In neuen Werk des Übersinnlichkeitsfilmers M Night Shyamalan („The Sixth Sense“) begehen Ostküstenamerikaner kollektiv Selbstmord, indem sie sich aufhängen oder von Hochhäusern springen. Ausnahmsweise ist die Auflösung nicht von der Art, dass ein skrupelloser Pharmakonzern Gift in die Gewässer…ein noch gemeineres Mobilfunkunternehmen Todesstrahlen…geheime Labors der US-Army eine neue Waffe zur Erreichung der Weltherrschaft…
Nichts davon. Genau genommen, gibt es in „The Happening“ gar keine Auflösung. Die Ursache der Suizid-Welle bleibt ein Rätsel, wie die der Vogel-Attacken bei Hitchcock. ICH könnte eine Erklärung liefern…
Nehmen wir an, es kommt am Ende des Films heraus (im Kino geht das ja), die Bewohner der Ostküste hätten eine Woche lang nur deutsches Fernsehen empfangen (und auch verstehen) können. Eine Woche, in der Politiker in Talkshows über Kinder/Alters/Mittelständlerarmut (bitte ankreuzen) barmen. Das ruckartige Versiegen des Öls prophezeien, den baldigen Zusammenbruch der Kranken/Renten/Pflegekassen (bitte ankreuzen) vorhersagen. Eine ganze Woche, in der selbst ernannte „Ernährungsberater“ und „Verbraucherschützer“ in Magazinen wie „Monitor“ mit Leichenbittermiene neue, letale Gifte im Weißwein, Importobst, Rindfleisch, Ziegenkäse, in Tigergarnelen und Jeansstoffen aufstöbern. Sieben lange Tage, an denen in jeder Nachrichtensendung ein Ethikpapst vom Schlage Geissler Gerechtigkeitslücken, soziale Eiseskälte, Zweiklassengesellschaften und Ellenbogen-Mentalitäten geißelt. 160 Stunden, in denen Leute, die nichts Besseres zu tun haben, Fernsehreportern die Mikros voll nölen, wie grottenschlecht es ihnen geht und dass „die da oben“ sich was schämen sollten. 9600 Minuten, in denen alle Kanäle sich mit Beispielen überbieten, wie Profitgeier mit weißem Kragen die Unternehmen dieses Landes mittels Methoden führen, die sie bei Dr. Mabuse abgekupfert haben. 576000 Sekunden, in denen unablässig die Klimakatastrophe beschworen wird; wo verheerende Wirbelstürme, Sintfluten, Dürren, Klimakriege, Massenelend, Verkarstung, Pestilenzen, Feuersbrünste u.v.a.m. bereits für die allernächste Zukunft in Aussicht gestellt werden.
Und dann sehen sie, die armen Ostküstenamis, tief geschockt auch noch in Großformat das Gesicht von Ursula Engelen-Kefer aufscheinen, die auf eine Frage von Anne Will…
Jetzt aber rasch aufs Hochhaus und hopp-hopp. Wäre doch die logischste Erklärung der Welt.