Melania Trump ist selbstständig, klug, unabhängig und unangepasst. Vielleicht ist das der wahre Grund, warum sie nie auf das Cover der Vogue durfte. Und dass ihr so viele sexistische und rassistische Vorurteile entgegenschlagen.
Wenn man sich die letzten Jahrzehnte amerikanischer Politik anschaut, fällt etwas auf: Nahezu jede First Lady der USA zierte früher oder später das Cover der Vogue. Michelle Obama, Hillary Clinton, sogar Jill Biden. Doch eine fehlt, nämlich ausgerechnet Melania Trump. Dabei ist sie als ehemalige Modelikone prädestiniert für den Titel. Sie ist elegant, stilbewusst und weltgewandt. Warum also diese Auslassung? Ich habe da eine ganz eigene Vermutung: Sie fehlt, weil sie zu stark war, zu unabhängig, zu echt.
Melania Trump ist, entgegen der gängigen Darstellung, die wohl feministischste First Lady, die Amerika je hatte. Sie ist nicht das Anhängsel ihres Mannes, sondern eine eigenständige Persönlichkeit. Sie ist erfolgreiche Unternehmerin, mehrsprachig, gebildet und weltgewandt. Ihre Modelkarriere war international, ihr Schmuckunternehmen florierte lange vor der Präsidentschaft Donald Trumps. Ihr Einfluss entstand nicht durch die Politik ihres Mannes, sondern durch ihre eigene Arbeit.
Während Hillary Clinton ihren Mann in der Öffentlichkeit gegen Vorwürfe sexueller Übergriffe verteidigte und Michelle Obama sich mustergültig in die Rolle der Präsidentengattin einfügte, zeigt Melania eine neue Form weiblicher Selbstständigkeit: Sie widerspricht öffentlich, hält nicht automatisch Händchen, ist nicht stets verfügbar für den symbolischen Kuss vor den Kameras. Sie ist First Lady, aber eben nicht Dekoration. Gerade das müsste Vogue eigentlich feiern.
Melania Trump ist eine Einwanderin, die den amerikanischen Traum lebt. Eine Frau, die durch legale Migration und eigene Arbeit aufsteigt, ohne sich einem politischen Apparat unterzuordnen. Doch vielleicht ist genau das das Problem. Vielleicht verkörpert Melania Trump zu sehr das, was feministische Rhetorik oft behauptet, aber in der Realität nicht zu schätzen weiß: weibliche Selbstbehauptung ohne politisch erwünschte Ideologie.
Tiefsitzende Vorurteile gegenüber osteuropäischen Frauen
Wenn Feminismus bedeutet, dass Frauen selbstständig, klug, unabhängig und unangepasst sein dürfen, dann ist Melania Trump das Paradebeispiel. Und wenn ein Frauenmagazin wie die Vogue das nicht erkennen will, dann sollte man sich fragen, ob es wirklich um Frauenrechte geht, oder doch nur um politische Gesinnung.
Wie tief die Ablehnung gegenüber Melania Trump geht, kann man an der widerwärtigen Art erkennen, wie manche Menschen auf sie reagieren. Der Umgang mit ihr ist oft nicht nur respektlos, sondern in vielerlei Hinsicht sexistisch und rassistisch. Sie wird nicht als selbstständige Frau gewürdigt, sondern als Objekt herabgewürdigt, oft auf eine Weise, die tiefsitzende Vorurteile gegenüber osteuropäischen Frauen bedient.
So wurde sie im Jahr 2017 von einem Reporter der New York Times in einem privaten Gespräch als „Prostituierte“ bezeichnet. Öffentlich gemacht wurde der Vorfall von Model Emily Ratajkowski, die das Verhalten zu Recht als frauenfeindlich anprangerte. Die Zeitung entschuldigte sich später für den Vorfall, aber der Schaden war längst angerichtet.
Ein besonders bösartiger Fall war die britische Daily Mail, die im Jahr 2016 die haltlose Behauptung verbreitete, Melania Trump habe in ihrer Vergangenheit als Escort gearbeitet. Eine Lüge, die sie gerichtlich bekämpfte und für die sie Entschädigung erhielt. Auch hier zeigt sich: Frauenfeindlichkeit und rassistische Stereotype über osteuropäische Frauen, als kämen sie nur durch sexuelle Verfügbarkeit zu Einfluss, wurden bewusst eingesetzt, um sie zu demütigen.
Auch ihr Akzent wurde wiederholt zum Ziel sexistischen Spotts. Die Komikerin Chelsea Handler weigerte sich öffentlich, Melania zu interviewen, mit der Begründung, sie „könne kaum Englisch sprechen“. Dabei spricht Melania Trump fließend fünf Sprachen, mehr als jede andere First Lady vor ihr. Ihre Leistung wurde ignoriert und ihre Stimme lächerlich gemacht, nur weil sie nicht in das politisch erwünschte Bild passte.
Ganz im Sinne eines sexistischen Narrativs
Ähnlich abfällig äußerte sich die Schauspielerin Bette Midler, die im Jahr 2020 über Melanias Akzent spottete und schrieb: „Oh Gott. Sie kann immer noch kein Englisch.“ Auch das ist eindeutig rassistisch, denn der Akzent einer Einwanderin wird hier nicht als Zeichen von Bildung oder Weltgewandtheit gelesen, sondern als Makel
Die ehemalige Miss Universe Alicia Machado tat es ihnen gleich, als sie Melania als „Dekoration“ abtat, und zwar mit der herablassenden Bemerkung, sie habe „begrenzte Englischkenntnisse“. Wieder wurde ihr Wert auf ein Klischee reduziert: eine schöne, aber angeblich leere Hülle, ganz im Sinne eines sexistischen Narrativs.
Diese Kommentare offenbaren keine bloße politische Ablehnung, sondern eine tiefe Verachtung gegenüber einer Frau, die nicht ins Weltbild einer linken Kulturszene passte. Melania Trump wird rassistisch attackiert, weil sie eine osteuropäische Einwanderin ist und sie wird sexistisch erniedrigt, weil sie nicht bereit war, sich zum dekorativen Beiwerk einer politischen Ordnung zu machen, die sie nicht gewählt hat.
Nach dem Attentatsversuch auf ihren Mann hielt Melania Trump eine starke, kluge und würdevolle Rede. Es war die Rede einer Frau, die ihren Mann offensichtlich liebt und respektiert – und zwar als selbstbewusste Frau, die nie aufgibt und nicht im Schatten eines Mannes steht, sondern selbst Licht spendet. Sie sprach damals:
„Ein Monster, das in meinem Mann nur eine unmenschliche politische Maschine sah, versuchte, Donalds Leidenschaft auszulöschen – sein Lachen, seine Kreativität, seine Liebe zur Musik und seine Inspiration. Die zentralen Facetten von Donalds Leben – seine menschliche Seite – wurden unter der politischen Maschine begraben. Donald, der großzügige und fürsorgliche Mann, mit dem ich in den besten wie in den schlimmsten Zeiten zusammen war.
Lasst uns nicht vergessen, dass Meinungsverschiedenheiten, politische Konzepte und Machtspiele der Liebe unterlegen sind. Unsere persönlichen, strukturellen und lebenslangen Bindungen – bis zum Tod – stehen ernsthaft auf dem Spiel. Politische Ideen sind schlicht im Vergleich zum Wert von Menschen.
Wir sind alle Menschen, und im Grunde, instinktiv, wollen wir einander helfen. Die amerikanische Politik ist nur ein Mittel, das unsere Gemeinschaften stärken kann. Liebe, Mitgefühl, Freundlichkeit und Empathie sind unverzichtbar. Und lasst uns daran denken: Wenn die Zeit kommt, über Links und Rechts, über Rot und Blau hinauszublicken, erkennen wir, dass wir alle aus Familien stammen, die mit Leidenschaft für ein besseres Leben kämpfen wollen – solange wir hier sind, in dieser irdischen Welt. Ein neuer Morgen ist angebrochen. Lasst uns jetzt wieder zusammenfinden.
Steht an diesem Morgen über dem Hass, dem Gift und den einfältigen Gedanken, die Gewalt entzünden. Wir alle wünschen uns eine Welt, in der Respekt an erster Stelle steht, die Familie Vorrang hat und die Liebe alles überragt. (…)
Ich würdige jene, die über die politischen Gräben hinweg aufeinander zugehen – danke, dass ihr nicht vergessen habt: Jeder einzelne Politiker ist ein Mann oder eine Frau mit einer liebenden Familie.“
Das ist Melania Trump. Das sind ihre Worte, ihre Werte. Melanie Trump ist keine Symbolfigur. Sie ist eine reale, selbstbestimmte Frau. Vielleicht ist das der wahre Grund, warum sie nie auf das Cover der Voguedurfte.
Gerd Buurmann ist Theatermensch, schreibt und inszeniert in diversen freien Theatern von Köln bis Berlin. Er ist Schauspieler, Stand-Up Comedian und Kabarettist. Im Jahr 2007 erfand er die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Mit seinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und den von ihm entwickelten Begriffen des „Nathan-Komplex“ und des „Loreley-Komplex“ ist er in ganz Deutschland unterwegs. Seit April 2022 moderiert er den Podcast „Indubio“ der Achse des Guten.