Thomas Rietzschel / 18.04.2016 / 12:34 / Foto: Edouard Manet / 10 / Seite ausdrucken

Was Heiko Maas unter Diskriminierung versteht

Auch in der vergangenen Woche war es wieder Heiko Maas, der den Vogel abschoss. Nachdem er uns erst unlängst erklärte, dass es sich nicht gehöre, die Regierung bei der Umsetzung ihrer Pläne auf das Recht festzunageln, kündigte er nun Gesetze an, die uns vor dem Anblick erotisch reizvoller Frauenkörper in der Werbung bewahren sollen. Wahrlich ein Problem, das der Gesellschaft unter den Nägeln brennt, auch wenn uns das bisher noch gar nicht so bewusst gewesen ist. 

Allerdings muss ich gestehen, in der Sache befangen zu sein. Bei der Beurteilung dessen, wovor uns der Justizminister bewahren will, fällt es mir persönlich schwer, objektiv zu bleiben. Es geht nicht, es wäre wider die Natur. Schließlich schaut mir, wann immer ich in den Spiegel blicke, ein Mann entgegen. Seit Jahr und Tag trage ich einen Bart, und nicht nur das. Schöne Frauen, die unverhüllt posieren, sehe ich lieber als den perfekt gedressten Bundesjustizminister. Ich bin zweifelsohne ein Sexist.

Das unterscheidet uns, mich und den coolen Heiko, der es offenbar leid ist, sich von der „herabwürdigenden Werbung“ erotisch und optisch herausfordern zu lassen. Als „geschlechtsdiskriminierend“ will er sie so schnell wie möglich verbieten.

Nur, wer wird da eigentlich von wem diskriminiert und so dargestellt, dass sein Anblick Abscheu erregen müsste und uns veranlassen könnte, die Gezeigten zu verstoßen? Denn nichts anderes bedeutet ja der Begriff der Diskriminierung als die Herabsetzung und den Ausschluss einzelner oder ganzer Gruppen und Ethnien wegen ihres bloßen Soseins.

Diskriminiert waren die Frauen, solange die Männer ihnen das Wahlrecht oder den Zugang zu Universitäten verwehrten. Den Tatbestand der Diskriminierung erfüllte die Darstellung der Afrikaner als Buschwilde in den Hochzeiten des Kolonialismus, insbesondere zum Ausgang des 19. Jahrhunderts. Auch die Karikaturen, mit denen „Der Stürmer“ und der „Völkische Beobachter“ die Juden verunglimpften, waren eine widerliche Diskriminierung.

Kann man der Werbung unserer Tage ähnliches vorwerfen? Warum sollte sie Abscheu wecken wollen vor den Frauen, seltener auch den Männern, die sie zeigt? Versucht sie nicht vielmehr, sich ein Schönheitsideal zunutze zu machen, das wir seit der Antike vor uns her tragen? Nahezu jede Anzeige, jedes Plakat, auf dem die Beine oder der Busen einer Frauen zu sehen sind, huldigt der weiblichen Schönheit.

Wer das verbieten will, der müsste in einem nächsten Schritt auch dafür sorgen, dass die Venus von Milo zerschlagen wird, Goyas „Nackte Maja“, Manets „Olympia“ und sein „Frühstück im Grünen“ für immer in den Depots der Museen versteckt, wenn nicht gleich verbrannt werden. An den Ursprung der Welt von Gustave Courbet sei nur der Vollständigkeit halber erinnert.  

Dass er solche Werke verbannen möchte, wollen wir nicht einmal Heiko Maas unterstellen. Wie er aber auf den Gedanken verfallen kann, dass eine Bikini- oder Strumpfwerbung diskriminierend verstanden werden könnte, müssen wir uns schon fragen. Bei den Frauen, die dafür posieren, kann es sich jedenfalls nicht um die Ausgegrenzten handeln, die man ausschließen, nicht mitmachen lassen wollte. Oder sollte sich am Ende gar Heiko Maas selbst diskriminiert fühlen, weil man ihn noch nicht als Unterhosen-Model entdeckte, es noch keine Einladung zum Shooting in einem tank top gab?

So bleibt nur die Feststellung, dass es bei dem albernen Versuch eines gesetzlichen Verbots freizügiger Werbung abermals um die Machtanmaßung eines Staates geht, der alles und jedes reglementieren möchte, um seine totalitäre Expansion zu rechtfertigen. Doch glücklicherweise gibt es dann wieder Politiker vom Format eines Heiko Maas. Ausgestattet mit dem Durchblick eines Kleiderständers, macht er es uns leicht, ihm und seinesgleichen auf die Schliche zu kommen. Wir warten gespannt, welchen Vogel er demnächst abschießen wird.

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Leserpost

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Andreas Rühl / 19.04.2016

Wenn es darum geht, etwas zu verbieten, das bis auf randgruppen kein Schwein stoert, ist diese Regierung wieder einmal ganz vorne dabei. Ich habe den Eindruck, es soll ausgelotet werden, was sich der Bürger gefallen laesst…  Oder anders gesagt…  Ob es ueberhaupt noch buerger gibt, diese Bezeichnung rechtfertigen. Gibt es kaum noch. Die Bundesregierung ist die schlechteste seit Bestehen dieser Republik, noch schlechter als unter Schröder, was damals mir nicht zu unterbieten schien. Erinnert an gewisse gesehen der Fußballnationalmannschaft… Unter ribbeck nämlich. Objektiv ist der befund eindeutig, aber die Leute stehen hinter Maas und Co. Weil das Benzin billig ist? Keine ahnung. Mir auch wurscht. Als buerger nehme ich diese kindischen Entgleisungen der vernunft nur noch zur kenntnis. Innere Emigration ist das einzige Mittel, das einer eigenen verbloedung entgegen wirkt.

Georg Hallmann / 19.04.2016

HeikoM ist selbstverliebt. Wenn er sich nicht täglich in den Medien findet, scheint er Entzugserscheinungen zu haben. Deshalb ist nicht jede seiner Äußerungen ernst zu nehmen. Er findet sich toll,  sein Blick schweift ständig Beifall heischend in die Runde. Es ist auch keiner da, der ihm die Klappe zuhält. Für die Medien ist er Spaltenfüller, und das schmeichelt ihm. Schorsch

Hans Heidenreich / 19.04.2016

“discriminare” = “unterscheiden”. Wo ist das Problem? Geschlechter sind nun mal unterschiedlich, das wird sich nie wegwünschen oder weggendern lassen. Alle Versuche dazu enden in vorsätzlich herbeigeführter Schizophrenie. @ Lubomir Rehak Leider geht es nicht nur um den “armen Heiko” sondern um die Opfer von dessen diskriminierender Gesinnungshuberei, über der er leider die Funktion seines Amtes vergisst. Gehen Sie davon aus, dass der “arme Heiko” via Parteienproporz noch eines Tages beim Verfassungsgericht landet wird um dort noch weit grösseren Schaden anzurichten.

Heide Eichhorn / 19.04.2016

Vielleicht geht es ja auch nur um die Ablenkung im Straßenverkehr, beim Anblick schöner Körper? Doch das fiele ja dann eher in den Zuständigkeitsbereich des Verkehrsministers. ;-) Trotzdem brennt uns ein Problem nicht unter, sondern “auf” den Nägeln. Mönche schrieben in ihren Zellen beim Schein von Kerzen, welche sie sich auf den Fingernägeln befestigten. Wenn die Kerze dann fast heruntergebrannt war brannte sie natürlich “auf den Nägeln”.

PeterPayer / 19.04.2016

Herr Maas kann sich doch für Sein Vorhaben Anregung von Werbeexperten aus Saudiarabien holen. P. Payer

Anne Cejp / 19.04.2016

Selten gibt es nur einen Beweggrund und oft ist die vorgeschobene Begründung nicht die ausschlaggebende.  Es ist noch nicht lange her, da ließ der Papst anlässlich des Besuchs des iranischen Präsidenten die Nacktstatuen in Rom verhängen. Das Handeln von Minister Maas kann durchaus auch in diese Richtung zielen.

Hartmut Laun / 19.04.2016

Meine Vermutung ist, das Heiko dem Islam in Deutschland ein gutes Stück entgegenkommen möchte, die züchtig verhüllte Frau. Ansonsten müsste er sich der florierenden Organisierten Kriminalität zuwenden, deren Einkünfte bestehen aus Waffenhandel, Schutzgelderpressung, Drogen und die Prostitution, diese in Wort, Bild und in Natura.

Thomas Schenk / 19.04.2016

Unsere Kultur befindet sich in allen Bereichen auf dem Rückzug! Die Saudis, die über die Finanzierung von Moscheen in Deutschland ohnehin mit Erfolg und Unterstützung der uns regierenden Politiker, unsere kulturelle Landschaft verändern, sind sicher sehr angetan von der Initiative unseres wie Henryk M. Broder so treffend formulierte „Kleinen Agitators“. Auf breiter Front zieht sich das christlich geprägte Abendland zurück. rechtsfreie Räume, in denen arabische Klans regieren, Keine Weihnachtsfeiern an Schulen, kein Scheweinefleisch mehr in Kantinen, Weglassen von Krippen unter dem städtischen Weihnachtsbaum, Umwandlung von Kirchen in Moscheen, Staatsbesuche von muslimischen Politikern, bei denen Statuen mit unverhüllten Körpern zugehängt werden, deutsche Satiriker, die sich auf Initiative der Kanzlerin vor Gericht verantworten müssen ….Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Es wird Zeit, dass alle denen an unserer Kultur und Lebensweise gelegen ist, aufwachen und Handeln.

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