Volker Seitz / 13.03.2022 / 11:00 / Foto: Pixabay / 22 / Seite ausdrucken

Warum in Afrika plötzlich die Esel rar werden

Die Chinesen und ihre traditionelle Medizin (TCM) befördern überall auf der Welt Schmuggel und Handel mit oft seltenen Arten. Jetzt werden in Afrika sogar die Esel knapp, denn ihre Haut soll besondere Kräfte besitzen.

BBC World meldete am 11. März 2022, dass der nigerianische Zoll im nordwestlichen Bundesstaat Kebbi nahe der Grenze zu Niger 1.390 Säcke mit Eselsfleisch beschlagnahmt hat. Nach ersten Ermittlungen wurden etwa 1.000 Esel geschlachtet und ihr Fleisch in Säcke verpackt. In Nigeria ist der Handel mit getöteten Eseln illegal.

Die Eselspreise in Afrika explodieren, seit chinesische Aufkäufer mehr als 1.000 Euro für die Haut eines Esels bezahlen. Die hohe Nachfrage hat die Eselsbestände in Afrika stark schrumpfen lassen. China importiert aus Afrika Eselshaut für die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Das Fleisch geht nach Vietnam. Aus Eselshaut wird schwarze Gelatine (E Jiao / Ejiao) gewonnen. Sie soll bei Unfruchtbarkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Husten und Verbesserung der Blutzirkulation helfen, außerdem die Hautalterung verhindern und gilt außerdem als Potenzmittel. Die Gelatine wird durch Auskochen und Eindicken der frischen oder getrockneten Eselshaut gewonnen. Sie wird in Tafeln vermarktet, die an Tafeln Schokolade erinnern.

Esel fehlen als Last- und Zugtiere

Die Tierschutzorganisation Donkey Sanctuary aus Großbritannien berichtet, dass der Bedarf an Tierhäuten stetig steigt. Ein Kilo E Jiao würde etwa 350 Euro kosten. Nigeria, Senegal, Mali, Burkina Faso, Niger, Botswana und Äthiopien haben den Export von Eselshäuten verboten, um ihre Landbevölkerung zu schützen. Der Exportboom ließ die Preise für Esel um ein Vielfaches steigen, so dass sich viele Bauern diese Tiere nicht mehr leisten konnten. Eselsdiebstahl ist ein lukratives Geschäft geworden.

Afrikaner nutzen aber Esel für den Transport von Menschen und Waren. Der Alltag ist durch den Verlust von Eseln stark eingeschränkt. Die Bauern sind wirtschaftlich auf die Tiere angewiesen. Viele Züchter verlegten sich auf Eselszucht, statt wie bisher Ziegen und Schafe zu züchten. In Burkina Faso waren zuvor 45.000 Esel und im Niger 80.000 in nur sechs Monaten geschlachtet worden. In Kenia und Südafrika reagierten Züchter inzwischen auf den Nachfrageboom aus Fernost. Jedes Jahr produziert China etwa 5.000 Tonnen E Jiao, dafür werden etwa vier Millionen Häute benötigt.

 

Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte 11. Auflage erschien am 18. März 2021. Volker Seitz publiziert regelmäßig zu afrikanischen Themen und hält Vorträge (z.B. „Was sagen eigentlich die Afrikaner“, ein Afrika-ABC in Zitaten).

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Werner Schiemann / 13.03.2022

Der Bericht bestätigt ein altes Vorurteil. Wenn es denn überhaupt eins ist. Chinesen essen alles, was 4 Beine hat und kein Tisch ist. Ebenso alles , was Flügel hat und kein Flugzeug ist.

WF Beck / 13.03.2022

Die armen Menschen und Esel tun mir leid. Die größten Deppen sind aber die Chinesen. Angeblich hochgebildet und fortschrittlich. Wenn ich solche Beiträge lese, frage ich mich immer, ob wir Menschen wirklich die Krone der Schöpfung sind? Aber wie steht’s in der Bibel, geht hin und wandelt dein Glaube hat dir geholfen. Trifft in Klimawenderetterbuntland voll auf die Regierung zu, die glaubt auch, die Physik neu zu erfinden. Ja Einstein, hatte recht, zwei Dinge sind unendlich, das Weltall und die Dummheit.

Rolf Menzen / 13.03.2022

Und warum züchten die Chinesen die Esel nicht selbst?

Frances Johnson / 13.03.2022

Die Einstellung in China sowie Afrika zu Tieren lässt mir den Mageninhalt hochkommen.

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