Alex Feuerherdt / 23.10.2019 / 11:00 / Foto: Feuerherdt / 39 / Seite ausdrucken

Warum sich Juden in Deutschland zunehmend unsicher fühlen

Antisemitismusdebatten in Deutschland zeichnen sich regelmäßig dadurch aus, dass sie die Problematik und die Ausprägung des Hasses gegen Juden nicht in ihrer Gänze zu erfassen vermögen und daran kranken, dass etlichen Proponenten das eigene politische Fahrwasser wichtiger ist als eine sorgsame Analyse, die auch unangenehme Erkenntnisse einschließt. Thomas Eppinger hat es in seinem Beitrag „Der Anschlag in Halle. Protokoll eines Staatsversagens“ auf den Punkt gebracht:

„Heute gleichen so manche Tweets und Posts von Rechten dem notorischen ‚das hat nichts mit dem Islam zu tun‘ wie ein Ei dem anderen. Hier der ‚Einzeltäter‘, dort der ‚psychisch Kranke‘. Ja, Stephan B. war nicht in einer Kampfeinheit organisiert. Aber auch Einzelgänger agieren nicht im luftleeren Raum. Die ideologischen Netzwerke von Rechtsextremen im Internet stehen denen von Jihadisten nicht nach. Stephan B. hat sich seine Wahnwelt nicht allein ausgedacht. Der islamische Antisemitismus hat den rechten und linken Antisemitismus nicht ersetzt, er ist dazugekommen. ‚Jude‘ ist wieder ein Schimpfwort an deutschen Schulen. Die Diffamierung Israels ist auch in sogenannten Qualitätsmedien und den öffentlich-rechtlichen Sendern an der Tagesordnung. Übergriffe gegen Juden werden als Israelkritik verharmlost.“

Was nach dem Attentat in Halle geschah, war das Erwartbare. Es gab einige Kundgebungen mit überschaubarer Teilnehmerzahl, viele Warnungen vor dem Erstarken der Neonaziszene und deutliche Kritik an der AfD. Politiker warteten mit Äußerungen auf, denen man anmerkte, dass sie weniger ein Ausdruck von Entsetzen und Empathie waren, als vielmehr dem Satzbaukasten entstammten, der in solchen Fällen immer ausgepackt wird. Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer etwa sprach von einem „Alarmzeichen“, für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war ein solcher Angriff „in Deutschland nicht mehr vorstellbar“.

Wer so etwas von sich gibt, muss in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vor dem Antisemitismus und den Taten von Neonazis fest die Augen verschlossen haben. Es fehlte eigentlich nur noch jemand, der „Wehret den Anfängen!“ ruft.

Die AfD spielt den Massakerversuch herunter

Die AfD stellte derweil erneut unter Beweis, dass sie diejenige Partei im Bundestag ist, deren Anhänger besonders zahlreich antisemitischen Positionen zustimmen. Zwar verurteilte das Vorstandsmitglied Alice Weidel den Anschlag von Halle pflichtschuldig, doch andere AfD-Funktionäre konnten nicht an sich halten. Der sächsische Landtagsabgeordnete Roland Ulbrich etwa verharmloste auf seiner Facebook-Seite den antisemitisch motivierten Massakerversuch. „Was ist schlimmer, eine beschädigte Synagogentür oder zwei getötete Deutsche?“, schrieb er dort und: „Es liegt noch nicht einmal der Versuch eines Tötungsdelikts an den Besuchern des Gottesdienstes in der Synagoge vor.“

Der Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses, Stephan Brandner, teilte auf Twitter ein Posting, in dem es hieß, die beiden Todesopfer seien Deutsche gewesen, doch Politiker „lungern mit Kerzen in Moscheen und Synagogen rum“. Der Presseprecher der AfD-Sachsen Andreas Albrecht Harlaß erklärte auf Facebook: „Nur mal zur Erinnerung. Der Psycho von Halle hat Deutsche erschossen, keine Semiten …“ Die Berliner Bezirksverordnete Anne Zielisch zog ebenfalls auf Twitter in Zweifel, dass der Attentäter ein Deutscher ist und schrieb: „Mir kam er auf dem Video osteuropäisch vor.“ Mit anderen Worten: In der AfD sind alles andere als randständige Kräfte der Überzeugung, dass Juden keinen Schaden erlitten und ohnehin keine Deutschen seien wie die beiden Ermordeten, während es sich beim Täter um einen Ausländer handele.

Solche Aussagen sind zutiefst widerwärtig, und alle Empörung darüber ist vollauf berechtigt. Gerade deshalb stellt sich die Frage, warum antisemitische Angriffe und Äußerungen anderer politischer Provenienz nicht für ähnlich viel Aufmerksamkeit und Ablehnung sorgen. Wenige Tage vor dem Anschlag in Halle beispielsweise hatte ein offenbar islamistisch motivierter Syrer in Berlin versucht, unter „Allahu akbar“- und „Fuck Israel“-Rufen mit einem Messer in die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin einzudringen. Das Sicherheitspersonal überwältigte ihn, die Polizei nahm ihn fest. Gewiss, ein vollendeter Anschlag ist von anderer Qualität als ein gescheiterter, doch das erklärt nicht hinreichend, warum die öffentlichen Reaktionen derart dünn ausfielen.

Ein Brandanschlag als „Israelkritik“

Wieder einmal musste der Zentralrat der Juden selbst in die Offensive gehen und die rasche Freilassung des Täters kritisieren. Aus dem nichtjüdischen Teil dessen, was gerne Zivilgesellschaft genannt wird, kam nur wenig. Ähnlich verhielt es sich, als es Ende Juli 2014 einen Brandanschlag auf die Synagoge in Wuppertal gab. Wären die Täter deutsche Neonazis gewesen, dann hätte das vermutlich Reaktionen ausgelöst wie der Angriff in Halle, auch wenn sich in der Wuppertaler Synagoge zum Zeitpunkt der Attacke keine Menschen aufhielten. Sie waren aber Palästinenser, und in Deutschland neigt man dann gerne dazu, für eine solche Tat mit dem Verweis auf den sogenannten Nahostkonflikt ein gewisses Verständnis aufzubringen.

In diesem Fall ging das Verständnis sogar so weit, dass das Wuppertaler Amtsgericht die Täter nur zu Bewährungsstrafen verurteilte und argumentierte, dass die besondere Rücksichtslosigkeit gegenüber der jüdischen Gemeinde und die spezielle Symbolkraft des Brandanschlags zwar schwer wögen, zumal die Gemeinde schon Zeiten brennender Synagogen erlebt habe. Dennoch gebe es keinerlei Anhaltspunkte für eine antisemitische Tat, die drei Palästinenser hätten lediglich ihren Protest gegen Israels Vorgehen im Gazakrieg ausdrücken wollen. Mit einem Brandanschlag auf eine religiöse jüdische Einrichtung, wohlgemerkt. Das Oberlandesgericht in Düsseldorf bestätigte das skandalöse Urteil später. Für Kritik hat das außerhalb der jüdischen Gemeinschaft kaum gesorgt.

Es blieb dem amerikanischen Juristen und Harvard-Professor Alan M. Dershowitz vorbehalten, zu sagen: „Die Idee, ein Angriff auf eine Synagoge sei als antiisraelischer politischer Protest zu rechtfertigen und nicht als antijüdische Hasstat einzuordnen, ist so absurd wie die Behauptung, die Reichspogromnacht sei ein Protest gegen den schlechten Service jüdischer Ladenbesitzer.“

Auch „Kindermörder Israel“-Rufe wie bei den antiisraelischen Aufmärschen im Sommer 2014 während des letzten Gazakrieges würden gewiss nicht so verständnisinnig durchgewinkt werden, wenn sie von autochthon deutschen Kameraden gerufen würden statt von radikalisierten Muslimen.

Der islamische Antisemitismus ist hinzugekommen

Dass 70 Prozent der in Deutschland lebenden Juden es vermeiden, Symbole oder Gegenstände, beispielsweise eine Kippa oder einen Davidstern, in der Öffentlichkeit zu tragen oder zu zeigen, durch die sie als Juden erkennbar sein könnten, liegt jedenfalls nicht nur an den Neonazis. Zwar ordnet das Bundeskriminalamt in seiner Statistik die antisemitischen Straftaten zu über 90 Prozent dem rechten Spektrum zu, doch Jüdinnen und Juden, die Opfer von Beleidigungen und Übergriffen geworden sind, verorten die Täterschaft zu 80 Prozent bei Muslimen.

Diese große Diskrepanz erklärt sich nicht zuletzt durch die Kategorisierung: Die deutschen Behörden verbuchen die weitaus meisten antisemitischen Angriffe als rechtsextrem, auch dann, wenn ein anderer Hintergrund vorliegt, wie etwa bei einem Hitlergruß von Hisbollah-Anhängern auf der islamistischen Al-Quds-Demo.

Es ist falsch, die Tatsache zu ignorieren oder zu beschönigen, dass Antisemitismus unter Muslimen stark verbreitet ist, auch und gerade unter den Geflüchteten aus Syrien und dem Irak, die von Kindesbeinen an ein judenfeindliches Weltbild vermittelt bekommen haben. Der Rede vom „importierten Antisemitismus“, die man vor allem von AfD-Funktionären und -Anhängern hört, ist dennoch zu widersprechen, weil sie suggeriert, dass nur dieser relevant sei und es in Deutschland keinen nennenswerten Hass gegen Juden aufseiten der Autochthonen, gar in der AfD, gebe. Es ist, wie es Thomas Eppinger formuliert hat: Der islamische Antisemitismus hat den rechten und linken Antisemitismus nicht ersetzt, er ist dazugekommen.

Islamisten und Rechtsextremisten bilden zudem zwei Seiten derselben Medaille, wie beispielsweise Malte Lehming im Tagesspiegel herausgearbeitet hat: „Sie lehnen den Westen und dessen Institutionen ab. Sie sind gegen die Emanzipation der Frau und die Ehe für alle. Sie verachten die Demokratie, den Liberalismus, den Individualismus. Sie schlüpfen gerne in die Opferrolle, aus der sie ihre Gewalttaten ableiten. Sie wähnen sich in einem endzeitlichen Kampf, in dem es gilt, den Feind zu besiegen oder selbst unterzugehen.“ Und sie hassen Juden, sie teilen „den Willen zur antisemitischen Revolution“, wie der Antisemitismusforscher Samuel Salzborn festhielt.

„Israelkritik“ als Volkssport

Vielen fällt es offensichtlich leichter, antisemitische Taten und Äußerungen zu verurteilen, wenn sie von Neonazis stammen, gewiss auch aus Gründen der Abgrenzung gegenüber dem Rassismus und der generellen Feindseligkeit insbesondere der AfD gegenüber Muslimen. Dabei schließt es sich überhaupt nicht aus, dieselben Menschen im einen Moment gegen rassistische Anfeindungen in Schutz zu nehmen und sie im nächsten für antisemitisches Denken und Handeln zu kritisieren. Im Gegenteil: Beides sollte sich von selbst verstehen.

So, wie es selbstverständlich sein sollte, sich solidarisch mit dem jüdischen Staat zu erklären. Doch in Deutschland ist die „Israelkritik“ eine Art Volkssport, der nahezu alle politischen Lager zusammenbringt und dem auch medial breiter Raum gegeben wird. Der Hass auf den jüdischen Staat verbindet. Wer nicht mittut, wird schon mal von einer auflagenstarken Publikation bezichtigt, zu einer mächtigen, von der israelischen Regierung finanzierten, im Hintergrund wirkenden jüdischen Lobby zu gehören und als „Frontorganisation“ des Mossad zu fungieren. All das hat dazu beigetragen, dass 60 Prozent der in Deutschland lebenden Juden in den vergangenen fünf Jahren darüber nachgedacht haben, aus Deutschland auszuwandern. Viele Juden fühlen sich dort nicht mehr sicher, und das Attentat in Halle hat das noch einmal verschärft, zumal die Polizei nicht für den Schutz der Synagoge sorgte, obwohl die Jüdische Gemeinde sie mehrfach darum gebeten hatte.

Michael Wuliger, Redakteur bei der Wochenzeitung Jüdische Allgemeineschrieb deshalb auf Twitter: „Streicht die Stellen der Antisemitismusbeauftragten. Die bewirken nachweislich nichts. Stellt von dem eingesparten Geld israelische Sicherheitskräfte ein, die unsere Einrichtungen wirksam schützen.“ Und der frühere ARD-Korrespondent Richard C. Schneider resümierte: „Für den Staat haben wir Juden seit Jahrzehnten nur eine Funktion gehabt: Wir waren und sind der Persilschein für die alte westdeutsche Republik genauso wie für das wiedervereinigte Land. Der Beweis, dass Deutschland nichts mehr mit der NS-Zeit zu tun hat. […] Das ist die bittere Erkenntnis, der wir Juden in Deutschland uns stellen müssen. Wir sind nur ein Alibi.“

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

Foto: Feuerherdt

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S. Marek / 23.10.2019

Für die UDSSR und somit den ganzen kommunistischen Block ist Israel, nach seiner Wiederauferstehung und Staatsgründung am 14. Mai 1948, da es sich dem westlichem politischem Lager zuwandte ein Paria Staat geworden den es zu bekämpfen galt. In den arabischen Staaten ist hauptsächlich die im Koran festgelegten anti-Jüdische Doktrin. Die Zusammenarbeit mit dem faschistischen Deutschen Reich während des 2WK und politischer Indoktrination durch den arabischsprachigen Propagandasender aus Berlin unter der Leitung von Amin al-Husseini ausgesetzt. Durch die politische Annäherung vieler arabischer Staaten in den 50-gern an die UDSSR wurde es zusätzlich politisch anti-israelisch fest betoniert. Sie sagten, daß Jassir Arafat von palästinensischen Eltern in Ägypten geboren wurde und somit ein palästinensischer Führer war. Als Arafat geboren wurde, gab es keine Palästina-Nation, es gibt immer noch keinen Palästina-Staat, also wie ist es dann möglich, daß Arafat, der in Ägypten geboren wurde, zu ägyptischen Eltern ein Palästinenser ist. Während der Mandats-Zeit wurde der Name Palästina nur verwendet, um sich auf die in Israel lebenden Juden zu beziehen.  Selbst nach Ansicht der arabischen Führer gibt es so etwas wie einen Palästinenser nicht. Die Frage, die um eine Antwort bittet, ist: Wo kommt Arafat her? Er wurde von der Linker-West-Presse aufgebaut oder neu erfunden. Die westliche Presse ist verrückt geworden, als sie versuchte, die Existenz einer Nation zu unterstützen, die nie existiert hat und nie existieren wird. Ihr Wahnsinn und Haß auf das Fortbestehen von Eretz Israel hat sie so sehr in die Enge getrieben, daß sie nun die Lügen sogar der arabischen Propagandisten übertreffen, und der frühere ARD-Korrespondent Richard C. Schneider war führend dabei.  Es gab und gibt eine Menge Kollusion mit den linken westlichen Medien und denen, die die palästinensische Erzählung unterstützen, um die Juden ihrer rechtmäßigen Heimat Eretz Israel zu enteignen.

Horst Horn / 23.10.2019

Um Himmels Willen liebe Achgut-Redaktion. Wo haben Sie denn diesen Autor her? Öffentlich einen Zusammenhang zwischen der AfD und dem Mord an zwei Menschen herzustellen, der rein spekulativ ist, ist ein geistiger Tiefflug, der einer ansonsten qualitativ hochwertigen Seite wie Achgut nicht würdig ist. a) Angriff auf eine Synagoge, Täter kam nicht rein - gab es vorher auch schon mehrfach ohne großes mediales Echo. b) Mord im Kampfanzug - ich erinnere mich an Winnenden - kein antisemitischer Zusammenhang. c) Mord an einem Döner-Verkäufer - Auch das gab es schon ohne einen Zusammenhang zu bsp. der NPD zu stellen. Gerade Politiker und Journalisten sollten die Situation nüchtern und sachlich beurteilen, nicht emotional. Daß keiner, der bei Verstand ist, Morde gutheißen kann ist selbstverständlich und meiner Recherche nach auch bei keiner Äußerung eines Politikers zu lesen. Überprüfen Sie lieber mal die Postings und Äußerungen der Politiker der Parteien von SPD und Linke auf Ablehnung von Jüdischem. Sie werden überrascht sein.

S. Marek / 23.10.2019

Was sie meinen, wenn sie “Kritik” an Israels “Politik”  sagen? Die Links-Grün-Rot verseiften und deren glühende CDU/CSU Unterstützer. Wir hören von den üblichen Verdächtigen, daß sie weder anti-israelisch noch gar antisemitisch sind, außer gegen die “Politik” Israels, nämlich der von Benjamin Netanyahu. Nur würden sie sagen, daß sie gegen Netanyahus “Politik” sind. Es ist das, was sie alle sagen, um sich selbst zu schützen, hoch und rechtschaffen. Der Begriff wurde 1879 von Wilhem Marr, einem Europäer geprägt, der sah, was vor sich geht,  und meinte ihn nicht für die Semiten im Allgemeinen, sondern für Vorurteile, die sich speziell und besonders an Juden richten. Machen wir uns nichts vor, die einzige “Politik”, die Netanyahu all die Jahre im Amt gehalten hat, ist sein Engagement, für Israel groß zu stehen und seine Weigerung, sich den Launen der antisemitischen Welt anzupassen. Ja, antisemitisch. Es gibt kein anderes Wort. Seit diesem Mann, Wilhem Marr,  nichts mehr Präziseres ist aufgetaucht. Netanyahus großen Fehler, in ihren Augen? Er hat sich geweigert, jüdisches Territorium aufzugeben, trotz dieser acht Jahre eines unfreundlichen Obama und trotz einer ständig feindlichen UNO - und das ist es, was sie da draußen verärgert, die wollen, daß Israel geschwächt und reif für die Übernahme ist. Mehr nach ihrem Geschmack waren einige frühere Premierminister bereit, Zugeständnisse zu machen, die Israel in Stücke schlagen würden. Es waren Premierminister, die praktisch ganz Judäa und Samaria sowie Jerusalem und einen, der tatsächlich Gaza verschenkt hat, für den ewigen Schmerz Israels opferten. Diejenigen, die sie als gute Politik bezeichnen. Je schädlicher für Israel, desto besser. Sie würden es natürlich nicht so ausdrücken. Man würde sagen, daß Israel um des “Friedens” willen Vereinbarungen treffen muß, die den palästinensischen Arabern das Beste des Landes geben - warum ist Netanyahu also so “unnachgiebig”?  Will er keinen Frieden?  Ja, aber zuerst Israel.

Ilona G. Grimm / 23.10.2019

@Rolf Mainz: Da ich kein Jude bin, der an seiner Kippa erkennbar wäre, aber auch keine Jüdin, kann ich mich nicht unmittelbar in die Lage von Juden in Deutschland versetzen. Ich weiß auch nicht, wie es sich anfühlt, in einer unbewachten Synagoge zu sitzen, die beschossen wird. Aber ich bin eine Frau, die regelmäßig bei ihren Besorgungen oder Spaziergängen jungen, fitten dunkelhäutigen oder schwarzen Männern sowie „wandernden“ Osteuropäern begegnet. Mal in Grüppchen, mal einzeln. Ob sie hinter mir gehen oder mir breitbeinig entgegenkommen ist egal, das unbehagliche Gefühl ist dasselbe. Bin ich in echter Gefahr? Das weiß ich nicht, aber auf jeden Fall spüre ich eine Bedrohung, insbesondere wenn ich angepöbelt werde. Mein fortgeschrittenes Alter schützt mich ja nicht, wie man weiß. Die jungen Herren sind gar nicht so wählerisch, Hauptsache Frau. Zusammenfassend würde ich also sagen, dass die Lage für Juden, nichtjüdische einheimische Deutsche (insbesondere weibliche) und assimilierte Einwanderer mit deutschem Pass gleichermaßen bedrohlich geworden ist. Da stimme ich ganz mit Ihnen überein, Herr Mainz. Ich denke oft darüber nach, wohin ich auswandern könnte, aber ich fühle mich dafür nicht mehr jung genug und hänge außerdem an der heimatlichen Scholle.

Michael Lorenz / 23.10.2019

Frau Weidel agierte also nur “Pflichtschuldig” ? Und das wissen sie woher? Komisch - ich denke, ihr Entsetzen ist so echt wie das Meine. Und die Äußerungen der zitierten AfD-Leute würde ich unter die erstaunlich oft treffende Regel stellen: “Vermute nie Bosheit, wo Dummheit als Erklärung ausreicht”! Denn Tatsache ist: zwei Menschen haben ihr Leben beendet. Gottseidank nur zwei - aber zwei sind es nun mal. Hätte Ihnen denn eine Meldung der Art besser gefallen: “Mordanschlag auf Synagoge. Zwei Todesopfer. Waren aber nur Deutsche”? Sicher nicht - aber wieso schreiben Sie dann, wie Sie schreiben? Und dann noch ein Loblied auf den Zentralrat - der ist, regierungsgepampert wie er nun mal ist, eher Teil des - sagen wir mal: Problemimports. Oder etwa nicht? Für den Artikel gebe ich 2 von 5 Sternen. Mehr ist nicht drin.

Hans-Peter Dollhopf / 23.10.2019

Zuerst eine positive Feststellung: Der Achgut-Autor bejaht in der Jüdischen Allgemeinen die Ehe für Alle. Eine Selbstverständlichkeit, denn die mosaische Gesetzgebung bei Homosexualität war einst lange Zeit fatal. Eine andere abrahamitische Religion praktiziert so: “In acht Ländern wird Homosexualität mit dem Tod bestraft”. Wieder etwas anderes ist die politische Ablehnung einer standesamtlichen Ehe für Alle als Indikator rechtsextremer Gesinnung zu nutzen. Vorsicht, diese Verengung beim Umgang mit alternativen persönlichen Vorstellungen zur Bedeutung der Ehe gehört aus der Diskussion genommen, schnell und für immer, denn diese richtet sich gegen die Meinungsfreiheit, die jedem muslimischen Mitbürger zusteht. Nächstens ist nun leider feststellbar: Der Autor wünscht auch die Ablehnung wachsender moslemischer Bevölkerungsanteile als Rassismusanzeichen gedeutet zu sehen. Tatsache ist aber: Diese Ablehnung ist der offizielle Standpunkt der Regierung der Bundesrepublik Deutschland! Im israelisch-palästinensischen Konflikt, in welchem Deutschland auf der Zwei-Staaten-Lösung beharrt, “weil nur so die Existenz und die Sicherheit Israels dauerhaft erreicht werden kann.” Begriffsstutzig? Wegen der “Mehrheiten”! Und wer darum auch immer für das Berufsbild “RechtsextremismusexpertIn” zuständig ist, ob ein Berufsverband, eine Gesetzesregelung oder Anetta Kahane. Bitte hier endlich die längst überfällige Korrektur bei der Ausbildung durchführen! Habe 1500 Buchstaben fertig. i’ll be back

Thomas Bonin / 23.10.2019

“Der islamische Antisemitismus hat den rechten und linken Antisemitismus nicht ersetzt, er ist dazugekommen.” Nee, der ist eben nicht (wie aus dem Nichts) “dazugekommen”, sondern hat sich hierzulande massiv breitgemacht und zwar auf Geheiß einer einzelnen Dame (wohl wissend, dass sie hierbei auf ein handzahmes Wahlvolk [angefeuert und aktiv unterstützt von zahllosen Cheerleadern, Handlangern und Vollstreckern - wie gehabt in neuerer deutscher Geschichte] bauen kann. Allein die schiere Größenordnung der im Gefolge der Eingeladenen mitreisenden stramm erzogenen Antisemiten lässt den vergleichsweise überschaubaren Haufen bundesdeutscher Nazis mit Arier-Komplex wie einen “Fliegenschiss” (hier im richtigen Kontext benutzt!) aussehen. Kommt hinzu, dass sich “die Dienste” auskennen im Unterwandern (angeblich sogar ein bisschen im Hin- und Herlenken) der hiesigen Wehrwolf-Community (die blöderweise gern im Vorfeld von “Schicksals-Wahlen” zuzuschlagen scheint). Falls es tatsächlich zum großen Schulterschluss kommt, dürfte klar sein, wem in dieser Allianz dann die Rolle des Juniorpartners zukommt (nämlich in Umkehrung von Koch & Kellner zu Zeiten der Waffen-SS-Brüderschaft). Ein bisschen schofelig empfand ich die Bemerkung, A. Weidel habe den Anschlag von Halle “pflichtschuldig” verurteilt. Nope, ihr Kommentar war deutlich und sachlich formuliert (wie üblicherweise von ihr handhabt). Was, wenn die Frontfrau stattdessen geschwiegen hätte?  Warum müssen, sobald das “Zauberwort AfD” auftaucht, immer erstmal sämtliche Zitate gefühlter oder umetikettierter NPD-Einmann-U-Boote aufgelistet werden (kennt man ja zur Genüge aus lupenreinen Parteien), anstatt auf Alleinstellungsmerkmale einzugehen, über die nicht Quatschgurken, sondern die Parteispitze schlussendlich befindet? Dass der Zentralrat der Juden die jüdischen AfD-Mitglieder ächtet (und mit keiner Silbe auf die programmatische Solidarität zum jüdischen Staat eingeht), spricht dagegen Bände!

E Ekat / 23.10.2019

Nicht nur Juden fühlen sich zunehmend unsicher in Deutschland. Leider übergehen dies jene, die für Juden in der Öffentlichkeit sprechen.

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