Chaim Noll / 30.12.2017 / 15:01 / Foto: Freud / 12 / Seite ausdrucken

Was Türken erlaubt ist, dürfen Juden noch lange nicht

Unter den israelfeindlichen deutschen Medien hat der Spiegel besondere Prominenz erlangt durch unermüdliche Anklagen gegen „Okkupation“, „Unterdrückung der Palästinenser“, „Unverhältnismäßigkeit“ israelischer Verteidigungsmaßnahmen und andere Stereotype, neuerdings durch besorgte Enthüllungen über jüdische Einflüsse auf den amerikanischen Präsidenten (dessen Schwiegersohn Kushner als Trumps „Schatten“) und sogar auf Frau Merkel („Wenn Jerusalem anruft, beugt sich Berlin“).

In ganz anderem Ton meldete Spiegel online, türkische Truppen hätten eine syrische Stadt besetzt und wären „gekommen, um zu bleiben“. Dieser Fall von Okkupation wird weitaus wohlwollender beurteilt, weil er den Menschen in Dsharabulus, dem betreffenden syrischen Territorium, auch viel Gutes bringt. Zwar fühle sich für manchen Einwohner des Gebietes „die Präsenz der Türken trotzdem wie Fremdherrschaft an.“

Doch „Strom und Wasser in der Region kommen aus der Türkei (…) Jeder weiß, dass die Türken in Dscharabulus das Sagen haben', erzählt Abdul Rauf, ein Englischlehrer (...) Er erhält sein Gehalt, etwa 150 Euro im Monat, vom türkischen Staat. Auch der Lehrplan wird in Teilen vom türkischen Bildungsministerium diktiert. Erdogan, sagt Rauf, verwandle Dscharabulus in eine türkische Stadt. Trotzdem seien ihm die Türken als Herrscher lieber als der IS, lieber auch als Assad.“

Populärer Antisemitismus beruht auf Doppelstandards

Im Verlauf der letzten zwanzig Jahre haben mir viele Palästinenser analog das gleiche gesagt: die Israelis als Militärmacht seien ihnen lieber als der Terror der Hamas. Den hiesigen Korrespondenten des Spiegel sind solche Araber offenbar nie begegnet, obwohl es sie zu hunderttausenden gibt. Auch die Westbank hängt seit Jahrzehnten am israelischen Strom- und Wassernetz, an der israelischen Währung, sogar an der israelischen Post. Auch dort wird das bisschen zivile Infrastruktur, das es gibt, von Israel aufrecht erhalten, dem viel geschmähten „Besatzer“ und „Aggressor“. Die Gehälter übrigens, die hunderttausende Palästinenser bei israelischen Arbeitgebern verdienen, liegen deutlich über 150 Euro im Monat.

Wenn türkische Truppen eine syrische Stadt besetzen, lassen sich dem allemal – auch aus Sicht der betroffenen Bevölkerung – positive Seiten abgewinnen. Wird jedoch ein umstrittener Ort von israelischen Truppen besetzt, ist der Vorgang harsch zu verurteilen, als „völkerrechtswidrig“ und Gefahr für den Frieden in der Welt. So lernen es deutsche Kinder in der Schule, so predigen es deutsche Politiker. So bestimmen deutsche Leitmedien wie der Spiegel die Regeln des Spiels: Was Türken erlaubt ist, dürfen Juden noch lange nicht.

Populärer Antisemitismus beruht auf Doppelstandards. Judenhasser bewerten Juden grundsätzlich mit anderen Maßstäben als andere Menschen: Was bei diesen akzeptiert wird oder wenigstens hingehen mag, ist bei Juden unverzeihlich. Der Spiegel und gleichgepolte deutsche Medien praktizieren dieses Prinzip tagtäglich in ihrer Berichterstattung. Seit Jahrzehnten. Es ist pure Heuchelei, wenn sie sich jetzt darüber verwundert zeigen, dass der Antisemitismus in Deutschland zugenommen hat.

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Dolores Winter / 30.12.2017

Allein die Tatsache, dass deutsche Medien nicht darüber berichten, dass sich seit der Gründung Israels die Zahl der Palästinenser fast verzehnfacht hat, ist ein politisches Statement. Dieser Fakt widerspricht ja auch der Mär vom bösen Juden, der Völkermord begeht.

Benjamin Goldstein / 30.12.2017

Muslime lieb. Juden böse. Wer was anderes meint ist ein Nazi. Also nix neues im Westen.

Rüdiger Riedel / 30.12.2017

Was die sog. Eliten oder deren Eltern von unseren Eltern verlangt haben, verlangen sie nicht von den Arabern: Wir hatten den Krieg angefangen und verloren. Nur durch die bedingungslose Kapitulation war ein Neuanfang möglich. Aber Ostpreußen, Pommern und Schlesien waren besetzt, ebenfalls Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und auch die Westzonen. Erst nach Anerkennung der neuen Grenzen und Verzicht auf die besetzten Ländereien konnten Beziehungen aufgebaut werden. Und so ist es mit Israel: Die Araber haben alle Kriege angefangen (den 6-Tage-Krieg zähle ich ausdrücklich dazu) ... und verloren. Erst nach bedingungsloser Kapitulation und Anerkennung des Existenzrechtes von Israel können ernsthaft Verhandlungen aufgenommen werden. Eine deutsche Regierung, die nicht Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennt, ist eine Schande!

Heinz Schneider / 30.12.2017

Auch ich beobachte die tägliche Hetze gegen Israel in den sogenannten Qualitätsmedien. Der zunehmende Hass gegen Juden wundert mich nicht. Da alle Juden in kollektive Haftung genommen werden. Als deutscher Jude ist es für mich schmerzlich zu erkennen, das ich in meiner Heimat Deutschland gefühlt immer mehr zur unerwünschten Person werde. Wäre ich jünger, würde ich Europa verlassen. Da in ganz Europa Juden immer unerwünschter zu sein scheinen. Mir bleibt nur übrig die jungen Juden dazu zu ermuntern Deutschland und Europa zu verlassen. Weil es hier für uns keine Zukunft geben wird.

Peter Bereit / 30.12.2017

Dass es unterschiedliche Bewertungen gibt, will ich nicht leugnen, aber kaum ein Sachverhalt ist gleich und damit nicht vergleichbar. Wenn sie aber den deutschen Medien oder den Deutschen selbst unterstellen, sie wären JUDENHASSER, dann muss ich ihnen mit allem Respekt sagen, SIE wissen nicht mehr was sie sagen und ich selbst fühle mich beleidigt. Ich persönlich habe den Eindruck, sie haben nicht nur mit ihrem Vater, sondern mit allem was sich deutsch anhört oder deutsch anfühlt gebrochen. Es ist IHR Hass auf alles deutsche, dass diesen Wahn gebiert. Der Geschichtsunterricht in deutschen Schulen ist mangelhaft. Zugegeben. Aber kein einziger deutscher Schüler wird zum JUDENHASS erzogen oder ihm werden nur Unwahrheiten über dieses Land erzählt. Was auch stimmt. Den meisten Deutschen sind die Juden einfach schnuppe. So wie die Inuit oder die Sioux. Ob das gut oder schlecht ist, will ich nicht bewerten. Was will ich damit sagen? Ihr behaupteter flächendeckender Judenhass, fällt wegen mangelndem Interesse am vermeintlichen Gegenstand des Hasses einfach aus. Will ich Antisemitismus in Deutschland leugnen? Mitnichten. Es gibt ihn. So wie Alkoholismus, Grippe oder Dummheit Und. Es gibt einen importierten Antisemitismus aus den Nahen Osten. All das wissen wir. Letzterer wurde ewig verleugnet. Der von ihnen beschworene Antisemitismus, wird aber als eine Art Chimäre gebraucht, um im Gespräch zu bleiben und um Angst zu erzeugen. Abertausende Israelis leben in Deutschland und es werden mehr. Sie fühlen sich hier pudelwohl, frei und sicher. Warum?

Elmar Schürscheid / 30.12.2017

Es ist einfach nur noch eine Schande. Es gibt auch nichts hinzuzufügen.

Thorsten Conrad / 30.12.2017

Danke Herr Noll für Ihre klaren Worte. Sie bezeichnen den Spiegel als zu den deutschen Leitmedien zugehörend. Einspruch, der taugt nicht mal mehr zum Fisch einwickeln.

Jörg Seel / 30.12.2017

Diese Entwicklung beobachte ich seit vielen Jahren, es war, aus mir persönlich nie nachvollziehbaren Gründen, immer populär mit den armen unterdrückten Palästinensern zu sympathisieren. Bei der Frage nach dem Warum stoße ich an meine Grenzen, es ist rational, zumindest für mich, nicht zu erklären. Wenn es so etwas wie eine geschichtliche Verantwortung gibt, dann hat Deutschland diese unzweifelhaft gegenüber dem israelischen Volk und den Menschen jüdischen Glaubens. Keine andere Ethnie wurde so massiv verfolgt und durch systematischen Völkermord dezimiert wie die Juden und es geht nahtlos weiter. Das einzige Land im nahen Osten in dem sich ein Europäer zu Hause fühlen könnte wäre ja wohl Israel. Israel ist die einzige Demokratie mit einer freiheitlichen Grundordnung und einer glaubhaften Achtung der Menschenrechte. Seltsamerweise leben die Menschen dort auch gerne, ihr Staat ermöglicht es den Menschen sich eine Existenz aufzubauen und in Frieden und Freiheit so zu leben wie sie selbst es für richtig halten. Möglicherweise haben die Menschen muslimischen Glaubens eine besondere gäbe sich als Opfer darzustellen, ganz gleich wie absurd es auch sein mag, sie werden selbst dann noch als Opfer wahrgenommen wenn sie seit Jahrzehnten für die schlimmsten Terroranschläge verantwortlich sind. Es ist sehr schade, dass deutsche Politiker vor diesen dreckigen karren spannen lassen. Der viel gescholtene Präsident Trump vertritt da eine klarere und authentischere Haltung.

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