Warum Frankreich nicht zu retten ist

Als 1995 die erste internationale Schüler-Olympiade Trends in International Mathematics and Science Study (TIMSS) abgehalten wird, ist Frankreich mit seinen Achtklässlern ohne Zögern dabei. Der knapp erkämpfte 13. Platz wird in der Nation von Descartes jedoch als Schock empfunden.

Um nicht noch einmal beschämt zu werden, nimmt Paris eine Auszeit von zwei Jahrzehnten. Man reformiert die Pädagogik und steckt Milliarden in Krippen, Kindergärten und Schulen. 2015 tritt das Land wieder an. Um ganz sicher zu gehen, schickt man die Zehnjährigen aus der vierten Klasse ins Rennen. Sie haben von Geburt an all die kostspieligen Reformen für ein optimales Entwicklungsumfeld nutzen können. Sie sind die Generation, mit der Frankreich in die industrielle Elite zurückwill.

Die Musterschüler Ostasiens, die seit 1995 ununterbrochen das Sieger-Quartett stellen und bestenfalls einmal untereinander die Plätze tauschen, sollen sich warm anziehen. Weil man die Ratschläge der Erziehungsexperten konsequent umgesetzt hat, wird mit Zuversicht angetreten. Auf den niederschmetternden 35. Platz – hinter Qatar und Abu Dhabi – war man mental nicht vorbereitet. Verzeichnen die ostasiatischen Sieger unter 1.000 Kindern 320 (Japan) bis 500 (Singapur) Mathe-Asse, sind es in Frankreich nur 25. Selbst beim ebenfalls wankenden deutschen Nachbarn sind es 53 (TIMSS-Resultate siehe hier, Seite 11und hier Seite 115). Die Berliner Republik ist zwischen 2007 und 2015 nur vom 12. auf den 24. Platz gefallen und hat jetzt elf Ränge Vorsprung vor dem Partner für Europas Aufholjagd bei Artificial Intelligence.

Drei Jahre später bestätigt die OECD das kognitive Fiasko Frankreichs. Bei den Einwanderern mit der allerniedrigsten Qualifikation liegt es im Klub der 36 hochentwickelten Nationen auf dem letzten Platz. 21 Prozent der Zuwanderer sind nahezu unbeschulbar. Sie werden zwar Schusswaffen bedienen können, aber in einem High-Tech-Umfeld ihr Leben lang auf finanzielle Hilfe durch ihre potenziellen Opfer angewiesen sein.

In Frankreich schwindet der Glaube, dass man bei ausreichendem Geldeinsatz schon lernen werde, gut in Mathematik zu sein. Auch bei den wichtigsten Patentanmeldungen (PCT) schafft man 2017 mit gut 8.000 bei 65 Millionen Einwohnern nur noch die Hälfte der 50 Millionen Südkoreaner, die bei TIMSS 2015 hinter Singapur und Hongkong auf Platz 3 liegen. Der einheimische IQ steht nur noch bei 98 (Singapur: 105), der durch die 92 bei den Einwanderern (Singapur: 106) eisern weiter heruntergezogen wird. Die fast wirkungslosen Mittel für Erziehung lassen sich auch nicht mehr erhöhen, da die Grande Nation mit 56,5 Prozent Staatsquote ohnehin schon an der Weltspitze steht. Weitere Ausgabensteigerungen für die Kühlung der Sonne und andere hehre Ziele halten die noch in Arbeit Stehenden nicht mehr aus. It’s over, wie Don Rickles (1926-2017) alternde Stars durchaus liebevoll zu foppen pflegte.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

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Leserpost

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Anders Dairie / 14.12.2018

RoteGrüne haeben die seit Jahrzehnten anhaltende Elite-Feindlichkeit begonnen. In der Merkel-Ära wurde sie fortgesetzt.  Nur keinen Verdacht erzeugen, man wolle Klassenunterschiede ausbauen !?  Beim Lesen von Heinsohn’s Kurzanalyse bekomme ich eine trockene Kehle.  Noch hält eine Elite im Mittelstand Deutschland über Wasser.  Der Beweis ist deren Steueraufkommen.  Geht diese Elite in Rente,  wird sie das Land verlassen.  Wohl in Richtung England-Amerika-Australien. In gleicher Zeit wird aus Deutschland ein Gemisch von Nigeria und Libanon.  In dem sich um die Brocken alten Wohlstands gefetzt wird.  Es gewinnen die mit den härtesten Ellenbogen.  LinkeRoteGrüne werden dann ihre Fehler vergessen machen wollen, inklusive § 218, 219 a StGB.  Es wird vergeblich sein.  In der Existenzfrage gibt es keinen Wiederaufbau.

Jens Keller / 14.12.2018

Alles richtig, aber die Zeit in der wir noch mit Zahlen und Fakten argumentieren konnten ist lange vorbei. Hier ist bereits viel mehr nach unten gegangen als nur die kognitiven Fähigkeiten von Matheschülern. Wenn es sich nicht für irgendjemanden lohnte, würde es anders laufen. Wer das wohl sein mag ... ?

Sabine Schönfelder / 14.12.2018

Nichts kann brutaler sein, als eine reale Erkenntnis. Die Vorstellung, man könne mit Geld Bildung, Integration oder Intelligenz erkaufen, ist unter Linken und Anhängern eines starken Staates ein weit verbreiteter Irrglaube. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Einstellung aus der eigenen geistigen Inkompetenz erwächst, oder man nicht daran interessiert ist, den eigenen Untertanen zuviel geistige Entwicklungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Solche ‘Milliarden’  ,die zur besseren Bildung investiert werden sollen, versickern in der an diese Forderung angeschlossenen Bildungsindustrie, die zum Zwecke ihrer Selbsterhaltung,nicht zum Ziele haben kann, ihre eigene Daseinsberechtigung obsolet werden zu lassen. Deshalb bleiben die Armen arm, die schlechten Schüler schlecht und die Integration eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Parameter zum Erfolg liegen in den geistigen Potenzialen der politisch Verantwortlichen. Erfolg und Lernen unterliegt nicht dem Wohlfühlmodus, sondern verlangt nach Disziplin und Durchhaltevermögen. Das ist noch kein Garant für gute Leistung, aber noch seltener wird gute Leistung ohne Beharrlichkeit und Übung erreicht. Muslime versuchen Europa mit Gewalt und Fruchtbarkeit zu erobern, die Ostasiaten mit Verstand und absolutistischer Zielstrebigkeit. Sie werden gewinnen.

Siegfried Stein / 14.12.2018

Und das im Lande von ‘Nicolas Bourbaki’ resp. Jean Dieudonné, von anderen nicht zu reden. Nicht nur Frankreich - West-Europa hat auf.

O. Prantl / 14.12.2018

Die Benennung der bildungsfernen Menschen mit “Zuwanderer” ist falsch, denn Zuwanderer aus asiatischen, europäischen oder amerikanischen Ländern sind von diesem Problem nicht betroffen. Voraussetzung zur Lösung eines Problems ist vorrangig, dass die Beschreibung des Problems und der Betroffenengruppe richtig ist. Dieses ist offensichtlich nicht der Fall.

Claudia Maack / 14.12.2018

In Frankreich hat mathematische Begabung immer noch einen deutlich höheren Stellenwert als in Deutschland, und begabte Schülerinnen und Schüler werden hervorragend gefördert an den Elite-Prépas und den Elitehochschulen der Nation, deren Namen klingen wie der heilige Gral. Es ist eine Ehre, dort aufgenommen zu werden.  Zudem ist das mathematische Niveau an der Ecole Polytechnique oder in der Ecole Centrale höher als an vergleichbaren deutschen Unis. Und im Medizin-Concours fallen 80 % der Bewerber durch, weil sie an den Matheaufgaben scheitern, nicht an mangelnden Anatomiekenntnissen.  Das Problem ist jedoch, dass die vor 20 Jahren vehement vorangetriebene Internationalisierung der Elitehochschulen nun dem Land bitter aufstößt, weil die besten Köpfe Frankreichs in New York, London oder Singapur bleiben, wo sie ihr Auslandspflichtjahr verbracht haben. Sie haben Frankreich den Rücken gekehrt, obwohl das Land eine extrem teure Ausbildung, die schon an Privatunterricht grenzt, in sie investiert hat. Diese Ausbildung wird im Ausland vergoldet, in Frankreich war das früher auch mal so, aber das ist längst nicht mehr der Fall. Es fehlt dem Land das Geld, die Elite zu halten. Nur die Aussicht, in Paris zu arbeiten, lockt keinen mehr, denn da bleibt vom ohnehin vergleichsweise geringen Gehalt (US-Firmen zahlen z.B mindestens das Doppelte für einen Top-Finanzmathematiker) nur wenig übrig. Zurück bleiben diejenigen, die keine Fremdsprache können, die Bequemen, die Abgehängten und im schlimmsten Fall die Unbeschulbaren. Und die eitlen Fatzkes, die hohe Beamte werden wollen, um den Staat zu melken und Privilegien abzugreifen. Die echten Leistungsträger sind weg. Das ist in der Tat dramatisch.

Paul Braun / 14.12.2018

Artificial Intelligence als Ersatz für erodierende Intelligenz - da steckt bestimmt ein “kluger” Kopf dahinter.

Wolfgang Lechner / 14.12.2018

Sehr geehrter Herr Heinsohn, die Evolution einer Spezies braucht keine Mathematik und benötigt auch keine Hightecwelt und schon gar keine Weltraumreisen. Es geht einzig um hohe Reproduktion, damit eine ausreichende Auswahl zur Anpassung an sich ändernde Lebensbedingungen zur Verfügung steht. Die Inteligenzbolzen vermehren sich nur noch gering, die Primitivos dafür umso mehr, wie wir ja beobachten können. Die weitere Entwicklung ist ohne Schwierigkeit einschätzbar.  Die neue Spezies wird der Homo stupidus sein,  mit reduzierter Hirnmasse und stark geschwollenem Stammhirn. Freuen wir uns also darüber, daß wir in die Intelligenzphase der menschlichen Entwicklung hineingeboren wurden, alles weitere geht seinen Weg, egal wieviel BSP wir ausgeben werden.

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