Ich hatte noch was vergessen: Eigentlich geht es beim Tempolimit ja nicht um Tote, Emissionen und Sicherheit. Sondern um Neid, Rechthaberei, Verbotspolitik. In den geschwindigkeitslimitierten Abschnitten wird auf Autobahnen teilweise enorm aggressiv gefahren. Hier können dann auch Kleinwagen- und Rostkarrenbesitzer mal zeigen, dass sie andere rechts überholen, dicht auffahren und überhaupt unter Druck setzen können. Geschwindigkeitsbeschränkungen sind das El Dorado des unterdrückten Wadenbeißers und grüner Verbotsdemagogen, zweier typischer und miteinander sehr eng verwandter deutscher Charaktere.
Mit Tempo 100 wird es nicht getan sein. Danach wird Tempo 80 gefordert werden. In den Niederlanden ist es übrigens schon so weit. Kennzeinend für all solche Forderungen ist, daß sie niemals aufhören. Kommt man ihnen nach, wird die Latte einfach höher (hier besser: niedriger) gelegt. Danach kommt Tempo 60 usw. usf. bis das Auto eben in der Garage bleiben muß. Aber Tempolimitgegner argumentieren ja nur emotional, m.a.W.: Wer anderer Meinung ist, hat keinen Verstand - eine Beschuldigung, die lediglich der Selbstimmunisierung dient.
179 Leserbriefe (zum Zeitpunkt, wo ich das schreibe). Respekt. Man sieht, in Deutschland nichts Neues, seit vielen Jahrzehnten, Der Deutsche und seine libidinöse Beziehung zur Blechkarre und zum Gaspedal. Der gerechte Volkszorn prasselt auf den Autor Ulrich Siemer. Der beste Beweis, dass Siemer natürlich in allen Belangen recht hat.
Vielleicht hat die Physik etwas Staub angesetzt. In den letzten Jahren gab es enorme Verbesserungen bei Bremsen und Reifen. Laut u.a. ADAC und verschiedenen Fachzeitschriften liegt der reine Bremsweg aus 100km/h, quer durch alle Fahrzeugklassen bei ca. 33 m, mit dem Bestwert 31,2 m, schlechterster Wert 35,9m (SUV). Womit ist dies zu erklären? Falls die Physik von Herrn Siemer, nicht mehr auf dem aktuellen Stand ist, ist seine gesamte Argumentation hinfällig.
Tempolimit ja, aber nur, wenn Bahn- und Flugverkehr ebenfalls verlangsamt werden! Alles andere wäre eine unerträglich bevormundende Diskriminierung. Künftig wird das “Strom-aus-dem-unerschöpflichen-Netz-Tanken” auch zu einer weiteren Verlangsamung letzlich aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozesse führen. So oder so: Die staatlich organisierte Vollbremsung wird nur am Anfang noch zu kontrollieren sein. Die Maoisierung ist in vollem Gang.
Bei der Bahn ist es natürlich völlig in Ordnung, wenn die Züge 200 km/h und schneller fahren. Da müsste man nun wirklich auch ein Tempolimit 130 km/h verlangen - von wegen Sicherheit (siehe Eschede). Und Flugzeuge sind ja noch viel schneller. Selbstverständlich ist eine restriktive Handhabung der Anzahl von Flügen und Fluggeschwindigkeiten zukünftig dann ebenfalls gesetzt - nur der Gerechtigkeit halber. Denn ein Tempolimit bringt ja statistisch nicht einen Toten weniger. Aber das ist ja bloß Mathematik. Und am sichersten Herr Siemer, ist es sowieso einfach zuhause zu bleiben. Da dürfen Sie dann aber nicht auf eine Leiter steigen oder Strom verwenden, denn dort sterben ja die meisten Menschen (8000 jährlich). Am besten halten wir uns draußen auf, verbieten alles, was gefährlich ist und treten in die grüne Spießerpartei oder den Siemer-Sicherheitsverein (“Verbote führen zum Glücklichsein”) ein. Die haben inhaltlich die gleichen Prämissen. (Leider nur ist es gegen die mathematische Vernunft in die Innenstadt zum Briefkasten zu fahren, um unser Mitgliedsformular einzuwerfen.) Aber toll, wie Sie die Argumente für ein Tempolimit widerlegt haben. Das musste ja mal sein, weil die dummen Raser ja nur mit dem Hintern denken. Ansichten wie die des Autors und die entsprechenden “Lösungsvorschläge” (für welches Problem eigentlich?) gibt es augenblicklich schon zu viele in Deutschland.
Bei der Berechnung des Durchsatzes liegt ein kleiner Denkfehler vor. Da die 1325 Wagen mit 180 km/h nach einer Stunde schon 60 km weiter sind ergeben sich hier 1325x180=238500 gefahrene Kilometer, für die anderen nur 1730x120=207600 gefahrene km.
Seien Sie ruhig dafür. Aber dann ziehen Sie doch bitte nach Holland und fahren dort tagsüber. Gerne auch häufig und im Kreis, dazu noch viel sicherer, als bei uns.
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