aus der Neuen Welt einfliegen. Die wird für Freunde der modernen Lebensweise hoffentlich noch einen sicheren Hafen bieten, nur für den Fall, dass sich Deutschland noch in Nikos halbindustrielle Gemeinschaftshölle („Postwachstumsökonomie“) zurückverzichtet, in der die Jagd auf asoziale Klimakiller zu den Rettungsmaßnahmen für den Planeten gehören und nicht von ihm dirigiert würde.

Denn im Land der Pancakes, für deren Sicherheit die Postwachstumsökonomie nicht garantiert, ist man in der Regel weder ein Freund von klimaapokalyptischer Eskalation noch von teutonischen Bevormundungsinitiativen. Und schätzt es also gar nicht, sich von reisefeindlichen Vegetariern in schmutziger Wäsche in seine hedonistische Lebensweise hineinquatschen zu lassen. An solchen sympathischen Charakterzügen könnten sich deutsche Klimaspinner doch einmal mehr ein Beispiel nehmen.

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Leserpost

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Heiko Engel / 26.07.2019

Paech, der alte Rückwärtsgewandte sollte sich dringend mal ein paar gute Bücher kaufen. Wir können nicht auf die Bäume zurück; auch wenn er es gerne möchte. Er würde sicher einen erträglichen Gärtner abgeben. Leben ist zwingend strukturiertes Wachstum. Und der Kopf ist nicht nur da, damit Mann das Stroh nicht in der Hand halten muss. Öko - Nazi. Paech gehabt !!!

Rolf Lindner / 26.07.2019

Kann man für die Ökospinner nicht Reservate einrichten? Dort können die ja wie vor zweitausend Jahren leben. Dann aber auch ohne moderne medizinische Betreuung. Lebenserwartung durchschnittlich 30 Jahre. Obwohl Moorleichen aus dieser Zeit in der Regel eine Raucherlunge vom Einatmen der Schadstoffe eines offenen Feuers haben, starben sie eher nicht an Lungenkrebs, weil oft eine heute relativ harmlose Infektion oder ein Pfeil im Rücken (siehe Ötzi) das Ableben schon vorher erledigten. Man muss ja nicht so unmenschlich sein und die Ökospinner lebenslänglich dort einsperren. Wer nach einigen Monaten geheilt ist, darf nach eidesstattlicher Versicherung wieder am Normalleben des 21. Jahrhunderts teilnehmen. Eine Frage bleibt: Was machen wir mit den Freunden der Unterwerfung?

K.H. Münter / 26.07.2019

Wie so oft im Leben gibt es “solche und solche”. In welche Kategorie ich den im Artikel genannten Professor einordne schreibe ich aus Höflichkeit hier nicht nieder. Immerhin aber gilt auch hier daß das Leben die verrücktesten Geschichten schreibt und zur Sommerloch-Zeit noch etwas drauflegt. Braucht das Land mehr solcher “Professoren”?

Ilona G. Grimm / 26.07.2019

Nur Menschen, die sich zu Tode langweilen, weil sie nichts in der Birne haben, kommen auf die Idee, ihre Wäsche mit Kastanien zu waschen und das Ergebnis mit Backpulver zu verbessern. Dekadenter geht’s kaum. Meine Großmütter (Jahrgang 1894 und 1906) würden in ihren Gräbern rotieren, wenn sie solchen Unfug hören könnten.

Rudi Knoth / 26.07.2019

Ist denn nicht die “normale” Seife seit Jahrhunderten bekannt? Die Grundstoffe sind doch Soda oder Pottasche (kaliumcarbonart) und Fett. Warum jetzt diese Früchte benutzen?

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