Was erlauben, Donald?

Der amerikanische Präsident hat es wieder einmal getan und eine Entscheidung getroffen, ohne vorher die Leute zu fragen, auf die es wirklich ankommt: die Mitarbeiter von ARD und ZDF. Die zahlen es jetzt dem Grobian im Weißen Haus heim, obwohl er nur das getan hat, was er im Wahlkampf versprochen hatte. So etwas nimmt man in einem Land, in dem Wahlversprechen nur dazu da sind, um gebrochen zu werden, besonders übel. Thomas Berbner vom NDR kriegt sich vor Empörung kaum noch ein und reißt dem Ami die Maske vom Gesicht, ohne vom Teleprompter wegzusehen: 

Darauf hätte die Welt gut verzichten können, die neueste Selbstinszenierung von Donald Trump als Elefant im Porzellanladen der internationalen Politik hinterlässt mehr als nur Scherben. Der US-Präsident hat klar gemacht, dass seinem Land die Verträge das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen... Ab 16:10.

Was für eine Vielzahl von originellen Metaphern in nur zwei Sätzen! Thomas Berbner weiß genau, wie man eine Kuh vom Eis holt, ohne dabei Öl ins Feuer zu gießen. Er versteht es, kleine Löcher in dicke Bretter zu bohren, damit am Ende alles in trockenen Tüchern liegt. Vor ihm schon hatte eine Korrepondentin, die sich locker ein Kopftuch umgelegt hatte, um ihre fachliche Kompetenz zu unterstreichen, erklärt, warum der Iran trotz des im Juni 2015 geschlossenen Atom-Vertrages wirtschaftlich nicht vorankommt. „Durch Trumps Politik der Verunsicherung" habe es im Iran „einen Währungsverlust von 34% im letzten Jahr" gegeben, Arbeitsplätze seien „keine geschaffen worden", Investitionen aus dem Ausland seien ausgeblieben. Alles wegen Trump und „der Politik der Amerikaner". Hier ab 4:11.

Wenn die Korrespondentin der Tagesthemen nicht so lange gebraucht hätte, um ihr Kopftuch anzulegen, wäre sie vielleicht dazu gekommen, sich die Timeline mal anzusehen.

Das ist die Timeline

Das Abkommen mit dem Iran wurde im Juni 2015 geschlossen, mit Hilfe des damaligen deutschen Außenministers, dessen Mitwirkung bei den Minsk1 und Minsk 2-Verträgen sich als besonders wertvoll erwiesen hat. Trump wurde am 9. November 2016 zum Präsidenten gewählt und am 20. Januar 2017 in sein Amt eingeführt. Also mehr als anderthalb Jahre nach dem Vertragsabschluss. In dieser Zeit wurden die meisten Sanktionen gegen den Iran aufgehoben, und es sind Milliarden von Dollar und Euro in den Iran geflossen. Allein die deutschen Exporte in den Iran haben im ersten Jahr nach dem Vertragsabschluss um 25 Prozent zugenommen. Hier ab 8:10

Es kann also nicht nur an Trump liegen, dass es der iranischen Bevölkerung schlecht geht, es könnte auch etwas mit der Politik der regierenden Mullahs und Ayatollahs zu tun haben. Das zu erwähnen, wäre allerdings dazu angetan, Trump zu entlasten, und wer möchte das schon? Ganz bestimmt nicht die stramm antiamerikanisch gesinnte Redaktion der Tagesthemen.

Ein wesentlicher Teil der Berichterstattung war auch der Hinweis darauf, dass die in Wien residierende Internationale Atomenergie Agentur versichert hat, sie habe keinen Verstoß des Iran gegen den Vertrag festgestellt. Wobei unerwähnt blieb, dass die Inspektoren der IAEA nur einen sehr begrenzten Zugang zu den iranischen Atomanlagen haben und ihre Besuche im Voraus ankündigen müssen.

Es wäre auch sehr peinlich gewesen, wenn die IAEA zugegeben hätte, dass sie ein paar kleine Verstöße übersehen hatte. Oder, dass sie sich überhaupt irren kann. Nein, das kann sie nicht. Und deswegen ist auch der Iran über jeden Verdacht erhaben, auch wenn er die ganze Region unter seine Kontrolle zu bringen versucht und immer wieder von einer „World without Zionism" phantasiert. 

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Leserpost

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Test 45: 49575

B.Klingemann / 11.05.2018

Der Beitrag von Frau Amiri, Leiterin des ARD Studios in Teheran, könnte ungeschnitten auch im Iranischen Staatsfernsehen gesendet werden. Nur das Kopftuch ist noch eher halbherzig gebunden.

Knoch Walter / 11.05.2018

Ich habe mir die Minuten 4:17 folgende in der Sendung der Tagesthemen vom 8. Mai 2018 zu Gemüte geführt.Und ich war entsetzt. Eine Korrespondentin der ARD trägt islamische Kleiderverhüllung.Auf meinen Anruf bei der Zuschauerredaktion der ARD in München erklärt mir die Dame am Telefon in ihrer Schlichtheit: Die ARD dreht vor Ort und muss sich den Gepflogenheiten, tatsächlich: den Gepflogenheiten, dort anpassen.Was soll ich sagen, härter geht es nicht. Den Frauen, die sich dort unter Gefahr für ihre Freiheit der Diktatur des "Kopftuches" widersetzen, wird ins Gesicht geschlagen.Man hat nicht den Mumm zu sagen, dass wir als Mitteleuropäer eine solche Vorschrift nicht akzeptieren. Ach, ich vergaß zu sagen. Man setzt stattdessen eine mohammedanische Frau dorthin, die sich zum Kopftuch, dem Zwang des Kopftuches unterwirft.Eine neutrale Berichterstattung ist damit garantiert. Dass man die Frauen im Iran, die Frauen in allen mohammedanischen Ländern alleine lässt, ihnen ins Gesicht schlägt.Ich spreche von den Frauen, die sich unterdrückt fühlen, aber auch von denen, die sich, von Kindesbeinen an indoktriniert, freiwillig entschließen, alles zu verhüllen, was den hormonal gesteuerten Mann reizen können. Haare zum Beispiel.Es bleibt angesichts dieser Umstände nur Weh zurück, ob der Hilflosigkeit gegenüber diesem zwangsfinanzierten Milliardenmoloch ARD.Mag AchGut weiterhin schreiben und ich bin darüber froh. Aber, dass David gewinnt, ist eine Geschichte. Eine Geschichte, die in irgendeinem Buch steht, dass weit über 2000 Jahre alt ist.

Alexander Brandenburg / 11.05.2018

Die Medien des deutschen Zentralkomitees verfahren nach dem Grundgesetz der Propaganda, man dürfe niemals zugeben, dass der Gegner auch nur in einer Kleinigkeit recht haben könnte. Trump kann also nie etwas auch Richtiges sagen. Wie lange noch kann man auf diese Weise über den Präsidenten der USA berichten?

Jean Pirard / 11.05.2018

Das mit dem Kopftuch anlegen ist nichts anderes als Unterwerfung - man kann auch von einer Form politischer Prostitution (sich preisgeben) sprechen.

Martin Schau / 11.05.2018

Ich habe mir vorgestern (nach Aktenzeichen XY) unbeabsichtigt mal wieder das ZDF heute journal mit Claus Kleber angesehen. Gleiches Thema, gleiche Desinformation. Mir ist Klebers blauäugiges Weltschmerzgesicht längst unerträglich geworden...

Jürg Casanova / 11.05.2018

Es sei wieder einmal darauf hingewiesen, dass es im Iran und andern muslimischen Ländern vollkommen in Ordnung ist, im Dienste der eigenen Interessen zu lügen, dass sich die Balken biegen. Ein Vertrag, den solche Leute unterzeichnen, der gilt im Moment und schon am andern Tag ist er obsolet. Oder etwas einfacher ausgedrückt: Sie geben dir die Hand, lächeln dich an, du drehst dich um und hast ein Messer im Rücken. Der ominöse Vertrag mit dem Iran aus dem Jahre 2015 ist ein Käse voller Löcher. Die Iraner haben vor allem den Friedensnobelpreisträger und die EU-Staaten über den Tisch gezogen und die Auflagen, die die gutgläubigen Westler zu erfüllen versprochen haben – zum Beispiel Kontrollen nur nach Voranmeldung –, haben Tür und Tor geöffnet, um im Versteckten ihr aggressives Atomprogramm weiterzuführen. Denn sie wollen nur eines: Israel von der Landkarte bomben, während ihre Sturmtrupps in Europa weiter ihre Wühlarbeit verrichten.

Herbert Müller / 11.05.2018

Die meisten deutschen Journalisten haben noch nicht kapiert, dass auch für die schiitischen Mullahs die Taqyyia gilt. Kurz gesagt bedeutet dies, dass man Verträge brechen darf, wenn es der islamischen Sache dient.

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