Gastautor / 11.09.2019 / 06:25 / Foto: U.S.N.A / 41 / Seite ausdrucken

Vor 20 Jahren: Vertreibung und Zerschlagung der Hoechst AG

Von Jörg Schierholz

Weiß noch jemand, dass die Hoechst AG vor nicht allzu langer Zeit eine der größten Pharma-Firmen der Welt und der führende Chemie/Agrarkonzern war? Die Beerdigung von Hoechst wurde im Juli 1999 bei der letzten Hauptversammlung des DAX-Gründungsmitglieds eingeläutet.

Die Geschichte von Hoechst beginnt am 2. Januar 1863 mit der der Gründung der Theerfarbenfabrik Meister, Lucius & Co  welche in der kleinen Stadt Hoechst bei Frankfurt am Main vorwiegend Textilfarben produzierte. In den 1880er Jahren folgte die Entwicklung von Arzneimitteln wie dem ersten Antiserum von Emil von Behring (Nobelpreisträger 1901) gegen Diphtherie und dem Anästhetikum Novocain. Das schnell wachsende Unternehmen war für die damalige Zeit bei betrieblichen Sozialleistungen wie einer Krankenversicherung, Pensionskasse und dem Bau einer Arbeitersiedlung im Kaiserreich ein europäisches Vorbild. 

Der Ausgang des Ersten Weltkriegs führte zur Zerstückelung des Unternehmens, da alle Auslandsniederlassungen sowie die weltweiten Patente den Siegern zugeschlagen wurden und Arzneimittel, Dünge- und Pflanzenschutzmittel unter französischer Zwangsverwaltung als Reparationsleistung produziert werden mussten. 1925 schlossen sich die Farbwerke der Fusion zur I.G. Farben Industrie AG an, dem dann weltweit größten Chemieverbund, welcher 1933 unter der nationalsozialistischen Diktatur gleichgeschaltet wurde.

Die nach dem 2. Weltkrieg von den Alliierten beschlossene Zerschlagung und De-Industrialisierung der Farbwerke Hoechst wurde aufgrund des sich anbahnenden Ost-West-Konfliktes mit der Sowjetunion unterlassen. Mittels innovativer chemischer Technologien wurde in den Nachkriegsjahren ein breites Spektrum von Geschäftsfeldern erschlossen und damit eine weltweite Führungsposition in der Agrarchemie, der Kunststoffentwicklung, der Anorganik, bei Fasern, Lacken und bei Arzneimitteln wie Herzkreislaufmitteln und Antibiotika erarbeitet. Bis Ende der 1950er Jahre verdreifachten sich Umsatz und die Mitarbeiterzahl auf über 50.000; 1992 schließlich waren es 176.000 „Hoechstianer“.

Zukunftstechnologien raus aus Deutschland 

Die 1984 weltweit erste Anlage zur biotechnologischen Herstellung von Insulin konnte erst 1998 aufgrund des politischen Widerstandes der hessischen Landesregierung (hauptsächlich durch Joschka Fischer) in Betrieb genommen werden. Das war nicht nur für die Hoechst AG der Anlass, innovative Produkte und Zukunftstechnologien wie die Gen- und Biotechnologie außerhalb Deutschlands zu entwickeln und zu produzieren.

Joschka Fischer und Umweltminister Töpfer (CDU) nutzten den Chemie-Unfall im Werk Griesheim 1993, um mit den Konsortialbanken den sperrigen, wenig öffentlichkeitswirksamen Unternehmenschef Hilger gegen den Wallstreet-Favoriten Dormann auszutauschen (Spiegel 1993-94). Der neue Vorstandsvorsitzende Jürgen Dormann als traditionsfremder Nicht-Naturwissenschaftler mit angelsächsischer Prägung setzte Mitte der 1990er Jahre die entscheidenden Weichenstellungen für die Zerschlagung in Gang.

Unter dem Motto "Entrosten und Entfrosten" sollte ein hochprofitabler Konzern mit den Sparten Pharma und Agrar entstehen. In typischer Kapitalmarkttradition setzte er zuerst eine 15-prozentige Netto-Eigenkapitalrendite als primäres Unternehmensziel an. 1995 übernahm Hoechst die amerikanische Pharmafirma Marion Merrell Dow (MMD), welche aber selbst Probleme hatte und vom Kapitalmarkt als überteuerter Kauf eingeschätzt wurde. Zwischenzeitlich wurde die Struktur der Führungsebene auf Linie getrimmt, und Nachfolger nicht mehr aus dem Goldfischteich der operativ erfahrenen Abteilungsleiter rekrutiert. Im gleichen Jahr wurde der Vorstandsvorsitzende Dormann vom Manager-Magazin zum "Manager des Jahres" auserkoren. Hoechst wurde dann innerhalb kurzer Zeit abgewickelt.

Zum schwerwiegendsten Störfall hochstilisiert

Der Störfall im Werk Griesheim, bei dem 1993 annähernd zehn Tonnen eines Chemikalien-Mixes freigesetzt wurde, spielte dieser Entwicklung in die Hand. Durch scharfe Attacken der rot-grünen Regierungen in Frankfurt und Hessen und die ungeschickte PR-Strategie des Konzerns wurde ein einfacher Bedienfehler zum schwerwiegendsten Störfall in der Geschichte der Hoechst AG hochstilisiert. Damit war dann die konzernstrategische Exkulpation gegeben, sich von der ungeliebten Chemie zu trennen und sich auf Life Science zu konzentrieren. Dies lag im Trend der Zeit, da Börsen-notierte Firmen gedrängt wurden, sich von allen Geschäften zu trennen, welche nicht zum „Kerngeschäft“ gehören. Konglomerate nach Art der Höchst AG waren out. „Alles, das wie ein Konglomerat riecht, wird abgestoßen. Wir lösen uns von unseren Hobbies und konzentrieren uns auf die Kernkompetenzen“, so Vikram Pandit, damaliger Chef der US-Bank Citigroup.

Hoechst wurde als strategische Management-Holding mit neun großen Töchtern aufgestellt: Hoechst Marion Roussell (Pharma), Agrevo (Agro), Hoechst Roussell Vet (Tierarzneien), Behring Diagnostics (Diagnostika), Celanese (Chemikalien), Trevira (PET und Fasern), Ticona (Technische Kunststoffe), Messer (Gase) und Herberts (Lacke). Das eröffnete die Möglichkeit, leichter die Töchter aus dem Verbund abzuspalten und später veräußern zu können. 

Beraterfirmen wie McKinsey und diverse Investmentbanken gaben nun für jeden Schritt der Abwicklung der Hoechst AG eine Fair-Value-Opinion ab und rechneten die notwendigen Finanzmodelle durch. JP Morgan sicherte sich von dem Berater-Kuchen den Löwenanteil – man war schließlich auch im Aufsichtsrat von Hoechst vertreten.

Dann wurde das Chemiegeschäft, die historische Basis der Hoechst AG, abgetrennt. Das Feinchemikaliengeschäft mit bedeutenden Produkten, Spitzentechnologien und globaler Präsenz bei Pigmenten, Additiven und Wachsen, Textilhilfsmitteln, Dispersionen und Masterbatches war nun bei der schweizerischen Clariant.

Beim profitablen Ausverkauf des Weltunternehmens wurde die restliche Substanz des Unternehmens, in 150 Jahren aufgebaut, schnellstmöglich und radikal monetarisiert: Das weltweit größte Polyesterfasergeschäft (Trevira) kam an die amerikanische Koch-Gruppe. Die Kunstharze-Gruppe Vianova ging an die Deutsche Morgan Grenfell, welche fünfzehn Monate später fast das Doppelte am Weiterverkauf verdiente; die Lackgruppe Herberts wurde an Dupont verkauft. Hochleistungstechnologien wie die Supraleiterforschung gingen an Alcatel, Licht-Emittierende Polymere unter dem Namen Covion an Merck, jetzt einem der wichtigsten Umsatzträger dort. Teile der Kunststoffsparte wurden von JP Morgan mit einem ordentlichen Gewinn an Blackstone weitergereicht, Anteile an Dystar an die Private Equity-Gruppe Platinum Equity. Das Kunststoffgeschäft (Polyethylen und Polypropylen) wurde mit dem von der BASF und Shell zusammengeführt und bildet heute die erfolgreiche Basell. Uhde, ein erfolgreicher Anlagenbauer, landete bei Krupp und das Gasgeschäft von Messer Griesheim an die Allianz AG und Goldman Sachs, die innerhalb kürzester Zeit ihren Einsatz durch den Verkauf an Air Liquide vervielfachten. Die Hoechst-Anteile der Wacker-Chemie konnten von der Familie Wacker gesichert werden. Die Behringwerke, einst Weltmarktführer für Impfstoffe und Zentrum für Gentechnik in Deutschland, ging über Chiron an Novartis, das Blutplasmageschäft an die australische Firma CSL, und das Diagnostika-Geschäft an Bain Capital und später an Dade. Der Immobilienbestand der Hoechst AG wurde für 1 Mrd. DM an die Deutsche Bank veräußert. Eine präzise Übersicht darüber gibt der ehemalige Chemievorstand der Hoechst AG, Dr. Seifert im ChemManager von 2008.

Die Hoechst AG war nur noch eine untote Hülle

Die Beerdigung von Hoechst fand im Juli 1999 statt. Gegen den erbitterten Widerstand von Kleinaktionären und der Belegschaft drückten die großen Anteilseigner die Fusion mit Rhone-Poulenc mit Firmensitz der neuen Aventis in Straßburg durch. Jahre später setzte sich bei Aventis die Erkenntnis durch, dass es kein Life-Science-Unternehmen für Gesundheit sowie Ernährung unter einem Dach geben könne, und man folgte dem Beispiel von Novartis und veräußerte das Agrogeschäft an Bayer. Hoechst hatte sich schon sehr frühzeitig auf dem Gebiet der Gentechnik für den Pflanzenschutz engagiert und neben Monsanto eine beachtliche Stärke aufgebaut, und so entstand eine neue starke Agrofirma, nämlich Bayer CropScience, die heute zu den größten Agrounternehmen der Welt gehört. 

Die Hoechst AG in Deutschland war 1999 nur noch eine untote Hülle.

Fünf Jahre später übernahm die wesentlich kleinere Sanofi mit finanzieller und politischer Unterstützung des französischen Staates Aventis zur Schaffung eines „nationalen Champions“.

Die Zerschlagung der Hoechst AG ist ein einzigartiges, katastrophales Kapitel deutscher Industriegeschichte. Hauptsächlicher Treiber des Geschehens war Jürgen Dormann als eine „nur schwer begreifbare Unternehmerpersönlichkeit mit hoher Egozentrik, subversivem Machtmissbrauch und wenig Fortune“ (Auszug aus dem Buch „Hoechst-Untergang des Weltkonzerns“ von Christoph Wehnelt).

Es wäre aber zu kurz gegriffen, ihm alleine die Verantwortung zuzuordnen, die  Aufsichtsräte, Vorstände und Aktionäre fanden die visionären Vorstellungen eines integrierten Life-Science Konzerns toll und stimmten zu, teilweise mit gemischten Gefühlen, wie sie später sagten. Vorgänger Wolfgang Hilger konstatierte: „Die Generation Dormann hat das in 50 Jahren aufgehäufte Vermögen vernichtet. Fast alle, die etwas zu sagen hatten, setzten sich zu wenig für den Erhalt des typisch deutschen Traditionsunternehmens ein. Die meisten bereicherten sich und haben dabei den Industriestandort Deutschland verarmen lassen."

Milliarden-Verluste an volkswirtschaftlicher Substanz

Ein Schlag ins Gesicht nicht nur für viele deutsche Mitarbeiter, sondern besonders auch die über 50.000 sogenannten Landesangestellten, die einst stolz darauf waren, sich "Hoechster" zu nennen. Die Milliarden-Verluste an volkswirtschaftlicher Substanz sind ohnehin nicht zu beziffern.

Bemerkenswert ist die Sicht auf die offizielle hessische und bundesdeutsche Politik, die keinerlei Anstrengung zu erkennen gab, die Abwanderung des Konzerns zu verhindern und die folgende feindliche Übernahme durch einen mittelgroßen, aber staatsgestützten Pariser Konzern abzuwenden. Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin gab damals offen zu, dass seine Regierung alles getan hatte, um den größten europäischen Pharmakonzern in Frankreich entstehen zu lassen, die rot-grüne Regierung in Berlin gab sich lediglich irritiert... 

Hier spielt die Technologiefeindlichkeit der Grünen und in Teilen der SPD und CDU eine gewichtige Rolle, bei denen die Chemie und Biotechnologie genauso verteufelt wurde wie heutzutage die Kernenergie oder der Dieselmotor. Verständlich auch die im Vorfeld der Zerschlagung die Ankündigung des damaligen Vorstandschefs Wolfgang Hilger mit Abwanderung des Konzerns unter diesen politischen Rahmenbedingungen.

Die „Apotheke der Welt“ ist Geschichte

Dem Standort Deutschland war der wichtigste industrielle Anker für die biomedizinische Forschung verloren gegangen, damit ist auch die „Apotheke der Welt“ Geschichte. Die damals hochinnovative Anlage zur biotechnologischen Herstellung von Insulin darf nun als Industriemuseum bewundert werden. Innovative und biotechnologische Arzneimittel werden aktuell vorwiegend in den USA und der Schweiz entwickelt und produziert.

Der volkswirtschaftliche Nutzen von historisch gewachsenen Industriekonglomeraten wie der Hoechst AG, auch in Zeiten aktueller wirtschaftlicher Abschwächung durch ein ausbalanziertes Produktportfolio eine stärkere Resistenz gegen konjunkturelle Risiken aufzubauen und die gutbezahlten Industriearbeitsplätze zu erhalten, hat in der beherrschenden Ära der globalen Investmentindustrie keinen Platz mehr.

Die kürzliche Aufspaltung des Bayer-Konzerns in separate Kapitalgesellschaften zum Kauf der überteuerten Monsanto deutet auf eine ähnliche Entwicklung wie bei Hoechst AG hin, bestätigt durch kürzlich getätigte Statements des angelsächsischen Hedge-Fonds Elliott, auch diesen deutschen Traditions-Konzern zerschlagen zu wollen. "Elliott ist der Ansicht, dass der aktuell niedrige Aktienkurs von Bayer den signifikanten Wert der einzelnen Geschäftseinheiten beziehungsweise die bestehende Wertschaffungsmöglichkeit von mehr als 30 Milliarden Euro nicht widerspiegelt" so der Spiegel 6/2019.

Auf politische Unterstützung zur Abwendung der Abwanderung und Monetarisierung deutscher Schlüsselindustrien durch die Finanzindustrie ist aktuell noch weniger zu hoffen als vor 20 Jahren bei der Zerschlagung der Hoechst AG.

 

Joerg Schierholz ist Arzt, Chemiker, Unternehmer und Autor von vielen medizinischen Fachartikeln; er schrieb unter anderem für das Deutsches Ärzteblatt.

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Ulv J. Hjort / 11.09.2019

Høchst ist kein einzelfall . Ich erinnere an Mannesmann und Bøhringer -Ingelheim zb . Aufkaufen, ausschlachten ,wegwerfen . Das sind keine økonomen ! Heuschrecken tiffts besser .

Prof. Dr. Martin Hofmann-Apitius / 11.09.2019

Darf ich ein wenig widersprechen? Wenngleich ich zustimme, dass der widerstandslose Verkauf von Aventis an Sanofi einen (von vielen) Sündenfall der Deutschen Wirtschaftspolitik darstellt, so hatte die Zerschlagung von Hoechst dennoch durchaus sachliche Gründe. Innovation im Bereich Gentechnik kam (und kommt) nämlich hauptsächlich aus den USA. Hoechst war schon zu Zeiten von Winnacker nicht wirklich führend in der Adoption gentechnischer Verfahren; weder hat das Unternehmen wichtige bioaktive Peptide kloniert (das tat Genentech u.a. mit Beteiligung von Axel Ullrich; aber eben auch Biogen und Amgen, also die Biotechs der 1. Generation); noch hat Hoechst sich schnell genug auf den Paradigmenwechsel, der sich mit der Molekularbiologie und später dann in Folge mit der Genom-Technologie fulminant Bahn brach, reagiert. Die Deutschen Pharma - Firmen haben (fast) NICHTS getan, um in Deutschland an Universitäten den entsprechenden Nachwuchs heranzuziehen. Gerade Hoechst hat kaum in Biotechnologie-Curriculae in regionale Universitäten wie Frankfurt oder Mainz investiert; einzig BASF hat damals das ZMBH in Heidelberg gefördert.  Herr Dormann hat ein sehr träges und kaum mehr steuerbares Unternehmen vorgefunden; Hoechst war mehr Behörde, als Innovationstreiber. Nicht umsonst haben Bayer und Aventis und viele andere Pharma-Unternehmen in Boston (Cambridge) oder der Bay-Area investiert; in Firmen wie Millennium, Genentech oder Human Genome Sciences. Denn die waren um Lichtjahre voraus gegenüber der “Zentralen Forschung” von Hoechst. Also: keine Frage, dass die Grünen eine unheilvolle, destruktive Rolle gespielt haben und spielen im Bereich Forschung und Innovation; aber Hoechst war keineswegs der “Innovationstreiber”, als der er in diesem Artikel dargestellt wird.  Hoechst war nicht in der Lage, sich selbst neu zu erfinden und DAS ist der eigentliche Grund, warum es Hoechst nicht mehr gibt.

Klaus Müller / 11.09.2019

Wird spannend zu sehen, was die leere Hülle Deutschland oder wie man die Ödnis dann auch immer nennen wird dann in Europa bewirken wird. Nur Gier und Naivität können glauben, das ein Vakuum nicht zerstörerisch wirken kann. Man könnte es auch einen Raubzug nennen, ohne Rücksicht auf Verluste.

P. F. Hilker / 11.09.2019

Grosse Konzerne wie Bayer, Siemens und eben auch Hoechst haben sich immer wieder von Nebensparten getrennt und zwar mit finanziellem Gewinn. Da muss es nicht unbedingt zu einer Zerschlagung des gesamten Konzerns kommen. Das was mit Hoechst passiert ist, ist in der Form ziemlich einmalig gewesen.

Rainer Hanisch / 11.09.2019

So läuft Wirtschaft, wenn es keine Unternehmer mehr gibt, sondern nur noch “Manager”. Die scheren sich einen Dreck um ein gut laufendes Unternehmen. Nur die eigene Brieftasche zählt. Und die muss möglichst schnell und prall gefüllt werden, auf Teufel komm raus. Was mit den Unternehmen passiert, was aus der Belegschaft wird, ist denen egal. Habe ich im Osten selbst erlebt: nach dem 4. Managerwechsel war von einem zu DDR-Zeiten florierenden Großbetrieb mit ca. 12 000 Beschäftigten nur noch eine “Holding-Gesellschaft” mit 625 Mitarbeitern übrig geblieben! uns so wirtschaftet auch die Politik - Deutschland schafft sich ab. Mit den steigenden Anhängerzahlen der Grünen gehts noch schneller und gründlicher.

Rüdiger Kuth / 11.09.2019

Tja, breit aufgestellt fällt eben nicht so schnell um,,,. So sind die großen erfolgreichen Konzerne aus Südkorea auch strukturiert: Samsung, Hyundai, LG….  Schiffe, Smartphones, Autos, Haustechnik usw. usw.

Gerhard Mader / 11.09.2019

Ja, das zu lesen war sehr deprimierend, wie systematisch nicht nur das deutsche Volk, sondern auch die deutsche Industrie abgeschafft werden. Wer bloß hat daran ein so infernalisches Interesse?

Gunnar Holler / 11.09.2019

Ich war selbst einige Jahre Aktionär bei Hoechst und gebe zu Protokoll, die Anteilseigner sind so schlecht nicht gefahren. Immerhin lag der Kurs 1993 unter 25 DM, die Abfindung 2005 fand zu 65 Euro (127 DM) statt. Dazu nicht zu vergessen die jährliche Dividende. Den Basischemieaktivitäten und Randgeschäftsfeldern brauchte man nicht hinterherzuweinen. So toll waren deren Gewinnbeiträge und die Entwicklungen nach dem Verkauf nicht. Man sollte sich z.B. den Kursverlauf der SGL Carbon seit dem Börsengang ca. 1996 anschauen, auf vielen Finanzseiten noch zu finden, leider kann man hier nichts verlinken. Das wirkliche Drama war die Verhinderung der Biotechnologie-Aktivitäten von 1984 bis 1998. Dadurch wurden alleine bei Hoechst zweistellige Milliardenwerte vernichtet. Die “Vervielfachung” des Wertes des Messer-Griesheim-Anteils bei der Allianz und GS halte ich für ein Gerücht. Es war wohl ein Wertzuwachs von 1,6 auf 2,7 Milliarden Euro, wobei die Familie Messer (ursprünglich 33% Anteile) von den Vorgängen durchaus angetan war, danach selbt Teile zukaufte. Weil hier andere Konglomerate angesprochen wurden: für die Aktionäre war der Aufkauf von Mannesmann genau zum Höhepunkt der Telekom-Manie ein Glücksfall. Die Geschäftsführung hatte das Vodafone-Angebot von 100 auf 190 Milliarden Euro hochgetrieben. Mannesmann war damit DER DAX-Highflyer der 1990er. Nach dem 87er Crash bei 100 DM, Abfindung bei über 210 Euro für die 1:10 gesplittete Aktie bedeutete einen Anstieg von 5 Euro auf 200 Euro. Die danach von Vodafone veräußerten Nicht-Telekom-Unternehmensteile (Röhren, Maschinenbau) existieren weiter bei Salzgitter, Siemens, Bosch, ZF Friedrichshafen usw. - So what? Man verzeihe mir die vielen Zahlen, aber sie zeigen, daß die Wirklichkeit komplexer ist als der etwas einseitige Artikel.

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