Anabel Schunke / 23.01.2020 / 06:19 / Foto: Achgut.com / 271 / Seite ausdrucken

Warum wir keinen Partner finden

Es ist knapp drei Jahre her, als Dr. Eckart von Hirschhausen in der WDR-Sendung „Kölner Treff“ erklärte, weshalb bei der Partnersuche am Ende immer zwei Gruppen übrig bleiben würden: Schlaue Frauen und dumme Männer. 

Der Arzt und Kabarettist veranschaulicht dies anhand zweier gezeichneter Hügel, die jeweils das männliche und das weibliche Geschlecht darstellen sollen. Ganz oben die Traumprinzen und -prinzessinnen und dann geht es immer weiter abwärts. Dies wäre prinzipiell erst einmal kein Problem, so der Mediziner, so lange sich jeder auf seiner Ebene einen Partner suchen würde. Da Männer in der Praxis jedoch weniger Probleme hätten, sich „nach unten zu orientieren“, käme es zu einer Schieflage, die am Ende dazu führe, dass schlaue Frauen und dumme Männer übrig blieben, was in der Sequenz für allgemeines Gelächter sorgt.

Ja, natürlich sind Hirschhausens Aussagen polemisch. Natürlich handelt es sich um eine komödiantische Überzeichnung. Aber der wahre Kern ist unbestreitbar.

Der kurze Ausschnitt wird seitdem jedenfalls rege im Internet geteilt. Ich persönlich verschicke ihn immer gerne, wenn ich von Männern gefragt werde, warum denn „eine Frau wie ich“ Single sei oder weshalb ich häufig Männer daten würde, die angeblich nicht mit mir mithalten könnten.

Ja, ich bin 31 Jahre alt und Single. Das ist das Alter, in dem andere um einen herum größtenteils schon verheiratet sind und ein oder zwei Kinder haben. Das Alter, in dem man spätestens anfängt, in Gedanken nachzurechnen, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass man, selbst wenn der Traumprinz heute noch vor der Tür steht, frühestens wohl erst mit 33 bis 34 heiraten wird oder das erste Kind bekommt. Und dass sich diese Grenze mit jedem Jahr weiter nach hinten verschiebt, bis man vielleicht eines Tages sagen muss: Jetzt ist es zu spät. Weil ich kein Mann bin und wie Richard Gere auch noch mit 70 Jahren Kinder in die Welt setze. Weil ich nicht Janet Jackson heiße und dank künstlicher Befruchtung mit 50 Jahren noch Mutter werde. Und weil ich das so spät auch gar nicht wollen würde. Weil ich zu den Frauen gehöre, die Kinder immer nur in Verbindung mit dem richtigen Mann haben wollten. 

Beziehung wird durchweg als Belastung wahrgenommen

Dabei liegen meine Probleme, würde ich behaupten, woanders als bei den klassischen „Problemfällen“, von denen man die Allerschlimmsten irgendwann bei „Schwiegertochter gesucht“ bestaunen darf. Nein, ich habe kein Problem damit, Männer kennenzulernen. Ich habe nur ein Problem damit, sie zu halten. Auf Afterwork-Partys, im Club, bei Tinder. Überall an diesen Orten, die Singles wie mir, die klassische Partnerbörsen für einen Ort für Weirdos und Verzweifelte halten, bleiben, lerne ich Männer kennen, aber es klappt nicht. Dazu kommt, dass ich Freiberuflerin bin und größtenteils im Home Office arbeite, also auch eher selten über den Beruf Bekanntschaften schließe. Ja, auch ich würde mir eine filmreife Begegnung im Supermarkt eher wünschen als ein Tinder-Date, aber so etwas passiert eben zumeist wirklich nur im Film. 

Jedenfalls habe ich es bis jetzt auf keine Beziehung gebracht, die länger als ein Jahr hielt, was bei einem selbst unweigerlich irgendwann die Frage aufwirft, woran es liegt und was man ändern müsste, um endlich aus dieser „Fuckboy-Spirale“ herauszukommen. Denn das ist das wahre Problem, das wir Frauen heutzutage haben. Jeder Mann will nur noch Spaß. Beziehung ist den Männern meiner Generation und der nachfolgenden nämlich mittlerweile viel zu anstrengend und wird durchweg als Belastung wahrgenommen.

Die Gründe hierfür sind im Wesentlichen drei. Zum einen hat es etwas mit Erziehung und vorgelebten Werten zu tun. Wir leben in einer Gesellschaft, in der mittlerweile jede zweite Ehe geschieden wird. Seit Mitte der neunziger Jahre ist der Anteil der Kinder, die bei nur einem Elternteil aufwachsen, um 50 Prozent gestiegen. In größeren Städten ist der Anteil besonders groß. In Berlin wuchs 2017 schon jedes dritte Kind nur mit Mutter oder Vater auf. In Hamburg und Bremen sind es 27 Prozent und jedes Jahr kommen 100.000 neue „Trennungskinder“ hinzu. 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Männer, die ich in meinem Leben gedatet habe, durch die eigenen familiären Erfahrungen teils erheblich in ihrem Vermögen, eine eigene funktionierende Beziehung zu führen oder auch führen zu wollen, unterschieden. Partner oder Dates, die selbst nur bei einem Elternteil aufwuchsen, waren zumeist deutlich desillusionierter oder distanzierter, was Liebe und Beziehung anbelangt. Waren sie dies nicht, versuchten sie im Umkehrschluss mitunter etwas zu kompensieren und scheiterten an ihren eigenen Erwartungen, es besser zu machen als die Eltern.

Was in allen Fällen gegenüber jenen Partnern, die wie ich, in einer intakten, harmonischen Familie aufgewachsen sind, fehlte, war der tiefe intrinsische Glaube an die Liebe, den man in der Ausprägung zumeist weder als Scheidungskind besitzt, noch als jemand, der in einer zerrütteten Ehe aufgewachsen ist. Der Wille, es zu schaffen, mag da sein. Die Anleitung dafür wurde von zu Hause allerdings nicht mitgeliefert. Das muss nicht immer ein Problem sein, und am Ende schaffen es auch genug Scheidungskinder, selbst eine intakte Beziehung zu führen. Aber die Werte, die ich allein durch die Ehe meiner Eltern vermittelt bekommen habe, habe ich in der Ausprägung immer auch nur bei jenen gefunden, die dies auch zu Hause erlebt haben. Diese Partner waren deutlich offener, wenn es darum ging, die Vorzüge einer Beziehung zu sehen und bereit zu sein, in diese auch angemessen zu investieren. 

Als seien wir das Maß aller Dinge

Den zweiten Punkt halte ich jedoch für noch viel ausschlaggebender. Ich glaube, dass wir Frauen, vor allem diejenigen unter uns, die sich wie ich optisch und intellektuell für eine einigermaßen „gute Partie" halten, den kulturellen Wandel um uns, der sich schon vor einiger Zeit vollzogen hat, schlicht nicht mitbekommen haben. Stattdessen benehmen wir uns immer noch so, als seien wir das Maß aller Dinge, das Geschlecht, das die Fäden zieht und über Erfolg und Niederlage bei der Partnersuche entscheidet. 

Das hat natürlich vor allem damit zu tun, dass es für lange Zeit in der Menschheitsgeschichte genauso lief. Salopp ausgedrückt: Wer als Mann Sex wollte, musste bereit sein, in eine Partnerschaft zu investieren. Ohne Beziehung oder gar Heirat lief nichts. Dafür sorgten die gesellschaftlichen Konventionen oder eben die Kirche. Heute verhält es sich gänzlich anders. Nie war es so einfach, an unverbindlichen Spaß ohne jegliche Verpflichtung zu kommen. Etwas, was, evolutionär betrachtet, der männlichen Natur deutlich mehr entgegen kommt als der weiblichen. Und so ist es heute zumeist die Frau, die sich bemühen muss, um einen Mann für eine Beziehung zu begeistern und an sich zu binden. 

Das trifft natürlich freilich nicht auf alle Männer zu. Ausnahmen sind, wie gesagt, diejenigen, die auf Grundlage eigener Werte vom Konstrukt der Beziehung/Ehe/Familie überzeugt sind und jene, die vielleicht nicht ganz oben auf Eckart von Hirschhausens Männerhügel stehen. Der nicht so attraktive Mann, der weniger Erfolgreiche, weniger Gebildete muss sich nach wie vor bemühen. Denn Frauen, das haben wir gelernt, orientieren sich gerne nach oben. Nach unten verirrt sie sich nur, wenn der Einsatz stimmt. 

Was uns zurück zum Dilemma der Frauen bringt, die ganz oben auf Hirschhausens Frauenhügel stehen. Die wollen sich zumeist nicht nach unten, sondern auf Augenhöhe orientieren. Auch weil sie mit allem anderen schlechte Erfahrungen gemacht haben (warum erkläre ich noch). Der Mann auf Augenhöhe, der im Gegensatz zu ihr jedoch kein Problem damit hat, sich „nach unten“ zu orientieren, weiß indes sehr genau, dass er sich als rares und begehrtes „Alphamännchen“ die vermeintliche Anstrengung, die so ein „Alphaweibchen“ mit sich bringt, gar nicht geben muss, um an sein Ziel zu kommen.

Während Attribute wie Intelligenz, beruflicher Erfolg und Co. bei Männern durchweg positiv wahrgenommen werden, wirken sie bei Frauen gemeinhin attraktivitätsmindernd. Eine intelligente Frau gilt per se als anstrengend. Eine beruflich erfolgreiche Frau kratzt am zarten Männerego. Eine überdurchschnittlich attraktive Frau erfordert in der Vorstellung vieler Männer einen erhöhten Aufwand aufgrund erhöhter männlicher Konkurrenz. Und am Ende liegt sie beim Sex vielleicht nur wie ein Seestern da, weil sie selbst der Überzeugung ist, sich für nichts und niemanden bemühen zu müssen. Was soll die Anstrengung also, wenn man eine Stufe niedriger viel besser angehimmelt wird? 

Diejenigen im Club, die am seltensten angesprochen werden

Als Mann lachen Sie jetzt vielleicht oder sind sauer, weil Sie sich stets für jemanden hielten, der auf intelligente Frauen steht, aber das haben meine Ex-Partner und Affären auch immer behauptet. Am Ende scheiterten meine Beziehungen jedoch nie an trivialen Dingen, wie Betrug, sondern immer daran, dass das Ego meiner Partner nicht ausreichte, um sich neben mir wie der tolle Kerl zu fühlen, den ich selbst in ihnen sah. Und wussten Sie, dass es Studien darüber gibt? Dass Männer in einer Studie nachweislich sogar räumlich von jenen Frauen abgewichen sind, von denen ihnen gesagt wurde, dass sie in einem Test besser abgeschnitten hätten als sie? 

Dabei ist es nicht wichtig, ob die Frau tatsächlich unterwürfig oder dominant erscheint. Ich bin nicht dominanter als andere Frauen oder behandele meinen Mann wie einen idiotischen Hund, den ich an der Leine hinter mir herziehe. Das können andere Frauen viel besser. Letztlich zählt für den Mann nämlich nur, wer in Gedanken über dem anderen steht. Und das muss zumindest in Bezug auf die Intelligenz und den beruflichen Erfolg immer er sein. Die Frau kann ihn gerne dafür anmotzen, dass er wieder mit seinen Kumpels abhängt. So lange er den höheren Bildungsabschluss oder mehr Geld auf dem Konto hat, ist das egal.

Umgekehrt ist das Problem, dass viele der Attribute, die man uns „guten Partien“ zuordnet, nicht stimmen. Zumeist sind wir diejenigen im Club, die am seltensten angesprochen werden. Vielfach wollen wir gar nicht der dominante Part in der Beziehung sein, sondern eine Schulter zum Anlehnen haben. Oft ist es uns gar nicht so wichtig, dass der Partner gut verdient oder Akademiker ist. Meist scheitert unsere Beziehung nicht daran, dass wir „zu hohe Ansprüche“ haben, sondern dass der Partner sich nicht gut genug neben uns fühlt. Feststeht: Ein allzu großes Gefälle macht beide Seiten nicht glücklich. Das hat auch nichts mit Arroganz zu tun. Aber was sollen wir tun, wenn sich auch die Männer, die vermeintlich auf Augenhöhe sind, lieber „nach unten“ orientieren?

Der dritte und letzte Punkt umfasst den Wandel unserer Gesellschaft und Werte an sich. Nie zuvor stand die individuelle „Work-Life-Balance“ so im Fokus. Insbesondere erfolgreiche Männer legen oft weniger Wert auf die emotionale Zuneigung, die man durch eine Beziehung bekommt. Ihr Job steht an erster Stelle, danach kommen die Kumpels, und besser als Mutti ist sowieso keine. Sie bemerken, dass sie keine feste Partnerschaft in ihrem Leben, das ihnen sowieso anstrengend genug erscheint, brauchen. Schon gar keine mit einer Partnerin, um die man sich bemühen muss. Der Rest der Männer tickt ähnlich, ist aber, öfter als der Alphamann, schlicht und ergreifend mit seinem Leben ohne Beziehung schon genug überfordert.

Was bedeutet das für uns Frauen?

Manche von uns werden vielleicht das Glück haben, dass sich die ewige Floskel der Freunde und Bekannten, man würde „auch noch den Richtigen finden“ doch noch irgendwann erfüllt. Schließich gibt es irgendwo da draußen auch Männer, die keine Angst vor starken Frauen haben.

Die anderen von uns werden so lange tindern und durch Clubs ziehen, wie man mit den jüngeren Frauen noch mithalten kann und sich dann anschließend, wenn die Eierstöcke vertrocknet sind, fünf Katzen kaufen. 

Am Ende wird man uns dann Egoismus, Karrieregeilheit und abermals zu hohe Ansprüche unterstellen, weil wir keine Kinder mit dem Analphabeten bekommen haben, den Schwiegertochter gesucht noch übrig gelassen hat. Aber auch das wird die Welt und Deutschland verkraften. Sie sollte sich nur nicht mehr fragen, weshalb gut ausgebildete, attraktive westliche Frauen keine Kinder bekommen. 

Foto: Achgut.com

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Ulrike Schwan / 23.01.2020

Ich habe mich durch die jetzt 205 Kommentare gearbeitet und bin ziemlich erschlagen von all den Gedanken und Schicksalen, mit denen ich mich konfrontiert sah. Ich danke allen Kommentatoren, die eine persönliche Geschichte erzählt haben. Bei manchen Kommentaren dagegen spürt man nur die Erfahrung, die sich hinter den Ratschlägen (das sind auch Schläge!) oder schlauen Sprüchen verschanzen. In meinem ersten (Kurz)Kommentar habe ich meine Geschichte in der Öffentlichkeit nicht ausbreiten wollen. Liebe Frau Schunke, ich habe alles, was Sie aufgeführt haben, unterschreiben können und doch schien es mir zu kurz zu greifen. Okay, ich könnte 1. Ihre Großmutter sein, unsere Erfahrungswelten sind definitiv unterschiedlich. Ich gehöre 2. zur Gilde der psychoanalytisch orientierten Psychotherapeuten und höre viele Klagen, Geschichten aus der Sicht der Männer. Und 3. habe ich mich selbst lange mit der Frage beschäftigen müssen, warum ich - weder dumm noch häßlich - keinen Partner finden konnte. Ich wollte immer heiraten, mich binden, obwohl meine Eltern mir keine glückliche Ehe vorgelebt haben. Ich war Ende 50, als ich aufgab und mir sagte, dass ich mich jetzt damit abfinden müsse, alleine zu bleiben.  Zur selben Zeit erlebte ich einen sehr schmerzhaften Prozess, in dem mein von mir hoch idealisierter Vater vom dem “Thron” fiel, auf den ich ihn gesetzt hatte. Das tat der Liebe letztlich keinen Abbruch, aber erst ohne Thron konnte ich ihn als ganzen Menschen wahrnehmen, mit seinen Stärken und Schwächen. Parallel dazu konnte ich plötzlich Männer wahrnehmen, die mir vorher Angst machten, bzw. die mir unattraktiv erschienen. Vielleicht ist “unattraktiv” sogar ein Synonym für “Angst machen”. - So fand ich meinen Mann. Wir sind jetzt 11 Jahre verheiratet - ich das 1.Mal! Ich habe ein zweites, glückliches Leben geschenkt bekommen.    

Michael Hennemann / 23.01.2020

Liebe Frau Schunke, bei aller Mühe und aller detaillierter Auseinandersetzung mit Ihrer eigenen Erfahrung scheint mir Ihre Analyse doch am Kern vorbeizugehen. Der Schlüssel einen tragfähigen Beziehung ist nie der Vergleich zum Partner, den Sie vor allem der Männerwelt unterstellen, selbst aber im Grunde auch ziehen.  Die Verantwortung für eine erfolgreiche Beziehung geht nicht von einem Geschlecht aus, sie beginnt bei jedem selbst. Denn die beste Grundlage einer andauernden, lebenslangen Beziehung ist bestechenderweise Liebe. Liebe wiederum muss wachsen. Sie ist geprägt von der Kunst, sich dem jeweils anderen hinzugeben und unterzuordnen und dadurch gleichzeitig an Bedeutung zuzunehmen. Mit dem stetigen Abgleich zwischen dem Status, Konto, Beruf, Titel usw. des Partners wird dieses Ziel nicht zu erreichen sein. Ebenso wenig helfen hier in den allermeisten Fällen oberflächliche Bekanntschaften. Das größte Hindernis ist heute aber - hier mag man mich altmodisch nennen - der viel zu frühe Sex. Sex ist mächtig. Er suggeriert in einem frühen Beziehungsstadium emotionale Nähe, die gar nicht besteht. Und er hinterlässt im eigenen Leben bei Trennungen im Herzen immer wieder Narben, die die nächste Beziehung schwieriger machen als die vorher. Die Frage, ob Menschen vom Aussehen, Stand, Beruf oder der Bildung zueinanderpassen mag daher wissenschaftlich interessant sein. Für eine tragfähige Beziehung ist dies von untergeordneter Relevanz, denn all das kann morgen anders sein. Worauf es ankommt, sind zwei Herzen, die in gleicher Tiefe lieben können. Das Herauszufinden braucht Zeit und den Mut, auf schnellen Sex, schnelles Zusammenleben und das Streicheln des eigenen Egos verzichten zu können. Und es braucht ein Herz, dessen Narben einer alten Beziehung vollständig verheilt sind.

Dr. Jesko Matthes / 23.01.2020

Seufz, Geschichten aus meinem Leben, nur aus weiblicher Perspektive. Allerdings gibt es ein paar Dinge, die mir unklar sind: Habe ich mich nach unten oder eher nach oben orientiert, weil ich als Akademiker eine kaufmännische Angestellte geheiratet habe, die mir den Rücken stärkt und mir als Selbständigem freiwillig kaufmännisch den Rücken frei hält, eine Sache, zu der ich allein völlig unfähig wäre? Habe ich lustvoll mit Akademikerinnen geschlafen, die nicht schwanger wurden, weil meine Spermien so lendenlahm waren, oder doch eher, weil sie die Pille nahmen, damit ich ihre Karriere nicht störe? Und was ist work-life-balance? Ist life nicht work und work nicht life? Mehr noch: Gibt es andere Wege, der Welt seine Liebe zu zeigen als Kinder zu zeugen? Da auch mir das nie gelungen ist, muss ich mir diese Frage desto öfter stellen, je länger ich lebe. Was werde ich wem hinterlassen, wenn schon nicht genetisch? Und wenn die Materie sich zerstreut, was hinterlasse ich geístig? - Liebe Annabel Schunke: Sie haben schon eine ganze Menge hinterlassen, mutiger, präziser und direkter, als andere sich das je trauen würden. Und da wird es politisch: Die Linke hat die Pille am lautesten begrüßt. Und am lautesten den “neuen Mann” propagiert. Wenn Sie den haben wollen, dann kriegen Sie keinen von ganz oben, mit work-life-balance, der sich täglich um Sie bemühen muss - diese eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Sondern einen, der ist wie Sie und daher eines in Ihnen schätzt und liebt: Die selbständige Frau, die auf eigenen Beinen steht. Diesen Richtigen wünsche ich Ihnen von Herzen - und allen starken Frauen.

Jutta Berg-Schlosser / 23.01.2020

Wahrscheinlich bin ich zu spät dran: Helen Smith hat in “Männerstreik - Warum das starke Geschlecht auf Bindung und Kinder verzichtet” hinreichend die Gründe geliefert.

Jochen Bederke / 23.01.2020

Chapeau. Ein offenes Wort doch viele Fakten bleiben in diesem Artikel ungesagt. Eine Familie mit Kindern ist mittlerweile das Armutsrisiko Nr.1 für einen Mann im Falle einer Trennung. Der sich in diesem Land festgesetzte Feminismus ist zur Staatsdoktrin geworden und hat sich in vielen Lebensbereichen in Misantrie manifestiert. In Familiengerichten gilt bei Trennung mit Kindern oft das Gleiche wie bei der Massenmigration “Es kann nicht sein, was nicht sein darf”. Die Diskriminierung von Männern in den deutschen Familiengerichten ist allgegenwärtig. Folglich werden die Trennungskinder sehr oft dem Mann in Form von Umgangsboykott entzogen. Hinzu kommt, dass er finanziell gerupft wird, wie eine Weihnachtsgans. Schwere psychische Belastung mit materieller Vernichtung in einem Leben unterhalb der Armutsgrenze für den Trennungsvater. Wer will das?  Diskriminierungselemente machen den Schiefstand sichtbar, wie z.B. die Frauenquote. Berufliche Bevorzugung des weiblichen Geschlechts ohne Berücksichtigung von, Eignung, Erfahrung und Qualifikation… Im SPD Grundsatzprogramm heißt es ( seit 10 Jahren) “...Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche ueberwinden..”.

Maria Adraste / 23.01.2020

Liebe Frau Schunke, ich kann Ihre Argumente sehr gut nachvollziehen. Ich habe es auch selbst genauso erlebt (bin einigermaßen bis ziemlich intelligent, habe Karriere gemacht, Ihr tolles Aussehen hatte ich aber nie, halt eher ganz normal hübsch). Ich hatte aber nach einigen Versuchen das große Glück, einen Mann zu finden, der genauso intelligent ist wie ich (wenn nicht sogar mehr, in manchen Bereichen), karrieretechnisch eine Stufe höher als ich, charakterlich hochanständig, zuverlässig, witzig, belesen und jemand, für den die Familie ein extrem hohes Gut darstellt. Ich bin sicher, Sie finden auch noch so jemanden, diese Männer gibt es nämlich tatsächlich. Nur dazu eine kleine Ergänzung: Vielleicht finden Sie so einen Mann nicht in den Medienkreisen, in denen Sie wahrscheinlich naturgemäß leben (müssen). Viele “Medienschaffende”, die ich in meinem Leben bisher kenngelernt habe, waren sehr eitel, egomanisch und ziemlich verdreht. Kein Durchhaltevermögen, keine Ideale, für die man einsteht und lebt, viel Oberflächlichkeit. Na klar, nicht alle sind so (Achse-Autoren garantiert nicht!!)... aber vielleicht finden Sie eher einen netten und charakterstarken Menschen außerhalb dieser Blase. Ich wünsche es Ihnen von Herzen, bin sicher, das klappt. Liebe Grüße und ganz liebe Wünsche für Ihre Zukunft.

Marc Blenk / 23.01.2020

Liebe Frau Schunke, es stimmt schlicht nicht, das Männer im allgemeinen Probleme mit intelligenten Frauen haben. Der real existierende Feminismus hat vielmehr Fakten geschaffen. Bspw. dass die meisten Beziehungen von Frauen beendet werden und dass nach der Trennung die Frauen die Macht über den Umgang mit den Kindern haben. Die jungen Männer sehen das und schließen diese Betrachtungen in ihr Kalkül ein. Warum? Weil sie zwar eine feste Bindung bevorzugen würden, dass sie aber den heutigen Frauen oft nicht mehr zutrauen, eine solche Beziehung auch durchzuziehen. Der Feminismus hat den Frauen mehr Freiheiten gegeben und nun wundern sich manche, dass auch Männer sich diese Freiheiten nehmen und wählerischer werden. Nun kommt ein weiteres Problem hinzu, es gibt in Deutschland einen enormen Männerüberschuss und der wächst mehr und mehr. Und sehe ich mich hier in der Stadt auf den Straßen um, sehe ich immer mehr deutsche Ladys sich mit Migranten verbandeln, wogegen nichts einzuwenden ist. Nur gibt es aus kulturellen Zwängen heraus diesselbe Möglichkeit für nichtmuslimische deutsche Männer nicht im selben Umfang. Also wird es schon rein rechnerisch für deutsche Männer schwieriger, eine Partnerin zu finden, mit der man eine Familie gründen könnte. Dann gibt es zwei Möglichkeiten für die Männer. Entweder sie verzichten auf eine feste Bindung oder sie versuchen ihr Glück woanders. Möglicherweise dort, wo sie und ihre Eigenschaften angesehen sind und sie sich nicht entschuldigen müssen, dass in ihrer Handballmannschaft nur Kartoffeln spielen. Kurz, dass Leben ist auch für autochthone junge Männer in Deutschland heute wahrhaftig kein Zuckerschlecken mehr.

Henri Brunner / 23.01.2020

Ich will ja nicht pingelig sein, aber hier ist ja einiges durcheinander geraten. “Schlau” und “Dumm” sind Attribute aus unterschiedlichen Wertebereichen: - Man kann durchaus inelligent sein, aber keineswegs schlau. - Handkehrum kann man zwar dumm, aber dennoch schlau sein. Alles sind aber achtenswerte Eigenschaften, welche helfen können, das Leben zu meistern. Ich wäre - als Frau - ein bischen vorsichtiger mit diesen Katalogisierungen, sind sie (diese Katalogisierungen) doch einer der Gründe, warum viele Frauen in Einsamkeit schier verrecken! Davon abgesehen: ich habe ja eigentlich alles gelesen, aber als ich zu den “starken Frauen” kam, da hats mich geschaudert, und wollte zuerst nicht mehr weiterlesen: ach, diese Ego-Trips dieser Frauen: ist da nichts mehr dahinter ausser “stark sein”? Dann sah ich: das Ende des Artikels ist nah, also ok, lesen wir weier. Aber dennoch: diese sogenannten “starken Frauen” Mit meinen mittlerweile 65 Jahren hab ich eines gelernt: mach einen weitem Bogen um .... nein, nicht um starke Fauen. Aber um solche, welche sich dauernd als “starke Frauen” bezeichnen - das sind meistens Nullnummern mit einem aufgeblähten Ego, das jeden Mann vor Neid erblassen lässt; auch Balkanesen. Nun ja, wie man sich bettet, so liegt man. Nie vergesse ich das Päärchen, welches ich vor 40 Jahren kennenlernte: sie eher intelligent und gebildet, er eher weniger: sie Studierte, er Gleisarbeiter. Aber beide einander zugwandt, ohne Vorbehalte. Was haben sich die Bekannten die Mäuler daüber zerrissen. Aber rundherum ist längst alles geschieden. Die beiden nicht. Gebildeter Hochmut, so meine Meinung, ist das grösste Problem in der Beziehung und der Beziehungsfndung - und da gerade Frauen zuu gerne ihre Bildung heraussteichen ...

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