Naturwissenschaftliche Zusammenhänge sind dem Laien oft nur mit anschaulichen Vergleichen nahezubringen. Das gilt auch für das Thema Windkraft. Das kann danebengehen, etwa wenn man Atombomben zum Vergleich heranzieht. Andererseits ist es eine Gelegenheit, um auf die tatsächlichen Explosivkräfte dieser Technik hinzuweisen.
Würde man alle deutschen PKWs zur Polonaise hintereinander aufstellen, reichte die Schlange mehrfach rund um den Äquator. Was? So viele Autos haben wir? Ist das nicht Wahnsinn? Und schon ist ein politischer Geländegewinn erzielt, durch eine schlichte Vergleichsrechnung „Autoschlange vs. Äquator". Die gleiche Rechnung könnte man allerdings auch mit Kleiderschränken anstellen, oder mit Wohnzimmersofas. Sogar mit Einbauküchen, dann wird es endgültig schwindelerregend.
Solche Vergleichsrechnungen sind mit Vorsicht zu genießen. Schon deshalb, weil es eine enorme, kaum realisierbare logistische Leistung wäre, sämtliche deutschen PKWs tatsächlich sauber in eine Reihe zu bekommen; das noch größere zweite Problem ist, dass der Äquator großteils über Ozeane verläuft, sodass die entsprechenden Autos alle absaufen würden. Was für eine Verschwendung!
Zugegeben: Der letzte Absatz war aus dem Humor-Sommerschlussverkauf, drei zum Preis von zwei und dann noch mal 10 Prozent extra für Inhaber der Achgut-Kundenkarte. Andererseits: Diese Art von Vergleichen dient ja dazu, anhand eines vermeintlich konkreten, vorstellbaren Sachverhalts eine Größenordnung oder Relation dem Publikum schmackhaft zu machen. Häufig ist das vermeintlich Konkrete aber selbst wieder nur eine Abstraktion, die ganz konkret gar nicht funktionieren würde, oder ein vermeintliches „Verständnis“ erzeugt, das in Wahrheit eine Fehlinterpretation ist.
Es gibt nicht „zu viele“ PKWs in Deutschland, egal wie oft sie um den Äquator reichen oder wie hoch der Haufen würde, wenn man sie in Gedanken als Pyramide aufstapelt. Der Äquator-Effekt beruht darauf, dass man damit den ganzen Planeten vor das geistige Auge holt, der für den Normalmenschen einfach unvorstellbar groß ist. Zahlenmäßig funktioniert das, weil es fast 50 Millionen PKWs sind, aber verteilt auf weit über 80 Millionen Menschen. Das ist viel, sogar sehr viel, aber nicht zu viel.
Dutzende Millionen entziehen sich als Größenordnung der unmittelbaren menschlichen Vorstellungskraft, egal ob es sich um Autos, Einbauküchen oder Meerschweinchen handelt. Um trotzdem mit den großen Zahlen umgehen zu können, die das Leben und Wirtschaften ganzer Nationen beschreiben, bedarf es mathematischer Grundkenntnisse. Genau diese fehlen großen Teilen des Publikums und leider fast noch mehr der politischen Klasse, wozu neben dem originären politischen Personal auch noch die höheren Verwaltungen, Medien und „wissenschaftliche“ Expertokratie gehören.
Pro Woche und Wahlkreis eine Atombombe?
Deshalb ist es möglich, dass so ein gefährlicher Unfug wie die „Energiewende“ und natürlich die autofeindliche, insgesamt: mobilitätsfeindliche „Verkehrswende“ überhaupt politische Realität werden können. Das beklagt völlig zu Recht der sehr geschätzte Achgut-Autor Gunter Weißgerber in seinen „Momentaufnahmen einer wirren Republik“, wobei er sich für das Thema Windkraft auf einen originalen Beitrag des ebenfalls schätzenswerten CDU-Politikers Arnold Vaatz bezieht. Der ist Diplom-Mathematiker und verfügt auch über naturwissenschaftliche Allgemeinbildung, weshalb er als Abweichler zu Merkel-Zeiten gegen „Energiewende“ und Atomausstieg opponiert hat.
In seiner hübschen Bushaltestellen-Erzählung hilft er einem Gymnasiasten, Größenordnungen der Windkraftnutzung in Deutschland abzuschätzen. Das Ergebnis, von Gunter Weißgerber für Achgut.com übernommen: Die Windkraftanlagen in Deutschland entziehen der Atmosphäre so viel Energie (pro Jahr), wie es „rund 15.500 Hiroshimabomben entspricht. Auf Wochen und Wahlkreise der Bundestagsabgeordneten heruntergerechnet, ergibt das je Wahlkreis und Woche eine Hiroshimabombe an Energieentzug in den unteren Luftschichten.“
Eine beeindruckende, beängstigende Darstellung. Wir hantieren demnach so unverantwortlich mit Windkraft, als ob Deutschland einmal pro Woche praktisch flächendeckend zerstört würde, durch Entnahme der Windkraft aus der Atmosphäre? Ist das nicht maßlos übertrieben? Kann das stimmen? Nun ist Vaatz wohl auch ein Berechnungsfehler unterlaufen, nicht zahlenmäßig, sondern physikalisch-technisch, weil er die der Atmosphäre entnommene Energie abschätzt, indem er den erzeugten Strom mal zwei nimmt, da der „Wirkungsgrad“ der Anlagen etwa bei 50 Prozent liege.
Das ist, worauf auch ein Leserkommentar zum Weißgerber-Beitrag richtig hingewiesen hat, etwas voreilig. Ein Windrad kann niemals mehr als knapp 60 Prozent der Windenergie, die auf seine Querschnittsfläche trifft, mechanisch „einfangen“. (Dann gibt es noch kleinere Verluste zwischen der kinetischen Energie der Rotorblätter und dem von der Anlage abgegebenen Strom.) Die anderen mindestens gut 40 Prozent gehen aber nicht „verloren“, sondern bleiben grundsätzlich als Windenergie erhalten: Hinter dem Windrad ist es ja nicht plötzlich völlig windstill, sondern die Windgeschwindigkeit ist im Optimalfall auf etwa zwei Drittel reduziert.
Es spielt aber letztlich keine entscheidende Rolle, ob jeder Bundestagswahlkreis eine Hiroshima-Bombe je Woche oder nur alle 14 Tage abbekommt. Anstelle des Äquator-Effekts, der eine irrige Vorstellung von „unvorstellbar viel, also zu viel“ hervorruft, wirkt bei der Vaatz-Rechnung der Atombomben-Effekt. Doch erschlägt man mit emotionalen Bildern eine konkrete, am Sachverhalt orientierte Debatte.
Explosiv ist es nur in blitzschnell
Was Vaatz mit seiner Vergleichsrechnung ausblendet, ist ein grundlegender physikalischer Sachverhalt, über den er natürlich keine Aufklärung braucht. Es soll ihm hier auch gar keine schlechte Absicht unterstellt werden. Tatsache ist gleichwohl: Die Energie, die durch eine Atombombe freigesetzt wird, ist deshalb so zerstörerisch, weil der Explosions-Vorgang sich in kürzester Zeit abspielt; es dauert nur ein paar Sekunden, bis „der Feuerball einer Atomwaffenexplosion seinen maximalen Umfang erreicht“. (Quelle)
Selbst wenn man für den Hauptanteil der zerstörerischen Energie-„Entfaltung“ aus der Kernspaltungs-Kettenreaktion des Bombenmaterials eine komplette Minute ansetzt: von da aus bis zur kompletten Woche in der Vaatz-Rechnung muss man mit 60 (Minuten je Stunde) mal 24 (Stunden je Tag) mal 7 (Tage je Woche) multiplizieren, das ergibt genau 10.080 – oder etwas anders gesagt: Der zerstörerische Impuls wird viermal hintereinander jeweils um das Zehnfache „verdünnt“. Das ist dann kein Tsunami mehr mit einer Monsterwelle, sondern nur noch normales Meeresrauschen an jeder Küste.
Zeitdauer oder Geschwindigkeit machen einen gewaltigen qualitativen Unterschied – als Autofahrer mit 100 km/h vor eine Betonwand zu prallen, ist nicht annähernd vergleichbar damit, beim Einparken mit 1 km je Stunde (also 28 Zentimeter je Sekunde) einen dicken Betonpoller zu erwischen (die kinetische Energie bei Tempo 100 ist 10.000-mal so groß!). Oder man stelle sich einen Sprung aus zehn Meter Höhe, also etwa der vierten Etage eines Hauses vor – selbstmörderisch. Verteilt man hingegen die Überwindung des selben Höhenunterschieds auf einen längeren Zeitraum, geht also einfach eine normale Treppe hinunter, Stufe für Stufe, bleibt die Sache ungefährlich.
Die Vergleichsrechnung von Arnold Vaatz mit der Windkraft, die Suggestion einer zerstörerischen Wirkung wie bei einer Atombombe, ist also nicht wirklich sachdienlich, selbst wenn die nackten Zahlen zumindest der Größenordnung nach stimmen. Noch dazu unterstützt sie aber im Grunde sogar politisch (unfreiwillig) die von den Grünen propagierte Vorstellung, Windkraft sei in so gewaltigen, unvorstellbaren Umfängen vorhanden, werde uns von „Mutter Natur“ quasi grenzenlos und gratis zur Verfügung gestellt, dass wir ja regelrecht dumm wären, sie nicht zu nutzen: Wenn der Wind über Deutschland die Kraft von abertausenden Atombomben hat – dann muss der Energievorrat wahrhaft unerschöpflich sein, oder?
Windkraft: nur mühsam und geduldig einzufangen
Sicher, auch Wind kann gewaltige zerstörerische Wirkung entfalten. Nicht wie eine Atombombe, aber ein Tornado, der ganze Hausdächer abhebt oder ganze Autos durch die Luft schleudert, ist beeindruckend genug. Da konzentriert sich in speziellen meteorologischen Situationen die Energie auf einen räumlich sehr eng begrenzten Bereich, wodurch die Zerstörungen möglich werden. Die „normalen“ Windgeschwindigkeiten hingegen, auf die Windräder in Deutschland optimiert sind, können selbst von einem mäßig sportlichen Radfahrer auch als kompletter Gegenwind verkraftet werden, von zerstörerischer Naturgewalt keine Spur.
Die Windenergie, von der die Grünen Deutschland hauptsächlich abhängig machen wollen, ist gerade nicht konzentriert, sondern höchst diffus. Deshalb müssen die Windräder so groß sein, deshalb braucht man so viele davon. Die maximale Leistung der inzwischen etwa 30.000 Anlagen (!) liegt theoretisch bei etwa 64 GW, aber im Durchschnitt übers Jahr werden (in 2021) nur knapp 13 GW ins Netz eingespeist (also ein Fünftel), bei einer Schwankungsbreite irgendwo zwischen manchmal nur 3, gelegentlich aber auch 30 GW.
Die tatsächliche Ausbeute je Anlage beträgt also nicht 2 Megawatt installierter (maximal erreichbarer) Leistung, sondern nur etwa 400 Kilowatt, was rein rechnerisch heißt: Ein voll-elektrischer BMW auf Batteriebasis mit einer Speicherkapazität von 100 kWh würde nach 80-Prozent-Entladung das örtliche Windrad schon 12 Minuten lang exklusiv beanspruchen, um sich randvoll aufladen zu lassen. (Da der Ladevorgang je Fahrzeug realistisch eher 10 Stunden braucht: In diesen zehn Stunden kann das Windrad 50 solcher Batterie-Autos aufladen, sonst nichts. Kein Haushaltsstrom, keine Wärmepumpe, kein Gewerbe, keine Straßenbeleuchtung, kein Mobilfunknetz.)
Nebenbei: Ein anständiger Kraftwerksblock auf fossiler Basis stellt ungefähr tausendmal so viel Energie bereit, in Ziffern: Faktor 1.000, und das noch dazu rund um die Uhr, zuverlässig, planbar, passend zur aktuellen Nachfrage. Er würde nicht wirklich mehr Platz in der Landschaft brauchen als ein Windrad mit Abstand, wäre weniger hoch, und die anderen 999 Standorte könnten einfach ungestört naturnah bleiben, ohne Vogelschredder. Nur dass das nicht in Vergessenheit gerät: Faktor 1.000. Konzentrierte Energie statt flächendeckender Landschaftszerstörung.
Damit ist die Frage aber noch nicht beantwortet, die Arnold Vaatz mit seiner Atombombenrechnung aufgreift: Ist es nun ein gefährlicher Eingriff in das regionale Klimageschehen, wenn immer mehr Windräder immer mehr Windenergie aus den unteren Luftschichten herausziehen, den Wind also auf immer breiterer Basis immer weiter abschwächen?
Grüne: das Offensichtliche gar nicht erst ignorieren
Die Antwort liegt schon ohne langes Rechnen oder Vergleichen auf der Hand: Wenn an vielen Stellen in Deutschland, wo der Wind relativ stark und häufig weht, die Windräder fast dicht an dicht stehen, fast den ganzen Horizont zustellen, und tatsächlich die Hälfte des „Schwungs“, mit dem die Luftmassen sich bewegen, „abzweigen“ und in Strom umwandeln: Wie könnte das keine nennenswerten klimatischen Veränderungen nach sich ziehen?
Ebenso könnte man fragen, ob es die wirtschaftlichen Verhältnisse von abhängig Beschäftigten in Deutschland nennenswert beeinträchtigt, wenn vom Brutto-Verdienst – je nach Höhe – nur zwei Drittel oder gerade noch die Hälfte als Netto auf dem Girokonto landen? Selbst wenn man überzeugt ist, dass die Steuern und Abgaben notwendig sind und „einer guten Sache“ dienen. Die Antwort lautet selbstverständlich: ja, und zwar massiv. Dass das Thema erst jetzt, viele Jahre nach Beginn des fanatischen Ausbaus der Windenergie, überhaupt so langsam öffentliche Aufmerksamkeit erregt, von der Bundesregierung aber mutig ignoriert wird, ist eigentlich aberwitzig.
Vor allem wenn man bedenkt, mit welchen Argumenten und welchem Weltbild die Grünen und ihre Verbündeten sonst zugange sind. Jeder angeblich gefährdete Käfer auf einem Baum, der für ein Verkehrsprojekt gefällt werden muss, jedes fleißige Bienchen, das angeblich irgendwo verzweifelt nach einer Blütenwiese sucht und sonst ins Verderben stürzt: Nichts ist zu klein und zu unbedeutend, um gegen legitime menschliche Interessen ins Feld geführt zu werden; „die Natur“ ist heilig und jeder Eingriff in sie des Teufels.
Jedes Partikelchen eines potenziell gesundheitsschädlichen Stoffes muss um jeden Preis vermieden werden, mindestens bis zur aktuellen technischen Nachweisgrenze – nicht etwa mit einem Grenzwert gemäß toxikologisch-wissenschaftlicher Erkenntnis über reale medizinische Gefahren. Immer gilt das „Vorsorgeprinzip“, immer gilt: „Man kann gar nicht vorsichtig genug sein“.
Aber merkwürdig, wenn Windräder die bodennahen Luftmassen (bis in mehrere hundert Meter Höhe) massiv abbremsen und etwa dazu beitragen, dass Regenwolken, die von der offenen See kommen, es nicht mehr so weit ins Land hinein schaffen, „dahinter“ also Trockenperioden häufiger und länger werden, dann scheint das für die „Gaia“-verliebten Weltenretter nicht einmal des Nachdenkens, des Innehaltens wert zu sein.
Bombenstimmung durch Energie-Armut
Was wiederum noch merkwürdiger ist, weil hier nicht um der einen guten Sache willen Nebenwirkungen in einem anderen Bereich in Kauf genommen werden, den man für nachrangig halten könnte. Nein, der ganze Klimawahn wird ja unter anderem damit begründet, dass auch in Deutschland durch angeblich drohende höhere Temperaturen und veränderte Wetterverhältnisse alles irgendwie aus dem Ruder laufen könnte, mit unabsehbaren Folgen. Die Nebenwirkungen der Windkraft-Orgien betreffen also genau das Themenfeld, um dessentwillen sie vorangetrieben werden, und zwar heute schon spürbar – im Gegensatz zu den angeblich drohenden Gefahren, die weit in der Zukunft liegen und nur durch fragwürdige „Modellrechnungen“ von politisch ausgerichteten Instituten an die Wand gemalt werden.
Die grüne Medizin ist also erkennbar gefährlicher als die Krankheit, die ohnehin nur angeblich damit geheilt werden kann, so wie die „Lockdowns“ und die „Impfungen“ mit Abstand schlimmere Auswirkungen hatten und haben als das aus China eingeflogene Virus. Diese Aussage gilt schon beim isolierten Blick auf das Thema „Windräder und ihre Klimafolgen“ – die negativen Folgen für das regionale Klima sind ganz sicher nicht einfach vernachlässigbar, wahrscheinlich schlimmer als mögliche langfristige Folgen tatsächlichen „Klimawandels“ in Deutschland.
Die wahre Gefahr der Energiewende liegt natürlich darin, dass der Wohlstand und die materielle Sicherheit des Landes durch immer weniger zuverlässige, immer teurere Energie geradezu mutwillig vernichtet werden. Mit etwas weniger Regen hier und dort, veränderten meteorologischen Mustern kann ein reiches Land fertig werden und sich anpassen. Ein ruiniertes Land im sozialen Unfrieden hingegen kann das nicht.
Geht es nach den Grünen, gibt es dann auch bald nicht mehr so viele PKWs. Bis zum Äquator fahren oder fliegen darf der kleine Mann dann sowieso nicht mehr; nicht die Autos fallen dann ins Wasser, sondern die Urlaubsreisen und noch manches andere. Da kommt in der Bevölkerung nach und nach eine Bombenstimmung auf – erst recht, wenn sich die Grünen stur weiterhin einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung auf Atomkraftbasis verweigern.
Will die Bevölkerung das Schlimmste verhindern, wird sie ihre Energie ebenfalls konzentrieren müssen. Tausend Einzelne, die zeitlich und räumlich verteilt spazieren gehen, haben keine Wirkung, sie werden die zerstörerische Politik der „Energiewende“ im speziellen und des „great reset“ im allgemeinen nicht aufhalten. Tausend Spaziergänger gemeinsam, in jedem Wahlkreis, jede Woche, das wäre schon etwas anderes. (Was Arnold Vaatz und Gunter Weißgerber vermutlich ganz ähnlich sehen.)