@Julian Schneider. Ich bin selbst Beamter und entspreche schon gar nicht Ihrem Klischee. Und berufsbedingt kenne ich viele Beamte, die Ihrem Klischee auch nicht entsprechen. Etwas Differenzierung ist angebracht. Einheitsbrei ist Sache derer, unter die Sie alle Beamten einreihen.
@Dr Stefan Lehnhoff: Staatsquote < 10 % - stimme Ihnen voll zu! Keine Verwaltung auf dieser Welt braucht sog. “Beamte”, man muss die Leute nur richtig bezahlen, dann läuft der Laden von selber! P.S.: Es gab mal einen Artikel über den unbürokratischen Wiederaufbau von Hong Kong in der Nachkriegszeit hier auf der Achse. Das sollte Beweis genug sein, dass “Beamte” nur politisches Pulver der Parteien sind.
@ Wolfgang Schäftlmaier: Vielen Dank für den Hinweis mit den Beschäftigungsgesellschaften, das war mir bis dato nicht bekannt. Ich dachte immer bzw. habe dies so auch (damals!!!) der Presse entnommen, dass die Beamten übergeführt wurden in die neue, private Gesellschaftsform. Können Sie uns erzählen, was die Beamten der Beschäftigungsgesellschaften so machten und was für ein Budget p.a. dafür vorhanden war? Vielen Dank!
Das Problem ist ja nicht der Beamtenstatus an sich. Unkündbarkeit im Gegenzug für Gehorsam ist bei hoheitlichen Aufgaben durchaus sinnvoll. Das Problem sind bestimmte Privilegien für die es keine rationale Begründung gibt. Zuallererst natürlich die Höhe der Pensionen. 72% vom Brutto der letzten zwei Jahre ggü bei den Renten aktuell 48% und 42% in Zukunft vom Lebensdurchschnittverdienst ist durch nichts zu rechtfertigen. Die Sätze müssen identisch sein. Wie das System dann im Detail aufgebaut ist (alle in einer Kasse oder wie bisher getrennt) ist unwichtig. Ist im Endeffekt sowieso rechte Tasche linke Tasche, denn ob mir nun Rentenbeiträge vom Bruttolohn oder gleich direkt Steuern zur Finanzierung der Alten abgezogen werden, ist mir völlig wurscht. Das Netto was übrig bleibt interessiert mich…
Dieser pauschale Neidhammelartikel bedient unausrottbare Vorurteile: Beamte sind faul und überbezahlt. In der Wirklichkeit wird der “normale” Beamte schlechter bezahlt, als ein Angestellter mit vergleichbarer Qualifikation. Und der Staat spart Geld, weil er keine monatlichen Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung (Kranken- und Rentenversicherung) zahlen muss. Nur wenn beispielsweise der Beamte erkrankt und dadurch Kosten entstehen, leistet der Staat eine Beihilfe zu diesen Kosten. Die Differenz zum Rechnungsbetrag muss der Beamte selbst zahlen bzw. sich insoweit versichern. Beamter wird man nicht einfach so, sondern durch eine sehr anspruchsvolle Ausbildung. Die berufliche Karriere gelingt nur mit überdurchschnittlichen Leistungen, bewertet durch regelmäßige Beurteilungen (Zeugnisse) im Rahmen der Bestenauslese. Reformbedarf besteht an manchen Stellen sicherlich. Bitte nicht vergessen, welche mittelbare staatliche Unterstützung aus dem großen Steuertopf, in den auch Beamte einzahlen, die in der Privatwirtschaft arbeitenden Menschen wie selbstverständlich erhalten: zB Milliardenzuschüsse an die gesetzlichen Krankenkassen, wodurch eine kostenlose Mitversicherung aller Familienmitglieder ermöglicht wird; Milliardenzuschüsse an die gesetzliche Rentenversicherung, auch für die Rente ab 63. Darüber hinaus Milliardenzuschüsse an die Jobcenter auch zur Versorgung allzuvieler Arbeitsunwilliger, freundlich bezeichnet als “arbeitssuchend”. Milliarden für die Vollversorgung von Millionen Einwanderern, die gar keinen Anspruch auf Asyl haben, weil sie nicht politisch verfolgt werden und trotzdem ohne weiteres ins Land gelassen werden. Und Abschiebungen finden schon gar nicht mehr statt. Da schweigt des Autors Höflichkeit. Schließlich möchte er nicht in der rechten Schmuddelecke stehen. Der “normale” Beamte aber ist der ideale Sündenbock. Gegen diese “Schmarotzer” ist gut Stimmung machen. Mit Beifallsgarantie.
Die grössten Ungerechtigkeiten des Beamtenstatus gegenüber einem normalen Beschäftigungsverhältnis sind : 1. Der Beamte zahlt nicht in die Sozialkassen (Renten- und Arebtislosenversicherung ) ein; bei der Krankenversicherung gibt es mindesten 50% “Beihilfe, d. h. der Beamte muss also nur 50 oder weniger % versichern und bekommt dementsprechend günstiger Tarife, dazu bevorzugte Behandlung als Privatpatient. 2. Die Pension wird nach der letzten Gehaltsstufe berechnet, die ja erst spät im Berufsleben erreicht wird (In manchen Fällen aus diesem Grunde erst kurz vor der Pension), während beim Normalbeschäftigten das Einkommen jedes Jahres zur Berechnung hernagezogen wird. 3. Zusätzlich zu diesem unterschiedlichen Berechnungsmodus beträgt das derzeitige Rentenniveau ca 48% (des Durchschnittseinkommens über das Arbeitsleben), das Pensionsniveau 68 bis 72% des letzten (also höchsten ) Einkommens. Ausserdem bekommen die Beamten und Pensionisten ihre Bezüge am Anfang des Monats, die Normalbeschäftigten am Monatsende, gehen also bis zu ihrem Tod mit 1 verfügbarem Monatsgehalt weniger durchs Leben. Daraus ergeben sich folgende Forderungen : - Einbeziehung der Beamten in die Sozialversicherung - Abschaffung der “Beihilfe” ( und des damit beschftigten Verwaltungsapparates) - Umstellung des Auszahlungstermins der Beamtenbezüge auf Monatsende - Berechnung der Pensionen nach dem durchschnittlichen Einkommen über das Erwerbsleben - Angleichung des Niveaus von Renten und Pensionen in % des Einkommens
Sie haben einen wesentlichen Grund für den Beamtenstatus vergessen: es ist bezüglich der Versorgung das Prinzip buy now, pay later. Für einen ‘normalen’ Arbeitnehmer werden in jedem Monat zuzüglich zum Lohn Arbeitgeber Beiträge für Renten- und Krankenversicherung fällig. Die entfallen im Augenblick für den Beamten, werden erst im Ruhestand desselben fällig, s. o.. Für den Beamten selbst ist das unerheblich. Die Nettobezüge für einen Beamten und einen Angestellten in vergleichbarer Eingruppierung sind bis auf Kleinigkeiten (Zuschuß zur Krankenversicherung, u. U. Steuervorteile wegen des bei gleichem Nettoeinkommen höheren Bruttoeinkommen des Angestellten) gleich.
Ihr Wort in Gottes Ohr. Allein mir fehlt der Glaube. Wenn irgendetwas in Deutschland Bestand bis zum Untergang haben wird, dann die Privilegien der Beamten. Wer sollte auch jene Bevorzugung abschaffen? Die Politiker, selbst beamtet, sicher nicht. Die komplette Abschaffung wäre auch gar nicht nötig, allerdings die Minimierung der Beamtenverhältnisse, ausgerichtet am tatsächlich Sinnvollen. Richter und Polizisten würde man sicher am ehesten den Beamtenstatus zugestehen, Lehrern bspw. hingegen nicht. Aber wie sieht die Realität aus? Berlin klagt besonders über Lehrermangel, schliesslich war dort zeitweise kein Beamtenstatus mit dem Lehreramt verbunden. Was geschieht? Es wird nicht etwa bundesweit auf angestellte Lehrerjobs umgestellt, nein, Berlin zieht einfach mit dem Beamtenstatus nach. Und wer einmal erlebt hat, wie leichtfertig zeitweise “verbeamtet” wurde, der kann nur den Kopf schütteln. Beispiel Telekom: heute noch sind etliche nachrangige Sachbearbeiter- und Sekretärinnenjobs mit Beamten besetzt, welche jenen Vorzug wegen “hoheitlicher Aufgaben” in der Vergangenheit erhielten. Schon das Programmieren einer IT-Anwendung, die deutschlandweit eingesetzt werden konnte, eignete sich bereits als Nachweis einer solchen “hoheitlichen Aufgabe”. Gleiches gilt für sämtlicher Ämter und (ehemalige) Staatsunternehmen. Und wer dann noch so leichtsinnig war und ist, das Nettogehalt von Beamten und Angestellten zu vergleichen, der kann nur noch ärgerlich werden - es sei denn, er ist eben Beamter, mit gesicherten Arbeitszeiten, faktisch unkündbar, über den Arbeitgeber privat(!) krankenversichert, mit sicherer Pension (beitragsfrei) sowie ohne Einzahlung in die Arbeitslosenversicherung. Und zur Krönung dann die dauernde Unzufriedenheit jener Zeitgenossen, vergleichen sie sich doch gern mit dem Brutto(!)-Gehalt von Nicht-Beamten…
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