Oliver Marc Hartwich, Gastautor / 12.02.2007 / 14:10 / 0 / Seite ausdrucken

Wär’ ich doch in Düsseldorf geblieben

Nach ein paar Tagen, die ich im befreundeten Ausland (sprich: in Deutschland) verbracht habe, bemerkte ich gestern schon auf dem Düsseldorfer Flughafen, dass ich wieder nach Hause, ähm, nach England fliege. Kaum war das Boarding beendet, erklärte uns ein offenbar genervter Lufthansa-Kapitän, dass wir nun noch einige Zeit am Gate zu stehen hätten, da die britische Flugsicherung heute “überraschenderweise” unterbesetzt sei und man daher vorsorglich die Kapazität des ohnehin stets überlasteten Flughafens Heathrow reduziert hätte. Die Folge: Verspätungen bei fast allen Flügen nach London.

Die Kollegin Cornelia Fuchs, seit September 2006 die GB-Korrespondentin des Stern, hat offenbar ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Dem Bericht auf ihrem Blog ist kaum etwas hinzuzufügen. Außer natürlich, dass man sich über das Dauerärgernis Heathrow eigentlich nicht wundern muss. Schließlich gibt es in Heathrow gerade einmal zwei Landebahnen und vier Terminals, von denen zumindest drei das Etikett “Vorsintflutlich” verdienen. Terminal 5 wird zwar nächstes Jahr eröffnet, aber dessen Planung brauchte fast drei Jahrzehnte. Ob und wann eine zusätzliche Landebahn einmal für Entlastung sorgen wird, steht hingegen in den Sternen.

Eigentlich sollten Flugbegleiter vor der Landung in London ihre Passagiere warnen: “Meine Damen und Herren, in Kürze werden wir in Heathrow landen. Bitte klappen sie die Tische vor Ihnen hoch und stellen Sie Ihre Uhren um vierzig Jahre zurück.”

Da in den britischen Medien aber das Fliegen als Klimakiller No. 1 dargestellt wird, sind Erweiterungen der britischen Luftverkehrsinfrastruktur politisch nur schwer zu vermitteln. Auch gibt es Interessengruppen wie “Plane Stupid”, die sich den Slogan “Bringing the aviation industry down to earth!” auf ihre Fahnen geschrieben hat. Das klingt ein wenig nach Terrorismus, nur mit dem Unterschied, dass die Flugzeuge hier vor dem Abstürzen erst gar nicht mehr abheben sollen. Aber so wird in England tatsächlich diskutiert.

Wenn das hier so weitergeht, dann bleibe ich irgendwann eben doch lieber in Düsseldorf.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Oliver Marc Hartwich, Gastautor / 24.06.2016 / 09:45 / 0

„Wen der Brexit nicht aufweckt, dem ist nicht zu helfen“

Achse-Autor Oliver Hartwich lebt in Neuseeland und ist dort Direktor des Wirtschafts-Verbandes und Think-Tanks „The New Zealand Inititiative.“ Gestern (das britische Abstimmungs-Ergebnis war noch nicht…/ mehr

Oliver Marc Hartwich, Gastautor / 27.09.2015 / 02:39 / 0

A plea for national identity

Diese Woche erhielt ich meine dauerhafte und uneingeschränkte Aufenthaltsgenehmigung für Neuseeland (nachdem ich zuvor mit einem australischen Visum in Wellington lebte). Grund genug, sich über…/ mehr

Oliver Marc Hartwich, Gastautor / 18.09.2015 / 10:13 / 6

Die EU zerfällt

Letzte Woche schrieb ich an dieser Stelle, dass Europas Flüchtlingskrise die EU entzweien könnte. Diese Woche konstatiere ich die Fortschritte während der letzten sieben Tage…/ mehr

Oliver Marc Hartwich, Gastautor / 11.09.2015 / 09:55 / 6

Die europäische Flüchtlingskrise bringt die EU ins Wanken

„Immerhin kommt Deutschland jetzt in den Medien besser weg“, sagte mir ein befreundeter Geschäftsmann vor ein paar Tagen. „Ein erfreulicher Unterschied zu dem, was wir…/ mehr

Oliver Marc Hartwich, Gastautor / 09.09.2015 / 11:00 / 2

Europas Niedergang und seine Wurzeln

Vor fünf Jahren bot mir Alan Kohler an, im wöchentlichen Turnus die Wirtschaftslage in Europa zu kommentieren. Inzwischen habe ich die europäische Schuldenkrise in mehr…/ mehr

Oliver Marc Hartwich, Gastautor / 29.08.2015 / 03:13 / 3

In eigener Sache: Why Europe Failed

Am Montag erscheint im australischen Connor Court-Verlag mein Essay Why Europe Failed. Hier schon einmal eine kurze Zusammenfassung und ein Auszug: “Oliver Hartwich has written…/ mehr

Oliver Marc Hartwich, Gastautor / 16.08.2015 / 01:38 / 1

Mit links ins Abseits

Der Wettstreit um den Vorsitz der britischen Labour-Partei ist in Australien nicht vielen ein Anliegen. Wozu sich in die internen Debatten einer Partei vertiefen, die…/ mehr

Oliver Marc Hartwich, Gastautor / 31.07.2015 / 09:42 / 2

Monetäre Tollheit lässt sich noch steigern

Wenn man in einer Grube steckt, sollte man mit dem Graben aufhören. Jedoch gilt diese Weisheit offenbar nicht in der Eurozone. Nach fünf turbulenten Jahren…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com