„Der Islam gehört zu Deutschland“, wird gerne behauptet. Doch von allen Religionen bereitet er uns das größte Kopfzerbrechen. Was ist Islamfeindschaft und was ist berechtigte Kritik am Islam?
Islamfeindschaft beruht auf klassischen Vorurteilen und falscher Verallgemeinerung. Teils haben die Vorurteile eine Faktenbasis, teils sind Pauschalisierungen am Werk. Islamistische Terroranschläge sind eine Tatsache, werden aber weltweit nur von einer Minderheit unter den Muslimen verübt, die entweder einschlägigen islamistischen Terrororganisationen angehören oder in ihrem Sinne handeln. Das festzustellen, ist nicht islamfeindlich. Muslime generell als potenzielle Terroristen anzusehen, wäre islamfeindlich. (Es wird zwar immer wieder behauptet, dass viele Deutsche diese Auffasssung verträten, ich kenne aber niemanden – außer seinerzeit den Mörder Marwa el-Sherbinis –, der Muslime in dieser Weise wahrnimmt.)
Welteroberungsbekundungen von Islamisten sind Usus und auf der Plattform Memri gut belegt. Sie sind weder Fiktion noch eine Verschwörungsfantasie, sondern eine schlichte historische wie aktuelle Tatsache, die festzustellen nicht islamfeindlich ist. Muslimen pauschal zu unterstellen, sie würden ein Kalifat errichten wollen, wäre dagegen islamfeindlich. Frauen und Männer haben im Islam nicht die gleichen Rechte. (Wie übrigens auch nicht in der katholischen Kirche.) Das festzustellen, ist nicht islamfeindlich. Frauen aus islamisch geprägten Kulturen pauschal als unfrei, unmündig und unterdrückt wahrzunehmen, wäre islamfeindlich.
Gegen das islamische Kopftuch bei Kindern und Lehrerinnen an öffentlichen Schulen zu sein, ist nicht islamfeindlich. Einer erwachsenen Frau, die ein Kopftuch trägt, mit weniger Achtung zu begegnen als allen anderen Frauen, wäre islamfeindlich. Todesurteile wegen Homosexualität sind aus vielen islamischen Ländern bekannt und werden dort nach wie vor vollstreckt. Dieses festzustellen, ist nicht islamfeindlich. Muslimen grundsätzlich Homosexuellenfeindlichkeit zu unterstellen, wäre islamfeindlich.
Juden seien durch Araber ersetzt worden
Die Mohammed-Karikaturen der dänischen Tageszeitung „Jyllands-Posten” und die Karikaturen, die ich von „Charlie Hebdo” noch in Erinnerung habe, waren nicht islamfeindlich. Ganz einfach, weil sie erstens den Propheten betrafen, also eine religiös-mythologische Figur, wie das auch Jesus und die ganze Personnage der Bibel wäre, oder aber geistliche Würdenträger und eben keine Muslime als solche. Zweitens berufen sich Terroristen auf Mohammed und den Islam, weshalb die Darstellung des Propheten mit einer Bombe als Turban maximal als geschmacklos, aber beim besten Willen nicht als islamfeindlich gelten kann.
Drittens ist es falsch, um nicht zu sagen: eine glatte Erfindung oder Lüge, zu behaupten, dass die in „Jyllands-Posten“ oder „Charlie Hebdo” abgebildeten Figuren Hakennasen gehabt hätten. Allerdings kann ich mir denken, wie die Verfasser auf diese Behauptung kommen: Edward Said hatte in seinem antiwestlichen und antizionistischen Buch „Orientalismus“ (1978) ohne Belege behauptet, Araber seien auf Karikaturen während der Ölkrise 1973 in amerikanischen Magazinen mit Hakennasen dargestellt worden. Weder gibt es bei Said eine Abbildung, noch führt er einen Erscheinungsort und ein Erscheinungsdatum dieser Karikaturen an. Sie dienen ihm dennoch zur Behauptung der weitreichenden These, Juden wären durch Araber ersetzt worden, weil die biologistisch-rassistische Darstellungsweise von den einen auf die anderen übergegangen wäre.
Es war Edward Said, der behauptete, Araber und Muslime seien vom Antisemitismus genauso, ja eigentlich noch viel stärker betroffen als Juden. Kurzum, er machte Täter zu Opfern, denn Araber waren in Gestalt des Mufti von Jerusalem, Haj Amin al-Husseini in die Shoah verstrickt und jüdische Israelis gerade in den 1970er Jahren das Ziel mörderischer Terrorattacken, allen voran dem Olympia-Attentat von 1972, das sich am 5. September zum 50. Mal jährte. Mit Religionskritik haben die „Stürmer“-Karikaturen auf der documenta 15 allein schon deshalb nichts zu tun, weil sie Juden und jüdische Israelis abbildeten, keine geistlichen Würdenträger oder Propheten und weil es zwar nichtreligiöse Juden gibt, aber streng genommen keine nichtreligiösen Christen und auch keine nichtreligiösen Muslime.
Christliche und islamische Aggressionen
Einen Straftatbestand namens Apostasie aber gibt es heutzutage nur im Islam. Über das jüdische Selbstverständnis wird innerjüdisch viel gestritten, aber seit biblischen Zeiten sind Juden eben immer auch das Volk Israel und eine – wenn auch nicht im modernen Sinn – Nation. Übrigens wurden Juden in Europa, dem zaristischen Russland, in Nordafrika oder dem Nahen Osten nie deshalb verfolgt, weil sie eine Minderheit gewesen wären, denn das waren andere auch. Sie wurden verfolgt, weil Christen und Muslime an ihre Stelle zu treten wünschten, die jüdische Überlieferung für sich als Vorgeschichte beanspruchten – weshalb sie das Judentum für überkommen und beendet erklärten – und deshalb bedrohliche Absurditäten über Juden erfanden, die faktisch immer nur christliche und islamische Aggressionen der Verunsicherung darstellten. Das war so prägend, dass es beständig wiederholt, modernisiert und den sich wandelnden Zeitläuften angepasst wurde, selbst die Aufklärung und sogar die Shoahüberlebte und bis heute andauert. Namentlich das Ersetzen-wollen, wie der groteske Vergleich von Antisemitismus und „Islamophobie“ überdeutlich gezeigt hat.
Muslime können fundamentalistisch sein, sind aber hierzulande in ihrer weit überwiegenden Mehrheit säkular, das heißt, sie leben und akzeptieren wie die meisten nichtmuslimischen Staatsbürger selbstverständlich die Trennung von Staat und Religion. Sie sind Kulturmuslime wie Cem Özdemir oder Bassam Tibi, liberale Muslime wie Abdel-Hakim Ourghi oder Seyran Ates, können Agnostiker sein wie Ahmad Mansour, Necla Kelek oder Naila Chikhi, aber auch erklärte Atheisten wie die Kemalisten oder wie Hamed-Abdel Samad oder wie die entschiedene Ex-Muslimin Mina Ahadi. Die Namen dienen der Veranschaulichung, weil dann alle sofort wissen, welche Spielarten, Muslim oder Ex-Muslim zu sein, sich in der Bundesrepublik schon auf den allerersten Blick finden lassen.
Die meisten der Genannten kritisieren die traditionellen Formen des Islam. Entweder halten sie den Islam für reformbedürftig oder sie lehnen ihn wie jede andere Religion ab. Religionskritik gehört zu den Säulen der europäischen Moderne. Auch eine nichtmuslimische Islamkritik ist nicht islamfeindlich, wenn sie faktenbasiert ist und zutrifft. Alle oben Genannten kritisieren den islamischen Fundamentalismus, beziehungsweise Islamismus, beziehungsweise politischen Islam, sei es in seiner legalistischen Form wie die hiesigen Islamverbände, sei es in seiner terroristischen Form. Deshalb müssen viele von ihnen mit Polizeischutz leben.
Der Kampf gegen den politischen Islam beziehungsweise Islamismus ist nicht nur nicht islamfeindlich, sondern Bürgerpflicht aller liberalen Demokraten, ob Muslim oder nicht, ganz genauso wie der Kampf gegen Rechts- und Linksextremisten! Es geht hier wie dort um die Verteidigung unserer juristischen und politischen Ordnung, weil der politische Islam die gesellschaftliche Umgestaltung zugunsten islamischer Regularien anstrebt. Zuerst unter den hier lebenden Muslimen, versteht sich, weshalb wir ihnen beizustehen haben! Es ist übrigens Unsinn, dass christliche oder jüdische Fundamentalisten unsere Werte- und Grundordnung in ähnlicher Weise herausfordern würden, auch wenn uns das einige Genies aus dem Kultur- und Wissenschaftsbetrieb einzureden versuchen, ohne freilich die dafür nötigen Belege beibringen zu können.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Sylke Kirschnicks Blog.
Beitragsbild: Dersaadet CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Ich schrieb, die Differenzierung gehört zwischen Ideologie (Islam) und Mensch (Muslim). Ergo: Ich hasse den Islam (Ideologie), aber ich liebe den Muslim (Mensch). Das ist natürlich zu einfach. Ich hasse den Nationalsozialismus, aber ich liebe den Nazi? Ideologie & Mensch stehen in Wechselwirkung zueinander. Die Ideologie kann den Charakter des Menschen völlig verderben. Böse Ideologien gebären böse Menschen. Natürlich besteht ein Unterschied, ob man in einer Waldorfschule zu einem Weichei, oder in einer afghanischen Koranschule, oder in der Hitlerjugend erzogen wurde. Das Grundprodukt, der Mensch ist derselbe, das Endprodukt, der ideologisierte Mensch, da liegen Himmel & Hölle. Wir müssen auch zwischen Kollektiven innerhalb der Kollektive interscheiden. Wir können türkische Muslime & afghanische Muslime nicht gleichsetzen. Die europäischen Christen des 17 Jahrhunderts sind auch ganz anders als die europäischen Christen des 21 Jahrhunderts. Diesen Unterschied von Jahrhunderten gibt es auch in der Gegenwart. Es gibt Kollektive in anderen geographischen Breiten, die in der Gegenwart, noch im Mittelalter feststecken. Aus dieser Hinsicht ist es idiotisch zu behaupten alle Menschen seien gleich. Noch idiotischer ist es zu behaupten, alle Ideologien, Kulturen, Religionen seien gleich & gleichwertig. Der Kulturrelativismus ist genauso idiotisch, wie wenn man sagte, Demokratie & Nationalsozialismus seien gleich & gleichwertig, Demokraten & Nazis seien gleich & gleich gut. Das ist die kollektivistische Idiotie der Gegenwart, die eine totalitäre Gleichheit, einen globalen Kollektiv gleicher Menschen propagiert, die es nicht gibt. “Die Muslime” als Kollektiv sind anders als “die Europäer” als Kollektiv. Wir finden kollektiv-übergreifend Individuen die sich gleichen, aber wir finden viel mehr Individuen, die sich unterscheiden. Um über Kollektive sprechen zu können, müssen wir Verallgemeinern. Eine Verallgemeinerung diskriminiert das Individuum NICHT. Sagt ja nichts darüber aus.
@Thomas Sz.: Wenn es nur so einfach wäre, zwischen Mann und Ideologe zu unterscheiden. Insbesondere, wenn er/sie/es in Personalunion erscheint. Porca miseria. Fernhalten.
Ich habe keine Ahnung was dieser Artikel bezwecken soll. Uns an die Hand nehmen und zeigen, was die Autorin als Islamfeindlich oder Islamophob hält? Diese Begriffe an sich sind verkehrt und drehen die Täter/Opferrolle um. Wir brauchen kein betreutes Denken. Es gibt keinen nicht politischen Islam, Punkt. Koran, Sharia Hadithen und Fatwas sind ALLE wesentliche Bestandteile des Glaubens und nicht voneinander zu trennen. Der Islam als Glaube umfasst sämtliche Lebensbereiche und dazu auch insbesondere die hierarchischen Strukturen in Familie und Staat. Wenn sich ein Gläubiger da sportlich die Rosinen rauspickt, die ihm je nach Land genehm/erlaubt sind, heißt das nicht dass die orthodoxe Struktur des Glaubens deswegen aufgehoben ist. Wenn jamand sagt, dass er Muslim ist, woher soll sein Gegenüber wissen ob er Alevit, Suni, Ibadit, Salafist, Muslimbruder, Shiit, Sufi oder Wahhabit ist? Es ist allerdings irrelevant. Sie haben aber alle in Ihren Unterschieden gemeinsame Nenner, die eindeutig gegen unser Verständnis von Liberté, Egalité und Fraternité verstoßen: Wie man so einen Artikel schreiben kann, ohne ein einziges Mal auf die Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam Bezug zu nehmen, ist mir deshalb ein Rätsel. Und Frauen Frauen aus islamisch geprägten Kulturen SIND unfrei, unmündig und unterdrückt, anders kann man es nicht wahrzunehmen, und das ist nicht islamfeindlich, das ist die krude Realität. Sie zu verkennen nur weil es hier und da Ausnahmen gibt, ist absurd. Diese “Wahrnehmung” als Islamfeindlich zu titulieren zeugt von Cherry Picking der Autorin. Sure 4,34: “Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie vor diesen ausgezeichnet hat und wegen der Ausgaben, die sie von ihrem Vermögen gemacht haben. Und die rechtschaffenen Frauen sind demütig ergeben (oder: gehorsam)...”. Und ähnlich Sure 2,228: “Die Männer stehen eine Stufe über ihnen.” Männer und Frauen sind im Islam gleich, nur Männer sind deutlich gleicher….
Was ist Faschismusfeindlichkeit, was ist berechtigte Kritik am Faschismus? Wir müssen zwischen dem fundamentalistischen, politischen Faschismus und dem friedlichen, unpolitischen Faschismus differenzieren. Viele Faschisten sind Antisemiten, aber es wäre faschismusfeindlich, faschismophob alle Faschisten pauschal als Antisemiten zu diffamieren! ... Spaß beiseite ... Der Islam ist eine menschengemachte Ideologie wie jede andere (Demokratie, Sozialismus, Faschismus) und gehört nach demselben Maßstab beurteilt. Die Autorin differenziert an der falschen Stelle. Der Muslim als Mensch verdient den Respekt, aber nicht der Islam als Ideologie. Wenn man über Gruppen von Menschen redet, dann muss man: Differenzieren & Verallgemeinern. 1.) Differenzieren: Das individuelle Mitglied der Gruppe als Individuum, als Mensch wahrnehmen und beurteilen. Verallgemeinern: Die Gruppe als Ganzes beurteilen. Die Gruppe kann sich ganz anders verhalten als das Individuum. Der individuelle Nazi kann sehr nett sein, das Kollektiv der Nazis nicht. Eine Verallgemeinerung, Pauschalisierung sagt nichts über das individuelle Mitglied der Gruppe aus. Sie sagt aus, wie sich die Summe der Individuen, beispielsweise die Summe der Muslime - der Islam als Ganzes, verhält. In 9 islamischen Staaten steht die Todesstrafe auf Homosexualität. Der individuelle Muslim aus einem dieser Länder mag zwar kein Mörder sein, die Summe der Bewohner dieses Landes ist - ein übergeordnetes Individuum aus der Summe der einzelnen Individuen - sehr wohl ein Mörder! Wir dürfen & müssen verallgemeinern. Eine Verallgemeinerung beschreibt schlicht einen “allgemeinen Trend” innerhalb einer Gruppe, das “allgemeine Verhalten” der Gruppe. Also ich kann den individuellen Araber als Individuum annehmen, aber “die Araber” als Ganzes ablehnen. Das ist KEIN WIDERSPRUCH. Ich darf islamfeindlich sein. Das bedeutet keine Feindschaft dem individuellen Muslim gegenüber. Die Differenzierung gehört zwischen Ideologie (Islam) und Mensch (Muslim).
Nicht schlecht, aber doch nur ein Detailproblem. Das übergeordnete Problem ist: muss eine Nation ihre Zerstörung durch Massenmigration tolerieren oder nicht?
Im Wesentlichen sehe ich das so wie Sie, aber von den Personen, die Sie namentlich aufführen, ist Cem Özdemir anders und misstrauischer zu sehen als die Übrigen. Özdemir hat Necla Kelek völlig ernsthaft als “Schreibtischtäterin” bezeichnet, also konkret mit Adolf Eichmann gleichgesetzt, weil sie so frech war, den Islam zu kritisieren. Ob absichtlich oder nicht, Özdemir ist ein Islam-U-Boot. Die anderen Kultur-, kritischen und Ex-Muslime, die Sie nennen, sind das nicht.
Eigentlich fast banale Dinge, welche hier vorgebracht werden. Kein Vorwurf, denn dass sie vorgebracht werden müssen, hat seinen Grund, und der liegt nicht zuletzt in der faszinierenden intellektuellen Verwahrlosung der regressiven “Linken” (wieder zu bestaunen beim “hat-nichts-mit-Religion zu tun” der Außenministerin, sekundiert von ihrem ebenso überforderten und doppelmoralischen Parteikollegen Sven Lehmann [hält sich für den Queer-Bauftragten], dessen Empörung über den Mord und wenig später den Angriff auf eine/n Transsexuelle/n viel leiser wurde, als sich herausstellte, wer die mutmaßlichen Täter waren). Aber hier Widerspruch: “Frauen und Männer haben im Islam nicht die gleichen Rechte. (Wie übrigens auch nicht in der katholischen Kirche.) ” Es macht doch einen riesigen Unterschied, ob Frauen nur von einer klerikalen Kaste augeschlossen sind oder ob ein Rechtssystem (Scharia) insgesamt Frauen einen geringeren Wert zumisst (nur Hälfte des Erbes, Zeugenaussage von Frauen gilt nur Hälfte, [einfache] Scheidung geht vom Mann aus, Monogamie für Frauen, Polygamie für Männer etc. pp.). Darum ist eine eine Unterscheidung zwischen Strafrecht und Zivilrecht der Scharia (dieses sei eigentlich ganz harmlos) , welche regressive “Linke” zuweilen vornehmen, auch so unfassbar dumm.