Was habt Ihr aus meinem Italien gemacht?

Von Alberto Noceti

Kennen Sie die Geschichte von „Pinocchio“ und „Il gatto e la volpe“, der Katze und dem Fuchs, die Pinocchio hinters Licht führen wollten? Bestimmt. Und kennen Sie die Neufassung? Die geht so:

Es sind die beiden „Onorevoli“, die „Ehrenmänner“ Matteo Salvini und Luigi Di Maio, die derzeit im „Bel Paese“, im schönen Italien also, die politischen Fäden ziehen. Patrioten? Weit gefehlt. Sie können ihr Land gar nicht lieben, weil sie blind in sich selbst verliebt sind. Darum schneidern sie sich ein auf ihre moralischen Maße gestutztes Volk zurecht, das sie frech „die Italiener“ nennen. Sie verachten alle von den Gründervätern – darunter Alcide De Gasperi – gesetzten Meilensteine auf dem Weg zu einem demokratischen Europa.

Mit grenzenloser Eitelkeit, Entrüstung und Selbstgefälligkeit behaupten sie, schuld am Elend der Italiener seien der Euro, Frau Merkel, Herr Juncker, Brüssel, überhaupt Europa. Nur nicht die italienische Politik. Und trotzig-rotzig wie verwöhnte Kinder rufen sie: „Wir gehen unseren Weg weiter!“. Aber wohin?

Nur bis an den Rand des Abgrunds oder noch den letzten selbstmörderischen Schritt darüber hinaus? Italiener, die ihr Land mehr lieben als ihr eitles Ego, sind entsetzt ob solcher Arroganz. Wenn es mit Europa bergab geht, würde Italien noch schneller abstürzen – und das ahnen die sogenannten einfachen Leute. Nein, sie wissen es. Und sie fragen: Was habt Ihr aus unserem Land gemacht? Hören Sie sich mal bei uns um, von Mensch zu Mensch, also Aug‘ in Aug' und Herz an Herz – und trauen sie nicht der Katze und dem Fuchs.

Alberto Noceti, 64, lebt und arbeitet als Dolmetscher und Übersetzer in München. Er hat u.a. Arbeiten von Wolf Biermann ins Italienische übertragen.

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Wilfried Cremer / 06.12.2018

Die Ironie der Geschichte ist, dass das moderne Finanzwesen just da, wo es erfunden wurde, heute alle Viere von sich streckt.

Georg Dobler / 06.12.2018

Verehrter Herr Noceti, ich teile Ihre Meinung nicht. Wenn Italien am Abgrund steht kann es wohl kaum die erst wenige Monate alte Regierung sein. Das wurde wohl in den Jahrzehnten davor geschafft.  Nachdem was man aus Italien liest stehen die Italiener sehr wohl hinter dem neuen Innenminister. Hunderttausende durch Italien streifende Afrikaner, darunter viele an den Vorstadt-Tankstellen herumstehende Prostituierte und deren aggressive Zuhälter ohne jeglichen Respekt vor der italienischen Polizei. Wer lässt sich so was auf Dauer bieten? Und wenn Sie glauben Frau Merkel und Herr Juncker hätten mit dem allem nichts zu tun, dann kann ich Sie um ihre Rosa-Brillen-Naivität nur beneiden.

Hermann Neuburg / 06.12.2018

Sorry, die Italiener sind Schuld am Zustand im Italien, denn den Italienern gehört Italien, so einfach ist das. Die Italiener haben mit ziemlich großer Mehrheit diese beiden Parteien mit diesen beiden Herren an der Spitze gewählt, das ist Fakt. Meint der Autor etwa, dass es Italien mit 15 Millionen Schwarzen aus Afrika besser geht und es dann italienischer ist? In der Karibik, auf den Bahamas, wo ich gerade kurz war, fällt eines auf: die indigene, ur-karibische Bevölkerung gibt es seit langer Zeit nicht mehr. Dafür sind die Bevölkerungen vieler karibischer Staaten zu 85% oder mehr schwarz. Und kulturell ist das sehr wohl zu spüren, man ist ein Stück weit wie in Afrika, afrikanische Musik, afrikanisches Feeling.  Also die Italiener sind da schon anders.  Das Problem der Italiener ist, dass sie seit vielen, vielen Jahrzehnten Schiffbruch erlitten a) mit einer Eährungsreform zw. dem Norden und dem Süden in der Zeit um 1864, den italienischen Einigungskriegen, und gut 100 Jahre später mit der des Euro.  Italien und die Italiener sollen so bleiben, wie sie sind, aber es ist ein demütigender und immer mehr Ressantiments bis zu Zorn und Hass steigender Zustand, dass die Deutschen für die Staatsschulden der Italiener aufkommen müssen. Wenn die Italiener ehrenvoll und richtig ehrlich und aufrichtig und selbstkritisch wären, würden sie so schnell wie möglich aus dem Euro aussteigen. Dann könnte die Neue Liga mal gleich um 30 bis 50 % abwerten, und Italien würde sich schnell wirtschaftlich erholen. Aber es sind die Deutschen, ihre Politiker, die dem Traum vom Euro und einem Vereinten Europa das eigene Land und insb. die eigene Bevölkerung opfern. Die Italiener handeln und wählen “Italy first”, das Problem ist, das Deutschland nicht handelt nach “Germany first”.  Die EU und insb. die Eurozone gleicht einem untergehenden Reich.  Ich hoffe so sehr auf Italien, das es endlich aus dem Euro aussteigt. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, genannt Euro.

Michael Stoll / 06.12.2018

War das die Einleitung oder schon alles? Wann kommt der Inhalt? Gibt es noch einen zweiten Teil?

Marco Gallina / 06.12.2018

Ich weiß nicht, in welchem Italien Herr Noceti lebt. In meinem hat Salvinis Lega innerhalb von sechs Monaten von 17 auf 35 Prozent zugelegt, in der Lombardei und Venetien kratzt sie jetzt an der absoluten Mehrheit. Dazu nochmal die 28 Prozent vom M5S. Sind immerhin Zwei Drittel der angeblichen Italiener, die nur ein zurechtgeschustertes Volk sind. Aber gut, man kann natürlich weiterhin auf der Linie des sozialdemokratischen PD bleiben, demnach einzig die beiden Populisten innerhalb weniger Tage alles zugrunde gerichtet haben, und man selbst in treuer “Resist”-Tradition anti-trump’scher Prägung so tut, als würde man als politische Minderheit das ganze Land repräsentieren. In etwa so, wie deutsche Sozialdemokraten weiterhin glauben, dass sie ganz genau wissen, wie das Land tickt. Das Ergebnis ist ähnlich.

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