Thomas Rietzschel / 17.05.2025 / 14:00 / Foto: Montage achgut.com / 23 / Seite ausdrucken

Warum der „wehrhafte Staat“ mit Kanonen auf Spatzen schießt

Die wirklichen Probleme der inneren Sicherheit mögen deutsche Regierungen inzwischen bekanntlich nicht einmal mehr klar benennen. Aber Macht wollen sie dennoch demonstrieren. Zum Glück lassen sich mit großem Theaterdonner Phantasie-Könige jagen.

Gefahr ist im Verzug. Royalisten wollen die Regierung stürzen, um Schluss zu machen mit der Demokratie. Etwa 600 dieser Terroristen werden vom Inlandsgeheimdienst zwischen Hamburg und München, zwischen Köln im Westen und Bautzen im Osten gezählt. Jeder ein kleiner Duodezfürst, der seinen Schrebergarten oder die Wiese hinterm Reihenhaus zu einem exterritorialen Gebiet innerhalb der Bundesrepublik erklären möchte – mit Zollschranken, einer eigenen Polizei und Beamten, die Pässe ausstellen. Wer einreisen möchte, soll ein Visum benötigen.

Einen dieser Staatsstreich-Verdächtigen konnten die wachsamen Sicherheitsorgane vor Tagen hops nehmen. Peter Fitzek heißt der Mann, wohnhaft an wechselnden Orten und überall polizeibekannt. Wegen wiederholten Fahrens ohne Führerschein geriet er in Konflikt mit dem Gesetz. Deshalb und weil er das „Königreich Deutschland“ ausrief, zunächst beschränkt auf den eignen Garten, später auf ein neun Hektar großes Brachland am Rande von Wittenberg erweitert, darauf die Ruine eines ehemaligen Krankenhauses. Vermutlich sollte es der Regierungssitz des „Königreichs Deutschland“ werden. 

Wegen dieser Märchenphantasien und des umstürzlerischen Fahrens ohne Führerschein stand der spätpubertierende Maulheld, ein gelernter Koch, mehrfach vor Gericht, wurde zu Freiheitsstrafen auf Bewährung verurteilt, gelegentlich sogar eingebuchtet, nach kurzem aber stets wieder laufen gelassen. Die Richter fürchteten wohl, sich selbst lächerlich zu machen, indem sie den Lächerlichen ernst nehmen. 

Der inszenierte Unsinn ist nicht banal

Nicht so die „demokratischen Parteien“ als Inhaber des Staates. Sie fühlten sich bedroht und reagierten mir der „ganzen Härte“. Zur Festnahme des irren Peter wurde eine Spezialeinheit der Polizei in Marsch gesetzt. Jeder Beamte bis an die Zähne bewaffnet und eingekleidet in einen Kampfanzug, der den Mann einhüllte und nur einen Sehschlitz für die Augen freiließ. 

Das machte Eindruck. Der Abgeführte indes nahm es gelassen. Er wusste ja, mit wem er es zu tun hatte, mit Politikern, die sich gern mächtig aufspielen, wo mit martialischer Gegenwehr nicht zu rechnen ist. Nur Lieschen Müller und der kleine Mann auf der Straße, wir alle sollten den Eindruck gewinnen, dass hier ein Attentäter gefasst wurde.

Sie finden das übertrieben, nicht weniger lächerlich als das kindische Spiel der bekloppten Männer und Frauen, die sich benehmen wie die Kinder, wenn sie sich an Fastnacht als König und Königin kostümieren. 

Stimmt! Und dennoch ist der inszenierte Unsinn nicht so banal, wie es den vernunftbegabten Bürgern vorkommen mag. Schießt der Staat doch wieder einmal mit Kanonen auf Spatzen, um von anderem abzulenken, etwa von der Gefahr, die uns droht, seit Frau Merkel 2015 die Grenzen für alle, auch für islamistisch indoktrinierte Gotteskrieger, geöffnet hat; oder von der Ausbreitung der Gewalt im öffentlichen Raum, die nun wiederum die fast schon alltäglichen Messerattacken zur Verteidigung einer „Ehre“ nach sich zieht, wie sie in der arabischen Welt, im fernen Morgenland unverdrossen hochgehalten wird, abseits der moralischen gebändigten Zustände bei uns im aufgeklärten Westen. 

Über all das lässt sich der Mantel peinlichen Schweigens umso leichter decken, je mehr erfundene Bedrohungen einschüchternd befeuert werden. Werden die Zeitungen und die Sendezeiten mit Berichten über Heinrich XIII. Prinz Reuß und seinen senilen Hofstaat oder wie eben jetzt mit Meldungen zu „König“ Fitzek gefüllt, bleibt wenig Platz für das, was uns tatsächlich so auf den Nägeln brennt wie die Folgen der staatlich gesteuerten Corona-Hysterie, dem tatsächlichen versuchten Staatsstreich der Regierung gegen die Demokratie zur Erlangung der totalen Macht über das Volk. Daran wird das Land noch zu tragen haben, wenn Fitzek und andere mit ihren infantilen Träumereien längst abgetreten und begraben sind. Was dann von ihnen bleibt, dürfte nicht mehr sein als der komische Eindruck lächerlich verspießerter Hochstapler, mit deren lautstarker und waffenstarrender Verfolgung sich der Staat mindestens ebenso lächerlich machte. 

Denn wer mit Kanonen auf Spatzen schießt, hat von vornherein verspielt, weil er entweder die Fähigkeit verloren hat, Gefahren realistisch einzuschätzen oder solche erfindet, um das Volk hinter die Fichte zu führen, als ob nicht jedermann wüsste: Lügen haben kurze Beine.

 

Dr. Thomas Rietzschelgeboren 1951 bei Dresden, Dr. phil, verließ die DDR mit einer Einladung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Er war Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ und lebt heute wieder als freier Autor in der Nähe von Frankfurt. Verstörend für den Zeitgeist wirkte sein 2012 erschienenes Buch „Die Stunde der Dilettanten“. Henryk M. Broder schrieb damals: „Thomas Rietzschel ist ein renitenter Einzelgänger, dem Gleichstrom der Republik um einige Nasenlängen voraus.“ Die Fortsetzung der Verstörung folgte 2014 mit dem Buch „Geplünderte Demokratie“. Auf Achgut.com kommt immer Neues hinzu.  

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Leserpost

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Harald Hotz / 17.05.2025

Es kommt darauf an, welchen Zweck “unsere Demokraten” verfolgen. Wenn man annimmt, daß der Feind “unserer Demokratie” das autochtone Volk ist, dann macht vieles Sinn, was ansonsten völlig irre erschiene. Das rigorose Vorgehen gegen deutsche Staatsbürger bei Demonstrationen gegen die Regierenden, das rigorose Bestrafen von Meinungsäußerungen, die den Regierenden mißfallen, die Absonderung und Ächtung von regierungskritischen Parteien, medien-gestützte Hetze und NGO-gestützte Denunziation von Regierungskritikern, die medienwirksame Verfolgung und Bestrafung von relativ harmlosen politischen Spinnern, bei denen im Fall einer nicht-deutschen Herkunft wahrscheinlich sofort ein psychisches Leiden diagnostiziert würde etc. - Bestrafe einen, erziehe hundert! - Auch die Diskussion um ein Verbot der AFD verfolgt nur den Zweck, potentielle AFD-Wähler und Mitglieder einzuschüchtern. - Wir beobachten die AFD! Und wir beobachten auch Dich!! Pass bloß auf!!!- Jedem, der ein AFD-Verbotsverfahren fordert dürfte klar sein, daß die Beweislage hinsichtlich der Verfassungsfeindlichkeit der AFD derart lächerlich dünn ist, daß nicht einmal ein total korrupiertes Verfassungsgericht sich trauen könnte, ein Verbot auszusprechen. Aber allein die Diskussion darüber trägt zur Verunsicherung der Bürger bei, und der verunsicherte Bürger ist der folgsame. - Härte gegen die eigenen Staatsbürger, kompensiert durch geradezu selbstlose Nachsicht gegenüber denen, die man ins Land gerufen hat. Teile des politischen Establishments sehen anscheinend im eigenen Volk ihren Feind.

M.Beyer / 17.05.2025

Fahren ohne Führerschein ist keine Straftat , sondern Fahren ohne Fahrerlaubnis.

Martin Stumpp / 17.05.2025

Wenn ich mich richtig erinner wollten angeblich schon 8 Hanseln aus Chemnitz mit Luftgewehr und Baseballschläger die Regierung stürzen, ich erinnere mich an irgend eine Oma über 70 die in Karlsruhe vorgeführt wurde, natürlich die Reuß Truppe mit ihren Außerirdischen Verbündeten, sehr gefährlich :)) und jetzt der König von Deutschland. Letzterem kann man sogar einige Wirtschaftsvergehen nachweisen, aber einen Umsturz??? Die Frage die sich mir stellt ist, geht es wirklich nur um Ablenkung? Oder geht dem Parteienkartell der berühmte Allerwerteste vielleicht doch auf Grundeis, wie es bei der Bundeswehr, die jetzt wieder kriegstüchtig werden soll, zu meiner Zeit hieß. Der Graben um den Bundestag lässt diese Möglichkeit zumindest offen. Man fürchtet schließlich einen gefährlichen Feind! Das eigene Volk, wie J.D. Vance es so schön formuliert hat.

Christoph Schwiers / 17.05.2025

Lügen haben kurze Beine, meint der Autor am Ende des treffenden Kommentars? Nun, für diese Lügen betreiben Staat, NGOs und ÖRR einen sehr großen Aufwand, teilweise ist es die Hauptbeschäftigung - denken Sie an Correctiv und was da vor einem Jahr für eine Inszenierung stattfand. Mit großem Aufwand gut gemachte Lügen können durchaus funktionieren. Sie funktionieren auch nicht wegen der Dummheit der Mehrheit, sondern wegen ihrer Bequemlichkeit, so als ignorierte man bei einem Familienmitglied, dass dieses höchst kriminiell ist und das nur verbirgt - wenn der schöne Schein nämlich zerstört und die Wahrheit offenkundig, dann wird es hart, hässlich und unbequem. Deshalb wollen die Menschen auch nichts mehr von Corona hören, sie wollen keine Aufklärung - sondern so tun als wäre alles wie vorher. Selbsttäuschung, Bequemlichkeit - das sind starke Mechanismen… Zur Frage der wirklichen Bedrohung der Inneren Sicherheit muss man wohl nichts sagen: wir wissen, wer Kalifate errrichten und Israel zerstören will oder bei wessen Demos viele Polizisten verletzt werden oder wer dutzende Polizeiautos oder anderes in Flammen aufgehen lässt….

Horst Jungsbluth / 17.05.2025

Diese Leute, die durchaus keine Unschuldslämmer sind, kommen unseren “ewig Unverantwortlichen” wie gerufen, lenken sie doch hervorragend von dem ganzen Irrsinn ab, den Claudio Casula vier Jahre lang so eindrucksvoll beschrieben hat. Und aus Berliner Sicht, wo alles schon sehr viel früher angefangen hat, schließe ich nicht einmal aus, dass selbst dieses Theater ganz bewusst inszeniert wurde. In diesem Land kann man fast nichts mehr ausschließen, übrigens auch das Gegenteil nicht, leider aber, dass sich Politik, Verwaltung und Justiz endlich dazu aufraffen, um diesen Irrsinn zu beenden und Medien sowie Interessenverbände ordentliche Arbeit leisten. Denn all zulange kann das nicht mehr gutgehen, aber soll es wahrscheinlich auch gar nicht.  Die Verantwortlichen jedenfalls dafür hat man schon.

Marc Jenal / 17.05.2025

Es geht nicht um Spatzen. Es geht um das Einhämmern und Durchsetzen von Privilegien für eine Sekte und das Schaffen von Chaos. Wer zur Sekte gehört ist teils undurchsichtig, wer nicht ist klar: Jeder, der sie oder ihre Dogmen und ihren absurden, komplett widersprüchlichen Wahnsinn in Frage stellt. Als Islamist und linksradikaler Kravallmacher hat man gute Chancen deren Schutz zu geniessen, als devoter Hofberichterstatter der Presse sowieso, auch als Geldbeschaffer mittels Bilanzfälschung per Sondervermögen, als Cum-Ex-Beteiligter, als Subventionsjäger, als Zerstörer der wetterunabhängigen Energieversorgung oder nur als Beschaffer von Staubschutzmasken für die Inszenierung einer monatelangen Ausgangssperre, schlussendlich als Zerstörer sämtlicher Sozialwerke mittels Bürgergeld ebenso der Sicherheit mittels Schlepperei/Dauerversorgung für junge, gewaltaffine, bildungsferne, mittelalterlich sozialisierte Männer. Die Machtstruktur innerhalb der Sekte ist ebenfalls nicht durchschaubar oder wechselhaft. Die Polizei ist wertvoll zur politischen Einschüchterung/Verfolgung der Opposition, muss aber einstecken, wenn höher Gestellte wie Antifa/Islamisten antreten. Die Staatsanwaltschaft hat gerade den Messerstecher rausgelassen, der Tags zuvor einen Polizisten in den Hals gestochen hat (der dank Not-OP überlebte). Für Impf- und GEZ-Verweigerer hat es Platz im Knast, für solch Originelle wie den Koch aus obigem Artikel wohl auch. Was für ein Wahnsinn. Der Koch ist wohl der Normalste.

Ursula Volk / 17.05.2025

Wir dürfen doch annehmen, dass die königlichen Armeen vernichtend geschlagen wurden, vor allem die mit Spezialwaffen ausgerüsteten Füsiliere und die mutigen Dragoner! Nicht dass in zweihundert Jahren eine Gegenrevolution kommt.

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