Ich habe mich durch die jetzt 205 Kommentare gearbeitet und bin ziemlich erschlagen von all den Gedanken und Schicksalen, mit denen ich mich konfrontiert sah. Ich danke allen Kommentatoren, die eine persönliche Geschichte erzählt haben. Bei manchen Kommentaren dagegen spürt man nur die Erfahrung, die sich hinter den Ratschlägen (das sind auch Schläge!) oder schlauen Sprüchen verschanzen. In meinem ersten (Kurz)Kommentar habe ich meine Geschichte in der Öffentlichkeit nicht ausbreiten wollen. Liebe Frau Schunke, ich habe alles, was Sie aufgeführt haben, unterschreiben können und doch schien es mir zu kurz zu greifen. Okay, ich könnte 1. Ihre Großmutter sein, unsere Erfahrungswelten sind definitiv unterschiedlich. Ich gehöre 2. zur Gilde der psychoanalytisch orientierten Psychotherapeuten und höre viele Klagen, Geschichten aus der Sicht der Männer. Und 3. habe ich mich selbst lange mit der Frage beschäftigen müssen, warum ich - weder dumm noch häßlich - keinen Partner finden konnte. Ich wollte immer heiraten, mich binden, obwohl meine Eltern mir keine glückliche Ehe vorgelebt haben. Ich war Ende 50, als ich aufgab und mir sagte, dass ich mich jetzt damit abfinden müsse, alleine zu bleiben. Zur selben Zeit erlebte ich einen sehr schmerzhaften Prozess, in dem mein von mir hoch idealisierter Vater vom dem “Thron” fiel, auf den ich ihn gesetzt hatte. Das tat der Liebe letztlich keinen Abbruch, aber erst ohne Thron konnte ich ihn als ganzen Menschen wahrnehmen, mit seinen Stärken und Schwächen. Parallel dazu konnte ich plötzlich Männer wahrnehmen, die mir vorher Angst machten, bzw. die mir unattraktiv erschienen. Vielleicht ist “unattraktiv” sogar ein Synonym für “Angst machen”. - So fand ich meinen Mann. Wir sind jetzt 11 Jahre verheiratet - ich das 1.Mal! Ich habe ein zweites, glückliches Leben geschenkt bekommen.
Liebe Frau Schunke, bei aller Mühe und aller detaillierter Auseinandersetzung mit Ihrer eigenen Erfahrung scheint mir Ihre Analyse doch am Kern vorbeizugehen. Der Schlüssel einen tragfähigen Beziehung ist nie der Vergleich zum Partner, den Sie vor allem der Männerwelt unterstellen, selbst aber im Grunde auch ziehen. Die Verantwortung für eine erfolgreiche Beziehung geht nicht von einem Geschlecht aus, sie beginnt bei jedem selbst. Denn die beste Grundlage einer andauernden, lebenslangen Beziehung ist bestechenderweise Liebe. Liebe wiederum muss wachsen. Sie ist geprägt von der Kunst, sich dem jeweils anderen hinzugeben und unterzuordnen und dadurch gleichzeitig an Bedeutung zuzunehmen. Mit dem stetigen Abgleich zwischen dem Status, Konto, Beruf, Titel usw. des Partners wird dieses Ziel nicht zu erreichen sein. Ebenso wenig helfen hier in den allermeisten Fällen oberflächliche Bekanntschaften. Das größte Hindernis ist heute aber - hier mag man mich altmodisch nennen - der viel zu frühe Sex. Sex ist mächtig. Er suggeriert in einem frühen Beziehungsstadium emotionale Nähe, die gar nicht besteht. Und er hinterlässt im eigenen Leben bei Trennungen im Herzen immer wieder Narben, die die nächste Beziehung schwieriger machen als die vorher. Die Frage, ob Menschen vom Aussehen, Stand, Beruf oder der Bildung zueinanderpassen mag daher wissenschaftlich interessant sein. Für eine tragfähige Beziehung ist dies von untergeordneter Relevanz, denn all das kann morgen anders sein. Worauf es ankommt, sind zwei Herzen, die in gleicher Tiefe lieben können. Das Herauszufinden braucht Zeit und den Mut, auf schnellen Sex, schnelles Zusammenleben und das Streicheln des eigenen Egos verzichten zu können. Und es braucht ein Herz, dessen Narben einer alten Beziehung vollständig verheilt sind.
Seufz, Geschichten aus meinem Leben, nur aus weiblicher Perspektive. Allerdings gibt es ein paar Dinge, die mir unklar sind: Habe ich mich nach unten oder eher nach oben orientiert, weil ich als Akademiker eine kaufmännische Angestellte geheiratet habe, die mir den Rücken stärkt und mir als Selbständigem freiwillig kaufmännisch den Rücken frei hält, eine Sache, zu der ich allein völlig unfähig wäre? Habe ich lustvoll mit Akademikerinnen geschlafen, die nicht schwanger wurden, weil meine Spermien so lendenlahm waren, oder doch eher, weil sie die Pille nahmen, damit ich ihre Karriere nicht störe? Und was ist work-life-balance? Ist life nicht work und work nicht life? Mehr noch: Gibt es andere Wege, der Welt seine Liebe zu zeigen als Kinder zu zeugen? Da auch mir das nie gelungen ist, muss ich mir diese Frage desto öfter stellen, je länger ich lebe. Was werde ich wem hinterlassen, wenn schon nicht genetisch? Und wenn die Materie sich zerstreut, was hinterlasse ich geístig? - Liebe Annabel Schunke: Sie haben schon eine ganze Menge hinterlassen, mutiger, präziser und direkter, als andere sich das je trauen würden. Und da wird es politisch: Die Linke hat die Pille am lautesten begrüßt. Und am lautesten den “neuen Mann” propagiert. Wenn Sie den haben wollen, dann kriegen Sie keinen von ganz oben, mit work-life-balance, der sich täglich um Sie bemühen muss - diese eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Sondern einen, der ist wie Sie und daher eines in Ihnen schätzt und liebt: Die selbständige Frau, die auf eigenen Beinen steht. Diesen Richtigen wünsche ich Ihnen von Herzen - und allen starken Frauen.
Wahrscheinlich bin ich zu spät dran: Helen Smith hat in “Männerstreik - Warum das starke Geschlecht auf Bindung und Kinder verzichtet” hinreichend die Gründe geliefert.
Chapeau. Ein offenes Wort doch viele Fakten bleiben in diesem Artikel ungesagt. Eine Familie mit Kindern ist mittlerweile das Armutsrisiko Nr.1 für einen Mann im Falle einer Trennung. Der sich in diesem Land festgesetzte Feminismus ist zur Staatsdoktrin geworden und hat sich in vielen Lebensbereichen in Misantrie manifestiert. In Familiengerichten gilt bei Trennung mit Kindern oft das Gleiche wie bei der Massenmigration “Es kann nicht sein, was nicht sein darf”. Die Diskriminierung von Männern in den deutschen Familiengerichten ist allgegenwärtig. Folglich werden die Trennungskinder sehr oft dem Mann in Form von Umgangsboykott entzogen. Hinzu kommt, dass er finanziell gerupft wird, wie eine Weihnachtsgans. Schwere psychische Belastung mit materieller Vernichtung in einem Leben unterhalb der Armutsgrenze für den Trennungsvater. Wer will das? Diskriminierungselemente machen den Schiefstand sichtbar, wie z.B. die Frauenquote. Berufliche Bevorzugung des weiblichen Geschlechts ohne Berücksichtigung von, Eignung, Erfahrung und Qualifikation… Im SPD Grundsatzprogramm heißt es ( seit 10 Jahren) “...Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche ueberwinden..”.
Liebe Frau Schunke, ich kann Ihre Argumente sehr gut nachvollziehen. Ich habe es auch selbst genauso erlebt (bin einigermaßen bis ziemlich intelligent, habe Karriere gemacht, Ihr tolles Aussehen hatte ich aber nie, halt eher ganz normal hübsch). Ich hatte aber nach einigen Versuchen das große Glück, einen Mann zu finden, der genauso intelligent ist wie ich (wenn nicht sogar mehr, in manchen Bereichen), karrieretechnisch eine Stufe höher als ich, charakterlich hochanständig, zuverlässig, witzig, belesen und jemand, für den die Familie ein extrem hohes Gut darstellt. Ich bin sicher, Sie finden auch noch so jemanden, diese Männer gibt es nämlich tatsächlich. Nur dazu eine kleine Ergänzung: Vielleicht finden Sie so einen Mann nicht in den Medienkreisen, in denen Sie wahrscheinlich naturgemäß leben (müssen). Viele “Medienschaffende”, die ich in meinem Leben bisher kenngelernt habe, waren sehr eitel, egomanisch und ziemlich verdreht. Kein Durchhaltevermögen, keine Ideale, für die man einsteht und lebt, viel Oberflächlichkeit. Na klar, nicht alle sind so (Achse-Autoren garantiert nicht!!)... aber vielleicht finden Sie eher einen netten und charakterstarken Menschen außerhalb dieser Blase. Ich wünsche es Ihnen von Herzen, bin sicher, das klappt. Liebe Grüße und ganz liebe Wünsche für Ihre Zukunft.
Liebe Frau Schunke, es stimmt schlicht nicht, das Männer im allgemeinen Probleme mit intelligenten Frauen haben. Der real existierende Feminismus hat vielmehr Fakten geschaffen. Bspw. dass die meisten Beziehungen von Frauen beendet werden und dass nach der Trennung die Frauen die Macht über den Umgang mit den Kindern haben. Die jungen Männer sehen das und schließen diese Betrachtungen in ihr Kalkül ein. Warum? Weil sie zwar eine feste Bindung bevorzugen würden, dass sie aber den heutigen Frauen oft nicht mehr zutrauen, eine solche Beziehung auch durchzuziehen. Der Feminismus hat den Frauen mehr Freiheiten gegeben und nun wundern sich manche, dass auch Männer sich diese Freiheiten nehmen und wählerischer werden. Nun kommt ein weiteres Problem hinzu, es gibt in Deutschland einen enormen Männerüberschuss und der wächst mehr und mehr. Und sehe ich mich hier in der Stadt auf den Straßen um, sehe ich immer mehr deutsche Ladys sich mit Migranten verbandeln, wogegen nichts einzuwenden ist. Nur gibt es aus kulturellen Zwängen heraus diesselbe Möglichkeit für nichtmuslimische deutsche Männer nicht im selben Umfang. Also wird es schon rein rechnerisch für deutsche Männer schwieriger, eine Partnerin zu finden, mit der man eine Familie gründen könnte. Dann gibt es zwei Möglichkeiten für die Männer. Entweder sie verzichten auf eine feste Bindung oder sie versuchen ihr Glück woanders. Möglicherweise dort, wo sie und ihre Eigenschaften angesehen sind und sie sich nicht entschuldigen müssen, dass in ihrer Handballmannschaft nur Kartoffeln spielen. Kurz, dass Leben ist auch für autochthone junge Männer in Deutschland heute wahrhaftig kein Zuckerschlecken mehr.
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