Am kommenden Sonntag spricht Gerd Buurmann mit drei höchst unterschiedlichen Podcastern über die Notwendigkeit des Streits, die für eigenes Denken existenzielle Meinungsvielfalt und die vielen Bedrohungen der Meinungsfreiheit.
Wenn man das Argument des Gegenübers nicht so wiedergeben kann, dass das Gegenüber bestätigt: „Ja, genau so meine ich es“, dann ist man einseitig informiert. Man muss die Meinung des Gegenübers nicht teilen, aber wenn das Gegenüber die eigene Position darstellen kann, man selbst jedoch nicht die Position des Gegenübers, dann ist man einseitig informiert.
Wenn man bemerkt, dass die andere Position nur noch diffamiert wird und man selbst an dieser Diffamierung beteiligt ist, dann ist man einseitig informiert. Wenn der politische Gegner glaubt, man liege falsch, man selbst jedoch glaubt, der politische Gegner sei moralisch verwerflich, dann ist man einseitig informiert.
Wer sich in Deutschland ausnahmslos über die öffentlich-rechtlichen Medien informiert, ist einseitig informiert. Dies gilt auch für einen Großteil der etablierten Medien, die nicht selten mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten kooperieren.
Jede Meinung ist für irgendwen einseitig! Zu jeder Meinung gibt es immer auch das genaue Gegenteil, und für dieses genaue Gegenteil ist die andere Meinung immer einseitig. Menschen tendieren dazu, nur jene Menschen als einseitig, polemisch und undifferenziert zu bezeichnen, deren Meinungen sie nicht teilen. Nur ihnen werfen sie vor, die Themen zu verflachen. Menschen, mit denen sie einer Meinung sind, halten sie jedoch für intelligent und sympathisch.
Es gibt keine objektive Berichterstattung! Jede Nachricht ist zugleich auch Meinung, allein schon deshalb, weil vorher entschieden wurde, über dieses Ereignis zu berichten, während andere Ereignisse unter den Tisch gefallen sind. Die Tagesschau zum Beispiel hat nur fünfzehn Minuten, um die Nachrichten der Welt zu präsentieren. Wer die Weltgeschehnisse mit Schwerpunkt auf Deutschland und Fußball auf fünfzehn Minuten zusammenstaucht, kann unter keinen Umständen objektiv sein.
Es gibt keine Neutralität. Jedes Buch, jeder Verlag, jeder Blog, jeder Sender wird von Interessen geleitet, weil Menschen Meinungen, Einstellungen und Interessen haben. Die eigene Subjektivität zu dementieren, ist verlogen.
Ich habe weniger Angst vor Leuten, die ihre Interessen offen artikulieren, als vor jenen, die behaupten, objektiv, differenziert und neutral zu sein. Die selbstsicher Differenzierten erinnern mich an Fundamentalisten, die behaupten, alles verstanden zu haben. Sie begegnen ihren Mitmenschen mit Überheblichkeit. Kritik ist für sie sofort Polemik und ein Witz eine Beleidigung.
Wer behauptet, objektiv zu sein, formuliert damit einen Machtanspruch. Aufklärung bedeutet jedoch, sich seines eigenen Verstandes ohne Anleitung eines Dritten zu bedienen und sich mündig aus den Angeboten der Subjekte ein eigenes Bild zu machen.
Podcasts helfen dabei, sich selbst ein eigenes Bild zu machen. Podcasts werden von Menschen gemacht, bei denen man weiß, wo sie stehen, von Menschen, die einem nicht vormachen, objektiv zu sein; und vor allem von Menschen, die ihre Hörer nicht zwingen, ihnen Geld zu geben, weil sie doch angeblich so wichtig, neutral und demokratiefördernd sind.
Am kommenden Sonntag spricht Gerd Buurmann mit drei Gästen, die ebenfalls einen eigenen Podcast betreiben. Es sind drei sehr unterschiedliche Podcasts mit sehr unterschiedlichen Meinungen, nämlich Christian Schneider vom Podcast „Äthervox Ehrenfeld“, Regula Stämpfli, die zusammen mit Isabel Rohner den Podcast „Die Podcastin“ macht, sowie mit Kay Ray, der zusammen mit Borris Brandt den Podcast „Schönes Wochenende“ produziert.