Ich vermisse hier den Hinweis, dass es Nikita Sergejewitsch Chruschtschow war, der auf Drängen Adenauers die letzten überlebenden deutsche Kriegsgefangenen in die Freiheit entließ. Einer der Glücklichen war ein Freund meines Vaters, dessen Gesundheit indessen nach zehn Jahren Arbeitslagerhaft so ruiniert war, dass er sich nicht lange der neugewonnenen Freiheit erfreuen durfte. Auch Erich Hartmann, auf dessen Kopf Stalin einen Preis ausgesetzt hatte, war unter den Männern. Der hatte nach Eintritt in die Bundeswehr, wie auch Otto Kretschmer, tatsächlich geglaubt, die damals sog. Wiederbewaffnung würde den Bedarf an Männern wecken, die zu Soldaten erzogen werden sollten. Welch tragischer Irrtum! Statt dessen wurden es rasch lasche Staatsbürger in Uniform. (Ich war dabei und hatte unter Minister Strauß zum Glück noch dekorierte Chefs und Kommandeure, die uns, als Chruschtschow eine Drohkulisse aufbaute, im Wintermanöver ‘62 tagtäglich in die eisige Kälte hinausjagten, um uns eine leise Ahnung vom “Russlandwinter” zu vermitteln. Von Klimawandel, auch vom innenpolitischen, war damals noch keine Rede.)
@ Dr. Roland Mock / 01.03.2020 >> Und daß er ein schlechtes Gewissen hatte: Nun ja, das nehme ich ihm [Chruschtschow] gerne ab.<< Nikita Sergejewitsch war im Kriege als Politkommissar im Rang eines Generalleutnants aktiv, zunächst als Mitglied des Militärrates bei Marschall Budjonny und danach bei Marschall Timoschenko. ( ... ) Verantwortlich war er außerdem für den Abtransport des industriellen und landwirtschaftlichen Maschinenparks der Ukraine und für die Organisation des Partisanenkampfs in der Ukraine. ( ... ) [Wikipedia] Chruschtschow war insofern also zugleich ein Kriegsverbrecher, der niemals für seine vermutlich über das für die Rote Armee normale Maß nicht hinausgehenden Schandtaten belangt wurde. Deutsche Generale, die weit weniger veranlasst oder geduldet hatten, bekamen keine Gelegenheit, ihr “schlechtes Gewissen” auszuleben.
@Gert Köppe: Gallige Pointen und die Hand am Piedl sind kein Hass. Ekel Alfred ist auch nicht Haß, sondern das Salz in der Streukiste. Und eine Pointe ist dann erfolgreich, wenn sich wenigstens jemand herzlich drüber aufregt (Dank und Verneigung) - sonst ist es wirkungsloses Polittheater. Und das unterscheidet “uns” Wessis von “denen” da drüben: Es gab nicht wohlfeile Comeeeeedi, schön ungefährlich für Honeckers Sexualleben sondern politische Kritik. Gut, wir im Westen lassen denen da drüben den Zweitakt im Breitakt und den Mikrochip mit Röhrenheizung und den Wartburg mit Tragkraftspritzenmotor. Aber das “wir” den Transrapid für die Folgekosten der 6 Volt - Autobatterien opfern mußten ist arg derb und ungerecht. Schmoll in Dur und Moll. Ja, das gute tobende und zornende am Ende aber sinnige Wesen der Kleinkunst, das haben wir hier 1990 auch irgendwie verloren - schade, und Ende der Tirade.
@ Gert Köppe / 01.03.2020: Ich habe Ende der sechziger Jahre ERIKA - Schreibmaschinen und Musiktruhen aus Luckenwalde von Hamburg aus in rauhen Mengen in die USA verschifft. Die Dinger gingen drüben weg wie warme Semmeln. Beigefügt waren immer ein paar Verschleißteile, so dass eine ggf. irgendwann notwendige Reparatur an Ort und Stelle sofort möglich war. Ich glaube, wir dürfen davon ausgehen, dass ein Hochtechnologieland wie die USA nicht am Import von minderwertigem Schrott interessiert war. Es stand auf den Dingern zwar ‘Made in GDR’ drauf, doch ‘Made in Germany’ war drin. Freue mich, Ihren klarstellenden Beitrag gefunden zu haben.
Danke Frau Lengsfeld, interessante Hinweise! Und wir vergessen nicht, es war nicht unwesentlich auch Chruschtschow, aufgrund dessen Besonnenheit es in der Kuba-Krise nicht zum atomaren Krieg kam. Einige in der US-Administration hätten es darauf ankommen lassen. An alle, die hier immer wieder “den” Kapitalismus als leuchtendes Beispiel für Freiheit und Wohlstand hochhalten: muß das schön sein, in einer Schwarz-Weiß-Welt zu leben. Wir sind die Guten! Wir sollten auch nicht vergessen, in wieviel Fällen die USA “die Demokratie” retteten, indem sie in vielen Ländern Lateinamerikas, später Vietnam und Indonesien, gewählte Politiker beseitigten und Kriege anzettelten bzw. den Kriegen Entwicklungshilfe gaben. Wer hier eine Bildungslücke hat, dem empfehle ich John Perkins “Confessions of an Economic Hit-Man”, gibts auch auf Deutsch.
@Johannes Schuster: Oh, oh, ooohh! Sie sprühen ja förmlich Funken vor lauter Hasstiraden! Waren Sie schon mal im Osten? Hört sich nicht so an. Es sind solche Leute, wie Sie, die zwar nur mangelnde Kenntnisse haben, aber diese dafür immer wieder laut absondern. Offensichtlich haben Sie noch nicht bemerkt, das die Menschen, im Osten, nicht freiwillig dort waren und sich “einmauern” lassen mussten. Die Teilung war das Resultat eines verlorene Krieges, den auch Ihr ach so nobler Westen verloren hat. Nicht das Sie am Ende noch glauben, das es Ihr persönlicher Verdienst war, das es den Menschen im Westen besser ging und nicht die Politik der Alliierten. Na, und die im Osten, die sind ja sowieso alle dumm, faul, Nazi und müssen erst mal arbeiten lernen. Was ist denn “Akro-Sächsisch”? Der “Agro-Jargon” kommt doch nur von Ihnen selbst. Übrigens, unsere Schreibmaschine hieß nicht “Druschba”, sondern “Erika”. Ich habe noch eine elektrische davon. Die funktioniert sogar heute noch, genau so wie mein Receiver von 1980, nix mit “Russenelektronik”, mit deutscher. Da können Sie mal sehen was die dummen Ossis doch für erstaunliche Qualität hervor brachten. Da kommt bei uns wohl noch der “Restdeutsche” durch. Sie wollen Steine spenden, damit wir die Mauer wieder aufbauen? Wissen Sie was? Behalten Sie Steine und Beton und bauen Sie um sich selbst herum einen dicken Bunker. Möglichst schalldicht. Dann können Sie weiter mit Hass um sich werfen. Vergessen Sie aber nicht, es waren mehrheitlich die “Bessermenschen”, die “Schlauen”, aus dem Westen, die Merkel immer wieder zur Kanzlerin gewählt haben. Ich war “dumm” genug das nie zu tun. Ein dummer Ossi halt! So dumm, das wir 1990 ein ganzes Leben und Gesetze neu lernen mussten, während die meisten schlauen Westbürger es nicht mal schafften einen grünen Pfeil an der Ampel, für Rechtsabbieger, zu kapieren. Das nenne ich doch mal Intelligenz!
„Chruschtschow besucht eine Schweinefarm südlich von Moskau. Dabei mischt er sich unter die Tiere, um sie aus der Nähe zu begutachten. Es werden viele Fotos geschossen. Am nächsten Tag titelt die „Prawda“ Genosse Chruschtschow - dritter von links - beim Besuch einer Schweinefarm…“ Als Kind habe ich diesen Witz von meinem Opa mitbekommen. Ich habe ihn nie vergessen. Die Zeiten haben sich geändert, es gibt nach wie vor Schweinefarmen und PolitikerInnen auch. Leider…
Nachtrag: Sorry, ich habe mich in einem Punkt geirrt: Solschenizyn durfte seinen „Iwan Denissowitsch“ unter Chruschtschow veröffentlichen, wurde sogar von ihm empfangen. Erst sein Nachfolger Breshnew verbot ihn wieder.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.