Gerd Buurmann / 03.08.2024 / 11:00 / Foto: achgut.com / 1 / Seite ausdrucken

Vorschau Indubio: Die Moralisierungsspirale

Am kommenden Sonntag spricht Gerd Buurmann mit dem Ökonomen Fritz Söllner, Autor des Buchs „Die Moralapostel – Zerstörung eines Exportweltmeisters“.

„Moral und Moralität sind von großem Wert – sowohl aus idealistischer als auch aus pragmatischer Sicht. Wenn es Moral nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Die Tatsache, dass Moral schon immer zur Verfolgung egoistischer Ziele missbraucht worden ist, steht dazu nicht im Widerspruch, sondern bestätigt vielmehr den hohen Stellenwert der Moral. 

Mit anderen Worten: Was zu kritisieren ist, ist nicht die Moral, sondern der Moralismus. Zugegebenermaßen ist die Unterscheidung zwischen beiden nicht ganz einfach. Wo hört die moralische Politik auf und wo fängt der politische Moralismus an?

Eine klare und eindeutige Trennlinie gibt es zwar nicht, doch gibt es einige besonders auffällige Merkmale, anhand derer sich der politische Moralismus ziemlich sicher identifizieren lässt. Zu diesen Merkmalen gehört vor allem die Weigerung, die Konsequenzen seiner Politik zu berücksichtigen oder auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Wenn ein Politiker in typisch gesinnungs-ethischer Weise Werte und Ideale ohne Rücksicht auf Verluste vertritt und kein Bewusstsein für die Folgen einer solchen Politik hat, dann hat man es mit großer Sicherheit mit einem politischen Moralisten zu tun. In der Außenpolitik führt eine solche Haltung dazu, dass man sich weigert, die Existenz und die Berechtigung nationaler Interessen anzuerkennen. 

Daraus folgt notwendigerweise, dass mögliche Konflikte zwischen diesen Interessen und den vertretenen Werten weder gesehen noch thematisiert werden können. All das geht meist einher nicht nur mit der Abwesenheit jeglicher Selbstzweifel, sondern auch mit einer selbstgerechten und überheblichen Haltung: Wer es wagt, auf Tatsachen aufmerksam zu machen, und aus verantwortungsethischer Sicht die Berücksichtigung der Folgen einer werteorientierten Politik fordert und diese wegen eben dieser Folgen kritisiert – der wird entweder ignoriert oder lächerlich gemacht oder diffamiert. Wenn die Moral als Totschlagargument eingesetzt wird und Andersdenkende als schlechte Menschen verdammt werden – spätestens dann ist die moralische Politik zum politischen Moralismus degeneriert.“

Diese Worte stammen aus dem Buch „Die Moralapostel “ – Zerstörung eines Exportweltmeisters“. Der Autor des Buchs, Fritz Söllner, ist am Sonntag zu Gast bei Gerd Buurmann auf Indubio. 

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Rainer Niersberger / 03.08.2024

Ich kann die Verabsolutierung der “Moral” nicht ansatzweise nachvollziehen. Zum einen ist mir nicht klar, wie der Buchautor “Moral” definiert, auch im Unterschied zur “Ethik” , zum andern ist Moral nicht per se gut. Da gibt es bekanntlich jede Menge unterschiedliche Ansichten dazu, was moralisch ist und was nicht. Was auch alltäglich konkret erfahrbar ist. Der Autor bewertet offenbar die erklaerte Absicht der Transformatoren als moralisch gut, wobei er nicht zwischen ( angeblichem) Ziel und den Methoden unterscheidet.  Selbst ein moralisch begruessenswertes Ziel, was hier bereits mindestens zweifelhaft ist, kann mit moralisch schlechten Methoden verfolgt werden. Das Ganze erinnert an die ebenso feinsinnige wie sachlogisch falsche “Differenzierung” zwischen Islam und Islamismus. Dass aus Moral Moralismus ” werden” kann, liegt in der Natur der Sache. Dass “Werte” Vernunft und Recht beseitigen, wusste bereits Carl Schmitt. Dass moralisch beeinflusste Urteile nicht selten das Recht verletzen, ist offensichtlich. Dass “Empathie” zur ( Selbst) Zerstörung fuehrt, ist evolutionär bewiesen. Und nicht zuletzt verfolgen die Taeter, die sogen Elite, nicht einmal moralische Ziele, sondern die totalitaere Macht ueber ihre fuer Alles verfuegbare Untertanen. Sie taeuschen Moral als psychologisch, genauer limbisch, wirksame Narrative vor.

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