Ist das Ihr Ernst? Sie halten Martin Schulz für sympathisch und vielleicht sogar glaubwürdig? Den Martin Schulz, der als EU-Parlamentspräsident horrende Sitzungsgelder für Nicht-Anwesenheit und steuerfreie Pauschalen eingestrichen hat? Der gut dotierte Posten nach persönlichem Gutdünken statt nach Befähigung verteilt hat? Der Martin Schulz, der die einströmenden ungebildeten Migranten aus rückständigen Gesellschaften als “wertvoller als Gold” bezeichnete? Tut mir leid, aber unter diesen Voraussetzungen ist Ihr Artikel wirklich nicht ernst zu nehmen, sondern nur ein weiteres Beispiel für realitätsfernes betreutes Denken.
Sehr geehrter Herr Weißgerber, ich kann vieles von dem, was Sie sagen, gut nachvollziehen, allerdings nicht das, was Martin Schulz betrifft: In der zentralen Frage der Zuwanderung aus dem muslimischen Kulturkreis scheut er klare Aussagen wie der Teufel das Weihwasser. Ich werde jedenfalls nicht aus Mitleid wählen, sondern aus Wut und Besorgnis.
Ja Herr Weißgerber, Ihnen ergeht es wie vielen anderen Wählern der beiden Volksparteien. Diese Bürger haben in Wahrheit keine Alternative, weil sie zum einen emotional an “ihre Partei” gebunden sind und zum anderen bei einem Wechsel (etwa zu der anderen Volkspartei oder zur FDP) nach schwersten inneren Kämpfen doch wieder diesselbe Politik vorfinden. Und wenn Sie nicht wählen gehen, entsteht für die Republik auch keinen Schaden; denn welche Parteien an den Rändern sollen bitteschön davon profitieren. Ob die “Sonstigen” einen Prozentpunkt mehr oder weniger haben, ist bei der Simulation von Demokratie nicht von Belang.
Ich habe seit ich wählen darf (bin jetzt 52) SPD gewählt und war 15 Jahre lang Mitglied dieser Partei. Ich werde dieses Jahr zum ersten Mal den rechten Rand wählen und dies aus voller Überzeugung und mit kühlem Kopf. Mit der SPD habe ich überhaupt kein Mitleid. Anstatt sich mit der Kritik und dem Anliegen vieler SPD Wähler auseinander zu setzen, wurden diese als “Pack” und Neo-Nazis beschimpft. Auf mein Austrittsschreiben kam lediglich eine vorgefertigte Antwort. Also legt man auf Menschen wie mich in dieser Partei keinen Wert. Damit kann ich gut leben. Ich weiß, mit meiner Stimme werde ich höchstwahrscheinlich an dem ganzen Irrsinn in Deutschland nichts ändern, aber ich kann mir wenigstens morgens noch im Spiegel ruhig ins Gesicht sehen.
Ich denke, wie alle können lange warten, bis ein Politiker klare Positionen zu kontroversen Aussagen aus der jeweils eigenen Partei beziehen wird. So z. B. auch Frau Ösuguz’ Aussage, dass es keine deutsche Kultur als solches gäbe. Da dies einfach so stehen gelassen wird, gehe ich davon aus, dass diese Aussagen innerhlab der Partei und vor allem von Vorsitzenden und auch Kanzlerkandidaten vollumpfänglich geteilt werden. Warum soll ich eine Partei wählen, die meint, es gäbe keine deutsche Kultur? Das wäre in jedem anderen Land, z.B. Frankreich, undenkbar.
Wenn Sie weiterhin eine Partei der ,,Etablierten,, waehlen, dann zementieren Sie den von Ihnen beschriebenen Zustand. Nichtwaehlen ist zumindest ein Protest, der sichtbar ist Um Leben in die Bude zu bringen, kann man durchaus die AfD waehlen, obwohl mit Bauchschmerzen.
In Frankreich gibt es die Möglichkeit des vote blanc. Ich komme meiner staatsbürgerlichen Wahlpflicht nach, kann aber aus Gewissensgründen weder den vorgeschlagenen Kandidaten noch den Parteien meine Stimme geben und tue dieses öffentlich kund (der Anteil der weißen Stimmen wird veröffentlich). Hierzulande kann man leider nur eine ungültige Stimme abgeben, was ja zumeist bedeutet: zu doof, den Zettel richtig auszufüllen.
Sehr geehrter Herr Weißgerber, Ihre Hoffnung auf die SPD und ihren Spitzenkandidaten weckt bei mir Erinnerungen an die DDR: Dort wurde immer wieder erklärt, dass nur diejenigen, die sich bei den Pionieren/ in der FDJ/ in der SED engagieren, den Staat mitgestalten zu können. In einem Engagement für die heutigen sogenannten Volksparteien sehe ich Parallelen zur damaligen Zeit, da auch diese in der Verkrustung ihres Machterhaltes gefangen sind und eine Auseinandersetzung mit der Realitäten des Lebens möglichst vermieden wird. Ihr Rückzug und der vieler anderer gestandener Politiker aus der aktiven Politik erscheint mir hier als Beleg. Ich muss aber auch eingestehen, dass ich ratlos bezüglich der anstehenden Wahl bin, Ihre Hoffnungen vermag ich aber nicht zu teilen. Mit besten Grüßen aus Brandenburg C.S.
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