Mona Musca ist in Rumänien nicht nur eine der bekanntesten Politikerinnen, sie war auch eine der meistgeschätzten. Bis vor zwei Jahren. Damals kam eine Akte der Securitate, der Geheimpolizei des Diktators Ceausescu, auf den Tisch, die alle Merkmale einer IM-Akte aufwies, einschließlich einer handschriftlichen Verpflichtungserklärung.
Angesichts der Dokumente hatte Mona Musca nicht viele Möglichkeiten, sich aus der Affäre zu ziehen. Sie verzichtete auf ihr Abgeordnetenmandat und verließ ihre Partei, die darüber sogar erleichtert zu sein schien. In der Politik spielt der Effekt die entscheidende Rolle. In der turbulenten Demokratie Ostmitteleuropas erst recht. Man spricht mitunter von Dossieritis.
Mona Musca war Mitglied bei den Liberalen. Sie hatte sich nach dem Ende der Diktatur in der Bürgerbewegung engagiert und war über diese in die Politik gelangt. Eine Person ohne kommunistische Vergangenheit, und das in der Politik! Es war geradezu sensationell.
Vor zwei Jahren nun stellte sich heraus, dass die Akademikerin in den siebziger Jahren, in ihrer Zeit an der Temeswarer Universität, als IM „Dana“ aktiv war. Sie berichtete über ausländische Studenten, an denen der Geheimdienst interessiert war. Mona Musca versuchte, wie andere vor ihr schon, ihre Tätigkeit, die kaum zu leugnen war, wenigstens schönzureden. Sie habe sich nur über ausländische Studenten geäußert, nicht über rumänische Staatsbürger, und diese Äußerungen seien für die Universitätsleitung bestimmt gewesen. Ihre Verpflichtungserklärung enthält übrigens die Aussage, ihre geheime Tätigkeit würde sie als eine patriotische Pflicht betrachten.
So weit, so gut. Vor kurzem nun ist Mona Musca wieder in der politischen Öffentlichkeit erschienen. Vorausgeeilt war ihr das Gerücht, sie beabsichtige bei den kommenden Parlamentswahlen erneut zu kandidieren. Ein Comeback? Und das, nachdem alle ihre Versuche gegen die Entscheidung der Bukarester Aktenbehörde, die sie der Tätigkeit als Mitarbeiterin der Politischen Polizei beschuldigt, gerichtlich vorzugehen, gescheitert sind?
Die Öffentlichkeit zeigte sich über diese Art Rückkehr wenig erfreut. Das wiederum kränkte Mona Musca. Und so ließ die Ex-Liberale verlauten, sie werde keineswegs kandidieren, weder für eine Partei noch als Unabhängige, weil sie nämlich das Vertrauen in die Institutionen verloren habe. Sie, die sich ihrer Vergangenheit nicht stellen will, hat kein Vertrauen in die aktuelle Demokratie. Erstaunlich.
Vielleicht ist es aber auch nur so, dass in jedem Ex-Informanten zwei Personen ein Eigenleben führen, der Täter und das Opfer. Wobei der Täter anonym bleibt und das Opfer sich gerne zeigt. Und weil die beiden schon so lange in Kohabitation leben, kann der abgelegte IM ganz und gar nicht verstehen, warum er immer noch büßen soll. Ein ganzes Leben für eine einzige Verfehlung? Das Problem ist, dass nicht nur der Informant sondern auch der Ex-Informant ein Doppelleben führt, und, genau wie jener, behauptet, er wisse nichts davon.