Rainer Bonhorst / 23.02.2019 / 16:00 / Foto: Pixabay / 14 / Seite ausdrucken

Was machst Du mit dem Knie, liebe Bibi?

Als neulich der FC Augsburg tapfer, aber am Ende erfolglos (2:3) gegen Bayern München gespielt hat, hatten die Iraner das Nachsehen. Das iranische Fernsehen zeigt sonst zwar regelmäßig die Spiele der Bundesliga. Dass das Spiel des FCA gegen die Bayern im Iran ausfallen musste, hatte religiöse Gründe in Form zweier unbedeckter Frauenknie. Da fragt man sich doch: Hätte Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, der die kontroversen Knie gehören, nicht im Sinne des Religionsfriedens eine Bekleidungsform finden können, die sensible moslemische Augen verkraften können? Sie hätte sich ein Beispiel an den aktuellen Wahlen zur Miss Germany nehmen können.

Hat sie aber nicht. Schiedsrichterin Steinhaus trug, als sie das iranunfähige Spiel leitete, zwar ziemlich lange Sport-Shorts und ziemlich lange Kniestrümpfe. Auch farblich war sie durchaus iranfähig: trauriges Schwarz. Aber die Knie. Und die waren nun mal zu viel des Nackten.

Oder waren es nicht nur die Knie? Bibiana Steinhaus trug auch keine Kopfbedeckung. Ihr Haar wehte unislamisch im Wind. Das hat die alten Perser, die das Land hinter der Türkei regieren, sicherlich zusätzlich bedrückt. Denkbar ist auch, dass die Sportkluft, die bei sehr genauem Hinschauen weibliche Konturen erkennen ließ, zum Fernsehverbot beigetragen hat. Schließlich hat die Frau in streng moslemischen Gesellschaften konturlos zu sein. Aber ich denke, es war vor allem das Knie in seiner alarmierenden Unverhülltheit.

Nun sind die Sensibilitäten unserer moslemischen Nachbarn ja bekannt. Darum darf man fragen: Hätte sich Bibiana Steinhaus nicht von einem befreundeten Torwart ein paar verhüllende Knieschoner borgen können? Und auf dem Kopf wäre ein nicht zu farbenfroher Eishockey-Helm als Kopftuch-Alternative ein weiterer Beitrag zur Völker-Annäherung gewesen.

Nur einen Blick auf die innere Schönheit

Wie so etwas geht, zeigen diesmal die Wahlen zur Miss Germany. Sie haben den frivolen Badeanzug früherer bedenkenloser Epochen auf den Müllhaufen der Textilgeschichte verbannt. Ab sofort wird nur noch das Vollkleid geduldet, das den gesamten Körper bedeckt und nur einen Blick auf die innere Schönheit der Wettkämpferinnen freigibt.  

Dies ist einerseits ein begrüßenswerter Schritt hin zum schon verloren geglaubten Reinheitsgebot vergangener puritanischer Jahre. Es ist vor allem aber ein Schritt in die richtige muselmanische Richtung. Allerdings nur ein erster. Denn die Miss-Wahlen in ihrer textilbereinigten Form sind wahrscheinlich immer noch nicht ganz iranfähig. Es fehlt die Kopfbedeckung, die den unfrommen Blick auf das frei fließende Haar verhindert. Auch die noch geduldete Halsfreiheit belegt die Halbherzigkeit dieser Keuschheitsbewegung.

Aber immerhin: Der wichtigste Schritt, die Fastvollkörperverhüllung, ist getan. Das Kopftuch kann ohne großen Aufwand folgen. Dass es ausgesprochen hübsche und auch modisch anspruchsvoll halsumhüllende Kopftücher gibt, können wir tagtäglich an unserer Straßenmode beobachten. Es wäre also kein weiter Weg zu einer wahrhaft persienfreundlichen deutschen Miss-Tschador-Wahl.

Die Miss-Wahlen afghanistanfähig machen

Will man die Miss-Wahlen allerdings afghanistanfähig oder auch saudi-arabien-sicher machen, muss hier und da noch nachgearbeitet werden. Um dieses zweifellos ehrgeizige Ziel zu erreichen, sollte man über eine Miss Niqab- oder eine Miss-Burka-Wahl mit den entsprechenden textilen Vorgaben nachdenken. Das wäre sicher auch ganz im Sinne jenes deutschen Christen-Oberen, der bei einem Besuch in Nahost das Kreuz von seiner Brust entfernte, um die Augen und die weithin bekannte Toleranz seiner moslemischen Gastgeber nicht zu überfordern.

Ob aber Bibiana Steinhaus den iranischen Fußball-Fans jemals so weit entgegenkommen wird wie der Kirchenfürst und unsere neuverhüllten ehemaligen Bade-Nixen, darf bezweifelt werden. In ihrem Fall geht es schließlich nicht nur um die korrekte fromme Bekleidung. Zu ihrem bereits ausreichend getadelten nackten Knie kommt ja erschwerend hinzu, dass sie eine Pfeife trägt. Und dass 22 Männer zwar nicht nach ihrer Pfeife tanzen, aber immerhin nach ihrer Pfeife Fußball spielen. Das ist und bleibt eine Provokation, die jeden Kompromiss ausschließt. In einem orientalischen Rechtssystem, in dem die Frau exakt die Hälfte eines Mannes wert ist, ist es eine Ungeheuerlichkeit, dass eine einzelne Frau 22 Männer leitet.

Rein mathematisch wäre ein Kompromiss zwar denkbar: Es müssten 44 Schiedsrichterinnen das Spiel der 22 Kicker leiten. Aber ich glaube, in dieser Frage geht es den strengen Moslems nicht nur um die Mathematik, sondern vor allem ums Prinzip. Und das Prinzip in der Bibiana-Steinhaus-Frage heißt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.    

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Karl-Heinz Vonderstein / 23.02.2019

Was mich immer erstaunt, die Grünen müssten doch am stärksten wegen sowas Aufschreien. Ich glaub, da ist doch so ziemlich jedes weibliche Parteimitglied auch ne bekennende Feministin und die Männer bei den Grünen sind so ziemlich alle Frauenversteher. Doch gerade die sind im Verhältnis zum Islam, wo die große Mehrheit der Männer ein noch steinzeitliches Frauenbild hat, übertolerant und nachgiebig, relativierend und verharmlosend. Ich glaub, die Grünen würden am liebsten den Muslimen hierzulande so ziemlich jede kulturelle Eigenart und Tradition und jedes Brauchtum erlauben, selbst wenn es mit unseren Gesetzen nicht übereinstimmt, nur um zu zeigen, wie tolerant und menschlich man doch ist.

Mathias Bieler / 23.02.2019

Es ist sehr aufschlussreich, wenn man Islam und Porno bei Google eingibt.

Bernhard Freiling / 23.02.2019

@ toni Keller. Im Ernst jetzt? “Es wird auch eine Runde geben in der die Kandidatinnen ihre POLITISCHEN Ansichten darlegen müssen.”  Dann meine dytopische Vorstellung der next Miss Germany: Häßlich und fett, schiefe Zähne und noch immer eingedrehte Lockenwickler aber voller innerer Schönheit, weil Inhaber der richtigen Haltung. Sie hat verstanden.  ;-)

Toni Maroni / 23.02.2019

“Sind wir schon soweit, daß wir vor den Moslems zu Kreuze krichen?” Lieber Günter, was juckt Sie das iranische Fernsehen, oder glauben Sie die hätten sich beschwert?

Peter Volgnandt / 23.02.2019

Wenn den iranischen Männern schon beim nackten Frauenknie einer abeht, da sag ich nur oh weh. Wie verklemmt kann man noch sein?

Joachim Lucas / 23.02.2019

Was soll die ganze allmähliche Annäherung. Machen wir es gleich richtig. Vollverschleierung/Ganzkörperzelt mit den Sehschlitzen. Dann kann man die inneren Werte der Kandidatin zur Miss Germany an den Augen ablesen. Ist halt alles wieder ein weiteres Mosaiksteinchen im Schwachsinnsdeutschland. Abgesehen davon ist dieses Miss-Wahl-Gedöns sowieso überflüssig - jetzt mehr denn je.

Siegfried Beyerle / 23.02.2019

Das erinnert mich an Henry Valentino: Ich hab dein Knie gesehen, dass durfte nie geschehen….Ist eher lustig, vor allem wenn man weiss, dass vermögende Perser durchaus gerne in den Puff nach Dubai fliegen.

Karla hoffmann / 23.02.2019

Nun ist die schiedsrichterin wahrscheinlich keine jungfrau. Womöglich ist das der knackpunkt.

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