Warum „linke” Staaten nicht weniger ungleich sind

Es ist keine gute Idee, unsere Gesellschaftsform mit hypothetischen politisch oder ideologisch motivierten Utopien zu vergleichen. Man macht es sich viel zu leicht, wenn man unser System mit all seinen Problemen mit einem hypothetischen System vergleicht, in dem es überhaupt keine Probleme gibt.

Natürlich haben wir Probleme. Wir haben zum Beispiel einige Gewässer zu 99 Prozent überfischt. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob unsere jetzige Art zu wirtschaften wirklich nachhaltig ist (obwohl die Lage wahrscheinlich nicht so schrecklich ist, wie einige Leute behaupten). Zweifellos sind unsere heutigen sozioökonomischen Strukturen jedoch die produktivsten und freiesten in der Geschichte der Menschheit.

Der westliche Fokus auf Kapitalismus, freiem Unternehmertum und Individualismus produziert zwar Ungleichheit. Aber tatsächlich produzieren alle Systeme Ungleichheit, egal ob sie „rechts“ oder „links“ sind. Es gibt ein neues Buch, „The Great Leveller“ von Walter Scheidel. Der Autor analysiert darin, ob Staaten, die einer „linken“ politischen Philosophie folgen, weniger Ungleichheit haben als „Rechte“. Die Antwort ist: Nein. Dafür gibt es keine Belege.

Scheidels Ergebnisse weisen auf etwas sehr Grundlegendes hin. Nämlich, dass Ungleichheit sowohl in kooperativen als auch in wettbewerbsorientierten Systemen die Regel ist. Man kann keine Sache wertschätzen, ohne eine Hierarchie zu schaffen. Wenn eine Gesellschaft sich einigt „es ist lohnenswert, X zu machen“, dann wird es zwangsläufig Leute geben, die „X“ besser können als andere, egal was „X“ ist. Und dann werden sie auch noch durch Übung immer besser.

Das Problem ist: Wenn wir uns einig sind, dass „A“ besser als „B“ ist, dann müssen Menschen, die „A“ besser als andere können, belohnt werden. Daran führt kein Weg vorbei. Also hat man Ungleichheit. Es gibt kaum Belege dafür, dass die Maßnahmen von Sozialingenieuren Ungleichheit nennenswert reduzieren können. Das ist ein grundsätzliches politisches Problem, für das es keine eindeutige Lösung gibt.

Aber unsere Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu kritisieren, ist sinnlos. Der Westen – und zunehmend die restliche Welt, die unseren Ansatz übernimmt – hat unglaublichen Wohlstand geschaffen. Sogar in China funktioniert es, trotz der außergewöhnlich totalitären Neigung ihrer Führung. Linke sagen, die Ungleichheit sei die Schuld des Westens oder des Kapitalismus. Aber das ist offenkundig falsch. Ungleichheit bedeutet nicht, dass ein System korrupt ist. Denn jedes System produziert Ungleichheit. Aber es gibt kaum ein System, das neben Ungleichheit auch Wohlstand generiert.

Dieser Beitrag ist ein Ausschnitt aus eine Interview mit Charlie Kirk von der Organisation „Turning Point USA“. Hier geht es zum Original-Video auf dem YouTube-Kanal von Jordan B. Peterson.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Hermann Goedel / 24.05.2018

Ohne Betrachtung der Conditio Humana geht’s halt nicht. Die Kirche und die Philosophen wissen es seit Ewigkeiten: Der Cocktail an “Lastern” ist bei jedem anders, aber die Trägheit gehört, in unterschiedlichem Ausmaß, immer dazu. Das “Energiesparprogramm”, eben. Wer davon eher stärker betroffen ist, tut gut daran, links zu wählen, denn da gibt’s lecker Umverteilung ..., aber natürlich keine Gleichheit.

Thomas Raffelsieper / 24.05.2018

“Aber unsere Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu kritisieren, ist sinnlos”    —-    Dem stimme ich nicht zu. Das private Geldschöpfungsprivileg aus dem nichts ist die Ursache wachsender Vermögen auf der einen, wachsende Armut auf der anderen Seite. Städtische Krankenhäuser in den USA unterscheiden sich heute kaum noch von vielen in der sogenannten 3.Welt. Und daß der amerikanische Congress nach DOTT-FRANK-ACT noch als demokratisch bezeichnet werden kann, überlasse ich Propagandisten.

Rudolf George / 24.05.2018

Friedrich von Hayek hat den Selbstwiderspruch derjenigen, die staatlich verordnete Gleichheit verlangen, in einem Satz zusammengefasst: da alle Menschen verschieden sind, bedeutet staatlich verordnete Gleichheit, dass der Staat alle Bürger notwendigerweise ungleich behandeln muss. Zu glauben, man könne mit erzwungener Ungleichheit Gleichheit erzielen, ist somit töricht.

Rudolf George / 24.05.2018

Der intelligente Linke weiß, dass eine linke Gesellschaft keine Egalität herstellt, ja genau darauf baut er: er will endlich Herr sein. Der dumme Linke ist dagegen ein Schaf, das sich im Namen der Gleichheit scheren und schlussendlich schlachten lässt.

Dieter Kief / 24.05.2018

Es ist wichtig zu sehen, wo Ungleichheit überall zu finden ist. Das spricht nicht dagegen, auch einen Wettbewerb auszurufen, um z. B.  g ü n s t i g e Steuerungskompetenz. Das machen die Schweizerischen Genossenschaften, die sagen: Ein CEO bei uns (der Migros, dem Coop), verdient nicht mehr als - - die Hälfte dessen, was er bei der Konkurrenz verdienen würde. Ähnlich verhält sich die Schweizerische Post: Herausforderungen für Petersons Denk-System anhand praktischer Beispiele: Keiner hat das letzte Wort…

Werner Arning / 24.05.2018

Man darf wohl getrost annehmen, dass Gleichmacherei der menschlichen Natur widerspricht. Menschen unterscheiden sich. Deshalb ist das sozialistische Projekt wohl zu immer wieder neuem Scheitern verurteilt. Und bestraft man Ungleichheit, unterdrückt man das Menschliche. Davon ist der Liberale überzeugt. Deshalb verträgt sich Sozialismus und Liberalismus so schlecht. Entweder gleich oder frei. Beides zusammen geht nicht. Deshalb ist Fortschritt wohl nur unter liberalen Vorzeichen denkbar, und Stillstand unter sozialistischen.

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