Darf ich als erklärter Fan von Jordan B. Peterson, einem Autor der Achse des Guten, ein wenig Werbung für diesen weisen und springlebendigen Denker und Lehrer machen? Seit einer Woche vertiefe ich mich in sein Buch “12 Rules for Life — An Antidote to Chaos” (soeben bei Allen Lane erschienen). Die 410 Seiten samt reichlichen Quellenangaben gibt’s für ~13 €, und noch nie habe ich für so wenig Geld so viel zeitlos Gültiges an Land gezogen. ISBN: 978-0-241-35164-2. || Die hier wöchentlich veröffentlichten Ausschnitte seiner einstündigen YouTube-Uni-Vorlesungen, wenn auch liebevoll übersetzt, sind halt nur Krümel einer gewaltigen Torte, die mit jedem Bissen fesselnder schmeckt. || Herzliche Grüße!
Als Kind habe ich vorallem die Bücher der britischen Autorin Enid Blyton gelesen. Leider weiss ich bis heute nicht, wie ein echter Plumpudding schmeckt, obwohl er ja von den Helden der Romane quasi ständig zu allen Tageszeiten verzehrt wurde.
@ Richard Loewe: Herrje, jeder Mensch hat nun einmal sein Hobby. Ob “Herr der Ringe” oder “Harry Potter” lesen nun wirklich infantiler ist, als sich mit schwarz-rot-goldener-Lockenperücke ins Fußballstadion zu setzen, beim Faschingsumzug den Indianerhäuptling zu spielen, Zinnminiaturen anzumalen, “Siedler von Catan” zu zocken, Filme von Bud Spencer und Terence Hill anzusehen, Origami perfekt zu beherrschen oder jonglierend Einrad zu fahren - das sei mal dahingestellt. Mich stört keines dieser Dinge, jeder soll gerne das machen, was ihm Freude bringt. Mich wundern nur immer die Menschen, die so viel Zeit darauf verwenden, sich für etwas zu schämen, was andere Menschen tun (und sie eigentlich gar nichts angeht).
Nun es ist das alte Lied von Gut und Böse. Eventuell noch wie in den Märchen der Gebrüder Grimm. “Aschenputtel”, “das tapfere Schneider lein” etc sind die kleinen Helden des Alltags, die Großes vollbringen. Der Mensch braucht Etwaszum Träumen.
Ich widerspreche. Jedenfalls was Geschichten und Fragmente aus dem Kosmos “Mittelerde” betrifft. Tolkien hat mit seiner Kenntnissen der nordischen Mythologie eine neue Fassung dieser reichen Sagen- und Legendenwelt geschaffen, die überdauern wird. Und damit konservieren der Herr der Ringe aber auch der Hobbit und Bücher wie das “Silmarillion” alte Erzählungen für die Nachwelt. Erzählungen die vielen heute zu langatmig sein dürften. Tolkien hat ganze Sprachen entwickelt, liebevoll Charaktere und Handlungsstränge gezeichnet. Das so herabzusetzen finde ich ein wenig unverschämt. Potter Harry hingegen ist nicht nur schlecht geschrieben, sondern auch noch eine billige Aufwärmung populärer Hexen- und Zauberergeschichten.
Thematisiert wird in den Büchern der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. Und da muss doch wenigstens an einer Stelle das Gute siegen: Im Märchen.
Ein wichtiger Gedankenanstoß! Wer nur im Profanen der Tagespolitik und Trivialweltdeutung gefangen bleibt, muss sich nicht wundern, wenn sein Leben verarmt. Aber mehrere Fragen bleiben offen: Handelt es sich bei diesen Geschichten um so was wie Ausformungen des kollektiven Unbewussten, Archetypen, wie sie C.G.Jung beschrieb? Dann wäre es etwas Verbindendes und zutiefst Menschliches, derartige Konkretisierungen der dahinterstehenden Wahrheit zu vertiefen. Oder ist es gar die gleiche Geschichte, wie sie auch im Neuen Testament, allerdings hier klar als Jesus Christus mit Hingabe, Tod und Auferstehung erzählt wird? Oder sind es spezifische kulturelle Entwicklungen, die wiederum prägend in das Denken der Menschen jener Kultur einwirken, letztlich gar diese Kultur mit ausprägte? Dann hat das Narrativ auch viel mit inneren Werten zu tun, die gerade implizit die Identität herausbilden. So oder so, ein höchst spannender Akt, auch wenn man eher politisch interessiert ist als literaturbeflissen.
Ich finde diesen kurzen Artikel sehr oberflächlich. Natürlich greifen Tolkien und Rowling auf Muster zurück - den eher naiven, noch unfertigen Helden, Drachen, irgendwo eine Art Prinzessin ... Aber das sind doch keine wirklichen Erklärungsansätze für den Erfolg, den beide Autoren hatten. Sowohl Tolkien als auch Rowling ist es, beiden auf völlig unterschiedliche Weise, gelungen, Welten zu erschaffen, die glaubwürdig sind. Tolkiens Herr der Ringe war für mich spätestens beim Alten Wald eher die Niederschrift einer uralten, lange verschollenen Geschichte als ein fiktives Werk. Und, was Harry Potter betrifft, ich kann nicht mehr durch London gehen, ohne hinter abgeschabten Türen oder Mauern Eingänge zur Welt jener Menschen mit Umhängen und sonderbaren Namen und Hüten zu vermuten. Tolkien ist selbst tief eingetaucht in eine Art von Zauberei, ohne die man Orte, Geschöpfe und Namen, die man in seinen Werken findet, nicht erschaffen könnte. C.S.Lewis sagte einmal, Tolkien sei in “das Innere der Sprache” vorgedrungen, was ein Beispiel für einen Erklärungsansatz dessen ist, zu dem Tolkien fähig war. Harry Potter dagegen bezieht seine Glaubwürdigkeit aus vollkommen anderen Quellen. Harry Potter ist nicht logisch und seltsamerweise spielt das keinerlei Rolle. Rowling hat einen Blick auf eine Welt erhascht, die sich der Logik sozusagen verschloß und Rowling ist nicht die Person, der es daran lag, die verwunderlichen Dinge, die in ihren Büchern geschehen, aufeinander abzustimmen. Trotzdem ist es für mich, als existiere diese Welt irgendwo. Genauso wie der Alte Wald, Bilbo und Gandalf. Ich weiß nicht, ob jemals jemand die Sehnsucht nach etwas, was ich hier nicht genau beschreiben kann - etwas Altes, etwas Ursprüngliches, etwas Ungezähmtes und etwas Wunderschönes - so greifbar wie im Herr der Ringe beschrieben hat.
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