Gerd Buurmann / 06.09.2024 / 13:00 / Foto: achgut.com / 4 / Seite ausdrucken

Vorschau Indubio: Die Drei von der Achse

Am Sonntag  spreche ich mit Henryk M.Broder, Dirk Maxeiner und Fabian Nicolay über 20 Jahre Achse des Guten. Wie war das damals, was hat sich geändert? Was ist besser und was ist schlechter geworden?

Ich weiß noch, wie stolz ich war, als mein erster Artikel auf der Achse des Guten erschien. Es muss im Jahr 2007 oder 2008 gewesen sein. Ich war gerade Theaterleiter des Severins-Burg-Theaters geworden und hatte mit meinem Blog „Tapfer im Nirgendwo“ begonnen. 

Der Name meines Blogs entstand, weil meine Frau mich irgendwann mal fragte, wo ich politisch stehe und ich antwortete: „Tapfer im Nirgendwo.“ Da sagte sie: „Das ist der Name für deinen Blog.“ Aus diesem Blog wurde dann ein Artikel für die Achse des Guten veröffentlicht, und ich erinnere mich noch, wie ein Theaterkollege mir sagte: „Jetzt bist du ein anerkannter Blogger.“ Damals war die Achse des Guten auch noch in der linken Theaterszene wohlgelitten. 

Die Achse des Guten hat mich motiviert, immer weiter zu schreiben, und mittlerweile ist das Schreiben für mich eine so wichtige Arbeit geworden wie das Spielen.

Henryk Broder habe ich das erste Mal im Januar 2011 kennengelernt. Damals kam er nach Köln, um über eine antisemitische Ausstellung zu berichten, die tagtäglich über Jahre vor dem Kölner Dom aufgebaut wurde – in Toleranz der Kölner Polizei und Staatsanwaltschaft. Als an der Ausstellung eine Karikatur veröffentlicht wurde, auf der ein Jude mit Davidstern ein palästinensisches Kind aß und sein Blut trank, entschied die Kölner Staatsanwaltschaft, dass dies keine antisemitische Karikatur sei, weil der Mensch auf dem Bild nicht als Jude erkennbar sei, da er keine „Krummnase“ habe. Das klingt so unglaublich, dass ich die Begründung der Staatsanwaltschaft zitieren muss:

„Typisch für antijüdische Bilddarstellungen zu allen Zeiten ist die Verwendung von bestimmten anatomischen Stereotypen, die den Juden schlechthin charakterisieren sollen. Dabei werden insbesondere Gesichtsmerkmale überzeichnet, um den Juden als hässlich, unansehnlich und rassisch minderwertig erscheinen zu lassen (jüdische ‚Krummnase‘ etc.). Einer solchen Bildsprache wird sich vorliegend nicht bedient.“

Diese Begründung war so abenteuerlich, natürlich musste Henryk Broder darüber berichten. Als er in Köln war besuchte er auch mein Theater. Damals spielten wir „La Traviata“ von Verdi allerdings in einer Inszenierung von Burkhard Schmiester mit nur einer Sopranistin, einem Tenor, einer Pianistin und einem Schauspieler. Der Schauspieler war ich. Später schrieb Henryk Broder, die Inszenierung sei so wahnsinnig, als würde man „Ben Hur“ mit nur drei Schauspielern und einem Schaukelpferd auf die Bühne bringen wollen. Aber es hat ihm gefallen, sehr sogar. Er sagte sogar den Satz, auf den ich heute noch besonders stolz bin: „Gerd Buurmann spielt, wie ich schreibe.“

Nun schreibe auch ich für die Achse des Guten, und ich moderiere den Podcast „Indubio“. Grund genug, in der kommenden Ausgabe den Geburtstag der Achse des Guten zu feiern, denn die Achse wird 20 Jahre alt.

Am kommenden Sonntag spreche ich daher mit den drei Herausgebern der Achse des Guten, nämlich mit Fabian Nicolay, Dirk Maxeiner und Henryk Broder.

Foto: achgut.com

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Leserpost

netiquette:

Gerd Heinzelmann / 06.09.2024

Man hat Sie ja schon auf einiges losgelassen, aber auf die eigenen Leute? Ich bin gespannt.

Walter Weimar / 06.09.2024

Herzlichen Glückwunsch. Wo die achse doch sicher schon übern Berg ist.

Thomas Szabó / 06.09.2024

Was änderte sich seit 30 Jahren und seit 20 Jahren? Mir 14 bezeichnete ich einen Mitschüler als Nazi. Er sagte freundlich “Danke schön.” Ich fand seine Antwort schockierend aber auch cool, lässig. Er stammte aus einer Nazifamilie und bekannte sich wie selbstverständlich dazu. Es gab in jeder Schulklasse ein 1 oder 2. Die Lehrer schwiegen mutig und wenn, dann empörten sie sich über den undankbaren Ausländer, der die Nazis durch seine Anwesenheit provozierte. Inzwischen bin ich nicht mehr der undankbare Ausländer, die Rolle übernehmen andere, zu Unrecht und zu Recht. ♦ Nazi war damals, vor rund 30 Jahren offiziell ein Schimpfwort. Inoffiziell nicht unbedingt. Im Laufe der Zeit avancierte Nazi zum ärgsten Schimpfwort. ♦ Das massive Nazi-Gebrüll der Linken hat zum Bedeutungswandel des Wortes Nazi beigetragen. Von der Selbstverständlichkeit zum Schimpfwort bis zum Kompliment. Heute ist Nazi schon fast wieder ein Kompliment. Das Wort Nazi hat einen Bedeutungswandel vollzogen: Ein Nazi ist ein mündiger Bürger im Sinne von Kant, der den Mut hat seinen eigenen Verstand zu benutzen, regierungskritisch, verfassungstreu, demokratisch, kritisch, steht für Meinungsfreiheit, Individualismus, Humanismus. “Danke schön.”

Wilfried Cremer / 06.09.2024

hi, als ich dazustieß, konnte man bei maximal 10 Leserbriefen noch herausstechen. Gestochen wird zwar immer noch, nur anders, d.h. nachhaltiger.

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