Henryk M. Broder / 19.02.2019 / 15:45 / 23 / Seite ausdrucken

War die Gründung Israels nicht auch ein Kreuzzug?

Wenn es etwas gibt, worauf man sich immer und überall verlassen kann, dann ist es die Kompetenz gebildeter Zeitgenossen in Sachen Israel, Judentum und Ressentiments. Die Pole-Position in dieser Disziplin hält immer noch Focus mit seiner Schlagzeile "Israel droht mit Selbstverteidigung", aber das muss ja nicht auf alle Zeiten das letzte Wort bleiben. 

Nachdem ich bei einer Diskussion in Wien für "Intoleranz gegenüber Intoleranten" plädiert hatte, kam ein Wiener Journalist auf mich zu und fragte, ob das "auch für Israel und den Zionismus" gelten würde. Einen Tag später, nach einer zivilisiert verlaufenen Diskussion über den Umgang mit gewaltbereiten Islamisten im Hangar 7 von Servus TV, ging die Unterhaltung bei Canapes und Wein weiter. Wie in solchen Fällen üblich, kam die Rede auch auf die Grausamkeiten auf dem Konto der katholischen Kirche. Ich bemerkte, der letzte Kreuzzug liege doch schon ein paar Monate zurück, die katholische Kirche habe längst eine andere Haltung, sogar der deutsche Bischof Reinhard Kardnal Marx mag von einem "christlichen Abendland" nicht mehr sprechen, weil dieser Begriff "ausgrenzt". Worauf ein Teilnehmer der Runde, ein sympathischer liberaler Anwalt, in aller Unschuld die Frage stellte: "War die Gründung Israels nicht auch ein Kreuzzug?"

Ja, Freunde, so denkt "es" in Euch. Worüber auch geredet wird, und sei es der Anbau von Meerrettich auf den Seychellen, Ihr kriegt immer die Kurve zu Israel, Juden, Zionisten. Die stecken Euch quer im Rachen der Geschichte. Schluckt es doch unter, damit endich a Ruah is! 

Und hier noch ein frisches Beispiel über den ganz normalen Umgang mit vollkommen anormalen Situationen, ein dpa-Bericht über den Alltag an einer jüdischen Schule in Berlin: Lernen mit Kippa und Polizeischutz. Obwohl man in diesem Fall auch sagen muss: Wer sich so etwas antut, der hat gleich mehrere an der Klatsche.

 

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Andreas Rühl / 19.02.2019

Es ist nahezu unmoeglich, mit noch so gebildeten, noch so großherzigen, noch so liberalen, noch so bürgerlichen, noch so weltlaeufigen deutschen buergern ueber Israel normal zu sprechen. Das geht nicht. Schon lange nicht. Ob nicht mehr, vermag ich nicht zu sagen. Fakt ist, dass wir das Unbehagen an der Ermordung unserer Mitbürger, an dem Versuch, Millionen von Menschen physisch zu vernichten, offenbar auf Israel projezieren. Mit Kategorien, die nicht in der psychiatrie Verwendung finden, ist das Phänomen nicht mehr beschreibbar. Ich habe das Problem dadurch geloest, dass ich ganz zu Anfang eines jeden gespraechs totale zustimmung zu der israelischen siedlungspolitik signalisiere und gleich drauf mich zu trump rueckhaltlos bekenne. Beides ist nicht ganz richtig, aber ab dem Augenblick werde ich mit gespraechsangeboten politischer Art komplett verschont. Es ist ja so…. Unter Psychosen leiden die am wenigsten, die sie haben.

Thomas Taterka / 19.02.2019

Ganz flach geantwortet : Nein. Die Gründung Israels war der Versuch, allen Juden einen Staat zu geben, der sie vor Verfolgung und Ermordung schützt. Das war die richtige Konsequenz aus dem europäischen Massenmord. Und ich hoffe,  daß dieser Staat mit allem, was möglich ist,  verteidigt wird. Es kann in dieser Frage keinen Kompromiss geben.

Arnd Siewert / 19.02.2019

Komisch bis entlarvend, daß die ganze Gewalt der nahöstlichen Nachbarn Israels nicht negativ gewertet wird? Wo sind die Friedensbewegten? Ist die finanzielle Förderung zum Hass gegen den Judenstaat so lukrativ das alle das Maul halten wenn die Gewalt auflodert? Wäre Frieden mit Israel keine Option für seine Nachbarn? Nein nur seine //nicht mögliche// Vernichtung? Dieser Hass ist wie Burka und Hijab über die Köpfe gezogen und vereint so wunderbar ausgrenzend!

Marc Blenk / 19.02.2019

Lieber Herr Broder, “Israel droht mit Selbstverteidung”. Klarer, deutlicher kann es nimmer aus den Oberkästchen schwachstgeistiger Gewohnheitsantisemiten hervorblubbern, was diese Leute sind, die solches formulieren.  Da verschlägt es mir den Zornesbann. Ist es denn wirklich so, dass zu viel Genuß der Vorzüge einer ziviliserten Gesellschaft den Menschen geistig degenerieren und ihn der Dekadenz und dem politischen Irrsinn anheimfallen lässt? Es wäre schier zum Verzweifeln.

D. Wolters / 19.02.2019

Meerrettich auf den Seychellen, wem fällt da nicht spontan ein, dass man “Israel doch wohl noch kritisieren dürfe”. Mir fallen daraufhin im Gegenzug immer die Malediven ein: “Grundrechte wie die Rede- und Meinungsfreiheit sind eingeschränkt; im Vorfeld und während politischer Kundgebungen werden auch friedliche Demonstranten festgenommen. Religionsfreiheit wird ausdrücklich ausgeschlossen.” Warum die keiner kritisiert, ja, das wissen wir wohl alle - also alle, ausser den “Israelkritikern” natürlich.

Renate Weiß / 19.02.2019

Lieber Herr Broder, ich bin immer wieder über die Kaltschnäuzigkeit und Ignoranz der jetzigen Antisemiten entsetzt. Dabei bewundere ich Ihre stoische Art, dies nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern darüber zu berichten und zudem äußerst cool zu kontern - auch wenn es zum Heulen ist. Was vorgeht, tut sehr, sehr weh und ist mit menschlichen Dimsionen gar nicht zu erfassen. Momentan bin ich in Israel und sende von hier an Sie und alle Menschen ein aufrichtiges “Shalom”. Mehr als das sowie das absolute Bekenntnis zu Israel und Aufklärung über immer und immer wieder verdreht dargestellte Tatsachen kann ich leider nicht tun. Renate Weiß

Thomas Gruber / 19.02.2019

Und die Russen haben den deutschen Überfall auf die Sowjetunion doch tatsächlich dafür missbraucht, sich zu verteidigen!

norbert nofftz / 19.02.2019

Was ist eigentlich so schlimm an den Kreuzfahrerstaaten, beziehungsweise, was wäre die Alternative gewesen? Man möge sich mal bitte damit beschäftigen, was dem päpstlichen Aufruf zum ersten Kreuzzug voraus ging, und vielleicht auch, wie es sich mit der Lebensqualität innerhalb der Kreuzfahrerstaaten im Vergleich zur Lebensqualität außerhalb verhielt. Ein Tip: Innerhalb der islamischen Staaten wurden größere Migrationsbewegungen in Richtung der Kreuzfahrerstaaten - innerhalb derer es muslimische und jüdische Enklaven gab, die dort ihr eigenes Rechtssystem implementieren konnten - als Problem angesehen. Die Leute stimmten schon damals mit den Füßen ab, und zogen die Franken den islamischen Herrschern vor.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 12:15 / 35

Eilmeldung! Herr Schulz ist aufgewacht!

Im Büro der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann war nach einem Bericht von Achgut.com die Luft heute morgen offenbar besonders bleihaltig. Richtet man…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / 125

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.02.2024 / 10:00 / 80

No News aus Wolfsburg in der Tagesschau

In Wolfsburg stellt sich der VW-Chef auf die Bühne, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Die Belegschaft hat derweil andere Sorgen. Die Tagesschau meldet, auch an diesem Wochenende hätten tausende…/ mehr

Henryk M. Broder / 18.02.2024 / 11:00 / 57

Eine Humorkanone namens Strack-Zimmermann

Ja, wenn einem deutschen Politiker oder einer deutschen Politikerin nichts einfällt, irgendwas mit Juden fällt ihm/ihr immer ein. Dass immer mehr Frauen in hohe politische…/ mehr

Henryk M. Broder / 13.02.2024 / 06:00 / 186

Panikmache im Konjunktiv, Gehirnwäsche im Schleudergang

Gesetze zum Schutz der Demokratie sind das Vorspiel zur Abschaffung der Demokratie mit gesetzlichen Mitteln. Dazu müssen nur neue „Tatbestände“ erfunden werden, etwa die „verfassungsschutzrelevante…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com