Katharina Szabo / 10.06.2016 / 09:50 / 3 / Seite ausdrucken

Was tun gegen Inzucht und Degeneration?

Gäbe es nur den geringsten Zweifel an der Integrität des deutschen Finanzministers, wäre man diese Woche kurz versucht gewesen zu glauben, Saudi-Arabien, Katar oder der Iran hätten Gelder auf schwarze CDU-Konten fließen lassen, damit Wolfgang Schäuble der ins Stocken geratenen Willkommens-Euphorie aus Deutschland neuen Aufschwung verleiht. Aber das ist natürlich Unfug. Der Minister kratzt bekanntlich schon seit Jahren Milliarden an Steuergeldern im dreistelligen Bereich aus allen Ecken und Winkeln zusammen, um diese im Zuge der Eurorettung an griechische Banken, Politiker, Beamte und Funktionäre zu verteilen. 

Ein paar Millionen aus Teheran oder Riad würden seine Kassen nicht merklich entlasten. Was hat Schäuble also motiviert, folgenden Satz in einem Interview mit der „Zeit“ zu sagen, um die von der Bundesregierung im September 2015 veranlasste Masseneinwanderung aus dem arabisch-afrikanischen Raum zu begründen? Die Abschottung ist doch das, was uns kaputt machen würde, was uns in Inzucht degenerieren ließe. Inzucht? Degeneration? Was brach sich da Bahn? 

Aktion Lebensborn?

Denkt Schäuble hier Lebensborn völlig neu, fragt man sich verwundert. Aber auch das ist natürlich Unfug. Selbstverständlich wollte der Finanzminister mit seiner Zucht-Metapher die gebärfähigen Frauen des Landes nicht dazu aufrufen, zum Wohle Deutschlands und Europas  außereuropäisch-genetisch veredelten Nachwuchs zu produzieren. Das wäre auch ungeheuerlich. Und kann auch gar nicht sein.

Zuviel genetisches Material aus Nahost möchte nämlich auch Wolfgang Schäuble den Europäern nicht länger zumuten, gelte es doch, wie er im Interview mit der Zeit betonte, die Fluchtursachen zu stoppen. Mit Steuermilliarden aus Deutschland, welche er an die Staatsführer des arabisch-afrikanischen Raumes zu verteilen gedenkt. In diesem Punkt legte Schäuble zudem nicht nur bewundernswerte Großzügigkeit an den Tag, sondern auch beruhigende Kompromisslosigkeit. 

Sollte, so Schäuble, der italienische Ministerpräsident Renzi glauben, die Milliardenzahlungen an die türkische AKP mit seinem Veto blockieren zu können, dann würden halt „die Kanzlerin Merkel und ich den italienischen Anteil übernehmen.“ Wir können also beruhigt aufatmen. Mit dem EU-Türkei-Deal zur Lösung der Flüchtlingskrise meint er es - ungeachtet seiner positiven Bewertung einer außereuropäischen Anreicherung des europäischen Genpools - also ernst.  Wolfgang Schäuble plant nicht die rassische Aufwertung mittels Masseneinwanderung. Im Gegenteil. Er und Merkel werden keine Kosten scheuen und sich keinerlei falschen Skrupeln hingeben, um die Führer der nahöstlichen und afrikanischen Welt mittels Milliardenzahlungen dazu zu motivieren, die eigenen Landsleute an der Ausreise zu hindern. Was wollte der Finanzminister also ausdrücken mit der Warnung, dass Europa inzestuös in genetischer Degeneration versänke, würde es seine Außengrenzen undurchlässig machen? 

Schaut auf diese Frauen!

Die Antwort findet sich in einem erläuterndem Nachsatz des Ministers: Für uns sind Muslime in Deutschland eine Bereicherung unserer Offenheit und unserer Vielfalt. Das zeige die dritte Generation der Türken in Deutschland, vor allem die Frauen. "Das ist doch ein enormes innovatorisches Potenzial!", begeisterte er sich. Von beabsichtigter Rassenmischung also keine Spur. Offenbar geht es vielmehr um ein gesellschaftliches Nebeneinander von Menschen unterschiedlicher genetischer Abstammungen, welches Europa bereichert und Schäuble froh stimmt. Zusammen, aber doch getrennt heißt die Devise.

Die Türken der dritten Generation in Deutschland, die, da man sie ja noch als solche abgrenzen kann, genetisch ebenso unverfälscht  sind wie ihre Großväter, helfen als eigener Stamm tatkräftig mit, die Innovationen Europas zum Blühen zu bringen. So die Botschaft. Wäre dies nicht so, wären die Europäer als Kollektiv gesehen genetisch degeneriert. Blutleer, im Alten und Überkommenen dümpelnd, ohne jedweden frischen Anstoß durch fremde Volksgruppen und Clans.

Um aber jedes Missverständnis auszuräumen, wäre es wünschenswert, wenn Wolfgang Schäuble seinen Denkansatz noch einmal genauer erläutern würde, am besten arabisch untertitelt. Migranten aus dem Nahen Osten können Verlautbarungen von Mitgliedern politischer Eliten durchaus auch mal wörtlich nehmen und zeichnen sich darüber hinaus, anders als der kraft- und saftlose, durch Inzest geschwächte Europäer, durch Tatkraft aus. Nicht, dass der eine oder andere Migrant Schäubles Genveredelungsaufruf dahingehend missinterpretiert, die Silvesterfeier von Köln sei im Rahmen eines Eugenik-Programmes durchaus im Sinne der Bundesregierung gewesen.

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Leserpost

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Martina Sommer / 11.06.2016

Liebe Frau Szabo, Sie haben ja so recht. Jeden Morgen, wenn ich die Zeitung aufschlage, bin ich entsetzt und fassungslos, was uns unsere Politiker so um die Ohren hauen und jeden Morgen denke ich , es kann nicht schlimmer kommen, aber Herr Schäuble setzt mal wieder “einen drauf”. Demnächst kommt der staatlich geförderte Anti-Degenerations-Verein mit Heiko Maas als obersten Wächter für politisch korrekten Sex. Danke für den Trost, den Sie und Ihr Team mir mit Ihren Beiträgen spenden. Martina Sommer

Karla Kuhn / 10.06.2016

Eine wunderbare Satire, Frau Szabo, nach dem Motto, Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Was anderes kann man auf Schäubles Machwerk gar nicht antworten. Ich habe das Empfinden, dass die ganze Riege “da oben” nicht mehr weiß, wie sie sich aus dem hausgemachten Schlamassel wieder rauswinden kann. Da kommt ein kurioser Vorschlag nach dem anderen. Sehr gut auch Frau Nahles Machwerk vom 0,80€ Job. Abgesehen davon, dass es selbstverständlich sein sollte, dass Flüchtlinge, die kostenlos in einer Unterkunft versorgt werden, dort unentgeltlich als Helfer eingesetzt werden.  Diese 0,80€ Jobs sollten alle Politiker mal für ein Jahr übernehmen aber ohne ihre Diäten. Dann würden sie nämlich den Wert der Arbeit schätzen lernen. Können sich eigentlich Berufspolitiker vorstellen, wie schwer körperliche Arbeit ist ?  Da bin ich sehr im Zweifel.

Gerd Brosowski / 10.06.2016

Eine der Vokabeln, die gebetsmühlenhaft eingesetzt werden, um die Merkelsche Weigerung zu rechtfertigen, die Grenzen zu sichern, ist die „Abschottung“. Das klingt dann so, als wäre erst im September letzten Jahres unser Land ein offenes Land geworden, als wäre es zuvor ein ängstlich auf Abgrenzung bedachtes, von Inzucht bedrohtes Ländchen gewesen. Mich bringt die damit kolportierte Lüge und die damit verbundene Herabsetzung der Leistungen der „alten“ Bundesrepublik jedes Mal aufs Neue in Rage. Ich bin vierzig Jahre lang in einer westdeutschen Großstadt Mathematik-und Physiklehrer an einem Gymnasium gewesen, zuletzt ein Vierteljahrhundert lang Leiter eines naturwissenschaftlichen Gymnasiums. In diesen Jahrzehnten hatten wir stets einen großen Anteil von Schülern, deren Muttersprache nicht deutsch war, die man heute als Migranten bezeichnen würde. Waren es zunächst die Kinder der italienischen und jugoslawischen Gastarbeiter, so kamen in den neunziger Jahren die Kinder osteuropäischer, meist ukrainischer Juden hinzu. Über Integration hat man nicht gesprochen, man hat sie praktiziert. Es war ein Kennzeichen der alten Bundesrepublik, ohne jedes Teddybärschwenken oder Plakatemalen diesen Menschen ihre Chance zu geben und gemäß dem Auftrag des Grundgesetzes, niemanden aufgrund seiner Herkunft zu benachteiligen oder zu bevorzugen, in die Grundlagen unserer Kultur einzuführen. Und wie diese Menschen ihre Chance genutzt haben! Nur ein kleines Schlaglicht dazu: Wenn man heute im ehemaligen Jugoslawien auf ein gut geführtes Hotel trifft, wenn man einen glänzend deutsch sprechenden Taxifahrer erwischt, wenn in einem wissenschaftlichen Symposion dort kluge, weltgewandte junge Fachleute auftreten, so hat man mit hoher Wahrscheinlichkeit Menschen getroffen, die in Sindelfingen oder Offenbach als Kinder von Gastarbeitern zur Schule gegangen sind und die heute eine Zierde ihres Heimatlandes darstellen.

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