Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant (Hoffmann von Fallersleben).
Die Denunzianten von heute aus dem Denunziantenministerium von Gnaden der Frau Schwesig würden auch einen versteckten Juden ausmachen und mit großem Stolz präsentieren. Meine Großmutter sagte über solche Leute: Pfuideibel Schwesig, Roth, Göring-Eckhardt, Hofreiter und Konsorten könnten sich in unserer Familie nicht halten. Sie würden ausgelacht, weil sie nicht für voll genommen würden.
Man darf nicht übersehen, dass der Begriff “Denunziant” selbst in der Geschichte häufig denunziatorisch ins Spiel gebracht wurde. In autoritären Regimen werden oft “Kritiker” als Denunzianten geschmäht oder sogar vors Gericht gebracht. Es ist also ein Begriff, den man sehr vorsichtig einsetzen muss, genauso wie sich jeder hüten sollte, in der politischen Auseinandersetzung überhaupt zu moralisch fragwürdigen Methoden zu greifen. Die aktuellen Fälle sind ja bekannt - dort wurde der Begriff Denunziant - auch durchaus bewusst - denunziatorisch verwendet (als Gegenwehr). Im genauen Sinn ist ein Denunziant ja jemand, der anderen sagt, was die nicht wissen, der also Informationen weitergibt, meist heimlich oder sogar anonym, im vollen Bewusstsein, damit jemandem zu schaden - wenn man so will, ein Spitzel, der sich selbst beauftragt. Wenn sich jemand z.B. bei Xing über Roland Tichy beschwert, ist das keine Denunziation - da wurden ja keine unbekannten Informationen weitergegeben, die Xing hätte haben wollen, sondern ein moralisch höchst fragwürdiger Aufbau von Druck über Dritte praktiziert. Das Motiv des Schadenwollens ist da zwar gegeben, der Begriff trifft aber trotzdem nicht den unschönen Sachverhalt, insofern der Druck öffentlich ausgeübt wird und nicht etwa gegen z.B. ein Unternehmen, das verbotenerweise Chemikalien in einen Fluss einleitet, sondern gegen ein demokratisches Meinungsportal. Das ist der Punkt, wo der Druck auf Dritte, um diese zu etwas zu zwingen, sich selbst völlig ins Unrecht setzt. In der Geschichte haben übrigens viele Denunzianten geglaubt, ganz uneigennützig zu handeln, z.B. “um dem Führer zu dienen”. Auch beim Boykott-Aufruf gegenüber Xing geschah vermutlich im frommen Glauben, einer guten Sache zu dienen. Da solches “Denunziantentum” aber eben in aller Öffentlichkeit geschieht (und insofern auch keine Denunziation darstellen), läuft ein solcher Aufruf immer Gefahr nach hinten loszugehen. Broder hat sich ja in dieser Hinsicht locker erfolgreich gewehrt gegen Hensel - das war ja kein Problem. Und der Angriff auf Tichy über Xing kommt ja auch zigfach zurück und vermutlich noch für lange Zeit. Ob die Leute, die solche Boykottaufrufe veranstalten, irgendwann merken, wie sie sich damit selbst am meisten und nachhaltigsten schaden?
Vielen Dank für diesen guten Beitrag, den ich 100% unterstützen kann. Leider wird Denunziantentum öffentlich kaum erwähnt oder gar angeprangert. Wir finden es überall in der Gesellschaft - quasi auf jeder Ebene. Es gibt Fälle, wo Nachbarn andere anonym anschwärzen, weil sie Beziehungen zum Rathaus haben. Das habe ich selbst mehrfach erfahren. Meiner Meinung nach ist Denuntiantentum eine wichtige Voraussetzung für ein Unrechtssystem oder dass sich ein solches halten kann. Es ist einfach zu denunzieren - jeder feige Mensch kann es tun. Deshalb hat es mit Zivilcourage auch nichts zu tun. Vielmehr kann man schön unerkannt mit dem Strom schwimmen und wird auch noch gedeckt. Man sollte sich for “Freunden” also mehr in acht nehmen als vor dem “System”. Ein Grund für dieses Verhalten ist nicht selten ein Minderwertigkeitskomplex - vermeintliche Aufwertung der eigenen Person zum Schaden Anderer.
Wir waren mit den Erkenntnissen über Denunzianten schon mal weiter: “Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.” Dieses Hoffmann von Fallersleben zugeschriebene Zitat lässt die gesellschaftliche Relevanz dieses schändlichen In-Misskredit-Bringens bei der Obrigkeit anklingen: Das Denunzianten-System, das von feigen Zuträgern lebt und dem Mächtigen die Häretiker noch aus den verstecktesten Winkeln zutreibt. Denken wir aktuell an die “Säuberungswelle” in Erdogans Imperium ...! Das Psychologisieren der Täter führt zu einer absurden moralischen Versteh-Pädagogik: Der Arme hat nur aus Angst den Bruder verraten, weil seine kleine Welt in Unordnung geraten war; freilich hat er sich dadurch “unweigerlich Schuld” aufgeladen. Es geht nicht um Schuld, es geht oft genug um Kopf und Kragen!
Wahrscheinlich sind es Menschen, die auf irgendeine Weise benachteiligt sind, da gibt es viele Möglichkeiten. Anstatt an sich selber das Liebenswerte zu suchen, entwickeln sie Haß, Neid, Mißgunst und und betreiben Mobbing und üble Nachrede. Sie sind so überzeugt, daß sie die Gutmenschen sind und wollen die anderen vernichten. Denunziation ist für diese Spezies ein ganz probates Mittel. Für mich sind das ganz arme Typen, Und dann gibt es noch die, die keinerlei Empathie empfinden, denen jedes Mittel recht ist, nach oben zu kommen und die auf Teufel komm raus andere anschwärzen, wobei es vorwiegend infame Lügen sind. Auch bei “Rosenkriege” spielt Denunziation eine große Rolle. Egal welche Sorte Denunzianten es sind, jeder normal denkende Mensch sollte einen großen Bogen um sie machen und ihnen auf keinem Fall vertrauen oder etwas anvertrauen. Als ich 1995 meine Stasiakte einsehen konnte, war ich sehr froh, daß mich niemand aus meinem engen Freundes- und Bekanntenkreis denunziert hatte. Die, die das getan haben, waren die von mir beschriebe erste und zweite Sorte unangenehmer Zeitgenossen.
“Was treibt den Denunzianten an?”: Manche mögen es aus opportunistische Gründe machen. Aber man stelle sich z.B. jemanden vor, der der SED-Propaganda, der Nazi-Propaganda oder jetzt eben der “One world”-Propaganda glaubt. Der glaubt, es wäre das wichtigste gegen die Feinde der jeweiligne Staatsideologie zu kämpfen. Er hört dauernd, wie wichtig es ist gegen “Rechts” aufzustehen. Und dann macht er es einfach. Als “braver Lehrling”. Und ist dann baff erstaunt: Er macht doch nur das, wozu “alle” auffordern. Und dann soll es auf einmal falsch sein?
Petzen tut jedes Kind, biss es lernt, dass es unedel ist. Dann findet es andere Strategien. Wer aber zu schwach und dumm ist, den bleibt nur das Petzen, um seinen Willen zu bekommen.
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