Es gibt unterdessen nicht nur überfüllte Erstaufnahmelager, sondern auch schon ein Schulbuch, das den Zuwanderern die Ankunft in Deutschland erleichtern soll. In diesem extra entwickelten „Deutschkurs für Asylbewerber“ werden den Schülern nicht bloß Wörter und Wendungen, Konjugation und Deklination beigebracht. Kostenlos eingebunden ist überdies eine erste Unterweisung zum deutschen Absolutismus im 21. Jahrhundert.
Da, wo es um die Worte geht, mit denen wir unser „Gesicht“ beschreiben, um die Haare, die Stirn oder den Mund, ist ein Porträt von Angela Merkel zu sehen. Dünne Striche verbinden die Vokabeln mit den jeweiligen Teilen ihres Kopfes. Freundlich lächelnd strahlt sie die Lernenden an. Ihre Nase ist die deutsche Nase an sich.
Man muss kein promovierter Psychologe sein, um zu erkennen, worauf das hinausläuft. Wer die deutsche Sprache anhand eines Merkel-Fotos lernt, verinnerlicht unversehens das Wesentliche: Diese Frau und Deutschland sind ein und dasselbe, heute, morgen und solange es die Vorsehung will.
Denn Angela Merkel, die Hunderttausenden Mut zum Aufbruch in die Kälte machte, sie ist „ein sehr guter Mensch“, wie eine junge Syrerin, die den „Deutschkurs für Asylbewerber“ bereits hinter sich hat, dieser Tage im Gespräch mit dem Darmstädter Echo sagte.
Dass dieser gute Mensch die deutsche Sprache selbst nur notdürftig beherrscht, ist dabei noch das Geringste, was hier einzuwenden wäre. Schwerer wiegt die politische Indoktrination, die solche Lernhilfen nach sich ziehen. Zuwanderer, die sich auf sie verlassen, werden bereits im Zuge der Sprachaneignung zu künftigen Merkel-Wählern abgerichtet, unterschwellig auf „alternativlose“, sprich monarchisch totalitäre Verhältnisse vorbereitet.
Auch im Absolutismus stand das Porträt des Königs für sein Land; später, im 20. Jahrhundert erfüllten die Bilder der Diktatoren diese Funktion.
„Väterchen“ Stalin avancierte auf eigenen Beschluss sogar zum bedeutendsten Sprachvermittler aller Zeiten. In der Demokratie aber hat kein Politiker das Recht, sich derart als Aushängeschild seines Landes aufzublasen. Kein pädagogischer Schmierlappen darf das suggerieren, indem er das Gesicht der Regierungschefin zur Vermittlung der Landessprache einsetzt.
Für solche Fälle haben wir hierzulande Herrn und Frau Mustermann. Wer das nicht beachtet, betreibt - aus Dummheit oder weil er sich einschleimen will - schlichtweg Personenkult. Dass das kaum noch jemandem auffällt, zeigt freilich auch, wie weit wir es bereits gebracht haben mit dem demokratisch bemäntelten Absolutismus des 21. Jahrhunderts.
Warum eigentlich, fragt man sich da, warum hängen wir das Bild der Kanzlerin nicht gleich in den Schulen auf, genau da, wo früher entweder das Kruzifix oder Honecker in Farbe an die Wand genagelt waren.