Gerd Buurmann / 06.07.2024 / 11:00 / Foto: achgut.com / 9 / Seite ausdrucken

Vorschau Indubio: Zwischen Empörung und Verharmlosung

In Deutschland gibt es eine leidenschaftliche Lust an der Empörung auf der einen Seite und einen blinden Willen zur Verharmlosung auf der anderen Seite – auch im Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft.

Bei der Europameisterschaft der Herren im Fußball unterlag Österreich im Achtelfinale der Türkei. Vor dem Spiel haben österreichische Fußballfans in Leipzig während einer Übertragung des Schweizer Fernsehens SRF zur Melodie des Liedes „L’amour toujours“ die Parole „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ gesungen. Die Leipziger Polizei teilte daraufhin noch am selben Abend mit, einen Anfangsverdacht aufgenommen zu haben und der Sache auf den Grund gehen zu wollen.

Im Mai 2024 hatten junge Menschen von der Insel Sylt bei einer Feier in Kampen ebenfalls die Worte „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ zu dem Lied von Gigi D’Agostino gegrölt. Der Vorfall löste einen deutschlandweiten Skandal aus.

Im April 2024 fand in Hamburg eine Demonstration von Muslimen statt, die auf offener Straße ein Kalifat für Deutschland gefordert hatten. Ein Redner auf der Bühne kündigte an, dass Politiker und Medien „zur Rechenschaft gezogen“ würden, wenn „die Karten neu gemischt werden“ und der „schlafende Riese erwacht“ sei.

Zwei Ereignisse, die nah beieinander liegen. Es ist schwer, die Reaktionen auf diese beiden Ereignisse miteinander zu vergleichen, aber es kann durchaus gesagt werden, dass die öffentliche Empörung, besonders innerhalb einiger Leute in der Ampelkoalition, im Falle Sylt etwas lauter und leichter vernehmbar war als bei der Demonstration in Hamburg.

In Deutschland gibt es eine leidenschaftliche Lust an der Empörung auf der einen Seite und einen blinden Willen zur Verharmlosung auf der anderen Seite – auch im Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft. 

Bei dem Spiel zwischen der Türkei und Tschechien kam es bei einem Public Viewing auf dem Schlossplatz in Stuttgart zu einer Messerattacke, bei der zwei Türken und ein Deutscher verletzt wurden. Ein Mann schwebte kurzzeitig in Lebensgefahr. Die Polizei nahm als Tatverdächtigen einen 25-jährigen Syrer fest.

Immer wieder kommt es in Deutschland zu Angriffen mit Messern. Nach Zahlen des Stuttgarter Innenministeriums ist die Zahl der Tatverdächtigen bei Messerattacken von 2.574 im Jahr 2022 auf 2.922 im Jahr 2023 gestiegen. Das ist ein Zuwachs von 13,5 Prozent. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen lag dabei im Jahr 2023 bei 55,2 Prozent.

Es handelt sich somit um eine klare Gefährdung der inneren Sicherheit, aber die Innenministerin Nancy Faeser wirkt in dieser Angelegenheit noch verhaltener als bei Hamburg und Sylt.

In Deutschland gibt es zwei Extreme. Es gibt eine leidenschaftliche Lust an der Empörung auf der einen Seite und einen blinden Willen zur Verharmlosung auf der anderen Seite. Darüber spricht Gerd Buurmann am kommenden Sonntag mit dem Bundesvorsitzenden der Good Governance Gewerkschaft, Marcel Luthe, und dem Schriftsteller und Journalisten Giuseppe Gracia.

Foto: achgut.com

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Karl-Heinz Vonderstein / 06.07.2024

Verharmlost wird es gerne oder auch relativiert, wenn die Täter Flüchtlinge sind. Weil die als Schutzbedürftige gelten, um die wir uns kümmern müssen und wenn die so eine Straftat begehen, hat es eben für die Verharmloser im Land damit zu tun, dass wir nicht in der Lage sind, sie anständig zu integrieren und wir Biodeutschen ihnen das Gefühl vermitteln, sie seien hier nicht Willkommen. Auch straffällige,  junge südländisch aussehende Männer mit Migrationshintergrund oder Black People, die hierzulande geboren wurden und sehr oft einen deutschen Pass haben, können auch nichts dafür, weil die Biodeutschen sie diskriminieren und irgendwann platzt ihnen der Kragen. Selbst für Islamisten und Terroristen im Namen Allahs zeigt man irgendwie auch verständnis, schließlich treiben wir Biodeutsche durch unsere Diskiminierung dieser Menschen, diese, in die Armee von Rafttenfängern, wie Salafisten oder Hassprediger oder weil der Westen durch seinen Kolonialismus und die USA durch Kriege dafür gesorgt haben, dass diese Menschen radikalisiert worden sind.

Peter Petronius / 06.07.2024

“Zwischen Empörung und Verharmlosung”, eine Anedokte. Zur Zeit der Fußball EM 2000 in Belgien und in den Niederlanden war ich mit einer Hardcore-Grünen bzw. Parteigängerin liiert. Sie zeigte sich empört über Deutschlandfahnen schwingende Fans, “Alle Nazis!”. Bei einem Spaziergang kamen wir an einem Massenauflauf türkischer Fans vorbei. Die Türkei hatte gegen Belgien gewonnen. Der komplette Ring in Mannheim war verstopft und rot, türkische Fahnen wohin das Auge blickte. Ich zeigte stumm auf die vielen nationalen Symbole. Der grüne Kommentar: “Das sind Türken, bei denen ist das normal.” Damals wurde mir erstmals etwas über GRÜNE bewusst.

Bernd Fielitz / 06.07.2024

Und jetzt noch der “verweigerte” Elfmeter. Der Schiri war vermutlich auch für den Brexit verantwortlich. Dafür konnte sich Nagelsmann in einer Berwerbungsrede als Kandidat für das Bundespräsidentenamt in Stellung bingen. Der kann alles. Vermutlich auch über’s Wasser gehen…

A. Ostrovsky / 06.07.2024

Die Geschichte der Welt ist eine Geschichte der Landnahmen. Nach jeder Landnahme, aber auch schon während, wird ein Gewaltsystem aufgebaut, das die Rechte der “Eingeborenen” negiert und mit Legenden, Mythen, Firlefanz die Rechte der Landnehmer behauptet. IMMER wird die Sprache der “Eingeborenen” durch die Sprache der neuen Herrschaft ersetzt. Nein doch nicht immer; das britische Königshaus aus Deutschland nahm in der Öffentlichkeit die Sprache der Untertanen an, aber nicht ohne einen eigenen Dialekt zu schaffen. Die Übernahme Englands durch Deutsche war keine Landnahme, denn sie haben die Bevölkerung nicht ausgetauscht. Später haben sie aber versucht, in den Kolonien die Bevölkerung auszutauschen. Aber das gab keine Kritik, weil ihre Verwandten, der schwarze Adel es ebenso machten. Aber die Landnahme beider Amerikas war eine Landnahme. Und man hat im Norden sogar noch die Afrikaner darein verwickelt, nur um ihnen bis vor wenigen Jahren ihre Identität zu leugnen. Merke: Es gibt Landnahmen, in denen die Landnehmer nicht die Eingeborenen versklaven und zum Tribut zwingen, sondern andere Fremde als Sklaven einführen, um die Eingeborenen, die es noch nicht einmal wert sind, als Sklaven weiter zu existieren, auszutauschen. Nun ist die Forderung Afrika den Afrikanern, nichts Anstößiges. Es ist auch nicht verboten, China den Chinesen lassen zu wollen. ABER: “Il est interdit de parler breton” oder “allemand”. Und Deutschland geht gar nicht! Irland den Iren zurück zu geben hätte in der irischen Sprache nur Unverständnis verursacht. Es musste in der Besatzersprache gesagt werden. Deshalb wäre die Forderung, Deutschland den Deutschen zu lassen, nur in der Sprache der Besatzer zulässig. Es ist nicht die Sprache der Desperados die man trickreich nach Görmanyi verbringt. Wir müssten die richtige Sprache wählen! Und “Ausländer” ist absoluter Quatsch. Die Landnehmer sollen raus, nicht irgendwelche Ausländer.

Franz Klar / 06.07.2024

Es gibt sogar Empörung über den Bau einer Synagoge in Potsdam ( Achgut dokumentierte vorgestern ) . Das ist doch empörend ...

Hans Schreiner / 06.07.2024

Das Fußballmärchen hat sich erledigt .  Aus Spiel   wurde Kampf   ,. dann Krampf , was sich in der Menge der gelben Karten niederschlägt. Leider beteiligte sich auch Großmeister   “Kroos”  an der Bolzerei und nimmt zum Abschied eine gelbe Karte mit !  Das musste nicht sein !

S.Schleizer / 06.07.2024

In Deutschland gibt es ja auch nur noch 2 Arten von Menschen. Die, die direkt oder indirekt vom Staat leben und, wie der kleine Akif ihn einst nannte, “der arme Irre mit dem Frühaufstehtick”.

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