Klaus Leciejewski, Gastautor / 24.11.2019 / 12:00 / Foto: Pixabay / 5 / Seite ausdrucken

Versuchte Eröffnung einer Markthalle in Havanna

Kürzlich wurde hier in den Abendnachrichten über die Wiedereröffnung der alten großen Markthalle Havannas berichtet. Vor zehn Jahren hatte ich sie noch in einem völlig verwahrlosten Zustand erlebt, dann wurde sie geschlossen und später drei Jahre lang von Chinesen wiederhergestellt. Jetzt ist es keine traditionelle Markthalle mehr, sondern ein riesiger Supermarkt auf zwei Etagen. Der Fernsehbericht zeigte in der Einrichtung für Kuba ungewohnten westlichen Standard sowie zahlreiche Produkte, die die Kubaner seit Monaten oder sogar noch länger nicht mehr in Geschäften gesehen haben.

Am Samstag 9 Uhr sollte die Eröffnung stattfinden. Angesichts der Umstände ahnte ich einen größeren Auflauf. Das wollte ich mir anschauen. Die Halle liegt direkt am Rande der alten Neustadt, einem heruntergekommenen, aber dichtbewohntem Wohngebiet, so dass sie nicht mit PKW oder Bus erreicht werden muss. Von drei Seiten wird sie von baufälligen Häusern begrenzt, an der vierten von einer vielbefahrenen breiten Straße, dahinter ein altes Eisenbahngebiet.

Gegen 8 Uhr waren die Eingänge bereits von hunderten Kubanern belagert. Niemand wusste genau, welche Eingänge geöffnet werden, und wo sich in der Halle welche der einzelnen Supermärkte befinden. In den Zeitungen waren keine entsprechenden Pläne abgedruckt. Selbst die zu diesem Zeitpunkt zahlreich eintreffenden Verkaufsmitarbeiter, wussten nicht so richtig Bescheid. Vor dem vermuteten Haupteingang, an der Seite zu einer der alten Straßen Havannas, die sich in vielen Windungen und mit unterschiedlichen Namen von der Altstadt bis an den Stadtrand hinzieht, drängte sich bereits ein Pulk von weit über 100 Menschen, in deren Mitte bereits erste Rangeleien begannen. Rings um die Halle herum wanderten dicht an dicht Menschen, um weitere Eingänge herauszufinden, die jede Minute anwuchsen, und den Verkehr auf den Straßen behinderten.

Ich wollte mich nicht anstellen. In der Vergangenheit habe ich mit Massenaufläufen Erfahrungen mit Lebensängsten gemacht. Zudem befürchtete ich, dass, selbst wenn ich in die Halle hinein kommen könnte, ich dort noch einmal stundenlang vor den Eingängen der Supermärkte, auf einen Einkaufswagen und dann vor den Kassen warten müsste. Ich fuhr wieder weg.

Später erfuhr ich von Nachbarn und Freunden folgendes: Bei der Öffnung der Türen müssen sich schreckliche Szenen abgespielt haben. Unglaubliches Gedränge, Menschen wurden gequetscht, Scheiben zerbrachen, Splitter verletzten Menschen, Verkaufskräfte wurden überrannt, Waren wurden nicht bezahlt, Menschen mit Waren drängten hinaus, die ohne hinein. Erst dann erschien Polizei mit starken Kräften. Die vollgerammelten Treppen zum ersten Stock mussten geräumt werden, alle Käufer wurden aus der Halle herausgedrängt. Das Vorzeigeobjekt kubanischen Konsums wurde geschlossen.

Am Montag berichteten die kubanischen Nachrichten über diesen Vorfall, mit einem Video, dass sie aus dem Internet entnommen hatten. Tenor der Berichterstattung: Disziplinlose Kubaner wollten günstig Geräte einkaufen, um sie über das Internet teurer weiterzuverkaufen.

Am Dienstag Wiedereröffnung, am Mittwoch war ich 8.30 Uhr dort. 3.000 bis 5.000 Menschen vor den Eingängen, nach einer halben Stunde kam ich hinein, dort waren verschiedene separate Supermärkte (Gemüse, Nahrungsmittel, Kinder, Elektro, Haushaltsmaterialien, Baumarkt usw.). Vor jedem Schlangen mit Wartezeit zwischen 2 und 3 Stunden, besonderer Einfall der Konstruktion: Um aus den Märkten des ersten Stocks herauszukommen, muss man wieder zum Eingang des ersten Stockes gehen. Wollte ich sämtliche Geschäfte besucht haben, hätte ich zwei Tage gebraucht. Ich fragte meine Frau, ob wir uns über Nacht im Klo verstecken sollten, das kam nicht gut an. Außen um die Halle herum und innen vor den Eingängen der Märkte ca. 200 Polizisten. Kein Kubaner maulte, alle hofften sie hineinzukommen, um die Idee eines westlichen Einkaufsparadieses zu erleben. Der Sozialismus hat die Mentalität der Kubaner voll im Griff.

Es gab auch ein kleines Geschäft mit kubanischen Waren, nur für die alte Peso-Währung. Für 30 Pesos (ca. ein Euro zwanzig) kauften wir eine Palette mit 30 Eiern, fuhren weg und waren glücklich, etwas gekauft haben zu dürfen. 

Dies ist eine aktualisierte Fassung vom 24.11.2019

Foto: Pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Karla Kuhn / 24.11.2019

J. Werner danke für Ihre herrliche Satire.  “Einst wird er wie Fidel als philosophisch angehauchter Womanizer genau wie der noch weitaus radikalere Che Guevara wehmütige Tränen der Verzückung bei Anhängern in aller Welt hervorzaubern. ”  Habeck, der für mich konturlose, zum Übergewicht neigende ein WOMANIZER ??  Den kennt kein Mensch außerhalb seiner Blase, fragen sie mal paar ältere oder auch junge Menschen in Deutschland wer Habek ist, die sehen Sie ganz erstaunt an. Und die meisten Migranten scheren sich eh nicht drum, die sehen jeweils ihre Heimatsender oder Al Jazeera. Und die Che Guevara ( übrigens ein Mörder ) Zeit ist Gott sei Dank vorbei, Den Typ fand ich besonders widerlich.

Andreas Rochow / 24.11.2019

“Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.” (Im typischen Nuscheljodel des Genossen Honecker aufsagen!) Haben denn all die Jahrzehnte Fidel-Castro-Marxismus die Menschen nicht selbstlos und frei von jedweden Konsumbedürfnissen gemacht? Was ist da los?

Karla Kuhn / 24.11.2019

“Der Sozialismus hat die Mentalität der Kubaner voll im Griff.”  DAS werden die von den GRÜNEN, LINKEN, SPD, CDU SOZIALISMUS PHANTASTEN auch noch erleben, falls sie doch noch dazu kommen sollten, den VERBRECHERISCHEN SOZIALISMUS wieder einzuführen !  Mich erinnert das an den INTERSHOP im Dresdener Hauptbahnhof, wo nur mit harter Währung bezahlt werden konnte. Zwar nur ein kleiner Laden, trotzdem war die Treppe, die zu diesem führte meistens voller Menschen, die allerdings ganz diszipliniert gewartet haben lohnte es sich doch, denn im Laden -schon alleine der Geruch- erwartete einen der “Goldene Westen” Es gab sogar eine Kabine zur Anprobe.  Jedenfalls habe ich das so bis 1975 erleben “dürfen.”  Die WESTMARK war in der eklatanten MANGELWIRTSCHAFT DDR ein enormer TÜRÖFFNER ! Für ALLE Bereiche ! Sie war das SIMSALABIM für sehr viele Menschen. Komisch, auch “Bonbon Träger” am Revers habe sich dort eingedeckt, beim “imperialistischen Klassenfeind.”  Na ja, erst kommt eben doch das “GROßE FRESSEN” und danach- vielleicht- die Moral. Kuba ist ein Paradebeispiel, WAS für ein MENSCHENVERACHTENDES GEBILDE der SOZIALISMUS ist. Keine Menschenrechte, Unterdrückung pur, krasse Armut aber die oberste Kaste schwelgt- wie GENERELL im Sozialismus/Kommunismus im Reichtum.  Sie schert sich einen Dreck um die Menschen.

J. Werner / 24.11.2019

So in etwa würde das in einer großen deutschen Stadt im Jahre 203x ablaufen. Wenn es Frau Merkel noch gelingt, als letzte CDU - Kanzlerin vor der Machtübernahme der Rotrotgrünen Ökostalinisten, den Stab an Robert Habeck zu übergeben. Einst wird er wie Fidel als philosophisch angehauchter Womanizer genau wie der noch weitaus radikalere Che Guevara wehmütige Tränen der Verzückung bei Anhängern in aller Welt hervorzaubern. Bei all den jungen Menschen, die bewundern werden, wie die nachhaltige Entsagung einem Volk dauerhaft aufgezwungen werden kann, der Gleichheitsgedanke, der Sozialismus und der Konsumverzicht maximal verwirklicht ist, und man selbst- wie der Zoobesucher nach Besichtigung der Freigehege - nach einem schönen Rundgang beglückt nach Hause gehen kann. So ist es herrlich heute im Fall Cuba, so wird es herrlich sein für die Besucher Deutschlands eines Tages, das sich bald derselben “Errungenschaften” des Ökosozialismus erfreuen kann. “Cuba Libre” heißt bald wie? “Neues Deutschland”?! Es ist alles schon mal dagewesen, oder?

Fanny Brömmer / 24.11.2019

Ich denke, die kubanische und auch die deutsche Regierung verstehen ihre Völker absolut. Deren Interessen, Bedürfnisse, Wohlergehen, Weiterbestand sind beiden sogenannten Regierungen einfach nur scheißegal. Im günstigsten Fall. Bei der deutschen Regierung lässt deren gezieltes Handeln und gezieltes Nicht - Handeln auch den Schluss zu, dass sie die Zerstörung Deutschlands und den Genozid an der indigenen Bevölkerung betreibt.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com